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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894.

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ebenso unverändert. wie es ihre Uebersetzung aus der deutschen
in die englische Sprache thun würde. Ricardo's Geldtheorie kam
daher ungemein gelegen, da sie einer Tautologie den Schein eines
Kausalverhältnisses gibt. Woher das periodische allgemeine Fallen
der Waarenpreise? Vom periodischen Steigen des relativen Werths
des Geldes. Woher umgekehrt das periodische, allgemeine Steigen
der Waarenpreise? Von einem periodischen Fall im relativen Werth
des Geldes. Es könnte ebenso richtig gesagt werden, dass das
periodische Steigen und Fallen der Preise von ihrem periodischen
Steigen und Fallen herrührt ... Die Verwandlung der Tautologie
in ein Kausalverhältniss einmal zugegeben ergibt sich alles andre
mit Leichtigkeit. Das Steigen der Waarenpreise entspringt aus
dem Fallen des Werths des Geldes. Das Fallen des Geldwerths
aber, wie wir von Ricardo wissen, aus übervoller Cirkulation, d. h.
daher dass die Masse des cirkulirenden Geldes über das, durch
seinen eignen immanenten Werth und die immanenten Werthe
der Waaren bestimmte Niveau steigt. Ebenso umgekehrt das all-
gemeine Fallen der Waarenpreise aus dem Steigen des Geldwerths
über seinen immanenten Werth in Folge einer untervollen Cirku-
lation. Die Preise steigen und fallen also periodisch, weil periodisch
zu viel oder zu wenig Geld cirkulirt. Wird nun etwa nachge-
wiesen, dass das Steigen der Preise mit einer verminderten Geld-
cirkulation, und das Fallen der Preise mit einer vermehrten Cir-
kulation zusammenfiel, so kann trotzdem behauptet werden, in
Folge irgend einer, wenn auch statistisch durchaus unnachweis-
baren, Verminderung oder Vermehrung der cirkulirenden Waaren-
masse sei die Quantität des cirkulirenden Geldes, obgleich nicht
absolut, doch relativ vermehrt oder vermindert worden. Wir sahen
nun, dass nach Ricardo diese allgemeinen Schwankungen der Preise
auch bei einer rein metallischen Cirkulation stattfinden müssen,
sich aber durch ihre Abwechslung ausgleichen, indem z. B. unter-
volle Cirkulation das Fallen der Waarenpreise, Ausfuhr der Waaren
ins Ausland, diese Ausfuhr aber Einfuhr von Gold ins Inland,
dieser Einfluss von Geld aber wieder Steigen der Waarenpreise
hervorruft. Umgekehrt bei einer übervollen Cirkulation, wo
Waaren importirt und Gold exportirt werden. Da nun trotz dieser,
aus der Natur der Ricardoschen Metallcirkulation selbst entsprin-
genden, allgemeinen Preisschwankungen ihre heftige und gewalt-
same Form, ihre Krisenform, den Perioden entwickelten Kredit-
wesens angehört, so wird es sonnenklar, dass die Ausgabe von
Banknoten nicht exakt nach den Gesetzen der metallischen Cirku-

