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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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Vandalischen, Svevischen etc. Reichs.
set, und dergestalt gedemüthiget worden, daß sie seit dem nicht mehr ein be-
sonder Reich gemacht, sondern sich unter die Gewalt der Vandalen begeben
müssen 3. Daher es entstanden, daß die Vandalische Printzen sich seit dem
Könige der Vandalen und Alanen genennet.

XLII. Aber ohngefehr im Jahr 419. 1, nahm Wallia die Provintz Aqui-Wallia legt den
Königl. Sitz
des West-Go-
thischen Reichs
nach Tolouse.

taniam secundam, nebst einigen andern Städten, zwischen der Garonne,
und der See 2, welche die Römer, vermöge des getroffenen Friedens, den Go-
then überlassen, würcklich in Besitz 3. Wallia legte den Königlichen Sitz nach
Tolouse, welches nachmals, 88. Jahr, die Residentz der West-Gothischen
Könige gewesen ist. Diese Länder haben daher den Namen Gothia bekom-
men, welcher auf einem Theile derselben noch lange hernach gehafftet 4: wie
denn auch die ietzige Benennung, LANGVEDOC, eben von den Gothen
abgeleitet wird 5. Die Gothen scheinen dagegen, von dem, was sie in Spa-

nien
[Beginn Spaltensatz] nini Calpe Carteia genennet wird. Terrae
Tartessiacae
bedeuten hier überhaupt Hispaniam
Baeticam:
Jmmassen der Fluß Baetis, (ietzt Gua-
dalquiuir
) vormahls auch Tartessus geheissen, wie
pavsanias Lib. VI. c. 19. p. 497. ausdrücklich
bezeuget. Einige erwehnen auch einer Stadt Tar-
tessus,
die in uralten Zeiten berühmt gewesen.
Wovon lvd. nonivs in descript. Hispaniae
c.
88. handelt.
3 idativs in chronico (ad A. 418.) Ala-
ni, qui Vandalis & Sueuis potentabantur, adeo
caesi sunt a Gothis, ut, extincto Atace, rege ipso-
rum, pauci, qui superfuerant, abolito regni no-
mine, Gunderici regis Vandalorum, qui in Gal-
laecia resederat, se patrocinio subiiugarent.
1 §. XLII. 1. annum probat tillemont
p.
1343.
2 prosper in chron. consul. maximo
& plinta coss.
(A. 419) Constantius pacem
firmat cum Vallia, data eidem ad habitandum se-
cunda Aquitanica, & quibusdam ciuitatibus con-
finium prouinciarum.
3 idativs in chronico ad A. honorii
XXIV. Gothi, intermisso certamine, quod agebant,
per Constantium ad Gallias reuocati, sedes in A-
quitania, & Tolosa usque ad oceanum ac-
ceperunt.
Unter diesen Städten befand sich nun
auch Bourdeaux: davon ist also pavlinvs zu
verstehen, wenn er in eucharistico gedencket, daß
seine Söhne sich von ihm nach Bourdeaux gewen-
det: u. 498.
- - Natis abeuntibus a me.
[Spaltenumbruch] Non equidem paribus studiis, nec tempore
eodem,
Succensis pariter sed libertatis amore,
Quam sibi maiorem contingere posse putabant
Burdigalae, GOTHICO QVANQVAM
CONSORTE COLONO.

