historischen Präexistenz des zinstragenden Kapitals und der Existenz eines traditionell überlieferten allgemeinen Zinsfusses; 2) dem viel grössern unmittelbaren Einfluss, den der Weltmarkt, unabhängig von den Produktionsbedingungen eines Landes, auf die Feststellung des Zinsfusses ausübt, verglichen mit seinem Einfluss auf die Profitrate.
Der Durchschnittsprofit erscheint nicht als unmittelbar gegebne Thatsache, sondern als erst durch die Untersuchung festzustellendes Endresultat der Ausgleichung entgegengesetzter Schwankungen. Anders mit dem Zinsfuss. Er ist in seiner, wenigstens lokalen, Allgemeingültigkeit ein täglich fixirtes Faktum, ein Faktum, das dem industriellen und merkantilen Kapital sogar als Voraussetzung und Posten in der Kalkulation bei seinen Operationen dient. Es wird ein allgemeines Vermögen jeder Geldsumme von 100 £, 2, 3, 4, 5 % abzuwerfen. Metereologische Berichte zeichnen nicht genauer den Stand von Barometer und Thermometer auf, als Börsenberichte den Stand des Zinsfusses, nicht für dieses oder jenes Kapital, sondern für das auf dem Geldmarkt befindliche, d. h über- haupt verleihbare Kapital.
Auf dem Geldmarkt stehn sich nur Verleiher und Borger gegen- über. Die Waare hat dieselbe Form, Geld. Alle besondren Ge- stalten des Kapitals, je nach seiner Anlage in besondren Produktions- oder Cirkulationssphären, sind hier ausgelöscht. Es existirt hier in der unterschiedslosen, sich selbst gleichen Gestalt des selbstän- digen Werths, des Geldes. Die Konkurrenz der besondren Sphären hört hier auf; sie sind alle zusammengeworfen als Geldborger, und das Kapital steht allen auch gegenüber in der Form, worin es noch gleichgültig gegen die bestimmte Art und Weise seiner An- wendung ist. Als was das industrielle Kapital nur in der Bewe- gung und Konkurrenz zwischen den besondren Sphären erscheint, als an sich gemeinsames Kapital der Klasse, tritt es hier wirklich, der Wucht nach, in der Nachfrage und Angebot von Kapital auf. Andrerseits besitzt das Geldkapital auf dem Geld- markt wirklich die Gestalt, worin es als gemeinsames Element, gleichgültig gegen seine besondre Anwendung, sich unter die ver- schiednen Sphären, unter die Kapitalistenklasse vertheilt, je nach den Produktionsbedürfnissen jeder besondren Sphäre. Es kommt hinzu, dass mit Entwicklung der grossen Industrie das Geldkapital mehr und mehr, soweit es auf dem Markt erscheint, nicht vom ein- zelnen Kapitalisten vertreten wird, dem Eigenthümer dieses oder jenes Bruchtheils des auf dem Markt befindlichen Kapitals, sondern
Marx, Kapital III. 23
historischen Präexistenz des zinstragenden Kapitals und der Existenz eines traditionell überlieferten allgemeinen Zinsfusses; 2) dem viel grössern unmittelbaren Einfluss, den der Weltmarkt, unabhängig von den Produktionsbedingungen eines Landes, auf die Feststellung des Zinsfusses ausübt, verglichen mit seinem Einfluss auf die Profitrate.
Der Durchschnittsprofit erscheint nicht als unmittelbar gegebne Thatsache, sondern als erst durch die Untersuchung festzustellendes Endresultat der Ausgleichung entgegengesetzter Schwankungen. Anders mit dem Zinsfuss. Er ist in seiner, wenigstens lokalen, Allgemeingültigkeit ein täglich fixirtes Faktum, ein Faktum, das dem industriellen und merkantilen Kapital sogar als Voraussetzung und Posten in der Kalkulation bei seinen Operationen dient. Es wird ein allgemeines Vermögen jeder Geldsumme von 100 £, 2, 3, 4, 5 % abzuwerfen. Metereologische Berichte zeichnen nicht genauer den Stand von Barometer und Thermometer auf, als Börsenberichte den Stand des Zinsfusses, nicht für dieses oder jenes Kapital, sondern für das auf dem Geldmarkt befindliche, d. h über- haupt verleihbare Kapital.
