Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

das Geld in der einen Form Cirkulation (currency) und in der
andern Form Kapital ist. Soweit das Geld in der einen oder
andern Funktion dient, sei es zur Realisirung von Revenue oder
zur Uebertragung von Kapital, fungirt es im Kauf und Verkauf
oder im Zahlen, als Kaufmittel oder Zahlungsmittel, und im weitern
Sinn des Worts als Cirkulationsmittel. Die weitere Bestimmung,
die es in der Rechnung seines Ausgebers oder Empfängers hat,
dass es ihm Kapital oder Revenue vorstellt, ändert hieran absolut
nichts, und es zeigt sich dies auch doppelt. Obgleich die Geld-
sorten, die in beiden Sphären cirkuliren, verschieden sind, so geht
dasselbe Geldstück, z. B. eine Fünfpfundnote, aus der einen Sphäre
in die andre über, und vollzieht abwechselnd beide Funktionen;
was schon deswegen unvermeidlich ist, weil der Kleinhändler
seinem Kapital die Geldform allein geben kann in der Form der
Münze, die er von seinen Käufern erhält. Man kann annehmen,
dass die eigentliche Scheidemünze ihren Cirkulationsschwerpunkt
im Gebiet des Kleinhandels hat; der Kleinhändler braucht sie be-
ständig zum Auswechseln und erhält sie beständig in Zahlung von
seinen Kunden zurück. Er erhält aber auch Geld, d. h. Münze in
dem Metall, das Werthmesser ist, also in England Pfundstücke
und selbst Banknoten, namentlich Noten zu niedrigen Beträgen,
also z. B. von 5 und 10 Pfund. Diese Goldstücke und Noten,
nebst etwa überschüssiger Scheidemünze, deponirt er jeden Tag
oder jede Woche bei seiner Bank und zahlt damit, durch An-
weisung auf sein Bankdepositum, seine Einkäufe. Aber dieselben
Goldstücke und Noten werden ebenso beständig vom ganzen Pu-
blikum, in seiner Eigenschaft als Konsument, als Geldform seiner
Revenue, den Banken wieder direkt oder indirekt (z. B. Kleingeld
durch Fabrikanten zur Lohnzahlung) entzogen, und fliessen be-
ständig den Kleinhändlern zurück, denen sie so einen Theil ihres
Kapitals, aber gleichzeitig auch ihrer Revenue aufs neue realisiren.
Dieser letztere Umstand ist wichtig und wird von Tooke ganz
übersehn. Nur sobald das Geld als Geldkapital ausgelegt wird,
am Anfang des Reproduktionsprocesses (Buch II, Abschnitt I)
existirt der Kapitalwerth rein als solcher. Denn in der produ-
cirten Waare steckt nicht nur Kapital, sondern auch schon der
Mehrwerth; sie ist nicht nur Kapital an sich, sondern schon ge-
wordenes Kapital, Kapital mit der ihm einverleibten Revenue-
quelle. Was der Kleinhändler für das ihm zurückfliessende Geld
weggibt, seine Waare, ist also für ihn Kapital plus Profit, Kapital
plus Revenue.


das Geld in der einen Form Cirkulation (currency) und in der
andern Form Kapital ist. Soweit das Geld in der einen oder
andern Funktion dient, sei es zur Realisirung von Revenue oder
zur Uebertragung von Kapital, fungirt es im Kauf und Verkauf
oder im Zahlen, als Kaufmittel oder Zahlungsmittel, und im weitern
Sinn des Worts als Cirkulationsmittel. Die weitere Bestimmung,
die es in der Rechnung seines Ausgebers oder Empfängers hat,
dass es ihm Kapital oder Revenue vorstellt, ändert hieran absolut
nichts, und es zeigt sich dies auch doppelt. Obgleich die Geld-
sorten, die in beiden Sphären cirkuliren, verschieden sind, so geht
dasselbe Geldstück, z. B. eine Fünfpfundnote, aus der einen Sphäre
in die andre über, und vollzieht abwechselnd beide Funktionen;
was schon deswegen unvermeidlich ist, weil der Kleinhändler
seinem Kapital die Geldform allein geben kann in der Form der
Münze, die er von seinen Käufern erhält. Man kann annehmen,
dass die eigentliche Scheidemünze ihren Cirkulationsschwerpunkt
im Gebiet des Kleinhandels hat; der Kleinhändler braucht sie be-
ständig zum Auswechseln und erhält sie beständig in Zahlung von
seinen Kunden zurück. Er erhält aber auch Geld, d. h. Münze in
dem Metall, das Werthmesser ist, also in England Pfundstücke
und selbst Banknoten, namentlich Noten zu niedrigen Beträgen,
also z. B. von 5 und 10 Pfund. Diese Goldstücke und Noten,
nebst etwa überschüssiger Scheidemünze, deponirt er jeden Tag
oder jede Woche bei seiner Bank und zahlt damit, durch An-
weisung auf sein Bankdepositum, seine Einkäufe. Aber dieselben
Goldstücke und Noten werden ebenso beständig vom ganzen Pu-
blikum, in seiner Eigenschaft als Konsument, als Geldform seiner
Revenue, den Banken wieder direkt oder indirekt (z. B. Kleingeld
durch Fabrikanten zur Lohnzahlung) entzogen, und fliessen be-
ständig den Kleinhändlern zurück, denen sie so einen Theil ihres
Kapitals, aber gleichzeitig auch ihrer Revenue aufs neue realisiren.
