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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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bis zu Ende des Batavischen Krieges.
Krieges-Geräthe fortbringen. Daher schickete sich Caecina an, dieselben
bessern zu lassen; aber Arminius, der alle Fußsteige wuste, und mit seinen leicht
gewaffneten Reutern unschwer fortkommen konnte, hatte die benachbarten Hügel
und Büsche, mit seinen Leuten angefüllet. Da die Cheruscer schon sonst gewohnet
waren, an sumpffigten Oertern zu fechten, und, bey ihrer ansehnlichen Länge, mit
ihren langen Spiessen, ziemlich weit um sich reichen konnten, waren sie den Römern
allhier sehr überlegen, und es hätte Caecinae, wie Varo, gehen können, wenn nicht
die Teutschen zu begierig auf die Beute gewesen wären, wodurch sie den Römern
Lufft macheten, die endlich ein trockenes, festes Erdreich erreicheten, und sich da-
selbst verschantzeten. Dieses rettete damahls die Römische Armee. Caecina,
der viertzig Jahre gedienet hatte, machte die Nacht durch alle ersinnliche Anstalt,
zu einer tapfferen Gegenwehr. Die Häupter der Teutschen waren indessen nicht
einerley Meinung wegen des Angriffs. Arminius riethe, man sollte warten, bis
die Römer weiter zögen, da man unterwegens eben die Vortheile gegen sie finden
würde, die man vorhin gehabt: er wurde aber überstimmet. Jnguiomar wollte
das Lager stürmen, stellete die Eroberung sehr leichte vor, und meynete insonderheit,
man würde, auf solche Art, viel mehr Gefangenen, und bessere, Beute machen. Die-
ser Vorschlag war sowohl dem Muthe der Teutschen, der nach dem letzteren
Vortheile gewachsen, als ihrer Habgierigkeit gemäß. Den Morgen darauf grif-
fen sie das Lager an, fülleten die Gräben, belegeten sie mit Brücken, und fingen
hin und wieder, schon an, ohne grossem Wiederstande, die Wälle zu besteigen. Denn
Caecina hielte seine Leute zusammen, und ließ sie erst gegen die Teutschen ausfal-
len, wie sich diese bereits rund umher zerstreuet stunden. Jm offenen Felde waren
die Römer den Teutschen insgemein überlegen, und hatten daher ietzo desto mehr
Vortheil über sie, da sie nicht bey einander hielten. Jnguiomar ward selbst hart
verwundet, und muste, sowohl als Arminius, weichen, der bey diesem unglücklichen
Ausgange den heimlichen Trost hatte, daß er die Sache wiederrathen. Cae-
cina
setzete numehr seinen Weg ungehindert gegen den Rhein fort. Weil aber jen-
seit des Rheins das Gerüchte erschollen war, Caecina wäre geschlagen, und die
Teutschen im Anzuge über den Fluß zu gehen, dessen Ufer von aller Besatzung entblös-
set, war das Schrecken so groß gewesen, daß man die Brücke abwerffen wollen. Aber
die heldenmüthige Agrippina hatte es verhindert, und vertrat auch, bey der Zu-
rückkunfft der Legionen, gleichsam die Stelle ihres Gemahls. Sie empfing die-
selben in Person, am Eingange der Brücken, danckete ihnen für ihre Tapfferkeit,
und besorgete die Verpflegung derer Soldaten, die am meisten gelitten.*

VII. Die andern vier Legionen hatte Germanicus wieder zu Wasser ab-Germanici
Rückzug. Ei-
nige Cherusci-

führen wollen, weil aber die See an selbiger Küsten sehr seuchte; so sollte P. Vitellius

mit
scedens a marito, tumultu militari, in Treuiros iit,
ut supra lectum nobis, ibique mansit.
Es geben aber
alle Umstände, daß hier die Brücke über den Nieder-
Rhein, bey Bonn, zu verstehen sey: Agrippina hatte
sich im vorigen Jahre zu den Treviris retiriret, sie hat
aber indessen zurücke kommen können, wie sichs die
[Spaltenumbruch] Legiones ausgebethen, und Germanicus es ver-
sprochen.[Beginn Spaltensatz]
* tacitvs L. C. cap. 69. allwo er Plinii
libros bellorum Germanicorum,
die seit dem ver-
lohren gegangen, anführet.
[Ende Spaltensatz]
§. VII. .1
M