Auf dem Geldmarkt stehn sich nur Verleiher und Borger gegen- über. Die Waare hat dieselbe Form, Geld. Alle besondren Ge- stalten des Kapitals, je nach seiner Anlage in besondren Produktions- oder Cirkulationssphären, sind hier ausgelöscht. Es existirt hier in der unterschiedslosen, sich selbst gleichen Gestalt des selbstän- digen Werths, des Geldes. Die Konkurrenz der besondren Sphären hört hier auf; sie sind alle zusammengeworfen als Geldborger, und das Kapital steht allen auch gegenüber in der Form, worin es noch gleichgültig gegen die bestimmte Art und Weise seiner An- wendung ist. Als was das industrielle Kapital nur in der Bewe- gung und Konkurrenz zwischen den besondren Sphären erscheint, als an sich gemeinsames Kapital der Klasse, tritt es hier wirklich, der Wucht nach, in der Nachfrage und Angebot von Kapital auf. Andrerseits besitzt das Geldkapital auf dem Geld- markt wirklich die Gestalt, worin es als gemeinsames Element, gleichgültig gegen seine besondre Anwendung, sich unter die ver- schiednen Sphären, unter die Kapitalistenklasse vertheilt, je nach den Produktionsbedürfnissen jeder besondren Sphäre. Es kommt hinzu, dass mit Entwicklung der grossen Industrie das Geldkapital mehr und mehr, soweit es auf dem Markt erscheint, nicht vom ein- zelnen Kapitalisten vertreten wird, dem Eigenthümer dieses oder jenes Bruchtheils des auf dem Markt befindlichen Kapitals, sondern
Marx, Kapital III. 23
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0387"n="353"/>
historischen Präexistenz des zinstragenden Kapitals und der Existenz<lb/>
eines traditionell überlieferten allgemeinen Zinsfusses; 2) dem viel<lb/>
grössern unmittelbaren Einfluss, den der Weltmarkt, unabhängig<lb/>
von den Produktionsbedingungen eines Landes, auf die Feststellung<lb/>
des Zinsfusses ausübt, verglichen mit seinem Einfluss auf die<lb/>
Profitrate.</p><lb/><p>Der Durchschnittsprofit erscheint nicht als unmittelbar gegebne<lb/>
Thatsache, sondern als erst durch die Untersuchung festzustellendes<lb/>
Endresultat der Ausgleichung entgegengesetzter Schwankungen.<lb/>
Anders mit dem Zinsfuss. Er ist in seiner, wenigstens lokalen,<lb/>
Allgemeingültigkeit ein täglich fixirtes Faktum, ein Faktum, das<lb/>
dem industriellen und merkantilen Kapital sogar als Voraussetzung<lb/>
und Posten in der Kalkulation bei seinen Operationen dient. Es<lb/>
wird ein allgemeines Vermögen jeder Geldsumme von 100 <hirendition="#i">£</hi>, 2,<lb/>
3, 4, 5 % abzuwerfen. Metereologische Berichte zeichnen nicht<lb/>
genauer den Stand von Barometer und Thermometer auf, als<lb/>
Börsenberichte den Stand des Zinsfusses, nicht für dieses oder jenes<lb/>
Kapital, sondern für das auf dem Geldmarkt befindliche, d. h über-<lb/>
haupt verleihbare Kapital.</p><lb/><p>Auf dem Geldmarkt stehn sich nur Verleiher und Borger gegen-<lb/>
über. Die Waare hat dieselbe Form, Geld. Alle besondren Ge-<lb/>
stalten des Kapitals, je nach seiner Anlage in besondren Produktions-<lb/>
oder Cirkulationssphären, sind hier ausgelöscht. Es existirt hier<lb/>
in der unterschiedslosen, sich selbst gleichen Gestalt des selbstän-<lb/>
digen Werths, des Geldes. Die Konkurrenz der besondren Sphären<lb/>
hört hier auf; sie sind alle zusammengeworfen als Geldborger, und<lb/>
das Kapital steht allen auch gegenüber in der Form, worin es<lb/>
noch gleichgültig gegen die bestimmte Art und Weise seiner An-<lb/>
wendung ist. Als was das industrielle Kapital nur in der Bewe-<lb/>
gung und Konkurrenz zwischen den besondren Sphären erscheint,<lb/>
