grössert. Allerdings müsste dann der Leinwandproducent einen be- deutendern Theil seines Kapitals als Geldreserve festhalten, und ebenso der jetzt in einen industriellen Kapitalisten verwandelte Kaufmann. Andrerseits, wenn der Kaufmann Kaufmann bleibt, so spart der Producent Zeit im Verkaufen, die er zur Ueberwachung des Produktionsprocesses anwenden kann, während der Kaufmann seine ganze Zeit im Verkaufen verwenden muss.
Falls das Kaufmannskapital nicht seine nothwendigen Propor- tionen überschreitet, ist anzunehmen:
1) Dass in Folge der Theilung der Arbeit das Kapital, das sich ausschliesslich mit Kaufen und Verkaufen beschäftigt (und es ge- hört hierzu ausser dem Geld zum Ankauf von Waaren, das Geld das ausgelegt werden muss in der zum Betrieb des kaufmännischen Geschäfts nothwendigen Arbeit, im konstanten Kapital des Kauf- manns, Lagergebäuden, Transport etc.) kleiner ist, als es wäre, wenn der industrielle Kapitalist den ganzen kaufmännischen Theil seines Geschäfts selbst betreiben müsste;
2) dass, weil der Kaufmann ausschliesslich mit diesem Geschäft sich befasst, nicht nur für den Producenten seine Waare früher in Geld verwandelt wird, sondern das Waarenkapital selbst rascher seine Metamorphose durchmacht, als es in der Hand des Produ- centen thun würde;
3) dass, das gesammte Kaufmannskapital im Verhältniss zum industriellen Kapital betrachtet, ein Umschlag des Kaufmanns- kapitals nicht nur die Umschläge vieler Kapitale in einer Produk- tionssphäre, sondern die Umschläge einer Anzahl von Kapitalen in verschiednen Produktionssphären vorstellen kann. Das erstere ist der Fall, wenn z. B. der Leinwandhändler, nachdem er mit seinen 3000 £ das Produkt eines Leinwandproducenten gekauft und wieder verkauft hat, bevor derselbe Producent dasselbe Quantum Waaren wieder auf den Markt wirft, das Produkt eines andren oder mehrerer Leinwandproducenten kauft und dies wieder verkauft, so die Um- schläge verschiedner Kapitale in derselben Produktionssphäre ver- mittelnd. Das zweite, wenn der Kaufmann z. B. nach dem Ver- kauf der Leinwand, nun Seide kauft, also den Umschlag eines Kapitals in einer andern Produktionssphäre vermittelt.
Im allgemeinen ist zu bemerken: Der Umschlag des industriellen Kapitals ist nicht nur durch die Umlaufszeit, sondern auch durch die Produktionszeit beschränkt. Der Umschlag des Kaufmanns- kapitals, soweit es nur mit einer bestimmten Waarensorte handelt, st beschränkt nicht durch den Umschlag eines industriellen Kapitals,
17*
grössert. Allerdings müsste dann der Leinwandproducent einen be- deutendern Theil seines Kapitals als Geldreserve festhalten, und ebenso der jetzt in einen industriellen Kapitalisten verwandelte Kaufmann. Andrerseits, wenn der Kaufmann Kaufmann bleibt, so spart der Producent Zeit im Verkaufen, die er zur Ueberwachung des Produktionsprocesses anwenden kann, während der Kaufmann seine ganze Zeit im Verkaufen verwenden muss.
