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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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bis zu Ende der mit IVLIANO geführten Kriege.
Rath; und die gantze Römische Armee schiene Friede zu wünschen: immassen
man die Einbildung hatte, der Kaiser wäre in auswärtigen Kriegen nicht glück-
lich. Constantius machte also mit den Alemannen Friede, den dieselben mit
besonderen, unter ihnen gewöhnlichen Umständen beschworen, und gieng darauf
nach Meiland 5, um den Winter daselbst zuzubringen. Hier ward nun Galli
Verderben völlig beschlossen. Man lockte ihn unter den schönsten Versprechun-
gen nach Hofe zu kommen; aber unterwegens ward er im Norico, in der+ ietzo Petta[u].
Stadt Petobio, + in dem daselbst befindlichen Pallast in Hafft genommen, und
nach Jstrien abgeführet, allwo 6 er den Kopf lassen müssen.

XLI. Constantius kriegte aber bald darauf, und zwar, wie es scheinet, imFeldzug gegen
die Lenti-
censes,
so in
Rätien einge-
fallen.

folgenden Jahr, + mit den Lenticensibus, einem andern Alemannischen Volck,
das in Rätien eingefallen war, zu schaffen. Er brach selbst gegen sie auf, und
lagerte sich in Campis Caninis, (die einige in die Gegend von Belizone,+ A. 355. conf.
till. n.
36.

andere um Chiauenna setzen) und beorderte den General Arbetio, sich von
daraus, mit dem grössern Theil der Armee, längst dem Boden-See auszubrei-
ten 1. Arbetio stieß aber in den unwegsamen Wäldern auf einen Hinterhalt,
gegen den er viel Leute einbüste, und kaum vor seine Person entkommen konte.
Hingegen wurden auch die Alemannen, die dadurch so verwegen geworden, daß
sie bis an die Linien des Römischen Lagers streifften, und die Römer ausfor-
derten, in einem tapfern Ausfall aufs Haupt geschlagen. Worauf der Kaiser ++++ ouans &
laetus.

gen Meiland zurücke gieng, um wiederum den Winter daselbst hinzubringen 2.

XLII. Siluani glückliche Verrichtungen am Nieder-Rhein hatten eineSiluanus
wirfft sich am
Nieder-Rhein
zum Kaiser
auf.

gantz andere Würckung, als er gehoffet. Seine Neider liessen einige falsche
Briefe unterschieben, und beschuldigten ihn aus selbigen beym Kaiser, daß er

nach
[Beginn Spaltensatz] gleich darauf hauptsächlich mit gebraucht, Gallum
ins Garn zu bringen. ibid. c. 11. Bey welcher
Gelegenheit ammianvs seine Gemüths-Art in
nachfolgenden Worten abbildet: Velamento suba-
grestis ingenii, persuasionis opifex callidus.
5 ammianvs marcellinvs l. c. Icto
posthaec foedere gentium ritu, perfectaque solemni-
tate, imperator Mediolanum ad hiberna discessit.
6 Es ist nicht ausgemacht, an was vor einem
Orte. v. tillem. not. 32.
1 §. XLI. 1. ammianvs marcellinvs
beschreibet L. XV. c. 4. diese Gegend so lebhafft, daß
die Stelle verdienet, hieher gesetzet zu werden: Inter
montium celsorum amfractus immani pulsu Rhenus
exoriens, per praeruptos scopulos extenditur, nullis
aquis externis adoptatis, ut - - - - per cataractas
inclinatione praecipiti funditur Nilus. Et naui-
gari ab ortu poterat, primigenio copiis exuberans
propriis, nei ruenti curreret similis potius, quam
fluenti. Iamque absolutus, altaque diuortia ripa-
[Spaltenumbruch] rum adradens, lacum inuadit rotundum & uastum,
quem Brigantiam accola Raetus appellat, perque
quadringenta & sexaginta stadia longum, parique
pene spatio late diffusum, horrore siluarum squa-
lentium inaccessum,
(nisi qua uetus illa Romana
uirtus & sobria iter composuit latum
) barbaris
& natura locorum & coeli inclementia refragante.
Hanc ergo paludem spumosis strependo uerticibus
amnis irrumpens, & undarum quietem permeans
pigram, mediam uelut sinali intersecat libramente:
& tanquam elementum perenni discordia separa-
tum, nec aucto nec imminuto agmine quod intulit,
uocabulo & uiribus absoluitur integris, nec conta-
gia deinde ulla perpetiens, oceani gurgitibus inti-
matur. Quodque est impendio mirum, nec stagnum
aquarum rapido transcursu mouetur, nec limosa
subluuie tardatur properans flumen, & confusum
misceri non potest corpus: quod ni ita agi ipse
doceret adspectus, nulla ui credebatur discerni.
2 ibid. l. c.
[Ende Spaltensatz]
§. XLII.

bis zu Ende der mit IVLIANO gefuͤhrten Kriege.
Rath; und die gantze Roͤmiſche Armee ſchiene Friede zu wuͤnſchen: immaſſen
man die Einbildung hatte, der Kaiſer waͤre in auswaͤrtigen Kriegen nicht gluͤck-
lich. Conſtantius machte alſo mit den Alemannen Friede, den dieſelben mit
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nach Meiland 5, um den Winter daſelbſt zuzubringen. Hier ward nun Galli
Verderben voͤllig beſchloſſen. Man lockte ihn unter den ſchoͤnſten Verſprechun-
gen nach Hofe zu kommen; aber unterwegens ward er im Norico, in der† ietzo Petta[u].
Stadt Petobio, † in dem daſelbſt befindlichen Pallaſt in Hafft genommen, und
nach Jſtrien abgefuͤhret, allwo 6 er den Kopf laſſen muͤſſen.

