mehrt, ist aber hinreichend um die Zinsrate zu erhöhen. Stiege aus irgend welchen Ursachen der Arbeitslohn, bei sonst ungünstigen Konjunkturen, so würde das Steigen des Arbeitslohns die Profitrate senken, aber die Zinsrate steigern in dem Maß, wie es die Nach- frage nach Geldkapital vermehrte.
Von der Arbeit abgesehn, besteht das was Overstone die "Nach- frage nach Kapital" nennt, nur in Nachfrage nach Waaren. Die Nachfrage nach Waaren steigert ihren Preis, sei es, dass sie über den Durchschnitt steigt, oder dass die Zufuhr unter den Durch- schnitt fällt. Wenn der industrielle Kapitalist oder Kaufmann jetzt z. B. 150 £ für dieselbe Waarenmasse zu zahlen hat, wofür er früher 100 £ zahlte, so hätte er 150 £ anzuleihen, wo sonst 100 £, und hätte daher bei 5 % Zins 71/2 £ zu zahlen, wo er sonst 5 £ zahlte. Die Masse des von ihm zu zahlenden Zinses würde steigen, weil die Masse des geborgten Kapitals.
Der ganze Versuch des Herrn Overstone besteht darin, die In- teressen des Leihkapitals und des industriellen Kapitals als iden- tisch darzustellen, während sein Bankakt gerade darauf berechnet ist, die Differenz dieser Interessen zum Vortheil des Geldkapi- tals auszubeuten.
Es ist möglich, dass die Nachfrage nach Waaren, im Fall ihre Zufuhr unter den Durchschnitt gefallen, nicht mehr Geldkapital absorbirt als früher. Es ist dieselbe Summe, vielleicht eine klei- nere, zu zahlen für ihren Gesammtwerth, aber für dieselbe Summe wird ein kleineres Quantum von Gebrauchswerthen erhalten. In diesem Falle wird die Nachfrage nach leihbarem Geldkapital die- selbe bleiben, also der Zinsfuss nicht steigen, obgleich die Nach- frage nach der Waare im Verhältniss zu ihrer Zufuhr, und daher der Preis der Waare gestiegen wäre. Der Zinsfuss kann nur berührt werden, sobald die Gesammtnachfrage nach Leihkapital wächst, und dies ist unter obigen Voraussetzungen nicht der Fall.
Die Zufuhr eines Artikels kann aber auch unter den Durchschnitt fallen, wie bei Missernte in Korn, Baumwolle etc., und die Nach- frage nach Leihkapital wachsen, weil darauf spekulirt wird, dass die Preise noch höher steigen, und das nächste Mittel sie steigen zu machen, darin besteht, einen Theil der Zufuhr dem Markt zeit- weilig zu entziehn. Um aber die gekaufte Waare zu bezahlen ohne sie zu verkaufen, wird vermittelst der kommerciellen "Wechsel- wirthschaft" Geld verschafft. In diesem Fall wächst die Nachfrage nach Leihkapital, und der Zinsfuss kann steigen in Folge dieses Versuchs, die Zufuhr der Waare zum Markt künstlich zu ver-
mehrt, ist aber hinreichend um die Zinsrate zu erhöhen. Stiege aus irgend welchen Ursachen der Arbeitslohn, bei sonst ungünstigen Konjunkturen, so würde das Steigen des Arbeitslohns die Profitrate senken, aber die Zinsrate steigern in dem Maß, wie es die Nach- frage nach Geldkapital vermehrte.
Von der Arbeit abgesehn, besteht das was Overstone die „Nach- frage nach Kapital“ nennt, nur in Nachfrage nach Waaren. Die Nachfrage nach Waaren steigert ihren Preis, sei es, dass sie über den Durchschnitt steigt, oder dass die Zufuhr unter den Durch- schnitt fällt. Wenn der industrielle Kapitalist oder Kaufmann jetzt z. B. 150 £ für dieselbe Waarenmasse zu zahlen hat, wofür er früher 100 £ zahlte, so hätte er 150 £ anzuleihen, wo sonst 100 £, und hätte daher bei 5 % Zins 7½ £ zu zahlen, wo er sonst 5 £ zahlte. Die Masse des von ihm zu zahlenden Zinses würde steigen, weil die Masse des geborgten Kapitals.
Der ganze Versuch des Herrn Overstone besteht darin, die In- teressen des Leihkapitals und des industriellen Kapitals als iden- tisch darzustellen, während sein Bankakt gerade darauf berechnet ist, die Differenz dieser Interessen zum Vortheil des Geldkapi- tals auszubeuten.
