Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

hältniss worin verschiedne Personen sich in den Mehrwerth theilen,
weder an der Grösse noch an der Natur des Mehrwerths irgend
etwas ändert. Im thatsächlichen Cirkulationsprocess gehn nicht
nur die Verwandlungen vor, die wir in Buch II betrachtet, son-
dern sie fallen zusammen mit der wirklichen Konkurrenz, mit
Kauf und Verkauf der Waaren über oder unter ihrem Werth, so-
dass für den einzelnen Kapitalisten der von ihm selbst realisirte
Mehrwerth ebensosehr von der wechselseitigen Uebervortheilung,
wie von der direkten Exploitation der Arbeit abhängt.

Im Cirkulationsprocess tritt neben der Arbeitszeit die Cirkula-
tionszeit in Wirksamkeit, die hiermit die Masse des in einem be-
stimmten Zeitraum realisirbaren Mehrwerths beschränkt. Es greifen
noch andre, der Cirkulation entspringende Momente in den un-
mittelbaren Produktionsprocess bestimmend ein. Beide, der un-
mittelbare Produktionsprocess und der Cirkulationsprocess, laufen
beständig in einander, durchdringen sich, und verfälschen dadurch
beständig ihre charakteristischen Unterscheidungsmerkmale. Die
Produktion des Mehrwerths wie des Werths überhaupt erhält im
Cirkulationsprocess, wie früher gezeigt, neue Bestimmungen; das
Kapital durchläuft den Kreis seiner Verwandlungen; endlich tritt es
sozusagen aus seinem innern organischen Leben in auswärtige Lebens-
verhältnisse, in Verhältnisse, wo nicht Kapital und Arbeit, sondern
einerseits Kapital und Kapital, andrerseits die Individuen auch wieder
einfach als Käufer und Verkäufer sich gegenüberstehn; Cirkulationszeit
und Arbeitszeit durchkreuzen sich in ihrer Bahn und scheinen so
beide gleichmässig den Mehrwerth zu bestimmen; die ursprüng-
liche Form, worin sich Kapital und Lohnarbeit gegenüberstehn,
wird verkleidet durch Einmischung scheinbar davon unabhängiger
Beziehungen; der Mehrwerth selbst erscheint nicht als Produkt
der Aneignung von Arbeitszeit, sondern als Ueberschuss des Ver-
kaufspreises der Waaren über ihren Kostpreis, welcher letztre
daher leicht als ihr eigentlicher Werth (valeur intrinseque) sich
darstellt, sodass der Profit als Ueberschuss des Verkaufspreises der
Waaren über ihren immanenten Werth erscheint.

Allerdings tritt während des unmittelbaren Produktionsprocesses
die Natur des Mehrwerths fortwährend in das Bewusstsein des
Kapitalisten, wie seine Gier nach fremder Arbeitszeit etc. uns
schon bei Betrachtung des Mehrwerths zeigte. Allein: 1) Es ist
der unmittelbare Produktionsprocess selbst nur ein verschwinden-
des Moment, das beständig in den Cirkulationsprocess, wie dieser
in jenen übergeht, sodass die im Produktionsprocess klarer oder

hältniss worin verschiedne Personen sich in den Mehrwerth theilen,
weder an der Grösse noch an der Natur des Mehrwerths irgend
etwas ändert. Im thatsächlichen Cirkulationsprocess gehn nicht
nur die Verwandlungen vor, die wir in Buch II betrachtet, son-
dern sie fallen zusammen mit der wirklichen Konkurrenz, mit
Kauf und Verkauf der Waaren über oder unter ihrem Werth, so-
dass für den einzelnen Kapitalisten der von ihm selbst realisirte
Mehrwerth ebensosehr von der wechselseitigen Uebervortheilung,
wie von der direkten Exploitation der Arbeit abhängt.