Als die Römer diese Provintzen den Gothen abtra-
ten, wurden die alten Einwohner deswegen nicht
vertrieben, oder um ihre Bürgerliche Freyheit,
Haab und Guth gebracht: wie aus pavlini
Worten erhellet. Die Gothen traten in die Rech-
te der Hoheit, und in die Güter und Einnahme, so die
Käiser gehabt. Wegen der Ländereyen wird vielleicht
mit den Landsassen, (wie wir dergleichen von den Bur-
gundern, Ostro-Gothen, und andern Teutschen
Völckern angemercket finden,) absonderlicher Ver-
gleich seyn getroffen worden. Wenn ein Gothe
ausser diesem eines Provinzialen Hans, oder Hof
gerne haben wollte, muste er dergleichen Gruud-
Stücke auf rechtmäßige Art an sich bringen. Also
erzehlet pavlinvs u. 575. daß ihm ein Gothe
ein Stück Feldes abgekaufft, zu einer Zeit, da er
eben nöthig Geld gebrauchet:
Emtorem ignotum mihi si de gente Gothorum
Excires, nostri quondam qui iuris agellum
Mercari cupiens, pretium transmitteret ultro:
Haud equidem iustum, uerumtamen accipienti
Votiuum, fateor.
4 Testamentum Caroli Magni: septimania
siue Gothia.
add. petrvs de marca in
Marca Hispanica passim.
5 Conf. iacobvs sirmondvs in notis
ad Sidonium p. 38 catel
aber wiederspricht dieser
Ableitung, in seinen memoires de l' histoire de
Languedoc p. 39. seq.

[Ende Spaltensatz]
6. hie-
C c c 2

Vandaliſchen, Sveviſchen ꝛc. Reichs.
ſet, und dergeſtalt gedemuͤthiget worden, daß ſie ſeit dem nicht mehr ein be-
ſonder Reich gemacht, ſondern ſich unter die Gewalt der Vandalen begeben
muͤſſen 3. Daher es entſtanden, daß die Vandaliſche Printzen ſich ſeit dem
Koͤnige der Vandalen und Alanen genennet.

XLII. Aber ohngefehr im Jahr 419. 1, nahm Wallia die Provintz Aqui-Wallia legt dẽ
Koͤnigl. Sitz
des Weſt-Go-
thiſchẽ Reichs
nach Tolouſe.

taniam ſecundam, nebſt einigen andern Staͤdten, zwiſchen der Garonne,
und der See 2, welche die Roͤmer, vermoͤge des getroffenen Friedens, den Go-
then uͤberlaſſen, wuͤrcklich in Beſitz 3. Wallia legte den Koͤniglichen Sitz nach
Tolouſe, welches nachmals, 88. Jahr, die Reſidentz der Weſt-Gothiſchen
Koͤnige geweſen iſt. Dieſe Laͤnder haben daher den Namen Gothia bekom-
men, welcher auf einem Theile derſelben noch lange hernach gehafftet 4: wie
denn auch die ietzige Benennung, LANGVEDOC, eben von den Gothen
abgeleitet wird 5. Die Gothen ſcheinen dagegen, von dem, was ſie in Spa-

nien
[Beginn Spaltensatz] nini Calpe Carteia genennet wird. Terrae
Tarteſſiacae
bedeuten hier uͤberhaupt Hiſpaniam
Baeticam:
Jmmaſſen der Fluß Baetis, (ietzt Gua-
dalquiuir
) vormahls auch Tarteſſus geheiſſen, wie
pavsanias Lib. VI. c. 19. p. 497. ausdruͤcklich
bezeuget. Einige erwehnen auch einer Stadt Tar-
teſſus,
die in uralten Zeiten beruͤhmt geweſen.
Wovon lvd. nonivs in deſcript. Hiſpaniae
c.
88. handelt.
3 idativs in chronico (ad A. 418.) Ala-
ni, qui Vandalis & Sueuis potentabantur, adeo
caeſi ſunt a Gothis, ut, extincto Atace, rege ipſo-
rum, pauci, qui ſuperfuerant, abolito regni no-
mine, Gunderici regis Vandalorum, qui in Gal-
laecia reſederat, ſe patrocinio ſubiiugarent.
1 §. XLII. 1. annum probat tillemont
p.
1343.
2 prosper in chron. conſul. maximo
& plinta coss.
(A. 419) Conſtantius pacem
firmat cum Vallia, data eidem ad habitandum ſe-
cunda Aquitanica, & quibusdam ciuitatibus con-
finium prouinciarum.
3 idativs in chronico ad A. honorii
XXIV. Gothi, intermiſſo certamine, quod agebant,
per Conſtantium ad Gallias reuocati, ſedes in A-
quitania, & Toloſa usque ad oceanum ac-
ceperunt.
Unter dieſen Staͤdten befand ſich nun
auch Bourdeaux: davon iſt alſo pavlinvs zu
verſtehen, wenn er in euchariſtico gedencket, daß
ſeine Soͤhne ſich von ihm nach Bourdeaux gewen-
det: u. 498.
‒ ‒ Natis abeuntibus a me.
[Spaltenumbruch] Non equidem paribus ſtudiis, nec tempore
eodem,
Succenſis pariter ſed libertatis amore,
Quam ſibi maiorem contingere poſſe putabant
Burdigalae, GOTHICO QVANQVAM
CONSORTE COLONO.

