Profitrate ausgegangen, so ist also durchaus auf kein specifisches Verhältniss zwischen dem Ueberschuss und dem in Arbeitslohn ausgelegten Theils des Kapitals zu schliessen. Man wird in einem spätern Kapitel sehn, welche drollige Bocksprünge Malthus macht, wenn er auf diesem Weg hinter das Geheimniss des Mehrwerths und des specifischen Verhältnisses desselben zum variablen Theil des Kapitals durchzudringen sucht. Was die Profitrate als solche zeigt, ist vielmehr gleichmäßiges Verhalten des Ueberschusses zu gleich grossen Theilen des Kapitals, das von diesem Gesichtspunkt aus überhaupt keine inneren Unterschiede zeigt, ausser dem zwischen fixen und cirkulirendem Kapital. Und diesen Unter- schied auch nur, weil der Ueberschuss doppelt berechnet wird. Nämlich erstens als einfache Grösse: Ueberschuss über den Kost- preis. In dieser seiner ersten Form geht das ganze cirkulirende Kapital in den Kostpreis ein, während vom fixen Kapital nur der Verschleiss in ihn eingeht. Ferner zweitens: Das Verhältniss dieses Werthüberschusses zum Gesammtwerth des vorgeschossnen Kapi- tals. Hier geht der Werth des ganzen fixen Kapitals so gut wie der des cirkulirenden in die Rechnung ein. Das cirkulirende Kapital geht also beide Mal in derselben Weise ein, während das fixe Kapital das eine Mal in einer verschiednen, das andre Mal in derselben Weise wie das cirkulirende Kapital eingeht. So drängt sich der Unterschied zwischen cirkulirenden und fixem Kapital hier als der einzige auf.
Der Ueberschuss also, wenn er, hegelisch gesprochen, sich aus der Profitrate in sich zurückreflektirt, oder anders, der Ueberschuss, näher durch die Profitrate charakterisirt, erscheint als ein Ueber- schuss, den das Kapital über seinen eignen Werth hinaus jährlich, oder in einer bestimmten Cirkulationsperiode, erzeugt.
Obgleich daher die Profitrate von der Rate des Mehrwerths numerisch verschieden ist, während Mehrwerth und Profit in der That dasselbe und auch numerisch gleich sind, so ist der Profit jedoch eine verwandelte Form des Mehrwerths, eine Form, worin sein Ursprung und das Geheimniss seines Daseins verschleiert und ausgelöscht ist. In der That ist der Profit die Erscheinungsform des Mehrwerths, welcher letztre erst durch Analyse aus der erstern herausgeschält werden muss. Im Mehrwerth ist das Verhältniss zwischen Kapital und Arbeit blossgelegt; im Verhältniss von Kapital und Profit, d. h. von Kapital und dem Mehrwerth, wie er einerseits als im Cirkulationsprocess realisirter Ueberschuss über den Kostpreis der Waare, andrerseits als ein durch sein Verhältniss
Profitrate ausgegangen, so ist also durchaus auf kein specifisches Verhältniss zwischen dem Ueberschuss und dem in Arbeitslohn ausgelegten Theils des Kapitals zu schliessen. Man wird in einem spätern Kapitel sehn, welche drollige Bocksprünge Malthus macht, wenn er auf diesem Weg hinter das Geheimniss des Mehrwerths und des specifischen Verhältnisses desselben zum variablen Theil des Kapitals durchzudringen sucht. Was die Profitrate als solche zeigt, ist vielmehr gleichmäßiges Verhalten des Ueberschusses zu gleich grossen Theilen des Kapitals, das von diesem Gesichtspunkt aus überhaupt keine inneren Unterschiede zeigt, ausser dem zwischen fixen und cirkulirendem Kapital. Und diesen Unter- schied auch nur, weil der Ueberschuss doppelt berechnet wird. Nämlich erstens als einfache Grösse: Ueberschuss über den Kost- preis. In dieser seiner ersten Form geht das ganze cirkulirende Kapital in den Kostpreis ein, während vom fixen Kapital nur der Verschleiss in ihn eingeht. Ferner zweitens: Das Verhältniss dieses Werthüberschusses zum Gesammtwerth des vorgeschossnen Kapi- tals. Hier geht der Werth des ganzen fixen Kapitals so gut wie der des cirkulirenden in die Rechnung ein. Das cirkulirende Kapital geht also beide Mal in derselben Weise ein, während das fixe Kapital das eine Mal in einer verschiednen, das andre Mal in derselben Weise wie das cirkulirende Kapital eingeht. So drängt sich der Unterschied zwischen cirkulirenden und fixem Kapital hier als der einzige auf.