Im Cirkulationsprocess tritt neben der Arbeitszeit die Cirkula-
tionszeit in Wirksamkeit, die hiermit die Masse des in einem be-
stimmten Zeitraum realisirbaren Mehrwerths beschränkt. Es greifen
noch andre, der Cirkulation entspringende Momente in den un-
mittelbaren Produktionsprocess bestimmend ein. Beide, der un-
mittelbare Produktionsprocess und der Cirkulationsprocess, laufen
beständig in einander, durchdringen sich, und verfälschen dadurch
beständig ihre charakteristischen Unterscheidungsmerkmale. Die
Produktion des Mehrwerths wie des Werths überhaupt erhält im
Cirkulationsprocess, wie früher gezeigt, neue Bestimmungen; das
Kapital durchläuft den Kreis seiner Verwandlungen; endlich tritt es
sozusagen aus seinem innern organischen Leben in auswärtige Lebens-
verhältnisse, in Verhältnisse, wo nicht Kapital und Arbeit, sondern
einerseits Kapital und Kapital, andrerseits die Individuen auch wieder
einfach als Käufer und Verkäufer sich gegenüberstehn; Cirkulationszeit
und Arbeitszeit durchkreuzen sich in ihrer Bahn und scheinen so
beide gleichmässig den Mehrwerth zu bestimmen; die ursprüng-
liche Form, worin sich Kapital und Lohnarbeit gegenüberstehn,
wird verkleidet durch Einmischung scheinbar davon unabhängiger
Beziehungen; der Mehrwerth selbst erscheint nicht als Produkt
der Aneignung von Arbeitszeit, sondern als Ueberschuss des Ver-
kaufspreises der Waaren über ihren Kostpreis, welcher letztre
daher leicht als ihr eigentlicher Werth (valeur intrinsèque) sich
darstellt, sodass der Profit als Ueberschuss des Verkaufspreises der
Waaren über ihren immanenten Werth erscheint.

Allerdings tritt während des unmittelbaren Produktionsprocesses
die Natur des Mehrwerths fortwährend in das Bewusstsein des
Kapitalisten, wie seine Gier nach fremder Arbeitszeit etc. uns
schon bei Betrachtung des Mehrwerths zeigte. Allein: 1) Es ist
der unmittelbare Produktionsprocess selbst nur ein verschwinden-
des Moment, das beständig in den Cirkulationsprocess, wie dieser
in jenen übergeht, sodass die im Produktionsprocess klarer oder