als <hirendition="#g">an sich gemeinsames Kapital der Klasse</hi>, tritt es hier<lb/>
wirklich, der Wucht nach, in der Nachfrage und Angebot von<lb/>
Kapital auf. Andrerseits besitzt das Geldkapital auf dem Geld-<lb/>
markt wirklich die Gestalt, worin es als gemeinsames Element,<lb/>
gleichgültig gegen seine besondre Anwendung, sich unter die ver-<lb/>
schiednen Sphären, unter die Kapitalistenklasse vertheilt, je nach<lb/>
den Produktionsbedürfnissen jeder besondren Sphäre. Es kommt<lb/>
hinzu, dass mit Entwicklung der grossen Industrie das Geldkapital<lb/>
mehr und mehr, soweit es auf dem Markt erscheint, nicht vom ein-<lb/>
zelnen Kapitalisten vertreten wird, dem Eigenthümer dieses oder<lb/>
jenes Bruchtheils des auf dem Markt befindlichen Kapitals, sondern<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Marx</hi>, Kapital III. 23</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[353/0387]
historischen Präexistenz des zinstragenden Kapitals und der Existenz
eines traditionell überlieferten allgemeinen Zinsfusses; 2) dem viel
grössern unmittelbaren Einfluss, den der Weltmarkt, unabhängig
von den Produktionsbedingungen eines Landes, auf die Feststellung
des Zinsfusses ausübt, verglichen mit seinem Einfluss auf die
Profitrate.
Der Durchschnittsprofit erscheint nicht als unmittelbar gegebne
Thatsache, sondern als erst durch die Untersuchung festzustellendes
Endresultat der Ausgleichung entgegengesetzter Schwankungen.
Anders mit dem Zinsfuss. Er ist in seiner, wenigstens lokalen,
Allgemeingültigkeit ein täglich fixirtes Faktum, ein Faktum, das
dem industriellen und merkantilen Kapital sogar als Voraussetzung
und Posten in der Kalkulation bei seinen Operationen dient. Es
wird ein allgemeines Vermögen jeder Geldsumme von 100 £, 2,
3, 4, 5 % abzuwerfen. Metereologische Berichte zeichnen nicht
genauer den Stand von Barometer und Thermometer auf, als
Börsenberichte den Stand des Zinsfusses, nicht für dieses oder jenes
Kapital, sondern für das auf dem Geldmarkt befindliche, d. h über-
haupt verleihbare Kapital.
Auf dem Geldmarkt stehn sich nur Verleiher und Borger gegen-
über. Die Waare hat dieselbe Form, Geld. Alle besondren Ge-
stalten des Kapitals, je nach seiner Anlage in besondren Produktions-
oder Cirkulationssphären, sind hier ausgelöscht. Es existirt hier
in der unterschiedslosen, sich selbst gleichen Gestalt des selbstän-
digen Werths, des Geldes. Die Konkurrenz der besondren Sphären
hört hier auf; sie sind alle zusammengeworfen als Geldborger, und
das Kapital steht allen auch gegenüber in der Form, worin es
noch gleichgültig gegen die bestimmte Art und Weise seiner An-
wendung ist. Als was das industrielle Kapital nur in der Bewe-
gung und Konkurrenz zwischen den besondren Sphären erscheint,
als an sich gemeinsames Kapital der Klasse, tritt es hier
wirklich, der Wucht nach, in der Nachfrage und Angebot von
Kapital auf. Andrerseits besitzt das Geldkapital auf dem Geld-
markt wirklich die Gestalt, worin es als gemeinsames Element,
gleichgültig gegen seine besondre Anwendung, sich unter die ver-
schiednen Sphären, unter die Kapitalistenklasse vertheilt, je nach
den Produktionsbedürfnissen jeder besondren Sphäre. Es kommt
hinzu, dass mit Entwicklung der grossen Industrie das Geldkapital
mehr und mehr, soweit es auf dem Markt erscheint, nicht vom ein-
zelnen Kapitalisten vertreten wird, dem Eigenthümer dieses oder
jenes Bruchtheils des auf dem Markt befindlichen Kapitals, sondern
Marx, Kapital III. 23
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/387>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.