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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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der Dinge, mindestens ihren Durchschnittspreis wieder erreichen
müssen, sobald der Zinsfuss wieder fällt.65)

Es existirt aber auch eine Tendenz zum Fallen des Zinsfusses,
ganz unabhängig von den Schwankungen der Profitrate. Und zwar
aus zwei Hauptursachen:

I. "Unterstellen wir selbst, Kapital würde nie anders aufge-
nommen als für produktive Anlagen, so ist es dennoch möglich,
dass der Zinsfuss wechselt ohne irgend welchen Wechsel in der
Rate des Bruttoprofits. Denn, wie ein Volk fortschreitet in der
Entwicklung des Reichthums, entsteht und wächst immer mehr
eine Klasse von Leuten, die durch die Arbeiten ihrer Vorfahren
sich im Besitz von Fonds befinden, von deren blossem Zins sie
leben können. Viele, auch die in der Jugend und Mannheit aktiv
im Geschäft betheiligt, ziehn sich zurück, um im Alter ruhig vom
Zins der akkumulirten Summen zu leben. Diese beiden Klassen
haben eine Tendenz, mit dem wachsenden Reichthum des Landes
sich zu vermehren; denn die, die schon mit einem mittelmäßigen
Kapital anfangen, bringen es leichter zu einem unabhängigen Ver-
mögen, als die mit wenigem anfangen. In alten und reichen
Ländern macht daher der Theil des Nationalkapitals, dessen Eigen-
thümer ihn nicht selbst anwenden wollen, ein grösseres Verhältniss
aus zum gesammten produktiven Kapital der Gesellschaft als in
neu angebauten und armen Ländern. Wie zahlreich ist nicht die
Klasse der Rentiers in England! Im Verhältniss wie die Klasse
der Rentiers wächst, wächst auch die der Kapitalverleiher, denn
sie sind beides dieselben." (Ramsay, Essay on the Distribution
of Wealth, p. 201.)

II. Die Entwicklung des Kreditsystems und die damit beständig
wachsende, durch die Bankiers vermittelte, Verfügung der Indu-
striellen und Kaufleute über alle Geldersparnisse aller Klassen der
Gesellschaft, und die fortschreitende Koncentration dieser Erspar-
nisse zu den Massen, worin sie als Geldkapital wirken können,
muss ebenfalls auf den Zinsfuss drücken. Mehr hierüber später.

Mit Bezug auf Bestimmung der Zinsrate sagt Ramsay, dass sie
"abhängt zum Theil von der Rate des Bruttoprofits, zum Theil
von der Proportion, worin dieser getheilt wird in Zins und Unter-

65) An old customer of a banker was refused a loan upon a 200,000 £
bond; when about to leave to make known his suspension of payment, he
was told there was no necessity for the step, under the circumstances the
banker would buy the bond at 150000 £. (The Theory of the Exchanges.
The Bank Charter Act of 1844 etc. London 1869. p. 80.)

der Dinge, mindestens ihren Durchschnittspreis wieder erreichen
müssen, sobald der Zinsfuss wieder fällt.65)

Es existirt aber auch eine Tendenz zum Fallen des Zinsfusses,
ganz unabhängig von den Schwankungen der Profitrate. Und zwar
aus zwei Hauptursachen:

I. „Unterstellen wir selbst, Kapital würde nie anders aufge-
nommen als für produktive Anlagen, so ist es dennoch möglich,
dass der Zinsfuss wechselt ohne irgend welchen Wechsel in der
Rate des Bruttoprofits. Denn, wie ein Volk fortschreitet in der
Entwicklung des Reichthums, entsteht und wächst immer mehr
eine Klasse von Leuten, die durch die Arbeiten ihrer Vorfahren
sich im Besitz von Fonds befinden, von deren blossem Zins sie
leben können. Viele, auch die in der Jugend und Mannheit aktiv
im Geschäft betheiligt, ziehn sich zurück, um im Alter ruhig vom
Zins der akkumulirten Summen zu leben. Diese beiden Klassen
haben eine Tendenz, mit dem wachsenden Reichthum des Landes
sich zu vermehren; denn die, die schon mit einem mittelmäßigen
Kapital anfangen, bringen es leichter zu einem unabhängigen Ver-
mögen, als die mit wenigem anfangen. In alten und reichen
Ländern macht daher der Theil des Nationalkapitals, dessen Eigen-
thümer ihn nicht selbst anwenden wollen, ein grösseres Verhältniss
aus zum gesammten produktiven Kapital der Gesellschaft als in
neu angebauten und armen Ländern. Wie zahlreich ist nicht die
Klasse der Rentiers in England! Im Verhältniss wie die Klasse
der Rentiers wächst, wächst auch die der Kapitalverleiher, denn
sie sind beides dieselben.“ (Ramsay, Essay on the Distribution
of Wealth, p. 201.)

