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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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Viertes Buch. Geschichte der Teutschen
Teutschen Völckern, die in völliger Freyheit blieben, absonderte. Corbulo ließ
darauf einen breiten Graben zwischen der Maas, und dem Rheine, ausführen4.
Man hat insgemein dafür gehalten, es sey der Canal, der von Leyden nach Hel-
voet-Sluys
gehet. Aber der berühmte menso altingivs hat selbige
Meynung wiederleget5. Man könnte Curtii Rufi Unternehmen, der es zuerst ge-
waget, Bergwercke in Teutschland, in der ietzigen Wetterau anrichten zu lassen,
zu eben diesen Zeiten rechnen. Weil aber taciti Stelle, daraus man sol-
ches erweisen will, noch Zweiffel leydet, ist es am sichersten, die gantze Sache des
Lesers Beurtheilung zu überlassen6.

XXIX. Jm Jahre chr. 50. hat Claudii Gemahlin Agrippina, um die
Agrippina
läst, unter den
Vbiis eine
Römische Co-
lonie anrich-
ten.
Zeichen ihres Glückes, u. ihrer Gewalt, auch bis an den Rhein-Strohm auszubrei-
ten, und ihres Vaters Germanici, und Groß-Vaters Drusi, Ehrenmahlen, an
die Seite zu setzen, bey ihrem Gemahle erlanget, daß eine Colonie von alten Sol-
daten in die Stadt der Ubier, die M. Agrippa, ihr Groß-Vater, zuerst angele-
get, und in welcher sie selbst gebohren war, abgeführet worden1. Welche Pflantz-
Stadt ihren Namen, in der bis auf den heutigen Tag blühenden Stadt Cöln am
Rheine, auf die Nachwelt fortgebracht hat2. Der berühmte Jurist, pavllvs,
schreibet, daß selbige Colonie iuris Italici gewesen sey3. Die Römischen Solda-
ten verheyratheten sich zwar unter den Ubiern, aber diese Veränderung hat nicht
gehindert, daß sich nicht die Ubier, nach wie vor, für ein Teutsches Volck
geachtet4.

XXX. Jn eben demselben Jahre +ging ein neuer Schwarm Catten über
Catten plün-
dern Ober-
Germanien.
den Rhein, und plünderten Ober-Germanien: aber sie musten dieses Unternehmen
dem Legato, L. Pomponio, theuer bezahlen1. Er schickete die Vangionen, und
Nemeter, nebst einem Theile der Reuterey aus, sie aufzusuchen, oder ihnen doch
den Rückweg abzuschneiden. Er selbst ging indessen über den Rhein, und setzete
sich am Gebürge Taunus: um die übrigen Catten, so zu Hause geblieben wa-
ren, abzuhalten, wenn sie etwan mit einer grössern Macht den ihrigen zu Hülffe
ziehen wollten. Die Römer theileten sich in zwey Hauffen, und beyde waren so

glücklich
[Beginn Spaltensatz] mitius Corbulo, in Germania exercitui praefectus,
milites exercuit, ac barbaros, inprimis autem Chau-
cos, uexauit: cuius ubi uirtutem, ac studia, Claudius
cognouit, non passus maiora augmenta accipere, ex
hostico reuocauit. Et rediit Corbulo dicto parens,
hac tantum noce emissa, felices fuisse quondam exer-
cituum duces, quo ostenderet, priscis illis licuisse, ci-
tra periculum, praeclare rem gerere, suae uirtuti im-
peratoris inuidiam officere. Triumphauit tamen
nihilominus.
4 tacitvs Annal. L. XI. c. 20. Vt tamen
miles otium exueret, inter Mosam, Rhenumque, tri-
um & uiginti millium spatio, sossam praeduxit, qua
incerta Oceani uetarentur: insignia tamen triumphi
indulsit Caesar, quamuis bellum negauisset.
dio
L. LX. p.
685.
5 [Spaltenumbruch] altingivs notit. German. Inf. P. I. p. 48.
6 tacitvs Ann. L. XI. c. 20. Nec multe
post Curtius Rufus eundem honorem adipiscitur, qui
in agro Mattiaco recluserat specus quaerendis uenis
argenti, unde tenuis fructus, nec in longum fuit.

