betrachtet wird. Um also von dem Preis der Arbeit zu sprechen, müssen wir wissen, was Preis überhaupt ist. Aber was Preis über- haupt ist, erfahren wir auf diesem Wege erst recht nicht.
Wir wollen indess annehmen, in dieser erfreulichen Weise sei der nothwendige Preis der Arbeit bestimmt. Wie nun der Durch- schnittsprofit, der Profit jedes Kapitals in normalen Verhältnissen, der das zweite Preiselement der Waare bildet? Der Durchschnitts- profit muss bestimmt sein durch eine Durchschnittsrate des Profits; wie wird diese bestimmt? Durch die Konkurrenz unter den Kapi- talisten? Aber diese Konkurrenz unterstellt schon das Dasein des Profits. Sie unterstellt verschiedne Profitraten, und daher ver- schiedne Profite, sei es in denselben, sei es in verschiednen Produk- tionszweigen. Die Konkurrenz kann nur auf die Profitrate wirken, soweit sie auf die Preise der Waaren wirkt. Die Konkurrenz kann nur bewirken, dass Producenten innerhalb derselben Produk- tionssphäre ihre Waaren zu gleichen Preisen verkaufen, und dass sie innerhalb verschiedner Produktionssphären ihre Waaren zu Preisen verkaufen, die ihnen denselben Profit geben, denselben pro- portionellen Zuschlag zu dem, schon theilweise durch den Arbeits- lohn bestimmten Preis der Waare. Die Konkurrenz kann daher nur Ungleichheiten in der Profitrate ausgleichen. Um ungleiche Profitraten auszugleichen, muss der Profit als Element des Waaren- preises schon vorhanden sein. Die Konkurrenz schafft ihn nicht. Sie erhöht oder erniedrigt, aber sie schafft nicht das Niveau, welches eintritt, sobald die Ausgleichung stattgefunden. Und, indem wir von einer nothwendigen Rate des Profits sprechen, wollen wir eben die von den Bewegungen der Konkurrenz unabhängige Profitrate kennen, welche ihrerseits die Konkurrenz regulirt. Die durch- schnittliche Profitrate tritt ein mit dem Gleichgewicht der Kräfte der konkurrirenden Kapitalisten gegeneinander. Die Konkurrenz kann dies Gleichgewicht herstellen, aber nicht die Profitrate, die auf diesem Gleichgewicht eintritt. Sobald dies Gleichgewicht her- gestellt ist, warum ist nun die allgemeine Profitrate 10 oder 20 oder 100 %? Von wegen der Konkurrenz. Aber umgekehrt, die Konkurrenz hat die Ursachen aufgehoben, die Abweichungen von den 10 oder 20 oder 100 % producirten. Sie hat einen Waaren- preis herbeigeführt, wobei jedes Kapital im Verhältniss seiner Grösse denselben Profit abwirft. Die Grösse dieses Profits selbst aber ist unabhängig von ihr. Sie reducirt nur alle Abweichungen immer wieder auf diese Grösse. Ein Mann konkurrirt mit den andren, und die Konkurrenz zwingt ihn seine Waare zu demselben
Marx, Kapital III. 2. 26
betrachtet wird. Um also von dem Preis der Arbeit zu sprechen, müssen wir wissen, was Preis überhaupt ist. Aber was Preis über- haupt ist, erfahren wir auf diesem Wege erst recht nicht.
