Natur des Kaufmannskapitals nichts beiträgt, und andrerseits für unsern Zweck erschöpfend bereits in Buch II dargestellt worden.
Der Waarenhändler, als Kapitalist überhaupt, tritt zunächst auf den Markt als Repräsentant einer gewissen Geldsumme, die er als Kapitalist vorschiesst, d. h. die er aus x (dem ursprünglichen Werth der Summe) in x + D x (diese Summe plus dem Profit darauf) verwandeln will. Aber für ihn nicht nur als Kapitalisten über- haupt, sondern speciell als Waarenhändler, ist es selbstredend, dass sein Kapital ursprünglich in der Form des Geldkapitals auf dem Markt erscheinen muss, denn er producirt keine Waaren, sondern handelt nur mit ihnen, vermittelt ihre Bewegung, und um mit ihnen zu handeln, muss er sie zuerst kaufen, also Besitzer von Geldkapital sein.
Gesetzt, ein Waarenhändler besitze 3000 £, die er als Hand- lungskapital verwerthet. Er kauft mit diesen 3000 £ z. B. 30,000 Ellen Leinwand vom Leinwandfabrikanten, die Elle zu 2 sh. Er verkauft diese 30,000 Ellen. Wenn die jährliche Durchschnitts- profitrate = 10 %, und er nach Abzug aller Nebenkosten 10 % jährlichen Profit macht, so hat er am Ende des Jahrs die 3000 £ in 3300 £ verwandelt. Wie er diesen Profit macht, ist eine Frage, die wir erst später behandeln. Hier wollen wir zunächst die blosse Form der Bewegung seines Kapitals betrachten. Er kauft mit den 3000 £ beständig Leinwand und verkauft beständig diese Lein_ wand; wiederholt beständig diese Operation des Kaufens um zu verkaufen, G -- W -- G', die einfache Form des Kapitals, wie es ganz in den Cirkulationsprocess gebannt ist, ohne durch das Inter- vall des Produktionsprocesses, der ausserhalb seiner eignen Bewe- gung und Funktion liegt, unterbrochen zu werden.
Welches ist nun das Verhältniss dieses Waarenhandlungskapitals zum Waarenkapital als einer blossen Existenzform des industriellen Kapitals? Was den Leinwandfabrikanten betrifft, so hat er mit dem Geld des Kaufmanns den Werth seiner Leinwand realisirt, die erste Phase der Metamorphose seines Waarenkapitals, dessen Ver- wandlung in Geld, vollzogen, und kann nun, bei sonst gleich- bleibenden Umständen, das Geld rückverwandeln in Garn, Kohle, Arbeitslohn etc., andrerseits in Lebensmittel etc. zum Verzehr seiner Revenue; also, abgesehn von der Revenueausgabe, im Repro- duktionsprocess fortfahren.
Aber obgleich für ihn, den Producenten der Leinwand, ihre Metamorphose in Geld, ihr Verkauf stattgefunden hat, hat sie noch nicht stattgefunden für die Leinwand selbst. Sie befindet sich nach
Natur des Kaufmannskapitals nichts beiträgt, und andrerseits für unsern Zweck erschöpfend bereits in Buch II dargestellt worden.
Der Waarenhändler, als Kapitalist überhaupt, tritt zunächst auf den Markt als Repräsentant einer gewissen Geldsumme, die er als Kapitalist vorschiesst, d. h. die er aus x (dem ursprünglichen Werth der Summe) in x + Δ x (diese Summe plus dem Profit darauf) verwandeln will. Aber für ihn nicht nur als Kapitalisten über- haupt, sondern speciell als Waarenhändler, ist es selbstredend, dass sein Kapital ursprünglich in der Form des Geldkapitals auf dem Markt erscheinen muss, denn er producirt keine Waaren, sondern handelt nur mit ihnen, vermittelt ihre Bewegung, und um mit ihnen zu handeln, muss er sie zuerst kaufen, also Besitzer von Geldkapital sein.
Gesetzt, ein Waarenhändler besitze 3000 £, die er als Hand- lungskapital verwerthet. Er kauft mit diesen 3000 £ z. B. 30,000 Ellen Leinwand vom Leinwandfabrikanten, die Elle zu 2 sh. Er verkauft diese 30,000 Ellen. Wenn die jährliche Durchschnitts- profitrate = 10 %, und er nach Abzug aller Nebenkosten 10 % jährlichen Profit macht, so hat er am Ende des Jahrs die 3000 £ in 3300 £ verwandelt. Wie er diesen Profit macht, ist eine Frage, die wir erst später behandeln. Hier wollen wir zunächst die blosse Form der Bewegung seines Kapitals betrachten. Er kauft mit den 3000 £ beständig Leinwand und verkauft beständig diese Lein_ wand; wiederholt beständig diese Operation des Kaufens um zu verkaufen, G — W — G', die einfache Form des Kapitals, wie es ganz in den Cirkulationsprocess gebannt ist, ohne durch das Inter- vall des Produktionsprocesses, der ausserhalb seiner eignen Bewe- gung und Funktion liegt, unterbrochen zu werden.