lipsivs Saturnal. L. II.
muthmasset, man müsse an
statt Mattiaco, Maziaco oder Mazyaco lesen, wel-
ches eine Nation in Africa gewesen. clvverivs
hat zwar lipsivm wiederlegen wollen, aber doch
nicht allen Zweiffel heben können.
1 §. XXIX. 1. tacitvs Ann. L. XII. c. 27. Sed
Agrippina, quo uim suam sociis quoque nationibus
ostentaret, in oppidum Vbiorum, in quo genita erat,
ueteranos, coloniamque deduci impetrat, cui nomen
inditum ex uocabulo ipsius.
2 stephanvs broelmann ein Iuris
[Ende Spaltensatz]
Consul-
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Viertes Buch. Geſchichte der Teutſchen
Teutſchen Voͤlckern, die in voͤlliger Freyheit blieben, abſonderte. Corbulo ließ
darauf einen breiten Graben zwiſchen der Maas, und dem Rheine, ausfuͤhren4.
Man hat insgemein dafuͤr gehalten, es ſey der Canal, der von Leyden nach Hel-
voet-Sluys
gehet. Aber der beruͤhmte menso altingivs hat ſelbige
Meynung wiederleget5. Man koͤnnte Curtii Rufi Unternehmen, der es zuerſt ge-
waget, Bergwercke in Teutſchland, in der ietzigen Wetterau anrichten zu laſſen,
zu eben dieſen Zeiten rechnen. Weil aber taciti Stelle, daraus man ſol-
ches erweiſen will, noch Zweiffel leydet, iſt es am ſicherſten, die gantze Sache des
Leſers Beurtheilung zu uͤberlaſſen6.

XXIX. Jm Jahre chr. 50. hat Claudii Gemahlin Agrippina, um die
Agrippina
laͤſt, unter den
Vbiis eine
Roͤmiſche Co-
lonie anrich-
ten.
Zeichen ihres Gluͤckes, u. ihrer Gewalt, auch bis an den Rhein-Strohm auszubrei-
ten, und ihres Vaters Germanici, und Groß-Vaters Druſi, Ehrenmahlen, an
die Seite zu ſetzen, bey ihrem Gemahle erlanget, daß eine Colonie von alten Sol-
daten in die Stadt der Ubier, die M. Agrippa, ihr Groß-Vater, zuerſt angele-
get, und in welcher ſie ſelbſt gebohren war, abgefuͤhret worden1. Welche Pflantz-
Stadt ihren Namen, in der bis auf den heutigen Tag bluͤhenden Stadt Coͤln am
Rheine, auf die Nachwelt fortgebracht hat2. Der beruͤhmte Juriſt, pavllvs,
ſchreibet, daß ſelbige Colonie iuris Italici geweſen ſey3. Die Roͤmiſchen Solda-
ten verheyratheten ſich zwar unter den Ubiern, aber dieſe Veraͤnderung hat nicht
gehindert, daß ſich nicht die Ubier, nach wie vor, fuͤr ein Teutſches Volck
geachtet4.

