kapitalistischen Produktionsweise auf grössrer Stufenleiter producirt und mit grössren Massen operirt. Also steigendes Missverhältniss beider. Im selben Maß, wie sich das Kapital in der Produktions- sphäre centralisirte, decentralisirte es sich in der Cirkulationssphäre. Das rein kaufmännische Geschäft des industriellen Kapitalisten, und damit seine rein kaufmännischen Ausgaben würden sich da- durch unendlich erweitern, indem er statt mit je 100, mit je 1000 Kaufleuten zu thun hätte. Damit ginge ein grosser Theil des Vortheils der Verselbständigung des Kaufmannskapitals verloren; ausser den rein kaufmännischen wüchsen auch die andren Cirku- lationskosten, Sortirung, Spedirung etc. Dies was das industrielle Kapital betrifft. Betrachten wir nun das Kaufmannskapital. Erstens was die rein kaufmännischen Arbeiten betrifft. Es kostet nicht mehr Zeit, mit grossen als mit kleinen Zahlen zu rechnen. Es kostet zehnmal soviel Zeit, 10 Einkäufe für 100 £ wie einen Einkauf für 1000 £ zu machen. Es kostet zehnmal so viel Korre- spondenz, Papier, Briefporto, mit 10 kleinen Kaufleuten, wie mit einem grossen zu korrespondiren. Die beschränkte Theilung der Arbeit in der kommerziellen Werkstatt, wo der eine Bücher führt, der andre die Kasse, ein dritter korrespondirt, dieser einkauft, jener verkauft, dieser reist etc., erspart Arbeitszeit in ungeheuren Massen, sodass die im Grosshandel verwandte Zahl von kaufmännischen Arbeitern in gar keinem Verhältniss steht zu der vergleichsmäßigen Grösse des Geschäfts. Es ist dies der Fall, weil im Handel viel mehr als in der Industrie dieselbe Funktion, ob im Grossen oder Kleinen verrichtet, gleich viel Arbeitszeit kostet. Daher zeigt sich auch die Koncentration im Kaufmannsgeschäft historisch früher als in der industriellen Werkstatt. Ferner nun die Ausgaben an kon- stantem Kapital. 100 kleine Komptoirs kosten unendlich mehr als ein grosses, 100 kleine Waarenlager als ein grosses etc. Die Trans- portkosten, die wenigstens als vorzuschiessende Kosten in das Kauf- mannsgeschäft eingehn, wachsen mit der Zersplitterung.
Der industrielle Kapitalist müsste mehr Arbeit und Cirkulations- kosten im kommerziellen Theil seines Geschäfts verausgaben. Das- selbe Kaufmannskapital, wenn auf viele kleine Kaufleute vertheilt, würde wegen dieser Zersplitterung viel mehr Arbeiter zur Vermitt- lung seiner Funktionen erheischen, und es wäre ausserdem grössres Kaufmannskapital erheischt um dasselbe Waarenkapital umzu- schlagen.
Nennen wir das sämmtliche direkt im Kauf und Verkauf von Waaren angelegte Kaufmannskapital B, und das entsprechende
kapitalistischen Produktionsweise auf grössrer Stufenleiter producirt und mit grössren Massen operirt. Also steigendes Missverhältniss beider. Im selben Maß, wie sich das Kapital in der Produktions- sphäre centralisirte, decentralisirte es sich in der Cirkulationssphäre. Das rein kaufmännische Geschäft des industriellen Kapitalisten, und damit seine rein kaufmännischen Ausgaben würden sich da- durch unendlich erweitern, indem er statt mit je 100, mit je 1000 Kaufleuten zu thun hätte. Damit ginge ein grosser Theil des Vortheils der Verselbständigung des Kaufmannskapitals verloren; ausser den rein kaufmännischen wüchsen auch die andren Cirku- lationskosten, Sortirung, Spedirung etc. Dies was das industrielle Kapital betrifft. Betrachten wir nun das Kaufmannskapital. Erstens was die rein kaufmännischen Arbeiten betrifft. Es kostet nicht mehr Zeit, mit grossen als mit kleinen Zahlen zu rechnen. Es kostet zehnmal soviel Zeit, 10 Einkäufe für 100 £ wie einen Einkauf für 1000 £ zu machen. Es kostet zehnmal so viel Korre- spondenz, Papier, Briefporto, mit 10 kleinen Kaufleuten, wie mit einem grossen zu korrespondiren. Die beschränkte Theilung der Arbeit in der kommerziellen Werkstatt, wo der eine Bücher führt, der andre die Kasse, ein dritter korrespondirt, dieser einkauft, jener verkauft, dieser reist etc., erspart Arbeitszeit in ungeheuren Massen, sodass die im Grosshandel verwandte Zahl von kaufmännischen Arbeitern in gar keinem Verhältniss steht zu der vergleichsmäßigen Grösse des Geschäfts. Es ist dies der Fall, weil im Handel viel mehr als in der Industrie dieselbe Funktion, ob im Grossen oder Kleinen verrichtet, gleich viel Arbeitszeit kostet. Daher zeigt sich auch die Koncentration im Kaufmannsgeschäft historisch früher als in der industriellen Werkstatt. Ferner nun die Ausgaben an kon- stantem Kapital. 100 kleine Komptoirs kosten unendlich mehr als ein grosses, 100 kleine Waarenlager als ein grosses etc. Die Trans- portkosten, die wenigstens als vorzuschiessende Kosten in das Kauf- mannsgeschäft eingehn, wachsen mit der Zersplitterung.
