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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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Siebendes Buch. Geschichte der Teutschen
von gantz anderem Blut und Ursprung gewesen, wie selbst die Beschreibung ih-
rer Gestalt, die von der Verwandschafft sowohl unter gantzen Völckern, als in
einzelen Geschlechtern Zeugnis giebt, ausweiset. Der Haß, den die Gothen ge-
gen sie gehabt, hat zu einer seltsamen Fabel von ihrem Ursprung Anlaß gegeben.
Es habe nehmlich ein König der Gothen, einige Zauberinnen, dergleichen in der
Gothischen Sprache Alirunen hiessen, von seiner Armee jagen lassen, die nach-
mals in den unwegsamen Scythischen Wäldern mit den Wald-Geistern zu thun
gehabt, von welcher Brut die Hunnen entsprossen 2. Die historici legen ih-
nen durchgehends kleine tieffe Augen, eine platte Nase, kurtzen Hals, und
breite Schultern bey: welches Kennzeichen sind, daß die Hunnen, und einige
von den ietzigen Tartarischen Völckern gleichen Ursprung haben. Sie haben da-
bey die seltsame Gewohnheit gehabt, daß sie den Kindern die Backen zerfetzet,
um zu verhindern, daß ihnen bey männlichem Alter der Bart nicht wachsen möch-
te. Jhre Sprache, wovon man aus der Ungarischen, als einer Mund-Art der-
selben urtheilen kan, ist gleich weit von der Teutschen u. Sclavonischen entfernet.
Sie kamen fast nicht von ihren Pferden, und die Alten mercken es als was beson-
ders von ihnen an, daß sie offt in die Quehre gesessen: vielleicht um durch der-
gleichen Abwechselung die Beschehrlichkeit des immerwährenden Reitens in et-
was zu lindern. Jm Kriege wird insonderheit ihre Wuth im Angriff, und die
Geschwindigkeit, mit welcher sie sich zu wenden und wieder einzubrechen wu-
sten, gerühmet 3; danebst waren sie gute Schützen 4, wiewohl ihre Pfeile, viel-
mahls an statt des Eisens, nur spitzige Knochen hatten 5. Jhre übrige Lebens-
Art war sehr rauh. Jhre Kost bestund fürnehmlich in Wurtzeln, und das Fleisch
so sie assen, hatte keine andere Zurichtung, als daß sie es unter den Sattel leg-

ten,
[Beginn Spaltensatz] inducias infidi, inconstantes, ad omnem auram in-
cidentis spei nouae perquam mobiles, totum furori
incitatissimo tribuentes. Inconsultorum animalium
ritu, quid honestum inhonestumue sit penitus igno-
rantes: flexiloqui & obscuri, nullius religionis uel
superstitionis reuerentia aliquando districti: auri
cupidine immensa flagrantes: adeo permutabiles, &
irasci faciles, ut eodem aliquoties die a sociis nullo
irritante saepe desciscant, itidemque propitientur
nemine leniente. Hoc expeditum indomitumque ho-
minum genus externa praedandi auiditate flagrans
immani, per rapinas finitimorum grassatum &
caedes, adusque Alanos peruenit, ueteres Massage-
tas.
conf. lindendrogivs, & vales. ad
hunc locum: add. matthiae belii Hunga-
riae antiquae & nouae prodromus L. II. sect. I.
cap. I.
2 iornandes c. 24. Nam hos, ut refert an-
tiquitas, ita extitisse comperimus: Filimer rex
Gothorum, & Gandarici magni filius, post egres-
sum Scanziae insulae iam quinto loco tenens princi-
patum Getarum, qui & terras Scythicas cum sua
gente introisset, sicut a nobis dictum est, reperit in
[Spaltenumbruch] populo suo quasdam magas mulieres, quas patrio
sermone Aliuruncas dicunt, easque habens suspectas,
de medio sui proturbat, longeque ab exercitu suo fu-
gatas, in solitudine cöegit errare.