Es ist möglich, dass die Nachfrage nach Waaren, im Fall ihre Zufuhr unter den Durchschnitt gefallen, nicht mehr Geldkapital absorbirt als früher. Es ist dieselbe Summe, vielleicht eine klei- nere, zu zahlen für ihren Gesammtwerth, aber für dieselbe Summe wird ein kleineres Quantum von Gebrauchswerthen erhalten. In diesem Falle wird die Nachfrage nach leihbarem Geldkapital die- selbe bleiben, also der Zinsfuss nicht steigen, obgleich die Nach- frage nach der Waare im Verhältniss zu ihrer Zufuhr, und daher der Preis der Waare gestiegen wäre. Der Zinsfuss kann nur berührt werden, sobald die Gesammtnachfrage nach Leihkapital wächst, und dies ist unter obigen Voraussetzungen nicht der Fall.
Die Zufuhr eines Artikels kann aber auch unter den Durchschnitt fallen, wie bei Missernte in Korn, Baumwolle etc., und die Nach- frage nach Leihkapital wachsen, weil darauf spekulirt wird, dass die Preise noch höher steigen, und das nächste Mittel sie steigen zu machen, darin besteht, einen Theil der Zufuhr dem Markt zeit- weilig zu entziehn. Um aber die gekaufte Waare zu bezahlen ohne sie zu verkaufen, wird vermittelst der kommerciellen „Wechsel- wirthschaft“ Geld verschafft. In diesem Fall wächst die Nachfrage nach Leihkapital, und der Zinsfuss kann steigen in Folge dieses Versuchs, die Zufuhr der Waare zum Markt künstlich zu ver-
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[52/0061]
mehrt, ist aber hinreichend um die Zinsrate zu erhöhen. Stiege
aus irgend welchen Ursachen der Arbeitslohn, bei sonst ungünstigen
Konjunkturen, so würde das Steigen des Arbeitslohns die Profitrate
senken, aber die Zinsrate steigern in dem Maß, wie es die Nach-
frage nach Geldkapital vermehrte.
Von der Arbeit abgesehn, besteht das was Overstone die „Nach-
frage nach Kapital“ nennt, nur in Nachfrage nach Waaren. Die
Nachfrage nach Waaren steigert ihren Preis, sei es, dass sie über
den Durchschnitt steigt, oder dass die Zufuhr unter den Durch-
schnitt fällt. Wenn der industrielle Kapitalist oder Kaufmann jetzt
z. B. 150 £ für dieselbe Waarenmasse zu zahlen hat, wofür er
früher 100 £ zahlte, so hätte er 150 £ anzuleihen, wo sonst
100 £, und hätte daher bei 5 % Zins 7½ £ zu zahlen, wo er
sonst 5 £ zahlte. Die Masse des von ihm zu zahlenden Zinses
würde steigen, weil die Masse des geborgten Kapitals.
Der ganze Versuch des Herrn Overstone besteht darin, die In-
teressen des Leihkapitals und des industriellen Kapitals als iden-
tisch darzustellen, während sein Bankakt gerade darauf berechnet
ist, die Differenz dieser Interessen zum Vortheil des Geldkapi-
tals auszubeuten.
Es ist möglich, dass die Nachfrage nach Waaren, im Fall ihre
Zufuhr unter den Durchschnitt gefallen, nicht mehr Geldkapital
absorbirt als früher. Es ist dieselbe Summe, vielleicht eine klei-
nere, zu zahlen für ihren Gesammtwerth, aber für dieselbe Summe
wird ein kleineres Quantum von Gebrauchswerthen erhalten. In
diesem Falle wird die Nachfrage nach leihbarem Geldkapital die-
selbe bleiben, also der Zinsfuss nicht steigen, obgleich die Nach-
frage nach der Waare im Verhältniss zu ihrer Zufuhr, und daher
der Preis der Waare gestiegen wäre. Der Zinsfuss kann nur berührt
werden, sobald die Gesammtnachfrage nach Leihkapital wächst, und
dies ist unter obigen Voraussetzungen nicht der Fall.
Die Zufuhr eines Artikels kann aber auch unter den Durchschnitt
fallen, wie bei Missernte in Korn, Baumwolle etc., und die Nach-
frage nach Leihkapital wachsen, weil darauf spekulirt wird, dass
die Preise noch höher steigen, und das nächste Mittel sie steigen
zu machen, darin besteht, einen Theil der Zufuhr dem Markt zeit-
weilig zu entziehn. Um aber die gekaufte Waare zu bezahlen
ohne sie zu verkaufen, wird vermittelst der kommerciellen „Wechsel-
wirthschaft“ Geld verschafft. In diesem Fall wächst die Nachfrage
nach Leihkapital, und der Zinsfuss kann steigen in Folge dieses
Versuchs, die Zufuhr der Waare zum Markt künstlich zu ver-
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/61>, abgerufen am 22.11.2024.
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