Der industrielle Kapitalist müsste mehr Arbeit und Cirkulations- kosten im kommerziellen Theil seines Geschäfts verausgaben. Das- selbe Kaufmannskapital, wenn auf viele kleine Kaufleute vertheilt, würde wegen dieser Zersplitterung viel mehr Arbeiter zur Vermitt- lung seiner Funktionen erheischen, und es wäre ausserdem grössres Kaufmannskapital erheischt um dasselbe Waarenkapital umzu- schlagen.
Nennen wir das sämmtliche direkt im Kauf und Verkauf von Waaren angelegte Kaufmannskapital B, und das entsprechende
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kapitalistischen Produktionsweise auf grössrer Stufenleiter producirt
und mit grössren Massen operirt. Also steigendes Missverhältniss
beider. Im selben Maß, wie sich das Kapital in der Produktions-
sphäre centralisirte, decentralisirte es sich in der Cirkulationssphäre.
Das rein kaufmännische Geschäft des industriellen Kapitalisten,
und damit seine rein kaufmännischen Ausgaben würden sich da-
durch unendlich erweitern, indem er statt mit je 100, mit je 1000
Kaufleuten zu thun hätte. Damit ginge ein grosser Theil des
Vortheils der Verselbständigung des Kaufmannskapitals verloren;
ausser den rein kaufmännischen wüchsen auch die andren Cirku-
lationskosten, Sortirung, Spedirung etc. Dies was das industrielle
Kapital betrifft. Betrachten wir nun das Kaufmannskapital. Erstens
was die rein kaufmännischen Arbeiten betrifft. Es kostet nicht
mehr Zeit, mit grossen als mit kleinen Zahlen zu rechnen. Es
kostet zehnmal soviel Zeit, 10 Einkäufe für 100 £ wie einen
Einkauf für 1000 £ zu machen. Es kostet zehnmal so viel Korre-
spondenz, Papier, Briefporto, mit 10 kleinen Kaufleuten, wie mit
einem grossen zu korrespondiren. Die beschränkte Theilung der
Arbeit in der kommerziellen Werkstatt, wo der eine Bücher führt,
der andre die Kasse, ein dritter korrespondirt, dieser einkauft, jener
verkauft, dieser reist etc., erspart Arbeitszeit in ungeheuren Massen,
sodass die im Grosshandel verwandte Zahl von kaufmännischen
Arbeitern in gar keinem Verhältniss steht zu der vergleichsmäßigen
Grösse des Geschäfts. Es ist dies der Fall, weil im Handel viel
mehr als in der Industrie dieselbe Funktion, ob im Grossen oder
Kleinen verrichtet, gleich viel Arbeitszeit kostet. Daher zeigt sich
auch die Koncentration im Kaufmannsgeschäft historisch früher als
in der industriellen Werkstatt. Ferner nun die Ausgaben an kon-
stantem Kapital. 100 kleine Komptoirs kosten unendlich mehr als
ein grosses, 100 kleine Waarenlager als ein grosses etc. Die Trans-
portkosten, die wenigstens als vorzuschiessende Kosten in das Kauf-
mannsgeschäft eingehn, wachsen mit der Zersplitterung.
Der industrielle Kapitalist müsste mehr Arbeit und Cirkulations-
kosten im kommerziellen Theil seines Geschäfts verausgaben. Das-
selbe Kaufmannskapital, wenn auf viele kleine Kaufleute vertheilt,
würde wegen dieser Zersplitterung viel mehr Arbeiter zur Vermitt-
lung seiner Funktionen erheischen, und es wäre ausserdem grössres
Kaufmannskapital erheischt um dasselbe Waarenkapital umzu-
schlagen.
Nennen wir das sämmtliche direkt im Kauf und Verkauf von
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/313>, abgerufen am 24.11.2024.
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