Als die Roͤmer dieſe Provintzen den Gothen abtra-
ten, wurden die alten Einwohner deswegen nicht
vertrieben, oder um ihre Buͤrgerliche Freyheit,
Haab und Guth gebracht: wie aus pavlini
Worten erhellet. Die Gothen traten in die Rech-
te der Hoheit, und in die Guͤter und Einnahme, ſo die
Kaͤiſer gehabt. Wegen der Laͤndereyen wird vielleicht
mit den Landſaſſen, (wie wir dergleichen von den Bur-
gundern, Oſtro-Gothen, und andern Teutſchen
Voͤlckern angemercket finden,) abſonderlicher Ver-
gleich ſeyn getroffen worden. Wenn ein Gothe
auſſer dieſem eines Provinzialen Hans, oder Hof
gerne haben wollte, muſte er dergleichen Gruud-
Stuͤcke auf rechtmaͤßige Art an ſich bringen. Alſo
erzehlet pavlinvs u. 575. daß ihm ein Gothe
ein Stuͤck Feldes abgekaufft, zu einer Zeit, da er
eben noͤthig Geld gebrauchet:
Emtorem ignotum mihi ſi de gente Gothorum
Excires, noſtri quondam qui iuris agellum
Mercari cupiens, pretium transmitteret ultro:
Haud equidem iuſtum, uerumtamen accipienti
Votiuum, fateor.
4 Teſtamentum Caroli Magni: ſeptimania
ſiue Gothia.
add. petrvs de marca in
Marca Hiſpanica paſſim.
5 Conf. iacobvs sirmondvs in notis
ad Sidonium p. 38 catel
aber wiederſpricht dieſer
Ableitung, in ſeinen memoires de l’ hiſtoire de
Languedoc p. 39. ſeq.