XLI. Conſtantius kriegte aber bald darauf, und zwar, wie es ſcheinet, imFeldzug gegen
die Lenti-
cenſes,
ſo in
Raͤtien einge-
fallen.

folgenden Jahr, † mit den Lenticenſibus, einem andern Alemanniſchen Volck,
das in Raͤtien eingefallen war, zu ſchaffen. Er brach ſelbſt gegen ſie auf, und
lagerte ſich in Campis Caninis, (die einige in die Gegend von Belizone,A. 355. conf.
till. n.
36.

andere um Chiauenna ſetzen) und beorderte den General Arbetio, ſich von
daraus, mit dem groͤſſern Theil der Armee, laͤngſt dem Boden-See auszubrei-
ten 1. Arbetio ſtieß aber in den unwegſamen Waͤldern auf einen Hinterhalt,
gegen den er viel Leute einbuͤſte, und kaum vor ſeine Perſon entkommen konte.
Hingegen wurden auch die Alemannen, die dadurch ſo verwegen geworden, daß
ſie bis an die Linien des Roͤmiſchen Lagers ſtreifften, und die Roͤmer ausfor-
derten, in einem tapfern Ausfall aufs Haupt geſchlagen. Worauf der Kaiſer †††† ouans &
laetus.

gen Meiland zuruͤcke gieng, um wiederum den Winter daſelbſt hinzubringen 2.

XLII. Siluani gluͤckliche Verrichtungen am Nieder-Rhein hatten eineSiluanus
wirfft ſich am
Nieder-Rhein
zum Kaiſer
auf.

gantz andere Wuͤrckung, als er gehoffet. Seine Neider lieſſen einige falſche
Briefe unterſchieben, und beſchuldigten ihn aus ſelbigen beym Kaiſer, daß er