Falls das Kaufmannskapital nicht seine nothwendigen Propor- tionen überschreitet, ist anzunehmen:
1) Dass in Folge der Theilung der Arbeit das Kapital, das sich ausschliesslich mit Kaufen und Verkaufen beschäftigt (und es ge- hört hierzu ausser dem Geld zum Ankauf von Waaren, das Geld das ausgelegt werden muss in der zum Betrieb des kaufmännischen Geschäfts nothwendigen Arbeit, im konstanten Kapital des Kauf- manns, Lagergebäuden, Transport etc.) kleiner ist, als es wäre, wenn der industrielle Kapitalist den ganzen kaufmännischen Theil seines Geschäfts selbst betreiben müsste;
2) dass, weil der Kaufmann ausschliesslich mit diesem Geschäft sich befasst, nicht nur für den Producenten seine Waare früher in Geld verwandelt wird, sondern das Waarenkapital selbst rascher seine Metamorphose durchmacht, als es in der Hand des Produ- centen thun würde;
3) dass, das gesammte Kaufmannskapital im Verhältniss zum industriellen Kapital betrachtet, ein Umschlag des Kaufmanns- kapitals nicht nur die Umschläge vieler Kapitale in einer Produk- tionssphäre, sondern die Umschläge einer Anzahl von Kapitalen in verschiednen Produktionssphären vorstellen kann. Das erstere ist der Fall, wenn z. B. der Leinwandhändler, nachdem er mit seinen 3000 £ das Produkt eines Leinwandproducenten gekauft und wieder verkauft hat, bevor derselbe Producent dasselbe Quantum Waaren wieder auf den Markt wirft, das Produkt eines andren oder mehrerer Leinwandproducenten kauft und dies wieder verkauft, so die Um- schläge verschiedner Kapitale in derselben Produktionssphäre ver- mittelnd. Das zweite, wenn der Kaufmann z. B. nach dem Ver- kauf der Leinwand, nun Seide kauft, also den Umschlag eines Kapitals in einer andern Produktionssphäre vermittelt.
Im allgemeinen ist zu bemerken: Der Umschlag des industriellen Kapitals ist nicht nur durch die Umlaufszeit, sondern auch durch die Produktionszeit beschränkt. Der Umschlag des Kaufmanns- kapitals, soweit es nur mit einer bestimmten Waarensorte handelt, st beschränkt nicht durch den Umschlag eines industriellen Kapitals,
17*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0293"n="259"/>
grössert. Allerdings müsste dann der Leinwandproducent einen be-<lb/>
deutendern Theil seines Kapitals als Geldreserve festhalten, und<lb/>
ebenso der jetzt in einen industriellen Kapitalisten verwandelte<lb/>
Kaufmann. Andrerseits, wenn der Kaufmann Kaufmann bleibt, so<lb/>
spart der Producent Zeit im Verkaufen, die er zur Ueberwachung<lb/>
des Produktionsprocesses anwenden kann, während der Kaufmann<lb/>
seine ganze Zeit im Verkaufen verwenden muss.</p><lb/><p>Falls das Kaufmannskapital nicht seine nothwendigen Propor-<lb/>
tionen überschreitet, ist anzunehmen:</p><lb/><p>1) Dass in Folge der Theilung der Arbeit das Kapital, das sich<lb/>
ausschliesslich mit Kaufen und Verkaufen beschäftigt (und es ge-<lb/>
hört hierzu ausser dem Geld zum Ankauf von Waaren, das Geld<lb/>
das ausgelegt werden muss in der zum Betrieb des kaufmännischen<lb/>
Geschäfts nothwendigen Arbeit, im konstanten Kapital des Kauf-<lb/>
manns, Lagergebäuden, Transport etc.) kleiner ist, als es wäre,<lb/>
wenn der industrielle Kapitalist den ganzen kaufmännischen Theil<lb/>
seines Geschäfts selbst betreiben müsste;</p><lb/><p>2) dass, weil der Kaufmann ausschliesslich mit diesem Geschäft<lb/>
sich befasst, nicht nur für den Producenten seine Waare früher in<lb/>
Geld verwandelt wird, sondern das Waarenkapital selbst rascher<lb/>
seine Metamorphose durchmacht, als es in der Hand des Produ-<lb/>
centen thun würde;</p><lb/><p>3) dass, das gesammte Kaufmannskapital im Verhältniss zum<lb/>
industriellen Kapital betrachtet, ein Umschlag des Kaufmanns-<lb/>
kapitals nicht nur die Umschläge vieler Kapitale in einer Produk-<lb/>
tionssphäre, sondern die Umschläge einer Anzahl von Kapitalen<lb/>
