als Garantiefonds, bestimmt zwar nicht die selbständige Bewegung der Metallreserve, wirkt aber doppelt. Werden Noten ausgegeben, die das Metallgeld, (also auch Silbermünze in Ländern wo Silber das Werthmaß) in der inländischen Cirkulation ersetzen, so fällt die Funktion sub 2) des Reservefonds fort. Und ein Theil des Edelmetalls, der dazu gedient hat, wird dauernd ins Ausland wandern. In diesem Falle findet kein Herausziehn von metallischer Münze für inländische Cirkulation statt, und damit fällt zugleich die zeitweilige Verstärkung der Metallreserve durch Immobilisirung eines Theils des cirkulirenden gemünzten Metalls fort. Ferner: Muss ein Minimum von Metallschatz für Auszahlung von Depositen und Konvertibilität von Noten unter allen Umständen festgehalten werden, so afficirt dies in eigner Art die Wirkungen eines Gold- Abflusses oder -Zuflusses; es wirkt auf den Theil des Schatzes, den die Bank unter allen Umständen zu halten verbunden ist, oder auf den, den sie zu andrer Zeit als nutzlos loszuwerden sucht. Bei rein metallischer Cirkulation und koncentrirtem Bankwesen würde die Bank ihren Metallschatz ebenfalls als Garantie für Aus- zahlung ihrer Depositen zu betrachten haben, und bei einem Metall- abfluss könnte dieselbe Panik eintreten wie 1857 in Hamburg.
Sechstens: Mit Ausnahme von etwa 1837, brach die wirkliche Krise immer los erst nach Wendung der Wechselkurse, d. h. so- bald die Einfuhr von Edelmetall über die Ausfuhr wieder die Ober- hand gewonnen.
1825 trat der wirkliche Krach ein, nachdem der Goldabfluss auf- gehört hatte. 1839 fand Goldabfluss statt ohne dass es zum Krach kam. 1847 hörte der Goldabfluss auf im April, und der Krach kam im Oktober. 1857 hatte der Goldabfluss ins Ausland seit Anfang November aufgehört, erst später im November kam der Krach.
Besonders deutlich tritt dies hervor in der Krise von 1847, wo der Goldabfluss im April schon aufhörte, nachdem er eine relativ gelinde Vorkrise bewirkt, und dann die eigentliche Geschäftskrise erst im Oktober zum Ausbruch kam.
Die folgenden Aussagen sind abgegeben vor dem Secret Com- mittee of the House of Lords on Commercial Distress 1848; die Zeugenaussagen (evidence) wurden erst gedruckt 1857 (auch citirt als: C. D. 1848/57).
Aussagen von Tooke. Im April 1847 entstand eine Klemme, die streng gesprochen einer Panik gleichkam, aber von verhält- nissmäßig kurzer Dauer war, und nicht begleitet von kommerciellen Falliten von irgend welcher Bedeutung. Im Oktober war die
als Garantiefonds, bestimmt zwar nicht die selbständige Bewegung der Metallreserve, wirkt aber doppelt. Werden Noten ausgegeben, die das Metallgeld, (also auch Silbermünze in Ländern wo Silber das Werthmaß) in der inländischen Cirkulation ersetzen, so fällt die Funktion sub 2) des Reservefonds fort. Und ein Theil des Edelmetalls, der dazu gedient hat, wird dauernd ins Ausland wandern. In diesem Falle findet kein Herausziehn von metallischer Münze für inländische Cirkulation statt, und damit fällt zugleich die zeitweilige Verstärkung der Metallreserve durch Immobilisirung eines Theils des cirkulirenden gemünzten Metalls fort. Ferner: Muss ein Minimum von Metallschatz für Auszahlung von Depositen und Konvertibilität von Noten unter allen Umständen festgehalten werden, so afficirt dies in eigner Art die Wirkungen eines Gold- Abflusses oder -Zuflusses; es wirkt auf den Theil des Schatzes, den die Bank unter allen Umständen zu halten verbunden ist, oder auf den, den sie zu andrer Zeit als nutzlos loszuwerden sucht. Bei rein metallischer Cirkulation und koncentrirtem Bankwesen würde die Bank ihren Metallschatz ebenfalls als Garantie für Aus- zahlung ihrer Depositen zu betrachten haben, und bei einem Metall- abfluss könnte dieselbe Panik eintreten wie 1857 in Hamburg.