Den Gothen kan
man dergleichen Mährlein zu Abkühlung ihres Hasses
gegen die Hunnen zu gute halten, da die alten durch-
gehends in der Meynung gewesen sind, daß die Geister
in den Wäldern herrscheten, aber es ist nicht zu dul-
den, wenn neuere es als etwas wahrhafftiges erzehlen:
wie z. E. philippvs callimachvs in
Attila
schreibet: Scribunt plerique, Filmirum Got-
thorum regem, sed rerum antiquarum peritiores
memoriae proditum reliquere Idantirsum, exercitu
lustrato nonnullas foeminas, Alirumnas Scythae
uocant, ultra communem aliarum speciem corpore
atque indolae augustas, Scytharum castris exclusisse.
Easque subinde in solitudine trans Meotidem in Asia
agitantes, a Faunis & Satyris compressas, Hunos
genuisse, quorum mox soboles tanta foecunditate
propagata, ut credi par foret, deorum quoque cu-
iuspiam ad id operam accessisse.
Die Ursache, war-
um er diesen Umstand anführet, klinget noch schlech-
ter. Er thut es nehmlich, quo uitae, moribusque
[Ende Spaltensatz]
& bellis
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Siebendes Buch. Geſchichte der Teutſchen
von gantz anderem Blut und Urſprung geweſen, wie ſelbſt die Beſchreibung ih-
rer Geſtalt, die von der Verwandſchafft ſowohl unter gantzen Voͤlckern, als in
einzelen Geſchlechtern Zeugnis giebt, ausweiſet. Der Haß, den die Gothen ge-
gen ſie gehabt, hat zu einer ſeltſamen Fabel von ihrem Urſprung Anlaß gegeben.
Es habe nehmlich ein Koͤnig der Gothen, einige Zauberinnen, dergleichen in der
Gothiſchen Sprache Alirunen hieſſen, von ſeiner Armee jagen laſſen, die nach-
mals in den unwegſamen Scythiſchen Waͤldern mit den Wald-Geiſtern zu thun
gehabt, von welcher Brut die Hunnen entſproſſen 2. Die hiſtorici legen ih-
nen durchgehends kleine tieffe Augen, eine platte Naſe, kurtzen Hals, und
breite Schultern bey: welches Kennzeichen ſind, daß die Hunnen, und einige
von den ietzigen Tartariſchen Voͤlckern gleichen Urſprung haben. Sie haben da-
bey die ſeltſame Gewohnheit gehabt, daß ſie den Kindern die Backen zerfetzet,
um zu verhindern, daß ihnen bey maͤnnlichem Alter der Bart nicht wachſen moͤch-
te. Jhre Sprache, wovon man aus der Ungariſchen, als einer Mund-Art der-
ſelben urtheilen kan, iſt gleich weit von der Teutſchen u. Sclavoniſchen entfernet.
Sie kamen faſt nicht von ihren Pferden, und die Alten mercken es als was beſon-
ders von ihnen an, daß ſie offt in die Quehre geſeſſen: vielleicht um durch der-
gleichen Abwechſelung die Beſchehrlichkeit des immerwaͤhrenden Reitens in et-
was zu lindern. Jm Kriege wird inſonderheit ihre Wuth im Angriff, und die
Geſchwindigkeit, mit welcher ſie ſich zu wenden und wieder einzubrechen wu-
ſten, geruͤhmet 3; danebſt waren ſie gute Schuͤtzen 4, wiewohl ihre Pfeile, viel-
mahls an ſtatt des Eiſens, nur ſpitzige Knochen hatten 5. Jhre uͤbrige Lebens-
Art war ſehr rauh. Jhre Koſt beſtund fuͤrnehmlich in Wurtzeln, und das Fleiſch
ſo ſie aſſen, hatte keine andere Zurichtung, als daß ſie es unter den Sattel leg-

ten,
[Beginn Spaltensatz] inducias infidi, inconſtantes, ad omnem auram in-
cidentis ſpei nouae perquam mobiles, totum furori
incitatiſſimo tribuentes. Inconſultorum animalium
ritu, quid honeſtum inhoneſtumue ſit penitus igno-
rantes: flexiloqui & obſcuri, nullius religionis uel
ſuperſtitionis reuerentia aliquando diſtricti: auri
cupidine immenſa flagrantes: adeo permutabiles, &
iraſci faciles, ut eodem aliquoties die a ſociis nullo
irritante ſaepe deſciſcant, itidemque propitientur
nemine leniente. Hoc expeditum indomitumque ho-
minum genus externa praedandi auiditate flagrans
immani, per rapinas finitimorum graſſatum &
caedes, adusque Alanos peruenit, ueteres Maſſage-
tas.