II. Die Entwicklung des Kreditsystems und die damit beständig
wachsende, durch die Bankiers vermittelte, Verfügung der Indu-
striellen und Kaufleute über alle Geldersparnisse aller Klassen der
Gesellschaft, und die fortschreitende Koncentration dieser Erspar-
nisse zu den Massen, worin sie als Geldkapital wirken können,
muss ebenfalls auf den Zinsfuss drücken. Mehr hierüber später.

Mit Bezug auf Bestimmung der Zinsrate sagt Ramsay, dass sie
„abhängt zum Theil von der Rate des Bruttoprofits, zum Theil
von der Proportion, worin dieser getheilt wird in Zins und Unter-

65) An old customer of a banker was refused a loan upon a 200,000 £
bond; when about to leave to make known his suspension of payment, he
was told there was no necessity for the step, under the circumstances the
banker would buy the bond at 150000 £. (The Theory of the Exchanges.
The Bank Charter Act of 1844 etc. London 1869. p. 80.)
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[346/0380] der Dinge, mindestens ihren Durchschnittspreis wieder erreichen müssen, sobald der Zinsfuss wieder fällt. 65) Es existirt aber auch eine Tendenz zum Fallen des Zinsfusses, ganz unabhängig von den Schwankungen der Profitrate. Und zwar aus zwei Hauptursachen: I. „Unterstellen wir selbst, Kapital würde nie anders aufge- nommen als für produktive Anlagen, so ist es dennoch möglich, dass der Zinsfuss wechselt ohne irgend welchen Wechsel in der Rate des Bruttoprofits. Denn, wie ein Volk fortschreitet in der Entwicklung des Reichthums, entsteht und wächst immer mehr eine Klasse von Leuten, die durch die Arbeiten ihrer Vorfahren sich im Besitz von Fonds befinden, von deren blossem Zins sie leben können. Viele, auch die in der Jugend und Mannheit aktiv im Geschäft betheiligt, ziehn sich zurück, um im Alter ruhig vom Zins der akkumulirten Summen zu leben. Diese beiden Klassen haben eine Tendenz, mit dem wachsenden Reichthum des Landes sich zu vermehren; denn die, die schon mit einem mittelmäßigen Kapital anfangen, bringen es leichter zu einem unabhängigen Ver- mögen, als die mit wenigem anfangen. In alten und reichen Ländern macht daher der Theil des Nationalkapitals, dessen Eigen- thümer ihn nicht selbst anwenden wollen, ein grösseres Verhältniss aus zum gesammten produktiven Kapital der Gesellschaft als in neu angebauten und armen Ländern. Wie zahlreich ist nicht die Klasse der Rentiers in England! Im Verhältniss wie die Klasse der Rentiers wächst, wächst auch die der Kapitalverleiher, denn sie sind beides dieselben.“ (Ramsay, Essay on the Distribution of Wealth, p. 201.) II. Die Entwicklung des Kreditsystems und die damit beständig wachsende, durch die Bankiers vermittelte, Verfügung der Indu- striellen und Kaufleute über alle Geldersparnisse aller Klassen der Gesellschaft, und die fortschreitende Koncentration dieser Erspar- nisse zu den Massen, worin sie als Geldkapital wirken können, muss ebenfalls auf den Zinsfuss drücken. Mehr hierüber später. Mit Bezug auf Bestimmung der Zinsrate sagt Ramsay, dass sie „abhängt zum Theil von der Rate des Bruttoprofits, zum Theil von der Proportion, worin dieser getheilt wird in Zins und Unter- 65) An old customer of a banker was refused a loan upon a 200,000 £ bond; when about to leave to make known his suspension of payment, he was told there was no necessity for the step, under the circumstances the banker would buy the bond at 150000 £. (The Theory of the Exchanges. The Bank Charter Act of 1844 etc. London 1869. p. 80.)

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/380>, abgerufen am 27.11.2024.