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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894.

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Wir haben die Analyse gegeben Buch II, Abschnitt III.

2) Dass die Art und Weise nicht begriffen ist, wie die Arbeit,
indem sie Neuwerth zusetzt, alten Werth in neuer Form erhält,
ohne diesen Werth neu zu produciren.

3) Dass der Zusammenhang des Reproduktionsprocesses nicht
begriffen wird, wie er sich darstellt, nicht vom Standpunkt des
einzelnen Kapitals, sondern von dem des Gesammtkapitals aus be-
trachtet; die Schwierigkeit, wie das Produkt, worin Arbeitslohn
und Mehrwerth, worin also der ganze Werth, den alle während
des Jahres neu zugesetzte Arbeit geschaffen hat, sich realisirt,
seinen konstanten Werththeil ersetzen, und sich noch gleichzeitig
in, bloss durch die Revenuen begrenzten, Werth auflösen kann;
wie ferner das in der Produktion aufgezehrte konstante Kapital
stofflich und dem Werth nach durch neues ersetzt werden kann,
obgleich die Gesammtsumme der neu zugesetzten Arbeit sich nur
in Arbeitslohn und Mehrwerth realisirt, und in der Summe des
Werths beider sich erschöpfend darstellt. Gerade hier ist es, wo
die Hauptschwierigkeit liegt, in der Analyse der Reproduktion und
des Verhältnisses ihrer verschiednen Bestandtheile, sowohl ihrem
stofflichen Charakter, wie ihren Werthverhältnissen nach.

4) Es kommt aber eine fernere Schwierigkeit hinzu, die
sich noch steigert, sobald die verschiednen Bestandtheile des
Mehrwerths in der Form gegen einander selbständiger Revenuen
erscheinen. Nämlich die, dass die festen Bestimmungen von Re-
venue und Kapital sich austauschen und ihre Stelle ändern, sodass
sie nur relative Bestimmungen vom Standpunkt des einzelnen Kapi-
talisten zu sein, beim Ueberblick des gesammten Produktionspro-
cesses aber zu verschwinden scheinen. Z. B. die Revenue der
Arbeiter und Kapitalisten der Klasse I, die konstantes Kapital pro-
ducirt, ersetzt dem Werth und dem Stoff nach das konstante Kapital
der Kapitalistenklasse II, die Konsumtionsmittel producirt. Man
kann sich also an der Schwierigkeit vorbeidrücken mit der Vor-

Durch eine sinnlose Phrase -- das Wachsthum des Kapitals. Also das be-
ständige Wachsthum des Kapitals soll sich unter andrem auch darin kon-
statiren, dass die Analyse des Waarenpreises, die bei einem Kapital von 100
dem politischen Oekonomen unmöglich ist, bei einem Kapital von 10,000
überflüssig wird. Was würde man von einem Chemiker sagen, der auf die
Frage: Woher kommt es, dass das Bodenprodukt mehr Kohlenstoff enthält
als der Boden? die Antwort gäbe: Dies kommt vom beständigen Wachsthum
der Bodenproduktion. Der wohlmeinende gute Wille, in der bürgerlichen
Welt die beste aller möglichen Welten zu entdecken, ersetzt in der Vulgär-
ökonomie jede Nothwendigkeit der Wahrheitsliebe und des wissenschaftlichen
Fortschungstriebs.

Wir haben die Analyse gegeben Buch II, Abschnitt III.

2) Dass die Art und Weise nicht begriffen ist, wie die Arbeit,
indem sie Neuwerth zusetzt, alten Werth in neuer Form erhält,
ohne diesen Werth neu zu produciren.

3) Dass der Zusammenhang des Reproduktionsprocesses nicht
begriffen wird, wie er sich darstellt, nicht vom Standpunkt des
einzelnen Kapitals, sondern von dem des Gesammtkapitals aus be-
trachtet; die Schwierigkeit, wie das Produkt, worin Arbeitslohn
und Mehrwerth, worin also der ganze Werth, den alle während
des Jahres neu zugesetzte Arbeit geschaffen hat, sich realisirt,
seinen konstanten Werththeil ersetzen, und sich noch gleichzeitig
in, bloss durch die Revenuen begrenzten, Werth auflösen kann;
wie ferner das in der Produktion aufgezehrte konstante Kapital
stofflich und dem Werth nach durch neues ersetzt werden kann,
obgleich die Gesammtsumme der neu zugesetzten Arbeit sich nur
in Arbeitslohn und Mehrwerth realisirt, und in der Summe des
Werths beider sich erschöpfend darstellt. Gerade hier ist es, wo
die Hauptschwierigkeit liegt, in der Analyse der Reproduktion und
des Verhältnisses ihrer verschiednen Bestandtheile, sowohl ihrem
stofflichen Charakter, wie ihren Werthverhältnissen nach.