XXX. Jn eben demſelben Jahre ging ein neuer Schwarm Catten uͤber
Catten pluͤn-
dern Ober-
Germanien.
den Rhein, und pluͤnderten Ober-Germanien: aber ſie muſten dieſes Unternehmen
dem Legato, L. Pomponio, theuer bezahlen1. Er ſchickete die Vangionen, und
Nemeter, nebſt einem Theile der Reuterey aus, ſie aufzuſuchen, oder ihnen doch
den Ruͤckweg abzuſchneiden. Er ſelbſt ging indeſſen uͤber den Rhein, und ſetzete
ſich am Gebuͤrge Taunus: um die uͤbrigen Catten, ſo zu Hauſe geblieben wa-
ren, abzuhalten, wenn ſie etwan mit einer groͤſſern Macht den ihrigen zu Huͤlffe
ziehen wollten. Die Roͤmer theileten ſich in zwey Hauffen, und beyde waren ſo

gluͤcklich
[Beginn Spaltensatz] mitius Corbulo, in Germania exercitui praefectus,
milites exercuit, ac barbaros, inprimis autem Chau-
cos, uexauit: cuius ubi uirtutem, ac ſtudia, Claudius
cognouit, non paſſus maiora augmenta accipere, ex
hoſtico reuocauit. Et rediit Corbulo dicto parens,
hac tantum noce emiſſa, felices fuiſſe quondam exer-
cituum duces, quo oſtenderet, priſcis illis licuiſſe, ci-
tra periculum, praeclare rem gerere, ſuae uirtuti im-
peratoris inuidiam officere. Triumphauit tamen
nihilominus.
4 tacitvs Annal. L. XI. c. 20. Vt tamen
miles otium exueret, inter Moſam, Rhenumque, tri-
um & uiginti millium ſpatio, ſoſſam praeduxit, qua
incerta Oceani uetarentur: inſignia tamen triumphi
indulſit Caeſar, quamuis bellum negauiſſet.
dio
L. LX. p.
685.
5 [Spaltenumbruch] altingivs notit. German. Inf. P. I. p. 48.
6 tacitvs Ann. L. XI. c. 20. Nec multe
poſt Curtius Rufus eundem honorem adipiſcitur, qui
in agro Mattiaco recluſerat ſpecus quaerendis uenis
argenti, unde tenuis fructus, nec in longum fuit.

