variablen Kapitals gegen das konstante eine steigend höhere orga- nische Zusammensetzung des Gesammtkapitals, deren unmittelbare Folge ist, dass die Rate des Mehrwerths bei gleichbleibendem und selbst bei steigendem Exploitationsgrad der Arbeit sich in einer beständig sinkenden allgemeinen Profitrate ausdrückt. (Es wird sich weiter zeigen, warum dies Sinken nicht in dieser absoluten Form, sondern mehr in Tendenz zum progressiven Fall hervortritt.) Die progressive Tendenz der allgemeinen Profitrate zum Sinken ist also nur ein der kapitalistischen Produktionsweise eigenthümlicher Ausdruck für die fortschreitende Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit. Es ist damit nicht gesagt, dass die Profitrate nicht auch aus andren Gründen vorübergehend fallen kann, aber es ist damit aus dem Wesen der kapitalistischen Produktionsweise als eine selbstverständliche Noth- wendigkeit bewiesen, dass in ihrem Fortschritt die allgemeine Durchschnittsrate des Mehrwerths sich in einer fallenden allge- meinen Profitrate ausdrücken muss. Da die Masse der angewandten lebendigen Arbeit stets abnimmt im Verhältniss zu der Masse der von ihr in Bewegung gesetzten vergegenständlichten Arbeit, der produktiv konsumirten Produktionsmittel, so muss auch der Theil dieser lebendigen Arbeit, der unbezahlt ist und sich in Mehrwerth vergegenständlicht, in einem stets abnehmenden Verhältniss stehn zum Werthumfang des angewandten Gesammtkapitals. Dies Ver- hältniss der Mehrwerthsmasse zum Werth des angewandten Ge- sammtkapitals bildet aber die Profitrate, die daher beständig fallen muss.
So einfach das Gesetz nach den bisherigen Entwicklungen er- scheint, so wenig ist es aller bisherigen Oekonomie gelungen, wie man aus einem spätern Abschnitt sehn wird, es zu entdecken. Sie sah das Phänomen und quälte sich in widersprechenden Ver- suchen ab, es zu deuten. Bei der grossen Wichtigkeit aber, die dies Gesetz für die kapitalistische Produktion hat, kann man sagen, dass es das Mysterium bildet, um dessen Lösung sich die ganze politische Oekonomie seit Adam Smith dreht, und dass der Unter- schied zwischen den verschiednen Schulen seit A. Smith in den verschiednen Versuchen zu seiner Lösung besteht. Erwägt man aber andrerseits, dass die bisherige politische Oekonomie um den Unterschied von konstantem und variablem Kapital zwar herum- tappte, ihn aber nie bestimmt zu formuliren verstand; dass sie den Mehrwerth nie getrennt vom Profit und den Profit überhaupt nie rein, im Unterschied von seinen verschiednen gegen einander
Marx, Kapital III. 13
variablen Kapitals gegen das konstante eine steigend höhere orga- nische Zusammensetzung des Gesammtkapitals, deren unmittelbare Folge ist, dass die Rate des Mehrwerths bei gleichbleibendem und selbst bei steigendem Exploitationsgrad der Arbeit sich in einer beständig sinkenden allgemeinen Profitrate ausdrückt. (Es wird sich weiter zeigen, warum dies Sinken nicht in dieser absoluten Form, sondern mehr in Tendenz zum progressiven Fall hervortritt.) Die progressive Tendenz der allgemeinen Profitrate zum Sinken ist also nur ein der kapitalistischen Produktionsweise eigenthümlicher Ausdruck für die fortschreitende Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit. Es ist damit nicht gesagt, dass die Profitrate nicht auch aus andren Gründen vorübergehend fallen kann, aber es ist damit aus dem Wesen der kapitalistischen Produktionsweise als eine selbstverständliche Noth- wendigkeit bewiesen, dass in ihrem Fortschritt die allgemeine Durchschnittsrate des Mehrwerths sich in einer fallenden allge- meinen Profitrate ausdrücken muss. Da die Masse der angewandten lebendigen Arbeit stets abnimmt im Verhältniss zu der Masse der von ihr in Bewegung gesetzten vergegenständlichten Arbeit, der produktiv konsumirten Produktionsmittel, so muss auch der Theil dieser lebendigen Arbeit, der unbezahlt ist und sich in Mehrwerth vergegenständlicht, in einem stets abnehmenden Verhältniss stehn zum Werthumfang des angewandten Gesammtkapitals. Dies Ver- hältniss der Mehrwerthsmasse zum Werth des angewandten Ge- sammtkapitals bildet aber die Profitrate, die daher beständig fallen muss.