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[387/0421] Vandaliſchen, Sveviſchen ꝛc. Reichs. ſet, und dergeſtalt gedemuͤthiget worden, daß ſie ſeit dem nicht mehr ein be- ſonder Reich gemacht, ſondern ſich unter die Gewalt der Vandalen begeben muͤſſen 3. Daher es entſtanden, daß die Vandaliſche Printzen ſich ſeit dem Koͤnige der Vandalen und Alanen genennet. XLII. Aber ohngefehr im Jahr 419. 1, nahm Wallia die Provintz Aqui- taniam ſecundam, nebſt einigen andern Staͤdten, zwiſchen der Garonne, und der See 2, welche die Roͤmer, vermoͤge des getroffenen Friedens, den Go- then uͤberlaſſen, wuͤrcklich in Beſitz 3. Wallia legte den Koͤniglichen Sitz nach Tolouſe, welches nachmals, 88. Jahr, die Reſidentz der Weſt-Gothiſchen Koͤnige geweſen iſt. Dieſe Laͤnder haben daher den Namen Gothia bekom- men, welcher auf einem Theile derſelben noch lange hernach gehafftet 4: wie denn auch die ietzige Benennung, LANGVEDOC, eben von den Gothen abgeleitet wird 5. Die Gothen ſcheinen dagegen, von dem, was ſie in Spa- nien 2 Wallia legt dẽ Koͤnigl. Sitz des Weſt-Go- thiſchẽ Reichs nach Tolouſe. 3 idativs in chronico (ad A. 418.) Ala- ni, qui Vandalis & Sueuis potentabantur, adeo caeſi ſunt a Gothis, ut, extincto Atace, rege ipſo- rum, pauci, qui ſuperfuerant, abolito regni no- mine, Gunderici regis Vandalorum, qui in Gal- laecia reſederat, ſe patrocinio ſubiiugarent. 1 §. XLII. 1. annum probat tillemont p. 1343. 2 prosper in chron. conſul. maximo & plinta coss. (A. 419) Conſtantius pacem firmat cum Vallia, data eidem ad habitandum ſe- cunda Aquitanica, & quibusdam ciuitatibus con- finium prouinciarum. 3 idativs in chronico ad A. honorii XXIV. Gothi, intermiſſo certamine, quod agebant, per Conſtantium ad Gallias reuocati, ſedes in A- quitania, & Toloſa usque ad oceanum ac- ceperunt. Unter dieſen Staͤdten befand ſich nun auch Bourdeaux: davon iſt alſo pavlinvs zu verſtehen, wenn er in euchariſtico gedencket, daß ſeine Soͤhne ſich von ihm nach Bourdeaux gewen- det: u. 498. ‒ ‒ Natis abeuntibus a me. Non equidem paribus ſtudiis, nec tempore eodem, Succenſis pariter ſed libertatis amore, Quam ſibi maiorem contingere poſſe putabant Burdigalae, GOTHICO QVANQVAM CONSORTE COLONO. Als die Roͤmer dieſe Provintzen den Gothen abtra- ten, wurden die alten Einwohner deswegen nicht vertrieben, oder um ihre Buͤrgerliche Freyheit, Haab und Guth gebracht: wie aus pavlini Worten erhellet. Die Gothen traten in die Rech- te der Hoheit, und in die Guͤter und Einnahme, ſo die Kaͤiſer gehabt. Wegen der Laͤndereyen wird vielleicht mit den Landſaſſen, (wie wir dergleichen von den Bur- gundern, Oſtro-Gothen, und andern Teutſchen Voͤlckern angemercket finden,) abſonderlicher Ver- gleich ſeyn getroffen worden. Wenn ein Gothe auſſer dieſem eines Provinzialen Hans, oder Hof gerne haben wollte, muſte er dergleichen Gruud- Stuͤcke auf rechtmaͤßige Art an ſich bringen. Alſo erzehlet pavlinvs u. 575. daß ihm ein Gothe ein Stuͤck Feldes abgekaufft, zu einer Zeit, da er eben noͤthig Geld gebrauchet: Emtorem ignotum mihi ſi de gente Gothorum Excires, noſtri quondam qui iuris agellum Mercari cupiens, pretium transmitteret ultro: Haud equidem iuſtum, uerumtamen accipienti Votiuum, fateor. 4 Teſtamentum Caroli Magni: ſeptimania ſiue Gothia. add. petrvs de marca in Marca Hiſpanica paſſim. 5 Conf. iacobvs sirmondvs in notis ad Sidonium p. 38 catel aber wiederſpricht dieſer Ableitung, in ſeinen memoires de l’ hiſtoire de Languedoc p. 39. ſeq. 6. hie- 2 nini Calpe Carteia genennet wird. Terrae Tarteſſiacae bedeuten hier uͤberhaupt Hiſpaniam Baeticam: Jmmaſſen der Fluß Baetis, (ietzt Gua- dalquiuir) vormahls auch Tarteſſus geheiſſen, wie pavsanias Lib. VI. c. 19. p. 497. ausdruͤcklich bezeuget. Einige erwehnen auch einer Stadt Tar- teſſus, die in uralten Zeiten beruͤhmt geweſen. Wovon lvd. nonivs in deſcript. Hiſpaniae c. 88. handelt. C c c 2

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/421>, abgerufen am 24.11.2024.