conf. lindendrogivs, & vales. ad
hunc locum: add. matthiae belii Hunga-
riae antiquae & nouae prodromus L. II. ſect. I.
cap. I.
2 iornandes c. 24. Nam hos, ut refert an-
tiquitas, ita extitisſe comperimus: Filimer rex
Gothorum, & Gandarici magni filius, poſt egreſ-
ſum Scanziae inſulae iam quinto loco tenens princi-
patum Getarum, qui & terras Scythicas cum ſua
gente introiſſet, ſicut a nobis dictum eſt, reperit in
[Spaltenumbruch] populo ſuo quasdam magas mulieres, quas patrio
ſermone Aliuruncas dicunt, easque habens ſuſpectas,
de medio ſui proturbat, longeque ab exercitu ſuo fu-
gatas, in ſolitudine cöegit errare.
Den Gothen kan
man dergleichen Maͤhrlein zu Abkuͤhlung ihres Haſſes
gegen die Hunnen zu gute halten, da die alten durch-
gehends in der Meynung geweſen ſind, daß die Geiſter
in den Waͤldern herrſcheten, aber es iſt nicht zu dul-
den, wenn neuere es als etwas wahrhafftiges erzehlen:
wie z. E. philippvs callimachvs in
Attila
ſchreibet: Scribunt plerique, Filmirum Got-
thorum regem, ſed rerum antiquarum peritiores
memoriae proditum reliquere Idantirſum, exercitu
luſtrato nonnullas foeminas, Alirumnas Scythae
uocant, ultra communem aliarum ſpeciem corpore
atque indolae auguſtas, Scytharum caſtris excluſiſſe.
Easque ſubinde in ſolitudine trans Meotidem in Aſia
agitantes, a Faunis & Satyris compreſſas, Hunos
genuiſſe, quorum mox ſoboles tanta foecunditate
propagata, ut credi par foret, deorum quoque cu-
iuspiam ad id operam acceſſiſſe.
Die Urſache, war-
um er dieſen Umſtand anfuͤhret, klinget noch ſchlech-
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[284/0318] Siebendes Buch. Geſchichte der Teutſchen von gantz anderem Blut und Urſprung geweſen, wie ſelbſt die Beſchreibung ih- rer Geſtalt, die von der Verwandſchafft ſowohl unter gantzen Voͤlckern, als in einzelen Geſchlechtern Zeugnis giebt, ausweiſet. Der Haß, den die Gothen ge- gen ſie gehabt, hat zu einer ſeltſamen Fabel von ihrem Urſprung Anlaß gegeben. Es habe nehmlich ein Koͤnig der Gothen, einige Zauberinnen, dergleichen in der Gothiſchen Sprache Alirunen hieſſen, von ſeiner Armee jagen laſſen, die nach- mals in den unwegſamen Scythiſchen Waͤldern mit den Wald-Geiſtern zu thun gehabt, von welcher Brut die Hunnen entſproſſen 2. Die hiſtorici legen ih- nen durchgehends kleine tieffe Augen, eine platte Naſe, kurtzen Hals, und breite Schultern bey: welches Kennzeichen ſind, daß die Hunnen, und einige von den ietzigen Tartariſchen Voͤlckern gleichen Urſprung haben. Sie haben da- bey die ſeltſame Gewohnheit gehabt, daß ſie den Kindern die Backen zerfetzet, um zu verhindern, daß ihnen bey maͤnnlichem Alter der Bart nicht wachſen moͤch- te. Jhre Sprache, wovon man aus der Ungariſchen, als einer Mund-Art der- ſelben urtheilen kan, iſt gleich weit von der Teutſchen u. Sclavoniſchen entfernet. Sie kamen faſt nicht von ihren Pferden, und die Alten mercken es als was beſon- ders von ihnen an, daß ſie offt in die