die nicht arbeiten. Denkt man sich an den Anfang der Gesell- schaft, so existiren noch keine producirten Produktionsmittel, also kein konstantes Kapital, dessen Werth in das Produkt eingeht, und das bei Reproduktion auf derselben Stufenleiter in natura aus dem Produkt, in einem durch seinen Werth bestimmten Maß, er- setzt werden muss. Aber die Natur gibt hier unmittelbar die Lebensmittel, die nicht erst producirt zu werden brauchen. Sie gibt daher auch dem Wilden, der nur wenige Bedürfnisse zu be- friedigen hat, die Zeit, nicht die noch nicht vorhandnen Produk- tionsmittel zur Neuproduktion zu benutzen, sondern neben der Arbeit, die die Aneignung der von Natur vorhandnen Lebensmittel kostet, andre Naturprodukte in Produktionsmittel, Bogen, Stein- messer, Boot etc. zu verwandeln. Dieser Process bei dem Wilden entspricht, bloss nach der stofflichen Seite betrachtet, ganz der Rückverwandlung von Mehrarbeit in neues Kapital. In dem Akku- mulationsprocess findet noch fortwährend die Verwandlung solches Produkts überschüssiger Arbeit in Kapital statt; und der Umstand, dass alles neue Kapital aus Profit, Rente oder andren Formen der Revenue, d. h. der Mehrarbeit entspringt, führt zur falschen Vor- stellung, dass aller Werth der Waaren aus einer Revenue ent- springt. Diese Rückverwandlung des Profits in Kapital zeigt viel- mehr bei näherer Analyse umgekehrt, dass die zusätzliche Arbeit -- die sich stets in Form von Revenue darstellt -- nicht zur Er- haltung, resp. Reproduktion des alten Kapitalwerths dient, sondern soweit sie nicht als Revenue verzehrt wird, zur Schöpfung von neuem überschüssigem Kapital.
Die ganze Schwierigkeit entspringt daraus, dass alle neu zuge- setzte Arbeit, soweit der von ihr geschaffne Werth sich nicht in Arbeitslohn auflöst, als Profit -- hier als Form des Mehrwerths überhaupt gefasst -- erscheint, d. h. als ein Werth, der dem Kapi- talisten nichts gekostet, also ihm sicher auch nichts vorgeschossnes, kein Kapital, zu ersetzen hat. Dieser Werth existirt daher in der Form des disponiblen, zusätzlichen Reichthums, kurz vom Stand- punkte des individuellen Kapitalisten aus, in der Form seiner Re- venue. Aber dieser neugeschaffne Werth kann ebensogut produktiv wie individuell konsumirt werden, ebensogut als Kapital wie als Revenue. Er muss zum Theil schon seiner Naturalform nach pro- duktiv konsumirt werden. Es ist also klar, dass die jährlich zu- gesetzte Arbeit ebensowohl Kapital schafft wie Revenue; wie sich dies denn auch im Akkumulationsprocess zeigt. Der für die Neu- schöpfung von Kapital verwandte Theil der Arbeitskraft (also per
die nicht arbeiten. Denkt man sich an den Anfang der Gesell- schaft, so existiren noch keine producirten Produktionsmittel, also kein konstantes Kapital, dessen Werth in das Produkt eingeht, und das bei Reproduktion auf derselben Stufenleiter in natura aus dem Produkt, in einem durch seinen Werth bestimmten Maß, er- setzt werden muss. Aber die Natur gibt hier unmittelbar die Lebensmittel, die nicht erst producirt zu werden brauchen. Sie gibt daher auch dem Wilden, der nur wenige Bedürfnisse zu be- friedigen hat, die Zeit, nicht die noch nicht vorhandnen Produk- tionsmittel zur Neuproduktion zu benutzen, sondern neben der Arbeit, die die Aneignung der von Natur vorhandnen Lebensmittel kostet, andre Naturprodukte in Produktionsmittel, Bogen, Stein- messer, Boot etc. zu verwandeln. Dieser Process bei dem Wilden entspricht, bloss nach der stofflichen Seite betrachtet, ganz der Rückverwandlung von Mehrarbeit in neues Kapital. In dem Akku- mulationsprocess findet noch fortwährend die Verwandlung solches Produkts überschüssiger Arbeit in Kapital statt; und der Umstand, dass alles neue Kapital aus Profit, Rente oder andren Formen der Revenue, d. h. der Mehrarbeit entspringt, führt zur falschen Vor- stellung, dass aller Werth der Waaren aus einer Revenue ent- springt. Diese Rückverwandlung des Profits in Kapital zeigt viel- mehr bei näherer Analyse umgekehrt, dass die zusätzliche Arbeit — die sich stets in Form von Revenue darstellt — nicht zur Er- haltung, resp. Reproduktion des alten Kapitalwerths dient, sondern soweit sie nicht als Revenue verzehrt wird, zur Schöpfung von neuem überschüssigem Kapital.
