klar, dass wenn ein Fabrikant von seinem Guthaben bei einer Bank mehr in Gold oder Banknoten herauszieht, weil er mehr Kapital in Geldform zu verausgaben hat, deswegen seine Nachfrage für Kapital nicht wächst, sondern nur seine Nachfrage für diese be- sondre Form, worin er sein Kapital verausgabt. Die Nachfrage bezieht sich nur auf die technische Form, worin er sein Kapital in die Cirkulation wirft. Wie ja bei verschiedner Entwicklung des Kreditwesens z. B. dasselbe variable Kapital, dieselbe Menge Arbeits- lohn in einem Lande eine grössre Masse Umlaufsmittel erfordert als im andern; in England z. B. mehr als in Schottland, in Deutsch- land mehr als in England. Ebenso erheischt in der Landwirth- schaft dasselbe im Reproduktionsprocess thätige Kapital zu ver- schiednen Jahreszeiten verschiedne Mengen von Geld zur Verrichtung seiner Funktion.
Aber der Gegensatz, wie Fullarton ihn stellt, ist nicht richtig. Es ist keineswegs, wie er sagt, die starke Nachfrage für An- leihen, was die Periode der Stockung von der Prosperität unter- scheidet, sondern die Leichtigkeit, womit diese Nachfrage zur Prosperitätszeit, und die Schwierigkeit, womit sie nach eingetretner Stockung befriedigt wird. Es ist ja gerade die ungeheure Ent- wicklung des Kreditsystems, während der Prosperitätszeit, also auch die enorme Steigerung der Nachfrage nach Leihkapital und die Bereitwilligkeit, womit das Angebot sich ihr in solchen Perioden zur Verfügung stellt, welche die Kreditklemme während der Zeit der Stockung herbeiführt. Es ist also nicht der Unterschied in der Grösse der Nachfrage für Anleihen, der beide Perioden charakterisirt.
Wie schon früher bemerkt, unterscheiden sich beide Perioden zunächst dadurch, dass in der Prosperitätszeit die Nachfrage nach Umlaufsmitteln zwischen Konsumenten und Händlern, in der Periode des Rückschlags die Nachfrage nach Umlaufsmitteln zwischen Kapitalisten vorherrscht. In der Periode der Geschäftsstockung nimmt die erstere ab, die zweite zu.
Was nun Fullarton und andren als entscheidend wichtig auf- fällt, ist das Phänomen, dass in solchen Zeiten, wo die securities --
kann täglich anderthalb Millionen diskontiren, und dies geschieht fortwährend, ohne dass ihre Reserve im geringsten berührt wird. Die Noten kommen zurück als Depositen, und die einzige Aenderung die stattfindet, ist die blosse Uebertragung von einem Konto auf das andre." (Report on Bank-Acts, 1857. Evidence No. 241, 500. Die Noten dienen hier also nur als Mittel der Ueber- tragung von Krediten.
klar, dass wenn ein Fabrikant von seinem Guthaben bei einer Bank mehr in Gold oder Banknoten herauszieht, weil er mehr Kapital in Geldform zu verausgaben hat, deswegen seine Nachfrage für Kapital nicht wächst, sondern nur seine Nachfrage für diese be- sondre Form, worin er sein Kapital verausgabt. Die Nachfrage bezieht sich nur auf die technische Form, worin er sein Kapital in die Cirkulation wirft. Wie ja bei verschiedner Entwicklung des Kreditwesens z. B. dasselbe variable Kapital, dieselbe Menge Arbeits- lohn in einem Lande eine grössre Masse Umlaufsmittel erfordert als im andern; in England z. B. mehr als in Schottland, in Deutsch- land mehr als in England. Ebenso erheischt in der Landwirth- schaft dasselbe im Reproduktionsprocess thätige Kapital zu ver- schiednen Jahreszeiten verschiedne Mengen von Geld zur Verrichtung seiner Funktion.
