Misstrauens, unerschüttert blieb. Es ist dies auch ganz begreiflich; steht doch thatsächlich die gesammte Nation mit ihrem Kredit hinter diesen Werthzeichen. -- F. E.]
Hören wir nun ein paar Zeugnisse über die Wirkung des Bankakts. J. St. Mill glaubt, dass der Bankakt von 1847 die Ueberspeku- lation niedergehalten habe. Dieser weise Mann sprach glücklicher- weise am 12. Juni 1857. Vier Monate später war die Krisis los- gebrochen. Er gratulirt buchstäblich den "Bankdirektoren und dem kommerciellen Publikum im allgemeinen" dazu, dass sie "die Natur einer Handelskrisis weit besser verstehn als früher, und den sehr grossen Schaden, den sie sich selbst und dem Publikum durch Unterstützung der Ueberspekulation anthun." (B. C. 1857, No. 2031.)
Der weise Mill meint, wenn 1 £ Noten ausgegeben werden "als Vorschüsse an Fabrikanten u. a., welche Arbeitslöhne aus- zahlen ... so können die Noten in die Hände von andren kommen, die sie zu Konsumtionszwecken ausgeben, und in diesem Fall konstituiren die Noten in sich selbst eine Nachfrage nach Waaren, und können zeitweilig eine Preiserhöhung zu befördern streben." Herr Mill nimmt also an, dass die Fabrikanten höhern Lohn zahlen werden, weil sie ihn in Papier statt in Gold zahlen? Oder glaubt er, wenn der Fabrikant seinen Vorschuss in 100 £ Noten erhält, diese auswechselt gegen Gold, so würde dieser Lohn weniger Nachfrage bilden, als wenn sogleich in 1 £ Noten bezahlt? Und weiss er nicht, dass z. B. in gewissen Bergwerksbezirken Arbeits- lohn gezahlt wurde in Noten von Lokalbanken, sodass mehrere Arbeiter zusammen eine 5 £ Note erhielten? Vermehrt dies ihre Nachfrage? Oder werden die Bankiers den Fabrikanten in kleinen Noten leichter und mehr Geld vorschiessen als in grossen?
[Diese sonderbare Angst Mill's vor Einpfundnoten wäre uner- klärlich, zeigte nicht sein ganzes Werk über politische Oekonomie einen Eklekticismus, der vor keinen Widersprüchen zurückschreckt. Einerseits gibt er Tooke in vielen Dingen gegen Overstone recht, andrerseits glaubt er an die Bestimmung der Waarenpreise durch die Menge des vorhandnen Geldes. Er ist also keineswegs über- zeugt, dass für jede ausgegebne Einpfundnote -- alle andren Um- stände gleich gesetzt -- ein Sovereign in den Schatz der Bank wandert; er fürchtet, die Masse des Cirkulationsmittels könne ver- mehrt und somit entwerthet werden, d. h. die Waarenpreise steigern. Das ist es, und weiter nichts, was sich hinter obiger Bedenklich- keit verbirgt. -- F. E.]
Misstrauens, unerschüttert blieb. Es ist dies auch ganz begreiflich; steht doch thatsächlich die gesammte Nation mit ihrem Kredit hinter diesen Werthzeichen. — F. E.]
Hören wir nun ein paar Zeugnisse über die Wirkung des Bankakts. J. St. Mill glaubt, dass der Bankakt von 1847 die Ueberspeku- lation niedergehalten habe. Dieser weise Mann sprach glücklicher- weise am 12. Juni 1857. Vier Monate später war die Krisis los- gebrochen. Er gratulirt buchstäblich den „Bankdirektoren und dem kommerciellen Publikum im allgemeinen“ dazu, dass sie „die Natur einer Handelskrisis weit besser verstehn als früher, und den sehr grossen Schaden, den sie sich selbst und dem Publikum durch Unterstützung der Ueberspekulation anthun.“ (B. C. 1857, No. 2031.)
Der weise Mill meint, wenn 1 £ Noten ausgegeben werden „als Vorschüsse an Fabrikanten u. a., welche Arbeitslöhne aus- zahlen … so können die Noten in die Hände von andren kommen, die sie zu Konsumtionszwecken ausgeben, und in diesem Fall konstituiren die Noten in sich selbst eine Nachfrage nach Waaren, und können zeitweilig eine Preiserhöhung zu befördern streben.“ Herr Mill nimmt also an, dass die Fabrikanten höhern Lohn zahlen werden, weil sie ihn in Papier statt in Gold zahlen? Oder glaubt er, wenn der Fabrikant seinen Vorschuss in 100 £ Noten erhält, diese auswechselt gegen Gold, so würde dieser Lohn weniger Nachfrage bilden, als wenn sogleich in 1 £ Noten bezahlt? Und weiss er nicht, dass z. B. in gewissen Bergwerksbezirken Arbeits- lohn gezahlt wurde in Noten von Lokalbanken, sodass mehrere Arbeiter zusammen eine 5 £ Note erhielten? Vermehrt dies ihre Nachfrage? Oder werden die Bankiers den Fabrikanten in kleinen Noten leichter und mehr Geld vorschiessen als in grossen?