Die ganze Schwierigkeit entspringt daraus, dass alle neu zuge- setzte Arbeit, soweit der von ihr geschaffne Werth sich nicht in Arbeitslohn auflöst, als Profit — hier als Form des Mehrwerths überhaupt gefasst — erscheint, d. h. als ein Werth, der dem Kapi- talisten nichts gekostet, also ihm sicher auch nichts vorgeschossnes, kein Kapital, zu ersetzen hat. Dieser Werth existirt daher in der Form des disponiblen, zusätzlichen Reichthums, kurz vom Stand- punkte des individuellen Kapitalisten aus, in der Form seiner Re- venue. Aber dieser neugeschaffne Werth kann ebensogut produktiv wie individuell konsumirt werden, ebensogut als Kapital wie als Revenue. Er muss zum Theil schon seiner Naturalform nach pro- duktiv konsumirt werden. Es ist also klar, dass die jährlich zu- gesetzte Arbeit ebensowohl Kapital schafft wie Revenue; wie sich dies denn auch im Akkumulationsprocess zeigt. Der für die Neu- schöpfung von Kapital verwandte Theil der Arbeitskraft (also per
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die nicht arbeiten. Denkt man sich an den Anfang der Gesell-
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kein konstantes Kapital, dessen Werth in das Produkt eingeht,
und das bei Reproduktion auf derselben Stufenleiter in natura aus
dem Produkt, in einem durch seinen Werth bestimmten Maß, er-
setzt werden muss. Aber die Natur gibt hier unmittelbar die
Lebensmittel, die nicht erst producirt zu werden brauchen. Sie
gibt daher auch dem Wilden, der nur wenige Bedürfnisse zu be-
friedigen hat, die Zeit, nicht die noch nicht vorhandnen Produk-
tionsmittel zur Neuproduktion zu benutzen, sondern neben der
Arbeit, die die Aneignung der von Natur vorhandnen Lebensmittel
kostet, andre Naturprodukte in Produktionsmittel, Bogen, Stein-
messer, Boot etc. zu verwandeln. Dieser Process bei dem Wilden
entspricht, bloss nach der stofflichen Seite betrachtet, ganz der
Rückverwandlung von Mehrarbeit in neues Kapital. In dem Akku-
mulationsprocess findet noch fortwährend die Verwandlung solches
Produkts überschüssiger Arbeit in Kapital statt; und der Umstand,
dass alles neue Kapital aus Profit, Rente oder andren Formen der
Revenue, d. h. der Mehrarbeit entspringt, führt zur falschen Vor-
stellung, dass aller Werth der Waaren aus einer Revenue ent-
springt. Diese Rückverwandlung des Profits in Kapital zeigt viel-
mehr bei näherer Analyse umgekehrt, dass die zusätzliche Arbeit
— die sich stets in Form von Revenue darstellt — nicht zur Er-
haltung, resp. Reproduktion des alten Kapitalwerths dient, sondern
soweit sie nicht als Revenue verzehrt wird, zur Schöpfung von
neuem überschüssigem Kapital.
Die ganze Schwierigkeit entspringt daraus, dass alle neu zuge-
setzte Arbeit, soweit der von ihr geschaffne Werth sich nicht in
Arbeitslohn auflöst, als Profit — hier als Form des Mehrwerths
überhaupt gefasst — erscheint, d. h. als ein Werth, der dem Kapi-
talisten nichts gekostet, also ihm sicher auch nichts vorgeschossnes,
kein Kapital, zu ersetzen hat. Dieser Werth existirt daher in der
Form des disponiblen, zusätzlichen Reichthums, kurz vom Stand-
punkte des individuellen Kapitalisten aus, in der Form seiner Re-
venue. Aber dieser neugeschaffne Werth kann ebensogut produktiv
wie individuell konsumirt werden, ebensogut als Kapital wie als
Revenue. Er muss zum Theil schon seiner Naturalform nach pro-
duktiv konsumirt werden. Es ist also klar, dass die jährlich zu-
gesetzte Arbeit ebensowohl Kapital schafft wie Revenue; wie sich
dies denn auch im Akkumulationsprocess zeigt. Der für die Neu-
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/393>, abgerufen am 23.11.2024.
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