Aber der Gegensatz, wie Fullarton ihn stellt, ist nicht richtig. Es ist keineswegs, wie er sagt, die starke Nachfrage für An- leihen, was die Periode der Stockung von der Prosperität unter- scheidet, sondern die Leichtigkeit, womit diese Nachfrage zur Prosperitätszeit, und die Schwierigkeit, womit sie nach eingetretner Stockung befriedigt wird. Es ist ja gerade die ungeheure Ent- wicklung des Kreditsystems, während der Prosperitätszeit, also auch die enorme Steigerung der Nachfrage nach Leihkapital und die Bereitwilligkeit, womit das Angebot sich ihr in solchen Perioden zur Verfügung stellt, welche die Kreditklemme während der Zeit der Stockung herbeiführt. Es ist also nicht der Unterschied in der Grösse der Nachfrage für Anleihen, der beide Perioden charakterisirt.
Wie schon früher bemerkt, unterscheiden sich beide Perioden zunächst dadurch, dass in der Prosperitätszeit die Nachfrage nach Umlaufsmitteln zwischen Konsumenten und Händlern, in der Periode des Rückschlags die Nachfrage nach Umlaufsmitteln zwischen Kapitalisten vorherrscht. In der Periode der Geschäftsstockung nimmt die erstere ab, die zweite zu.
Was nun Fullarton und andren als entscheidend wichtig auf- fällt, ist das Phänomen, dass in solchen Zeiten, wo die securities —
kann täglich anderthalb Millionen diskontiren, und dies geschieht fortwährend, ohne dass ihre Reserve im geringsten berührt wird. Die Noten kommen zurück als Depositen, und die einzige Aenderung die stattfindet, ist die blosse Uebertragung von einem Konto auf das andre.“ (Report on Bank-Acts, 1857. Evidence No. 241, 500. Die Noten dienen hier also nur als Mittel der Ueber- tragung von Krediten.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0471"n="437"/>
klar, dass wenn ein Fabrikant von seinem Guthaben bei einer Bank<lb/>
mehr in Gold oder Banknoten herauszieht, weil er mehr Kapital<lb/>
in Geldform zu verausgaben hat, deswegen seine Nachfrage für<lb/>
Kapital nicht wächst, sondern nur seine Nachfrage für diese be-<lb/>
sondre Form, worin er sein Kapital verausgabt. Die Nachfrage<lb/>
bezieht sich nur auf die technische Form, worin er sein Kapital<lb/>
in die Cirkulation wirft. Wie ja bei verschiedner Entwicklung des<lb/>
Kreditwesens z. B. dasselbe variable Kapital, dieselbe Menge Arbeits-<lb/>
lohn in einem Lande eine grössre Masse Umlaufsmittel erfordert<lb/>
als im andern; in England z. B. mehr als in Schottland, in Deutsch-<lb/>
land mehr als in England. Ebenso erheischt in der Landwirth-<lb/>
schaft dasselbe im Reproduktionsprocess thätige Kapital zu ver-<lb/>
schiednen Jahreszeiten verschiedne Mengen von Geld zur Verrichtung<lb/>
seiner Funktion.</p><lb/><p>Aber der Gegensatz, wie Fullarton ihn stellt, ist nicht richtig.<lb/>
Es ist keineswegs, wie er sagt, die starke Nachfrage für An-<lb/>
leihen, was die Periode der Stockung von der Prosperität unter-<lb/>
scheidet, sondern die Leichtigkeit, womit diese Nachfrage zur<lb/>
Prosperitätszeit, und die Schwierigkeit, womit sie nach eingetretner<lb/>
Stockung befriedigt wird. Es ist ja gerade die ungeheure Ent-<lb/>
wicklung des Kreditsystems, während der Prosperitätszeit, also<lb/>
auch die enorme Steigerung der Nachfrage nach Leihkapital und<lb/>
die Bereitwilligkeit, womit das Angebot sich ihr in solchen Perioden<lb/>
zur Verfügung stellt, welche die Kreditklemme während der Zeit<lb/>
der Stockung herbeiführt. Es ist also nicht der Unterschied<lb/>
in der Grösse der Nachfrage für Anleihen, der beide Perioden<lb/>
charakterisirt.</p><lb/><p>Wie schon früher bemerkt, unterscheiden sich beide Perioden<lb/>
zunächst dadurch, dass in der Prosperitätszeit die Nachfrage nach<lb/>