Dieser letztere Umstand ist wichtig und wird von Tooke ganz
übersehn. Nur sobald das Geld als Geldkapital ausgelegt wird,
am Anfang des Reproduktionsprocesses (Buch II, Abschnitt I)
existirt der Kapitalwerth rein als solcher. Denn in der produ-
cirten Waare steckt nicht nur Kapital, sondern auch schon der
Mehrwerth; sie ist nicht nur Kapital an sich, sondern schon ge-
wordenes Kapital, Kapital mit der ihm einverleibten Revenue-
quelle. Was der Kleinhändler für das ihm zurückfliessende Geld
weggibt, seine Waare, ist also für ihn Kapital plus Profit, Kapital
plus Revenue.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0465" n="431"/>
das Geld in der einen Form Cirkulation (currency) und in der<lb/>
andern Form Kapital ist. Soweit das Geld in der einen oder<lb/>
andern Funktion dient, sei es zur Realisirung von Revenue oder<lb/>
zur Uebertragung von Kapital, fungirt es im Kauf und Verkauf<lb/>
oder im Zahlen, als Kaufmittel oder Zahlungsmittel, und im weitern<lb/>
Sinn des Worts als Cirkulationsmittel. Die weitere Bestimmung,<lb/>
die es in der Rechnung seines Ausgebers oder Empfängers hat,<lb/>
dass es ihm Kapital oder Revenue vorstellt, ändert hieran absolut<lb/>
nichts, und es zeigt sich dies auch doppelt. Obgleich die Geld-<lb/>
sorten, die in beiden Sphären cirkuliren, verschieden sind, so geht<lb/>
dasselbe Geldstück, z. B. eine Fünfpfundnote, aus der einen Sphäre<lb/>
in die andre über, und vollzieht abwechselnd beide Funktionen;<lb/>
was schon deswegen unvermeidlich ist, weil der Kleinhändler<lb/>
seinem Kapital die Geldform allein geben kann in der Form der<lb/>
Münze, die er von seinen Käufern erhält. Man kann annehmen,<lb/>
dass die eigentliche Scheidemünze ihren Cirkulationsschwerpunkt<lb/>
im Gebiet des Kleinhandels hat; der Kleinhändler braucht sie be-<lb/>
ständig zum Auswechseln und erhält sie beständig in Zahlung von<lb/>
seinen Kunden zurück. Er erhält aber auch Geld, d. h. Münze in<lb/>
dem Metall, das Werthmesser ist, also in England Pfundstücke<lb/>
und selbst Banknoten, namentlich Noten zu niedrigen Beträgen,<lb/>
also z. B. von 5 und 10 Pfund. Diese Goldstücke und Noten,<lb/>
nebst etwa überschüssiger Scheidemünze, deponirt er jeden Tag<lb/>
oder jede Woche bei seiner Bank und zahlt damit, durch An-<lb/>
weisung auf sein Bankdepositum, seine Einkäufe. Aber dieselben<lb/>
Goldstücke und Noten werden ebenso beständig vom ganzen Pu-<lb/>
blikum, in seiner Eigenschaft als Konsument, als Geldform seiner<lb/>
Revenue, den Banken wieder direkt oder indirekt (z. B. Kleingeld<lb/>
durch Fabrikanten zur Lohnzahlung) entzogen, und fliessen be-<lb/>
ständig den Kleinhändlern zurück, denen sie so einen Theil ihres<lb/>
Kapitals, aber gleichzeitig auch ihrer Revenue aufs neue realisiren.<lb/>
Dieser letztere Umstand ist wichtig und wird von Tooke ganz<lb/>
übersehn. Nur sobald das Geld als Geldkapital ausgelegt wird,<lb/>
am Anfang des Reproduktionsprocesses (Buch II, Abschnitt I)<lb/>
existirt der Kapitalwerth rein als solcher. Denn in der produ-<lb/>
cirten Waare steckt nicht nur Kapital, sondern auch schon der<lb/>