in verschiednen Produktionssphären vorstellen kann. Das erstere ist<lb/>
der Fall, wenn z. B. der Leinwandhändler, nachdem er mit seinen<lb/>
3000 <hirendition="#i">£</hi> das Produkt eines Leinwandproducenten gekauft und wieder<lb/>
verkauft hat, bevor derselbe Producent dasselbe Quantum Waaren<lb/>
wieder auf den Markt wirft, das Produkt eines andren oder mehrerer<lb/>
Leinwandproducenten kauft und dies wieder verkauft, so die Um-<lb/>
schläge verschiedner Kapitale in derselben Produktionssphäre ver-<lb/>
mittelnd. Das zweite, wenn der Kaufmann z. B. nach dem Ver-<lb/>
kauf der Leinwand, nun Seide kauft, also den Umschlag eines<lb/>
Kapitals in einer andern Produktionssphäre vermittelt.</p><lb/><p>Im allgemeinen ist zu bemerken: Der Umschlag des industriellen<lb/>
Kapitals ist nicht nur durch die Umlaufszeit, sondern auch durch<lb/>
die Produktionszeit beschränkt. Der Umschlag des Kaufmanns-<lb/>
kapitals, soweit es nur mit einer bestimmten Waarensorte handelt,<lb/>
st beschränkt nicht durch den Umschlag eines industriellen Kapitals,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">17*</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[259/0293]
grössert. Allerdings müsste dann der Leinwandproducent einen be-
deutendern Theil seines Kapitals als Geldreserve festhalten, und
ebenso der jetzt in einen industriellen Kapitalisten verwandelte
Kaufmann. Andrerseits, wenn der Kaufmann Kaufmann bleibt, so
spart der Producent Zeit im Verkaufen, die er zur Ueberwachung
des Produktionsprocesses anwenden kann, während der Kaufmann
seine ganze Zeit im Verkaufen verwenden muss.
Falls das Kaufmannskapital nicht seine nothwendigen Propor-
tionen überschreitet, ist anzunehmen:
1) Dass in Folge der Theilung der Arbeit das Kapital, das sich
ausschliesslich mit Kaufen und Verkaufen beschäftigt (und es ge-
hört hierzu ausser dem Geld zum Ankauf von Waaren, das Geld
das ausgelegt werden muss in der zum Betrieb des kaufmännischen
Geschäfts nothwendigen Arbeit, im konstanten Kapital des Kauf-
manns, Lagergebäuden, Transport etc.) kleiner ist, als es wäre,
wenn der industrielle Kapitalist den ganzen kaufmännischen Theil
seines Geschäfts selbst betreiben müsste;
2) dass, weil der Kaufmann ausschliesslich mit diesem Geschäft
sich befasst, nicht nur für den Producenten seine Waare früher in
Geld verwandelt wird, sondern das Waarenkapital selbst rascher
seine Metamorphose durchmacht, als es in der Hand des Produ-
centen thun würde;
3) dass, das gesammte Kaufmannskapital im Verhältniss zum
industriellen Kapital betrachtet, ein Umschlag des Kaufmanns-
kapitals nicht nur die Umschläge vieler Kapitale in einer Produk-
tionssphäre, sondern die Umschläge einer Anzahl von Kapitalen
in verschiednen Produktionssphären vorstellen kann. Das erstere ist
der Fall, wenn z. B. der Leinwandhändler, nachdem er mit seinen
3000 £ das Produkt eines Leinwandproducenten gekauft und wieder
verkauft hat, bevor derselbe Producent dasselbe Quantum Waaren
wieder auf den Markt wirft, das Produkt eines andren oder mehrerer
Leinwandproducenten kauft und dies wieder verkauft, so die Um-
schläge verschiedner Kapitale in derselben Produktionssphäre ver-
mittelnd. Das zweite, wenn der Kaufmann z. B. nach dem Ver-
kauf der Leinwand, nun Seide kauft, also den Umschlag eines
Kapitals in einer andern Produktionssphäre vermittelt.
Im allgemeinen ist zu bemerken: Der Umschlag des industriellen
Kapitals ist nicht nur durch die Umlaufszeit, sondern auch durch
die Produktionszeit beschränkt. Der Umschlag des Kaufmanns-
kapitals, soweit es nur mit einer bestimmten Waarensorte handelt,
st beschränkt nicht durch den Umschlag eines industriellen Kapitals,
17*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/293>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.