Umlaufsmitteln zwischen Konsumenten und Händlern, in der Periode<lb/>
des Rückschlags die Nachfrage nach Umlaufsmitteln zwischen<lb/>
Kapitalisten vorherrscht. In der Periode der Geschäftsstockung<lb/>
nimmt die erstere ab, die zweite zu.</p><lb/><p>Was nun Fullarton und andren als entscheidend wichtig auf-<lb/>
fällt, ist das Phänomen, dass in solchen Zeiten, wo die securities —<lb/><notexml:id="seg2pn_6_3"prev="#seg2pn_6_2"place="foot"n="90)">kann täglich anderthalb Millionen diskontiren, und dies geschieht fortwährend,<lb/>
ohne dass ihre Reserve im geringsten berührt wird. Die Noten kommen<lb/>
zurück als Depositen, und die einzige Aenderung die stattfindet, ist die blosse<lb/>
Uebertragung von einem Konto auf das andre.“ (Report on Bank-Acts, 1857.<lb/>
Evidence No. 241, 500. Die Noten dienen hier also nur als Mittel der Ueber-<lb/>
tragung von Krediten.</note><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[437/0471]
klar, dass wenn ein Fabrikant von seinem Guthaben bei einer Bank
mehr in Gold oder Banknoten herauszieht, weil er mehr Kapital
in Geldform zu verausgaben hat, deswegen seine Nachfrage für
Kapital nicht wächst, sondern nur seine Nachfrage für diese be-
sondre Form, worin er sein Kapital verausgabt. Die Nachfrage
bezieht sich nur auf die technische Form, worin er sein Kapital
in die Cirkulation wirft. Wie ja bei verschiedner Entwicklung des
Kreditwesens z. B. dasselbe variable Kapital, dieselbe Menge Arbeits-
lohn in einem Lande eine grössre Masse Umlaufsmittel erfordert
als im andern; in England z. B. mehr als in Schottland, in Deutsch-
land mehr als in England. Ebenso erheischt in der Landwirth-
schaft dasselbe im Reproduktionsprocess thätige Kapital zu ver-
schiednen Jahreszeiten verschiedne Mengen von Geld zur Verrichtung
seiner Funktion.
Aber der Gegensatz, wie Fullarton ihn stellt, ist nicht richtig.
Es ist keineswegs, wie er sagt, die starke Nachfrage für An-
leihen, was die Periode der Stockung von der Prosperität unter-
scheidet, sondern die Leichtigkeit, womit diese Nachfrage zur
Prosperitätszeit, und die Schwierigkeit, womit sie nach eingetretner
Stockung befriedigt wird. Es ist ja gerade die ungeheure Ent-
wicklung des Kreditsystems, während der Prosperitätszeit, also
auch die enorme Steigerung der Nachfrage nach Leihkapital und
die Bereitwilligkeit, womit das Angebot sich ihr in solchen Perioden
zur Verfügung stellt, welche die Kreditklemme während der Zeit
der Stockung herbeiführt. Es ist also nicht der Unterschied
in der Grösse der Nachfrage für Anleihen, der beide Perioden
charakterisirt.
Wie schon früher bemerkt, unterscheiden sich beide Perioden
zunächst dadurch, dass in der Prosperitätszeit die Nachfrage nach
Umlaufsmitteln zwischen Konsumenten und Händlern, in der Periode
des Rückschlags die Nachfrage nach Umlaufsmitteln zwischen
Kapitalisten vorherrscht. In der Periode der Geschäftsstockung
nimmt die erstere ab, die zweite zu.
Was nun Fullarton und andren als entscheidend wichtig auf-
fällt, ist das Phänomen, dass in solchen Zeiten, wo die securities —
90)
90) kann täglich anderthalb Millionen diskontiren, und dies geschieht fortwährend,
ohne dass ihre Reserve im geringsten berührt wird. Die Noten kommen
zurück als Depositen, und die einzige Aenderung die stattfindet, ist die blosse
Uebertragung von einem Konto auf das andre.“ (Report on Bank-Acts, 1857.
Evidence No. 241, 500. Die Noten dienen hier also nur als Mittel der Ueber-
tragung von Krediten.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/471>, abgerufen am 23.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.