Welches ist nun das Verhältniss dieses Waarenhandlungskapitals zum Waarenkapital als einer blossen Existenzform des industriellen Kapitals? Was den Leinwandfabrikanten betrifft, so hat er mit dem Geld des Kaufmanns den Werth seiner Leinwand realisirt, die erste Phase der Metamorphose seines Waarenkapitals, dessen Ver- wandlung in Geld, vollzogen, und kann nun, bei sonst gleich- bleibenden Umständen, das Geld rückverwandeln in Garn, Kohle, Arbeitslohn etc., andrerseits in Lebensmittel etc. zum Verzehr seiner Revenue; also, abgesehn von der Revenueausgabe, im Repro- duktionsprocess fortfahren.
Aber obgleich für ihn, den Producenten der Leinwand, ihre Metamorphose in Geld, ihr Verkauf stattgefunden hat, hat sie noch nicht stattgefunden für die Leinwand selbst. Sie befindet sich nach
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[252/0286]
Natur des Kaufmannskapitals nichts beiträgt, und andrerseits für
unsern Zweck erschöpfend bereits in Buch II dargestellt worden.
Der Waarenhändler, als Kapitalist überhaupt, tritt zunächst auf
den Markt als Repräsentant einer gewissen Geldsumme, die er als
Kapitalist vorschiesst, d. h. die er aus x (dem ursprünglichen Werth
der Summe) in x + Δ x (diese Summe plus dem Profit darauf)
verwandeln will. Aber für ihn nicht nur als Kapitalisten über-
haupt, sondern speciell als Waarenhändler, ist es selbstredend, dass
sein Kapital ursprünglich in der Form des Geldkapitals auf dem
Markt erscheinen muss, denn er producirt keine Waaren, sondern
handelt nur mit ihnen, vermittelt ihre Bewegung, und um mit
ihnen zu handeln, muss er sie zuerst kaufen, also Besitzer von
Geldkapital sein.
Gesetzt, ein Waarenhändler besitze 3000 £, die er als Hand-
lungskapital verwerthet. Er kauft mit diesen 3000 £ z. B.
30,000 Ellen Leinwand vom Leinwandfabrikanten, die Elle zu 2 sh.
Er verkauft diese 30,000 Ellen. Wenn die jährliche Durchschnitts-
profitrate = 10 %, und er nach Abzug aller Nebenkosten 10 %
jährlichen Profit macht, so hat er am Ende des Jahrs die 3000 £
in 3300 £ verwandelt. Wie er diesen Profit macht, ist eine Frage,
die wir erst später behandeln. Hier wollen wir zunächst die blosse
Form der Bewegung seines Kapitals betrachten. Er kauft mit den
3000 £ beständig Leinwand und verkauft beständig diese Lein_
wand; wiederholt beständig diese Operation des Kaufens um zu
verkaufen, G — W — G', die einfache Form des Kapitals, wie es
ganz in den Cirkulationsprocess gebannt ist, ohne durch das Inter-
vall des Produktionsprocesses, der ausserhalb seiner eignen Bewe-
gung und Funktion liegt, unterbrochen zu werden.
Welches ist nun das Verhältniss dieses Waarenhandlungskapitals
zum Waarenkapital als einer blossen Existenzform des industriellen
Kapitals? Was den Leinwandfabrikanten betrifft, so hat er mit
dem Geld des Kaufmanns den Werth seiner Leinwand realisirt, die
erste Phase der Metamorphose seines Waarenkapitals, dessen Ver-
wandlung in Geld, vollzogen, und kann nun, bei sonst gleich-
bleibenden Umständen, das Geld rückverwandeln in Garn, Kohle,
Arbeitslohn etc., andrerseits in Lebensmittel etc. zum Verzehr
seiner Revenue; also, abgesehn von der Revenueausgabe, im Repro-
duktionsprocess fortfahren.
Aber obgleich für ihn, den Producenten der Leinwand, ihre
Metamorphose in Geld, ihr Verkauf stattgefunden hat, hat sie noch
nicht stattgefunden für die Leinwand selbst. Sie befindet sich nach
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/286>, abgerufen am 22.11.2024.
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