bis zu Ende des Bataviſchen Krieges.
Krieges-Geraͤthe fortbringen. Daher ſchickete ſich Caecina an, dieſelben
beſſern zu laſſen; aber Arminius, der alle Fußſteige wuſte, und mit ſeinen leicht
gewaffneten Reutern unſchwer fortkommen konnte, hatte die benachbarten Huͤgel
und Buͤſche, mit ſeinen Leuten angefuͤllet. Da die Cheruſcer ſchon ſonſt gewohnet
waren, an ſumpffigten Oertern zu fechten, und, bey ihrer anſehnlichen Laͤnge, mit
ihren langen Spieſſen, ziemlich weit um ſich reichen konnten, waren ſie den Roͤmern
allhier ſehr uͤberlegen, und es haͤtte Caecinae, wie Varo, gehen koͤnnen, wenn nicht
die Teutſchen zu begierig auf die Beute geweſen waͤren, wodurch ſie den Roͤmern
Lufft macheten, die endlich ein trockenes, feſtes Erdreich erreicheten, und ſich da-
ſelbſt verſchantzeten. Dieſes rettete damahls die Roͤmiſche Armee. Caecina,
der viertzig Jahre gedienet hatte, machte die Nacht durch alle erſinnliche Anſtalt,
zu einer tapfferen Gegenwehr. Die Haͤupter der Teutſchen waren indeſſen nicht
einerley Meinung wegen des Angriffs. Arminius riethe, man ſollte warten, bis
die Roͤmer weiter zoͤgen, da man unterwegens eben die Vortheile gegen ſie finden
wuͤrde, die man vorhin gehabt: er wurde aber uͤberſtimmet. Jnguiomar wollte
das Lager ſtuͤrmen, ſtellete die Eroberung ſehr leichte vor, und meynete inſonderheit,
man wuͤrde, auf ſolche Art, viel mehr Gefangenen, und beſſere, Beute machen. Die-
ſer Vorſchlag war ſowohl dem Muthe der Teutſchen, der nach dem letzteren
Vortheile gewachſen, als ihrer Habgierigkeit gemaͤß. Den Morgen darauf grif-
fen ſie das Lager an, fuͤlleten die Graͤben, belegeten ſie mit Bruͤcken, und fingen
hin und wieder, ſchon an, ohne groſſem Wiederſtande, die Waͤlle zu beſteigen. Denn
Caecina hielte ſeine Leute zuſammen, und ließ ſie erſt gegen die Teutſchen ausfal-
len, wie ſich dieſe bereits rund umher zerſtreuet ſtunden. Jm offenen Felde waren
die Roͤmer den Teutſchen insgemein uͤberlegen, und hatten daher ietzo deſto mehr
Vortheil uͤber ſie, da ſie nicht bey einander hielten. Jnguiomar ward ſelbſt hart
verwundet, und muſte, ſowohl als Arminius, weichen, der bey dieſem ungluͤcklichen
Ausgange den heimlichen Troſt hatte, daß er die Sache wiederrathen. Cae-
cina
ſetzete numehr ſeinen Weg ungehindert gegen den Rhein fort. Weil aber jen-
ſeit des Rheins das Geruͤchte erſchollen war, Caecina waͤre geſchlagen, und die
Teutſchen im Anzuge uͤber den Fluß zu gehen, deſſen Ufer von aller Beſatzung entbloͤſ-
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die heldenmuͤthige Agrippina hatte es verhindert, und vertrat auch, bey der Zu-
ruͤckkunfft der Legionen, gleichſam die Stelle ihres Gemahls. Sie empfing die-
ſelben in Perſon, am Eingange der Bruͤcken, danckete ihnen fuͤr ihre Tapfferkeit,
und beſorgete die Verpflegung derer Soldaten, die am meiſten gelitten.*

VII. Die andern vier Legionen hatte Germanicus wieder zu Waſſer ab-Germanici
Ruͤckzug. Ei-
nige Cheruſci-

fuͤhren wollen, weil aber die See an ſelbiger Kuͤſten ſehr ſeuchte; ſo ſollte P. Vitellius

mit
ſcedens a marito, tumultu militari, in Treuiros iit,
ut ſupra lectum nobis, ibique manſit.
Es geben aber
alle Umſtaͤnde, daß hier die Bruͤcke uͤber den Nieder-
Rhein, bey Bonn, zu verſtehen ſey: Agrippina hatte
ſich im vorigen Jahre zu den Treviris retiriret, ſie hat
aber indeſſen zuruͤcke kommen koͤnnen, wie ſichs die
[Spaltenumbruch] Legiones ausgebethen, und Germanicus es ver-
ſprochen.[Beginn Spaltensatz]
* tacitvs L. C. cap. 69. allwo er Plinii
libros bellorum Germanicorum,
die ſeit dem ver-
lohren gegangen, anfuͤhret.
[Ende Spaltensatz]
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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/123>, abgerufen am 23.11.2024.