Wir wollen indess annehmen, in dieser erfreulichen Weise sei der nothwendige Preis der Arbeit bestimmt. Wie nun der Durch- schnittsprofit, der Profit jedes Kapitals in normalen Verhältnissen, der das zweite Preiselement der Waare bildet? Der Durchschnitts- profit muss bestimmt sein durch eine Durchschnittsrate des Profits; wie wird diese bestimmt? Durch die Konkurrenz unter den Kapi- talisten? Aber diese Konkurrenz unterstellt schon das Dasein des Profits. Sie unterstellt verschiedne Profitraten, und daher ver- schiedne Profite, sei es in denselben, sei es in verschiednen Produk- tionszweigen. Die Konkurrenz kann nur auf die Profitrate wirken, soweit sie auf die Preise der Waaren wirkt. Die Konkurrenz kann nur bewirken, dass Producenten innerhalb derselben Produk- tionssphäre ihre Waaren zu gleichen Preisen verkaufen, und dass sie innerhalb verschiedner Produktionssphären ihre Waaren zu Preisen verkaufen, die ihnen denselben Profit geben, denselben pro- portionellen Zuschlag zu dem, schon theilweise durch den Arbeits- lohn bestimmten Preis der Waare. Die Konkurrenz kann daher nur Ungleichheiten in der Profitrate ausgleichen. Um ungleiche Profitraten auszugleichen, muss der Profit als Element des Waaren- preises schon vorhanden sein. Die Konkurrenz schafft ihn nicht. Sie erhöht oder erniedrigt, aber sie schafft nicht das Niveau, welches eintritt, sobald die Ausgleichung stattgefunden. Und, indem wir von einer nothwendigen Rate des Profits sprechen, wollen wir eben die von den Bewegungen der Konkurrenz unabhängige Profitrate kennen, welche ihrerseits die Konkurrenz regulirt. Die durch- schnittliche Profitrate tritt ein mit dem Gleichgewicht der Kräfte der konkurrirenden Kapitalisten gegeneinander. Die Konkurrenz kann dies Gleichgewicht herstellen, aber nicht die Profitrate, die auf diesem Gleichgewicht eintritt. Sobald dies Gleichgewicht her- gestellt ist, warum ist nun die allgemeine Profitrate 10 oder 20 oder 100 %? Von wegen der Konkurrenz. Aber umgekehrt, die Konkurrenz hat die Ursachen aufgehoben, die Abweichungen von den 10 oder 20 oder 100 % producirten. Sie hat einen Waaren- preis herbeigeführt, wobei jedes Kapital im Verhältniss seiner Grösse denselben Profit abwirft. Die Grösse dieses Profits selbst aber ist unabhängig von ihr. Sie reducirt nur alle Abweichungen immer wieder auf diese Grösse. Ein Mann konkurrirt mit den andren, und die Konkurrenz zwingt ihn seine Waare zu demselben
Marx, Kapital III. 2. 26
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betrachtet wird. Um also von dem Preis der Arbeit zu sprechen,
müssen wir wissen, was Preis überhaupt ist. Aber was Preis über-
haupt ist, erfahren wir auf diesem Wege erst recht nicht.
Wir wollen indess annehmen, in dieser erfreulichen Weise sei
der nothwendige Preis der Arbeit bestimmt. Wie nun der Durch-
schnittsprofit, der Profit jedes Kapitals in normalen Verhältnissen,
der das zweite Preiselement der Waare bildet? Der Durchschnitts-
profit muss bestimmt sein durch eine Durchschnittsrate des Profits;
wie wird diese bestimmt? Durch die Konkurrenz unter den Kapi-
talisten? Aber diese Konkurrenz unterstellt schon das Dasein des
Profits. Sie unterstellt verschiedne Profitraten, und daher ver-
schiedne Profite, sei es in denselben, sei es in verschiednen Produk-
tionszweigen. Die Konkurrenz kann nur auf die Profitrate wirken,
soweit sie auf die Preise der Waaren wirkt. Die Konkurrenz
kann nur bewirken, dass Producenten innerhalb derselben Produk-
tionssphäre ihre Waaren zu gleichen Preisen verkaufen, und dass
sie innerhalb verschiedner Produktionssphären ihre Waaren zu
Preisen verkaufen, die ihnen denselben Profit geben, denselben pro-
portionellen Zuschlag zu dem, schon theilweise durch den Arbeits-
lohn bestimmten Preis der Waare. Die Konkurrenz kann daher
nur Ungleichheiten in der Profitrate ausgleichen. Um ungleiche
Profitraten auszugleichen, muss der Profit als Element des Waaren-
preises schon vorhanden sein. Die Konkurrenz schafft ihn nicht.
Sie erhöht oder erniedrigt, aber sie schafft nicht das Niveau, welches
eintritt, sobald die Ausgleichung stattgefunden. Und, indem wir
von einer nothwendigen Rate des Profits sprechen, wollen wir eben
die von den Bewegungen der Konkurrenz unabhängige Profitrate
kennen, welche ihrerseits die Konkurrenz regulirt. Die durch-
schnittliche Profitrate tritt ein mit dem Gleichgewicht der Kräfte
der konkurrirenden Kapitalisten gegeneinander. Die Konkurrenz
kann dies Gleichgewicht herstellen, aber nicht die Profitrate, die
auf diesem Gleichgewicht eintritt. Sobald dies Gleichgewicht her-
gestellt ist, warum ist nun die allgemeine Profitrate 10 oder 20
oder 100 %? Von wegen der Konkurrenz. Aber umgekehrt, die
Konkurrenz hat die Ursachen aufgehoben, die Abweichungen von
den 10 oder 20 oder 100 % producirten. Sie hat einen Waaren-
preis herbeigeführt, wobei jedes Kapital im Verhältniss seiner
Grösse denselben Profit abwirft. Die Grösse dieses Profits selbst
aber ist unabhängig von ihr. Sie reducirt nur alle Abweichungen
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/410>, abgerufen am 28.11.2024.
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