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0052" n="18"/>
hältniss worin verschiedne Personen sich in den Mehrwerth theilen,<lb/>
weder an der Grösse noch an der Natur des Mehrwerths irgend<lb/>
etwas ändert. Im thatsächlichen Cirkulationsprocess gehn nicht<lb/>
nur die Verwandlungen vor, die wir in Buch II betrachtet, son-<lb/>
dern sie fallen zusammen mit der wirklichen Konkurrenz, mit<lb/>
Kauf und Verkauf der Waaren über oder unter ihrem Werth, so-<lb/>
dass für den einzelnen Kapitalisten der von ihm selbst realisirte<lb/>
Mehrwerth ebensosehr von der wechselseitigen Uebervortheilung,<lb/>
wie von der direkten Exploitation der Arbeit abhängt.</p><lb/>
            <p>Im Cirkulationsprocess tritt neben der Arbeitszeit die Cirkula-<lb/>
tionszeit in Wirksamkeit, die hiermit die Masse des in einem be-<lb/>
stimmten Zeitraum realisirbaren Mehrwerths beschränkt. Es greifen<lb/>
noch andre, der Cirkulation entspringende Momente in den un-<lb/>
mittelbaren Produktionsprocess bestimmend ein. Beide, der un-<lb/>
mittelbare Produktionsprocess und der Cirkulationsprocess, laufen<lb/>
beständig in einander, durchdringen sich, und verfälschen dadurch<lb/>
beständig ihre charakteristischen Unterscheidungsmerkmale. Die<lb/>
Produktion des Mehrwerths wie des Werths überhaupt erhält im<lb/>
Cirkulationsprocess, wie früher gezeigt, neue Bestimmungen; das<lb/>
Kapital durchläuft den Kreis seiner Verwandlungen; endlich tritt es<lb/>
sozusagen aus seinem innern organischen Leben in auswärtige Lebens-<lb/>
verhältnisse, in Verhältnisse, wo nicht Kapital und Arbeit, sondern<lb/>
einerseits Kapital und Kapital, andrerseits die Individuen auch wieder<lb/>
einfach als Käufer und Verkäufer sich gegenüberstehn; Cirkulationszeit<lb/>
und Arbeitszeit durchkreuzen sich in ihrer Bahn und scheinen so<lb/>
beide gleichmässig den Mehrwerth zu bestimmen; die ursprüng-<lb/>
liche Form, worin sich Kapital und Lohnarbeit gegenüberstehn,<lb/>
wird verkleidet durch Einmischung scheinbar davon unabhängiger<lb/>
Beziehungen; der Mehrwerth selbst erscheint nicht als Produkt<lb/>
der Aneignung von Arbeitszeit, sondern als Ueberschuss des Ver-<lb/>
kaufspreises der Waaren über ihren Kostpreis, welcher letztre<lb/>
daher leicht als ihr eigentlicher Werth (valeur intrinsèque) sich<lb/>
darstellt, sodass der Profit als Ueberschuss des Verkaufspreises der<lb/>
Waaren über ihren immanenten Werth erscheint.</p><lb/>
            <p>Allerdings tritt während des unmittelbaren Produktionsprocesses<lb/>
die Natur des Mehrwerths fortwährend in das Bewusstsein des<lb/>
Kapitalisten, wie seine Gier nach fremder Arbeitszeit etc. uns<lb/>
schon bei Betrachtung des Mehrwerths zeigte. Allein: 1) Es ist<lb/>
der unmittelbare Produktionsprocess selbst nur ein verschwinden-<lb/>
des Moment, das beständig in den Cirkulationsprocess, wie dieser<lb/>
in jenen übergeht, sodass die im Produktionsprocess klarer oder<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0052] hältniss worin verschiedne Personen sich in den Mehrwerth theilen, weder an der Grösse noch an der Natur des Mehrwerths irgend etwas ändert. Im thatsächlichen Cirkulationsprocess gehn nicht nur die Verwandlungen vor, die wir in Buch II betrachtet, son- dern sie fallen zusammen mit der wirklichen Konkurrenz, mit Kauf und Verkauf der Waaren über oder unter ihrem Werth, so- dass für den einzelnen Kapitalisten der von ihm selbst realisirte Mehrwerth ebensosehr von der wechselseitigen Uebervortheilung, wie von der direkten Exploitation der Arbeit abhängt. Im Cirkulationsprocess tritt neben der Arbeitszeit die Cirkula- tionszeit in Wirksamkeit, die hiermit die Masse des in einem be- stimmten Zeitraum realisirbaren Mehrwerths beschränkt. Es greifen noch andre, der Cirkulation entspringende Momente in den un- mittelbaren Produktionsprocess bestimmend ein. Beide, der un- mittelbare Produktionsprocess und der Cirkulationsprocess, laufen beständig in einander, durchdringen sich, und verfälschen dadurch beständig ihre charakteristischen Unterscheidungsmerkmale. Die Produktion des Mehrwerths wie des Werths überhaupt erhält im Cirkulationsprocess, wie früher gezeigt, neue Bestimmungen; das Kapital durchläuft den Kreis seiner Verwandlungen; endlich tritt es sozusagen aus seinem innern organischen Leben in auswärtige Lebens- verhältnisse, in Verhältnisse, wo nicht Kapital und Arbeit, sondern einerseits Kapital und Kapital, andrerseits die Individuen auch wieder einfach als Käufer und Verkäufer sich gegenüberstehn; Cirkulationszeit und Arbeitszeit durchkreuzen sich in ihrer Bahn und scheinen so beide gleichmässig den Mehrwerth zu bestimmen; die ursprüng- liche Form, worin sich Kapital und Lohnarbeit gegenüberstehn, wird verkleidet durch Einmischung scheinbar davon unabhängiger Beziehungen; der Mehrwerth selbst erscheint nicht als Produkt der Aneignung von Arbeitszeit, sondern als Ueberschuss des Ver- kaufspreises der Waaren über ihren Kostpreis, welcher letztre daher leicht als ihr eigentlicher Werth (valeur intrinsèque) sich darstellt, sodass der Profit als Ueberschuss des Verkaufspreises der Waaren über ihren immanenten Werth erscheint. Allerdings tritt während des unmittelbaren Produktionsprocesses die Natur des Mehrwerths fortwährend in das Bewusstsein des Kapitalisten, wie seine Gier nach fremder Arbeitszeit etc. uns schon bei Betrachtung des Mehrwerths zeigte. Allein: 1) Es ist der unmittelbare Produktionsprocess selbst nur ein verschwinden- des Moment, das beständig in den Cirkulationsprocess, wie dieser in jenen übergeht, sodass die im Produktionsprocess klarer oder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/52
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/52>, abgerufen am 25.04.2024.