4) Es kommt aber eine fernere Schwierigkeit hinzu, die
sich noch steigert, sobald die verschiednen Bestandtheile des
Mehrwerths in der Form gegen einander selbständiger Revenuen
erscheinen. Nämlich die, dass die festen Bestimmungen von Re-
venue und Kapital sich austauschen und ihre Stelle ändern, sodass
sie nur relative Bestimmungen vom Standpunkt des einzelnen Kapi-
talisten zu sein, beim Ueberblick des gesammten Produktionspro-
cesses aber zu verschwinden scheinen. Z. B. die Revenue der
Arbeiter und Kapitalisten der Klasse I, die konstantes Kapital pro-
ducirt, ersetzt dem Werth und dem Stoff nach das konstante Kapital
der Kapitalistenklasse II, die Konsumtionsmittel producirt. Man
kann sich also an der Schwierigkeit vorbeidrücken mit der Vor-

Durch eine sinnlose Phrase — das Wachsthum des Kapitals. Also das be-
ständige Wachsthum des Kapitals soll sich unter andrem auch darin kon-
statiren, dass die Analyse des Waarenpreises, die bei einem Kapital von 100
dem politischen Oekonomen unmöglich ist, bei einem Kapital von 10,000
überflüssig wird. Was würde man von einem Chemiker sagen, der auf die
Frage: Woher kommt es, dass das Bodenprodukt mehr Kohlenstoff enthält
als der Boden? die Antwort gäbe: Dies kommt vom beständigen Wachsthum
der Bodenproduktion. Der wohlmeinende gute Wille, in der bürgerlichen
Welt die beste aller möglichen Welten zu entdecken, ersetzt in der Vulgär-
ökonomie jede Nothwendigkeit der Wahrheitsliebe und des wissenschaftlichen
Fortschungstriebs.
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[380/0389] Wir haben die Analyse gegeben Buch II, Abschnitt III. 2) Dass die Art und Weise nicht begriffen ist, wie die Arbeit, indem sie Neuwerth zusetzt, alten Werth in neuer Form erhält, ohne diesen Werth neu zu produciren. 3) Dass der Zusammenhang des Reproduktionsprocesses nicht begriffen wird, wie er sich darstellt, nicht vom Standpunkt des einzelnen Kapitals, sondern von dem des Gesammtkapitals aus be- trachtet; die Schwierigkeit, wie das Produkt, worin Arbeitslohn und Mehrwerth, worin also der ganze Werth, den alle während des Jahres neu zugesetzte Arbeit geschaffen hat, sich realisirt, seinen konstanten Werththeil ersetzen, und sich noch gleichzeitig in, bloss durch die Revenuen begrenzten, Werth auflösen kann; wie ferner das in der Produktion aufgezehrte konstante Kapital stofflich und dem Werth nach durch neues ersetzt werden kann, obgleich die Gesammtsumme der neu zugesetzten Arbeit sich nur in Arbeitslohn und Mehrwerth realisirt, und in der Summe des Werths beider sich erschöpfend darstellt. Gerade hier ist es, wo die Hauptschwierigkeit liegt, in der Analyse der Reproduktion und des Verhältnisses ihrer verschiednen Bestandtheile, sowohl ihrem stofflichen Charakter, wie ihren Werthverhältnissen nach. 4) Es kommt aber eine fernere Schwierigkeit hinzu, die sich noch steigert, sobald die verschiednen Bestandtheile des Mehrwerths in der Form gegen einander selbständiger Revenuen erscheinen. Nämlich die, dass die festen Bestimmungen von Re- venue und Kapital sich austauschen und ihre Stelle ändern, sodass sie nur relative Bestimmungen vom Standpunkt des einzelnen Kapi- talisten zu sein, beim Ueberblick des gesammten Produktionspro- cesses aber zu verschwinden scheinen. Z. B. die Revenue der Arbeiter und Kapitalisten der Klasse I, die konstantes Kapital pro- ducirt, ersetzt dem Werth und dem Stoff nach das konstante Kapital der Kapitalistenklasse II, die Konsumtionsmittel producirt. Man kann sich also an der Schwierigkeit vorbeidrücken mit der Vor- 53) 53) Durch eine sinnlose Phrase — das Wachsthum des Kapitals. Also das be- ständige Wachsthum des Kapitals soll sich unter andrem auch darin kon- statiren, dass die Analyse des Waarenpreises, die bei einem Kapital von 100 dem politischen Oekonomen unmöglich ist, bei einem Kapital von 10,000 überflüssig wird. Was würde man von einem Chemiker sagen, der auf die Frage: Woher kommt es, dass das Bodenprodukt mehr Kohlenstoff enthält als der Boden? die Antwort gäbe: Dies kommt vom beständigen Wachsthum der Bodenproduktion. Der wohlmeinende gute Wille, in der bürgerlichen Welt die beste aller möglichen Welten zu entdecken, ersetzt in der Vulgär- ökonomie jede Nothwendigkeit der Wahrheitsliebe und des wissenschaftlichen Fortschungstriebs.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/389>, abgerufen am 28.05.2024.