Quehre geſeſſen: vielleicht um durch der- gleichen Abwechſelung die Beſchehrlichkeit des immerwaͤhrenden Reitens in et- was zu lindern. Jm Kriege wird inſonderheit ihre Wuth im Angriff, und die Geſchwindigkeit, mit welcher ſie ſich zu wenden und wieder einzubrechen wu- ſten, geruͤhmet 3; danebſt waren ſie gute Schuͤtzen 4, wiewohl ihre Pfeile, viel- mahls an ſtatt des Eiſens, nur ſpitzige Knochen hatten 5. Jhre uͤbrige Lebens- Art war ſehr rauh. Jhre Koſt beſtund fuͤrnehmlich in Wurtzeln, und das Fleiſch ſo ſie aſſen, hatte keine andere Zurichtung, als daß ſie es unter den Sattel leg- ten, 1 2 iornandes c. 24. Nam hos, ut refert an- tiquitas, ita extitisſe comperimus: Filimer rex Gothorum, & Gandarici magni filius, poſt egreſ- ſum Scanziae inſulae iam quinto loco tenens princi- patum Getarum, qui & terras Scythicas cum ſua gente introiſſet, ſicut a nobis dictum eſt, reperit in populo ſuo quasdam magas mulieres, quas patrio ſermone Aliuruncas dicunt, easque habens ſuſpectas, de medio ſui proturbat, longeque ab exercitu ſuo fu- gatas, in ſolitudine cöegit errare. Den Gothen kan man dergleichen Maͤhrlein zu Abkuͤhlung ihres Haſſes gegen die Hunnen zu gute halten, da die alten durch- gehends in der Meynung geweſen ſind, daß die Geiſter in den Waͤldern herrſcheten, aber es iſt nicht zu dul- den, wenn neuere es als etwas wahrhafftiges erzehlen: wie z. E. philippvs callimachvs in Attila ſchreibet: Scribunt plerique, Filmirum Got- thorum regem, ſed rerum antiquarum peritiores memoriae proditum reliquere Idantirſum, exercitu luſtrato nonnullas foeminas, Alirumnas Scythae uocant, ultra communem aliarum ſpeciem corpore atque indolae auguſtas, Scytharum caſtris excluſiſſe. Easque ſubinde in ſolitudine trans Meotidem in Aſia agitantes, a Faunis & Satyris compreſſas, Hunos genuiſſe, quorum mox ſoboles tanta foecunditate propagata, ut credi par foret, deorum quoque cu- iuspiam ad id operam acceſſiſſe. Die Urſache, war- um er dieſen Umſtand anfuͤhret, klinget noch ſchlech- ter. Er thut es nehmlich, quo uitae, moribusque & bellis 3 4 5 1 inducias infidi, inconſtantes, ad omnem auram in- cidentis ſpei nouae perquam mobiles, totum furori incitatiſſimo tribuentes. Inconſultorum animalium ritu, quid honeſtum inhoneſtumue ſit penitus igno- rantes: flexiloqui & obſcuri, nullius religionis uel ſuperſtitionis reuerentia aliquando diſtricti: auri cupidine immenſa flagrantes: adeo permutabiles, & iraſci faciles, ut eodem aliquoties die a ſociis nullo irritante ſaepe deſciſcant, itidemque propitientur nemine leniente. Hoc expeditum indomitumque ho- minum genus externa praedandi auiditate flagrans immani, per rapinas finitimorum graſſatum & caedes, adusque Alanos peruenit, ueteres Maſſage- tas. conf. lindendrogivs, & vales. ad hunc locum: add. matthiae belii Hunga- riae antiquae & nouae prodromus L. II. ſect. I. cap. I.

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/318>, abgerufen am 22.11.2024.