Mehrwerth; sie ist nicht nur Kapital an sich, sondern schon ge-<lb/>
wordenes Kapital, Kapital mit der ihm einverleibten Revenue-<lb/>
quelle. Was der Kleinhändler für das ihm zurückfliessende Geld<lb/>
weggibt, seine Waare, ist also für ihn Kapital plus Profit, Kapital<lb/>
plus Revenue.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[431/0465] das Geld in der einen Form Cirkulation (currency) und in der andern Form Kapital ist. Soweit das Geld in der einen oder andern Funktion dient, sei es zur Realisirung von Revenue oder zur Uebertragung von Kapital, fungirt es im Kauf und Verkauf oder im Zahlen, als Kaufmittel oder Zahlungsmittel, und im weitern Sinn des Worts als Cirkulationsmittel. Die weitere Bestimmung, die es in der Rechnung seines Ausgebers oder Empfängers hat, dass es ihm Kapital oder Revenue vorstellt, ändert hieran absolut nichts, und es zeigt sich dies auch doppelt. Obgleich die Geld- sorten, die in beiden Sphären cirkuliren, verschieden sind, so geht dasselbe Geldstück, z. B. eine Fünfpfundnote, aus der einen Sphäre in die andre über, und vollzieht abwechselnd beide Funktionen; was schon deswegen unvermeidlich ist, weil der Kleinhändler seinem Kapital die Geldform allein geben kann in der Form der Münze, die er von seinen Käufern erhält. Man kann annehmen, dass die eigentliche Scheidemünze ihren Cirkulationsschwerpunkt im Gebiet des Kleinhandels hat; der Kleinhändler braucht sie be- ständig zum Auswechseln und erhält sie beständig in Zahlung von seinen Kunden zurück. Er erhält aber auch Geld, d. h. Münze in dem Metall, das Werthmesser ist, also in England Pfundstücke und selbst Banknoten, namentlich Noten zu niedrigen Beträgen, also z. B. von 5 und 10 Pfund. Diese Goldstücke und Noten, nebst etwa überschüssiger Scheidemünze, deponirt er jeden Tag oder jede Woche bei seiner Bank und zahlt damit, durch An- weisung auf sein Bankdepositum, seine Einkäufe. Aber dieselben Goldstücke und Noten werden ebenso beständig vom ganzen Pu- blikum, in seiner Eigenschaft als Konsument, als Geldform seiner Revenue, den Banken wieder direkt oder indirekt (z. B. Kleingeld durch Fabrikanten zur Lohnzahlung) entzogen, und fliessen be- ständig den Kleinhändlern zurück, denen sie so einen Theil ihres Kapitals, aber gleichzeitig auch ihrer Revenue aufs neue realisiren. Dieser letztere Umstand ist wichtig und wird von Tooke ganz übersehn. Nur sobald das Geld als Geldkapital ausgelegt wird, am Anfang des Reproduktionsprocesses (Buch II, Abschnitt I) existirt der Kapitalwerth rein als solcher. Denn in der produ- cirten Waare steckt nicht nur Kapital, sondern auch schon der Mehrwerth; sie ist nicht nur Kapital an sich, sondern schon ge- wordenes Kapital, Kapital mit der ihm einverleibten Revenue- quelle. Was der Kleinhändler für das ihm zurückfliessende Geld weggibt, seine Waare, ist also für ihn Kapital plus Profit, Kapital plus Revenue.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/465
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/465>, abgerufen am 25.11.2024.