lipsivs Saturnal. L. II.
muthmaſſet, man muͤſſe an
ſtatt Mattiaco, Maziaco oder Mazyaco leſen, wel-
ches eine Nation in Africa geweſen. clvverivs
hat zwar lipsivm wiederlegen wollen, aber doch
nicht allen Zweiffel heben koͤnnen.
1 §. XXIX. 1. tacitvs Ann. L. XII. c. 27. Sed
Agrippina, quo uim ſuam ſociis quoque nationibus
oſtentaret, in oppidum Vbiorum, in quo genita erat,
ueteranos, coloniamque deduci impetrat, cui nomen
inditum ex uocabulo ipſius.
2 stephanvs broelmann ein Iuris
[Ende Spaltensatz]
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4
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[110/0144] Viertes Buch. Geſchichte der Teutſchen Teutſchen Voͤlckern, die in voͤlliger Freyheit blieben, abſonderte. Corbulo ließ darauf einen breiten Graben zwiſchen der Maas, und dem Rheine, ausfuͤhren 4. Man hat insgemein dafuͤr gehalten, es ſey der Canal, der von Leyden nach Hel- voet-Sluys gehet. Aber der beruͤhmte menso altingivs hat ſelbige Meynung wiederleget 5. Man koͤnnte Curtii Rufi Unternehmen, der es zuerſt ge- waget, Bergwercke in Teutſchland, in der ietzigen Wetterau anrichten zu laſſen, zu eben dieſen Zeiten rechnen. Weil aber taciti Stelle, daraus man ſol- ches erweiſen will, noch Zweiffel leydet, iſt es am ſicherſten, die gantze Sache des Leſers Beurtheilung zu uͤberlaſſen 6. XXIX. Jm Jahre chr. 50. hat Claudii Gemahlin Agrippina, um die Zeichen ihres Gluͤckes, u. ihrer Gewalt, auch bis an den Rhein-Strohm auszubrei- ten, und ihres Vaters Germanici, und Groß-Vaters Druſi, Ehrenmahlen, an die Seite zu ſetzen, bey ihrem Gemahle erlanget, daß eine Colonie von alten Sol- daten in die Stadt der Ubier, die M. Agrippa, ihr Groß-Vater, zuerſt angele- get, und in welcher ſie ſelbſt gebohren war, abgefuͤhret worden 1. Welche Pflantz- Stadt ihren Namen, in der bis auf den heutigen Tag bluͤhenden Stadt Coͤln am Rheine, auf die Nachwelt fortgebracht hat 2. Der beruͤhmte Juriſt, pavllvs, ſchreibet, daß ſelbige Colonie iuris Italici geweſen ſey 3. Die Roͤmiſchen Solda- ten verheyratheten ſich zwar unter den Ubiern, aber dieſe Veraͤnderung hat nicht gehindert, daß ſich nicht die Ubier, nach wie vor, fuͤr ein Teutſches Volck geachtet 4. Agrippina laͤſt, unter den Vbiis eine Roͤmiſche Co- lonie anrich- ten. XXX. Jn eben demſelben Jahre †ging ein neuer Schwarm Catten uͤber den Rhein, und pluͤnderten Ober-Germanien: aber ſie muſten dieſes Unternehmen dem Legato, L. Pomponio, theuer bezahlen 1. Er ſchickete die Vangionen, und Nemeter, nebſt einem Theile der Reuterey aus, ſie aufzuſuchen, oder ihnen doch den Ruͤckweg abzuſchneiden. Er ſelbſt ging indeſſen uͤber den Rhein, und ſetzete ſich am Gebuͤrge Taunus: um die uͤbrigen Catten, ſo zu Hauſe geblieben wa- ren, abzuhalten, wenn ſie etwan mit einer groͤſſern Macht den ihrigen zu Huͤlffe ziehen wollten. Die Roͤmer theileten ſich in zwey Hauffen, und beyde waren ſo gluͤcklich 3 Catten pluͤn- dern Ober- Germanien. 4 tacitvs Annal. L. XI. c. 20. Vt tamen miles otium exueret, inter Moſam, Rhenumque, tri- um & uiginti millium ſpatio, ſoſſam praeduxit, qua incerta Oceani uetarentur: inſignia tamen triumphi indulſit Caeſar, quamuis bellum negauiſſet. dio L. LX. p. 685. 5 altingivs notit. German. Inf. P. I. p. 48. 6 tacitvs Ann. L. XI. c. 20. Nec multe poſt Curtius Rufus eundem honorem adipiſcitur, qui in agro Mattiaco recluſerat ſpecus quaerendis uenis argenti, unde tenuis fructus, nec in longum fuit. lipsivs Saturnal. L. II. muthmaſſet, man muͤſſe an ſtatt Mattiaco, Maziaco oder Mazyaco leſen, wel- ches eine Nation in Africa geweſen. clvverivs hat zwar lipsivm wiederlegen wollen, aber doch nicht allen Zweiffel heben koͤnnen. 1 §. XXIX. 1. tacitvs Ann. L. XII. c. 27. Sed Agrippina, quo uim ſuam ſociis quoque nationibus oſtentaret, in oppidum Vbiorum, in quo genita erat, ueteranos, coloniamque deduci impetrat, cui nomen inditum ex uocabulo ipſius. 2 stephanvs broelmann ein Iuris Conſul- 3 4 † 1 3 mitius Corbulo, in Germania exercitui praefectus, milites exercuit, ac barbaros, inprimis autem Chau- cos, uexauit: cuius ubi uirtutem, ac ſtudia, Claudius cognouit, non paſſus maiora augmenta accipere, ex hoſtico reuocauit. Et rediit Corbulo dicto parens, hac tantum noce emiſſa, felices fuiſſe quondam exer- cituum duces, quo oſtenderet, priſcis illis licuiſſe, ci- tra periculum, praeclare rem gerere, ſuae uirtuti im- peratoris inuidiam officere. Triumphauit tamen nihilominus.

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/144>, abgerufen am 15.05.2024.