nach
[Beginn Spaltensatz] gleich darauf hauptſaͤchlich mit gebraucht, Gallum
ins Garn zu bringen. ibid. c. 11. Bey welcher
Gelegenheit ammianvs ſeine Gemuͤths-Art in
nachfolgenden Worten abbildet: Velamento ſuba-
greſtis ingenii, perſuaſionis opifex callidus.
5 ammianvs marcellinvs l. c. Icto
poſthaec foedere gentium ritu, perfectaque ſolemni-
tate, imperator Mediolanum ad hiberna diſceſſit.
6 Es iſt nicht ausgemacht, an was vor einem
Orte. v. tillem. not. 32.
1 §. XLI. 1. ammianvs marcellinvs
beſchreibet L. XV. c. 4. dieſe Gegend ſo lebhafft, daß
die Stelle verdienet, hieher geſetzet zu werden: Inter
montium celſorum amfractus immani pulſu Rhenus
exoriens, per praeruptos ſcopulos extenditur, nullis
aquis externis adoptatis, ut ‒ ‒ ‒ ‒ per cataractas
inclinatione praecipiti funditur Nilus. Et naui-
gari ab ortu poterat, primigenio copiis exuberans
propriis, nî ruenti curreret ſimilis potius, quam
fluenti. Iamque abſolutus, altaque diuortia ripa-
[Spaltenumbruch] rum adradens, lacum inuadit rotundum & uaſtum,
quem Brigantiam accola Raetus appellat, perque
quadringenta & ſexaginta ſtadia longum, parique
pene ſpatio late diffuſum, horrore ſiluarum ſqua-
lentium inacceſſum,
(niſi qua uetus illa Romana
uirtus & ſobria iter compoſuit latum
) barbaris
& natura locorum & coeli inclementia refragante.
Hanc ergo paludem ſpumoſis ſtrependo uerticibus
amnis irrumpens, & undarum quietem permeans
pigram, mediam uelut ſinali interſecat libramente:
& tanquam elementum perenni diſcordia ſepara-
tum, nec aucto nec imminuto agmine quod intulit,
uocabulo & uiribus abſoluitur integris, nec conta-
gia deinde ulla perpetiens, oceani gurgitibus inti-
matur. Quodque eſt impendio mirum, nec ſtagnum
aquarum rapido tranſcurſu mouetur, nec limoſa
ſubluuie tardatur properans flumen, & confuſum
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[239/0273] bis zu Ende der mit IVLIANO gefuͤhrten Kriege. Rath; und die gantze Roͤmiſche Armee ſchiene Friede zu wuͤnſchen: immaſſen man die Einbildung hatte, der Kaiſer waͤre in auswaͤrtigen Kriegen nicht gluͤck- lich. Conſtantius machte alſo mit den Alemannen Friede, den dieſelben mit beſonderen, unter ihnen gewoͤhnlichen Umſtaͤnden beſchworen, und gieng darauf nach Meiland 5, um den Winter daſelbſt zuzubringen. Hier ward nun Galli Verderben voͤllig beſchloſſen. Man lockte ihn unter den ſchoͤnſten Verſprechun- gen nach Hofe zu kommen; aber unterwegens ward er im Norico, in der Stadt Petobio, † in dem daſelbſt befindlichen Pallaſt in Hafft genommen, und nach Jſtrien abgefuͤhret, allwo 6 er den Kopf laſſen muͤſſen. † ietzo Pettau. XLI. Conſtantius kriegte aber bald darauf, und zwar, wie es ſcheinet, im folgenden Jahr, † mit den Lenticenſibus, einem andern Alemanniſchen Volck, das in Raͤtien eingefallen war, zu ſchaffen. Er brach ſelbſt gegen ſie auf, und lagerte ſich in Campis Caninis, (die einige in die Gegend von Belizone, andere um Chiauenna ſetzen) und beorderte den General Arbetio, ſich von daraus, mit dem groͤſſern Theil der Armee, laͤngſt dem Boden-See auszubrei- ten 1. Arbetio ſtieß aber in den unwegſamen Waͤldern auf einen Hinterhalt, gegen den er viel Leute einbuͤſte, und kaum vor ſeine Perſon entkommen konte. Hingegen wurden auch die Alemannen, die dadurch ſo verwegen geworden, daß ſie bis an die Linien des Roͤmiſchen Lagers ſtreifften, und die Roͤmer ausfor- derten, in einem tapfern Ausfall aufs Haupt geſchlagen. Worauf der Kaiſer †† gen Meiland zuruͤcke gieng, um wiederum den Winter daſelbſt hinzubringen 2. Feldzug gegen die Lenti- cenſes, ſo in Raͤtien einge- fallen. † A. 355. conf. till. n. 36. †† ouans & laetus. XLII. Siluani gluͤckliche Verrichtungen am Nieder-Rhein hatten eine gantz andere Wuͤrckung, als er gehoffet. Seine Neider lieſſen einige falſche Briefe unterſchieben, und beſchuldigten ihn aus ſelbigen beym Kaiſer, daß er nach 4 Siluanus wirfft ſich am Nieder-Rhein zum Kaiſer auf. 5 ammianvs marcellinvs l. c. Icto poſthaec foedere gentium ritu, perfectaque ſolemni- tate, imperator Mediolanum ad hiberna diſceſſit. 6 Es iſt nicht ausgemacht, an was vor einem Orte. v. tillem. not. 32. 1 §. XLI. 1. ammianvs marcellinvs beſchreibet L. XV. c. 4. dieſe Gegend ſo lebhafft, daß die Stelle verdienet, hieher geſetzet zu werden: Inter montium celſorum amfractus immani pulſu Rhenus exoriens, per praeruptos ſcopulos extenditur, nullis aquis externis adoptatis, ut ‒ ‒ ‒ ‒ per cataractas inclinatione praecipiti funditur Nilus. Et naui- gari ab ortu poterat, primigenio copiis exuberans propriis, nî ruenti curreret ſimilis potius, quam fluenti. Iamque abſolutus, altaque diuortia ripa- rum adradens, lacum inuadit rotundum & uaſtum, quem Brigantiam accola Raetus appellat, perque quadringenta & ſexaginta ſtadia longum, parique pene ſpatio late diffuſum, horrore ſiluarum ſqua- lentium inacceſſum, (niſi qua uetus illa Romana uirtus & ſobria iter compoſuit latum) barbaris & natura locorum & coeli inclementia refragante. Hanc ergo paludem ſpumoſis ſtrependo uerticibus amnis irrumpens, & undarum quietem permeans pigram, mediam uelut ſinali interſecat libramente: & tanquam elementum perenni diſcordia ſepara- tum, nec aucto nec imminuto agmine quod intulit, uocabulo & uiribus abſoluitur integris, nec conta- gia deinde ulla perpetiens, oceani gurgitibus inti- matur. Quodque eſt impendio mirum, nec ſtagnum aquarum rapido tranſcurſu mouetur, nec limoſa ſubluuie tardatur properans flumen, & confuſum miſceri non poteſt corpus: quod ni ita agi ipſe doceret adſpectus, nulla ui credebatur diſcerni. 2 ibid. l. c. §. XLII. 4 gleich darauf hauptſaͤchlich mit gebraucht, Gallum ins Garn zu bringen. ibid. c. 11. Bey welcher Gelegenheit ammianvs ſeine Gemuͤths-Art in nachfolgenden Worten abbildet: Velamento ſuba- greſtis ingenii, perſuaſionis opifex callidus.

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/273>, abgerufen am 25.11.2024.