Der Ueberschuss also, wenn er, hegelisch gesprochen, sich aus der Profitrate in sich zurückreflektirt, oder anders, der Ueberschuss, näher durch die Profitrate charakterisirt, erscheint als ein Ueber- schuss, den das Kapital über seinen eignen Werth hinaus jährlich, oder in einer bestimmten Cirkulationsperiode, erzeugt.
Obgleich daher die Profitrate von der Rate des Mehrwerths numerisch verschieden ist, während Mehrwerth und Profit in der That dasselbe und auch numerisch gleich sind, so ist der Profit jedoch eine verwandelte Form des Mehrwerths, eine Form, worin sein Ursprung und das Geheimniss seines Daseins verschleiert und ausgelöscht ist. In der That ist der Profit die Erscheinungsform des Mehrwerths, welcher letztre erst durch Analyse aus der erstern herausgeschält werden muss. Im Mehrwerth ist das Verhältniss zwischen Kapital und Arbeit blossgelegt; im Verhältniss von Kapital und Profit, d. h. von Kapital und dem Mehrwerth, wie er einerseits als im Cirkulationsprocess realisirter Ueberschuss über den Kostpreis der Waare, andrerseits als ein durch sein Verhältniss
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Profitrate ausgegangen, so ist also durchaus auf kein specifisches
Verhältniss zwischen dem Ueberschuss und dem in Arbeitslohn
ausgelegten Theils des Kapitals zu schliessen. Man wird in einem
spätern Kapitel sehn, welche drollige Bocksprünge Malthus macht,
wenn er auf diesem Weg hinter das Geheimniss des Mehrwerths
und des specifischen Verhältnisses desselben zum variablen Theil
des Kapitals durchzudringen sucht. Was die Profitrate als solche
zeigt, ist vielmehr gleichmäßiges Verhalten des Ueberschusses zu
gleich grossen Theilen des Kapitals, das von diesem Gesichtspunkt
aus überhaupt keine inneren Unterschiede zeigt, ausser dem
zwischen fixen und cirkulirendem Kapital. Und diesen Unter-
schied auch nur, weil der Ueberschuss doppelt berechnet wird.
Nämlich erstens als einfache Grösse: Ueberschuss über den Kost-
preis. In dieser seiner ersten Form geht das ganze cirkulirende
Kapital in den Kostpreis ein, während vom fixen Kapital nur der
Verschleiss in ihn eingeht. Ferner zweitens: Das Verhältniss dieses
Werthüberschusses zum Gesammtwerth des vorgeschossnen Kapi-
tals. Hier geht der Werth des ganzen fixen Kapitals so gut wie
der des cirkulirenden in die Rechnung ein. Das cirkulirende
Kapital geht also beide Mal in derselben Weise ein, während das
fixe Kapital das eine Mal in einer verschiednen, das andre Mal in
derselben Weise wie das cirkulirende Kapital eingeht. So drängt
sich der Unterschied zwischen cirkulirenden und fixem Kapital
hier als der einzige auf.
Der Ueberschuss also, wenn er, hegelisch gesprochen, sich aus
der Profitrate in sich zurückreflektirt, oder anders, der Ueberschuss,
näher durch die Profitrate charakterisirt, erscheint als ein Ueber-
schuss, den das Kapital über seinen eignen Werth hinaus jährlich,
oder in einer bestimmten Cirkulationsperiode, erzeugt.
Obgleich daher die Profitrate von der Rate des Mehrwerths
numerisch verschieden ist, während Mehrwerth und Profit in der
That dasselbe und auch numerisch gleich sind, so ist der Profit
jedoch eine verwandelte Form des Mehrwerths, eine Form, worin
sein Ursprung und das Geheimniss seines Daseins verschleiert und
ausgelöscht ist. In der That ist der Profit die Erscheinungsform
des Mehrwerths, welcher letztre erst durch Analyse aus der erstern
herausgeschält werden muss. Im Mehrwerth ist das Verhältniss
zwischen Kapital und Arbeit blossgelegt; im Verhältniss von
Kapital und Profit, d. h. von Kapital und dem Mehrwerth, wie
er einerseits als im Cirkulationsprocess realisirter Ueberschuss über
den Kostpreis der Waare, andrerseits als ein durch sein Verhältniss
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/56>, abgerufen am 03.02.2025.
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