Sechstens: Mit Ausnahme von etwa 1837, brach die wirkliche Krise immer los erst nach Wendung der Wechselkurse, d. h. so- bald die Einfuhr von Edelmetall über die Ausfuhr wieder die Ober- hand gewonnen.
1825 trat der wirkliche Krach ein, nachdem der Goldabfluss auf- gehört hatte. 1839 fand Goldabfluss statt ohne dass es zum Krach kam. 1847 hörte der Goldabfluss auf im April, und der Krach kam im Oktober. 1857 hatte der Goldabfluss ins Ausland seit Anfang November aufgehört, erst später im November kam der Krach.
Besonders deutlich tritt dies hervor in der Krise von 1847, wo der Goldabfluss im April schon aufhörte, nachdem er eine relativ gelinde Vorkrise bewirkt, und dann die eigentliche Geschäftskrise erst im Oktober zum Ausbruch kam.
Die folgenden Aussagen sind abgegeben vor dem Secret Com- mittee of the House of Lords on Commercial Distress 1848; die Zeugenaussagen (evidence) wurden erst gedruckt 1857 (auch citirt als: C. D. 1848/57).
Aussagen von Tooke. Im April 1847 entstand eine Klemme, die streng gesprochen einer Panik gleichkam, aber von verhält- nissmäßig kurzer Dauer war, und nicht begleitet von kommerciellen Falliten von irgend welcher Bedeutung. Im Oktober war die
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als Garantiefonds, bestimmt zwar nicht die selbständige Bewegung
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das Werthmaß) in der inländischen Cirkulation ersetzen, so fällt
die Funktion sub 2) des Reservefonds fort. Und ein Theil des
Edelmetalls, der dazu gedient hat, wird dauernd ins Ausland
wandern. In diesem Falle findet kein Herausziehn von metallischer
Münze für inländische Cirkulation statt, und damit fällt zugleich
die zeitweilige Verstärkung der Metallreserve durch Immobilisirung
eines Theils des cirkulirenden gemünzten Metalls fort. Ferner:
Muss ein Minimum von Metallschatz für Auszahlung von Depositen
und Konvertibilität von Noten unter allen Umständen festgehalten
werden, so afficirt dies in eigner Art die Wirkungen eines Gold-
Abflusses oder -Zuflusses; es wirkt auf den Theil des Schatzes, den
die Bank unter allen Umständen zu halten verbunden ist, oder
auf den, den sie zu andrer Zeit als nutzlos loszuwerden sucht.
Bei rein metallischer Cirkulation und koncentrirtem Bankwesen
würde die Bank ihren Metallschatz ebenfalls als Garantie für Aus-
zahlung ihrer Depositen zu betrachten haben, und bei einem Metall-
abfluss könnte dieselbe Panik eintreten wie 1857 in Hamburg.
Sechstens: Mit Ausnahme von etwa 1837, brach die wirkliche
Krise immer los erst nach Wendung der Wechselkurse, d. h. so-
bald die Einfuhr von Edelmetall über die Ausfuhr wieder die Ober-
hand gewonnen.
1825 trat der wirkliche Krach ein, nachdem der Goldabfluss auf-
gehört hatte. 1839 fand Goldabfluss statt ohne dass es zum Krach
kam. 1847 hörte der Goldabfluss auf im April, und der Krach kam
im Oktober. 1857 hatte der Goldabfluss ins Ausland seit Anfang
November aufgehört, erst später im November kam der Krach.
Besonders deutlich tritt dies hervor in der Krise von 1847, wo
der Goldabfluss im April schon aufhörte, nachdem er eine relativ
gelinde Vorkrise bewirkt, und dann die eigentliche Geschäftskrise
erst im Oktober zum Ausbruch kam.
Die folgenden Aussagen sind abgegeben vor dem Secret Com-
mittee of the House of Lords on Commercial Distress 1848; die
Zeugenaussagen (evidence) wurden erst gedruckt 1857 (auch citirt
als: C. D. 1848/57).
Aussagen von Tooke. Im April 1847 entstand eine Klemme,
die streng gesprochen einer Panik gleichkam, aber von verhält-
nissmäßig kurzer Dauer war, und nicht begleitet von kommerciellen
Falliten von irgend welcher Bedeutung. Im Oktober war die
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/116>, abgerufen am 23.11.2024.
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