[Diese sonderbare Angst Mill’s vor Einpfundnoten wäre uner- klärlich, zeigte nicht sein ganzes Werk über politische Oekonomie einen Eklekticismus, der vor keinen Widersprüchen zurückschreckt. Einerseits gibt er Tooke in vielen Dingen gegen Overstone recht, andrerseits glaubt er an die Bestimmung der Waarenpreise durch die Menge des vorhandnen Geldes. Er ist also keineswegs über- zeugt, dass für jede ausgegebne Einpfundnote — alle andren Um- stände gleich gesetzt — ein Sovereign in den Schatz der Bank wandert; er fürchtet, die Masse des Cirkulationsmittels könne ver- mehrt und somit entwerthet werden, d. h. die Waarenpreise steigern. Das ist es, und weiter nichts, was sich hinter obiger Bedenklich- keit verbirgt. — F. E.]
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[95/0104]
Misstrauens, unerschüttert blieb. Es ist dies auch ganz begreiflich;
steht doch thatsächlich die gesammte Nation mit ihrem Kredit
hinter diesen Werthzeichen. — F. E.]
Hören wir nun ein paar Zeugnisse über die Wirkung des Bankakts.
J. St. Mill glaubt, dass der Bankakt von 1847 die Ueberspeku-
lation niedergehalten habe. Dieser weise Mann sprach glücklicher-
weise am 12. Juni 1857. Vier Monate später war die Krisis los-
gebrochen. Er gratulirt buchstäblich den „Bankdirektoren und
dem kommerciellen Publikum im allgemeinen“ dazu, dass sie „die
Natur einer Handelskrisis weit besser verstehn als früher, und
den sehr grossen Schaden, den sie sich selbst und dem Publikum
durch Unterstützung der Ueberspekulation anthun.“ (B. C. 1857,
No. 2031.)
Der weise Mill meint, wenn 1 £ Noten ausgegeben werden
„als Vorschüsse an Fabrikanten u. a., welche Arbeitslöhne aus-
zahlen … so können die Noten in die Hände von andren kommen,
die sie zu Konsumtionszwecken ausgeben, und in diesem Fall
konstituiren die Noten in sich selbst eine Nachfrage nach Waaren,
und können zeitweilig eine Preiserhöhung zu befördern streben.“
Herr Mill nimmt also an, dass die Fabrikanten höhern Lohn
zahlen werden, weil sie ihn in Papier statt in Gold zahlen? Oder
glaubt er, wenn der Fabrikant seinen Vorschuss in 100 £ Noten
erhält, diese auswechselt gegen Gold, so würde dieser Lohn weniger
Nachfrage bilden, als wenn sogleich in 1 £ Noten bezahlt? Und
weiss er nicht, dass z. B. in gewissen Bergwerksbezirken Arbeits-
lohn gezahlt wurde in Noten von Lokalbanken, sodass mehrere
Arbeiter zusammen eine 5 £ Note erhielten? Vermehrt dies ihre
Nachfrage? Oder werden die Bankiers den Fabrikanten in kleinen
Noten leichter und mehr Geld vorschiessen als in grossen?
[Diese sonderbare Angst Mill’s vor Einpfundnoten wäre uner-
klärlich, zeigte nicht sein ganzes Werk über politische Oekonomie
einen Eklekticismus, der vor keinen Widersprüchen zurückschreckt.
Einerseits gibt er Tooke in vielen Dingen gegen Overstone recht,
andrerseits glaubt er an die Bestimmung der Waarenpreise durch
die Menge des vorhandnen Geldes. Er ist also keineswegs über-
zeugt, dass für jede ausgegebne Einpfundnote — alle andren Um-
stände gleich gesetzt — ein Sovereign in den Schatz der Bank
wandert; er fürchtet, die Masse des Cirkulationsmittels könne ver-
mehrt und somit entwerthet werden, d. h. die Waarenpreise steigern.
Das ist es, und weiter nichts, was sich hinter obiger Bedenklich-
keit verbirgt. — F. E.]
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/104>, abgerufen am 22.11.2024.
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