ebenso unverändert. wie es ihre Uebersetzung aus der deutschen
in die englische Sprache thun würde. Ricardo’s Geldtheorie kam
daher ungemein gelegen, da sie einer Tautologie den Schein eines
Kausalverhältnisses gibt. Woher das periodische allgemeine Fallen
der Waarenpreise? Vom periodischen Steigen des relativen Werths
des Geldes. Woher umgekehrt das periodische, allgemeine Steigen
der Waarenpreise? Von einem periodischen Fall im relativen Werth
des Geldes. Es könnte ebenso richtig gesagt werden, dass das
periodische Steigen und Fallen der Preise von ihrem periodischen
Steigen und Fallen herrührt … Die Verwandlung der Tautologie
in ein Kausalverhältniss einmal zugegeben ergibt sich alles andre
mit Leichtigkeit. Das Steigen der Waarenpreise entspringt aus
dem Fallen des Werths des Geldes. Das Fallen des Geldwerths
aber, wie wir von Ricardo wissen, aus übervoller Cirkulation, d. h.
daher dass die Masse des cirkulirenden Geldes über das, durch
seinen eignen immanenten Werth und die immanenten Werthe
der Waaren bestimmte Niveau steigt. Ebenso umgekehrt das all-
gemeine Fallen der Waarenpreise aus dem Steigen des Geldwerths
über seinen immanenten Werth in Folge einer untervollen Cirku-
lation. Die Preise steigen und fallen also periodisch, weil periodisch
zu viel oder zu wenig Geld cirkulirt. Wird nun etwa nachge-
wiesen, dass das Steigen der Preise mit einer verminderten Geld-
cirkulation, und das Fallen der Preise mit einer vermehrten Cir-
kulation zusammenfiel, so kann trotzdem behauptet werden, in
Folge irgend einer, wenn auch statistisch durchaus unnachweis-
baren, Verminderung oder Vermehrung der cirkulirenden Waaren-
masse sei die Quantität des cirkulirenden Geldes, obgleich nicht
absolut, doch relativ vermehrt oder vermindert worden. Wir sahen
nun, dass nach Ricardo diese allgemeinen Schwankungen der Preise
auch bei einer rein metallischen Cirkulation stattfinden müssen,
sich aber durch ihre Abwechslung ausgleichen, indem z. B. unter-
volle Cirkulation das Fallen der Waarenpreise, Ausfuhr der Waaren
ins Ausland, diese Ausfuhr aber Einfuhr von Gold ins Inland,
dieser Einfluss von Geld aber wieder Steigen der Waarenpreise
hervorruft. Umgekehrt bei einer übervollen Cirkulation, wo
Waaren importirt und Gold exportirt werden. Da nun trotz dieser,
aus der Natur der Ricardoschen Metallcirkulation selbst entsprin-
genden, allgemeinen Preisschwankungen ihre heftige und gewalt-
same Form, ihre Krisenform, den Perioden entwickelten Kredit-
wesens angehört, so wird es sonnenklar, dass die Ausgabe von
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[87/0096] ebenso unverändert. wie es ihre Uebersetzung aus der deutschen in die englische Sprache thun würde. Ricardo’s Geldtheorie kam daher ungemein gelegen, da sie einer Tautologie den Schein eines Kausalverhältnisses gibt. Woher das periodische allgemeine Fallen der Waarenpreise? Vom periodischen Steigen des relativen Werths des Geldes. Woher umgekehrt das periodische, allgemeine Steigen der Waarenpreise? Von einem periodischen Fall im relativen Werth des Geldes. Es könnte ebenso richtig gesagt werden, dass das periodische Steigen und Fallen der Preise von ihrem periodischen Steigen und Fallen herrührt … Die Verwandlung der Tautologie in ein Kausalverhältniss einmal zugegeben ergibt sich alles andre mit Leichtigkeit. Das Steigen der Waarenpreise entspringt aus dem Fallen des Werths des Geldes. Das Fallen des Geldwerths aber, wie wir von Ricardo wissen, aus übervoller Cirkulation, d. h. daher dass die Masse des cirkulirenden Geldes über das, durch seinen eignen immanenten Werth und die immanenten Werthe der Waaren bestimmte Niveau steigt. Ebenso umgekehrt das all- gemeine Fallen der Waarenpreise aus dem Steigen des Geldwerths über seinen immanenten Werth in Folge einer untervollen Cirku- lation. Die Preise steigen und fallen also periodisch, weil periodisch zu viel oder zu wenig Geld cirkulirt. Wird nun etwa nachge- wiesen, dass das Steigen der Preise mit einer verminderten Geld- cirkulation, und das Fallen der Preise mit einer vermehrten Cir- kulation zusammenfiel, so kann trotzdem behauptet werden, in Folge irgend einer, wenn auch statistisch durchaus unnachweis- baren, Verminderung oder Vermehrung der cirkulirenden Waaren- masse sei die Quantität des cirkulirenden Geldes, obgleich nicht absolut, doch relativ vermehrt oder vermindert worden. Wir sahen nun, dass nach Ricardo diese allgemeinen Schwankungen der Preise auch bei einer rein metallischen Cirkulation stattfinden müssen, sich aber durch ihre Abwechslung ausgleichen, indem z. B. unter- volle Cirkulation das Fallen der Waarenpreise, Ausfuhr der Waaren ins Ausland, diese Ausfuhr aber Einfuhr von Gold ins Inland, dieser Einfluss von Geld aber wieder Steigen der Waarenpreise hervorruft. Umgekehrt bei einer übervollen Cirkulation, wo Waaren importirt und Gold exportirt werden. Da nun trotz dieser, aus der Natur der Ricardoschen Metallcirkulation selbst entsprin- genden, allgemeinen Preisschwankungen ihre heftige und gewalt- same Form, ihre Krisenform, den Perioden entwickelten Kredit- wesens angehört, so wird es sonnenklar, dass die Ausgabe von Banknoten nicht exakt nach den Gesetzen der metallischen Cirku-

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/96>, abgerufen am 22.11.2024.