So einfach das Gesetz nach den bisherigen Entwicklungen er- scheint, so wenig ist es aller bisherigen Oekonomie gelungen, wie man aus einem spätern Abschnitt sehn wird, es zu entdecken. Sie sah das Phänomen und quälte sich in widersprechenden Ver- suchen ab, es zu deuten. Bei der grossen Wichtigkeit aber, die dies Gesetz für die kapitalistische Produktion hat, kann man sagen, dass es das Mysterium bildet, um dessen Lösung sich die ganze politische Oekonomie seit Adam Smith dreht, und dass der Unter- schied zwischen den verschiednen Schulen seit A. Smith in den verschiednen Versuchen zu seiner Lösung besteht. Erwägt man aber andrerseits, dass die bisherige politische Oekonomie um den Unterschied von konstantem und variablem Kapital zwar herum- tappte, ihn aber nie bestimmt zu formuliren verstand; dass sie den Mehrwerth nie getrennt vom Profit und den Profit überhaupt nie rein, im Unterschied von seinen verschiednen gegen einander
Marx, Kapital III. 13
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variablen Kapitals gegen das konstante eine steigend höhere orga-
nische Zusammensetzung des Gesammtkapitals, deren unmittelbare
Folge ist, dass die Rate des Mehrwerths bei gleichbleibendem und
selbst bei steigendem Exploitationsgrad der Arbeit sich in einer
beständig sinkenden allgemeinen Profitrate ausdrückt. (Es wird
sich weiter zeigen, warum dies Sinken nicht in dieser absoluten
Form, sondern mehr in Tendenz zum progressiven Fall hervortritt.)
Die progressive Tendenz der allgemeinen Profitrate zum Sinken
ist also nur ein der kapitalistischen Produktionsweise
eigenthümlicher Ausdruck für die fortschreitende Entwicklung
der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit. Es ist damit
nicht gesagt, dass die Profitrate nicht auch aus andren Gründen
vorübergehend fallen kann, aber es ist damit aus dem Wesen der
kapitalistischen Produktionsweise als eine selbstverständliche Noth-
wendigkeit bewiesen, dass in ihrem Fortschritt die allgemeine
Durchschnittsrate des Mehrwerths sich in einer fallenden allge-
meinen Profitrate ausdrücken muss. Da die Masse der angewandten
lebendigen Arbeit stets abnimmt im Verhältniss zu der Masse der
von ihr in Bewegung gesetzten vergegenständlichten Arbeit, der
produktiv konsumirten Produktionsmittel, so muss auch der Theil
dieser lebendigen Arbeit, der unbezahlt ist und sich in Mehrwerth
vergegenständlicht, in einem stets abnehmenden Verhältniss stehn
zum Werthumfang des angewandten Gesammtkapitals. Dies Ver-
hältniss der Mehrwerthsmasse zum Werth des angewandten Ge-
sammtkapitals bildet aber die Profitrate, die daher beständig
fallen muss.
So einfach das Gesetz nach den bisherigen Entwicklungen er-
scheint, so wenig ist es aller bisherigen Oekonomie gelungen, wie
man aus einem spätern Abschnitt sehn wird, es zu entdecken.
Sie sah das Phänomen und quälte sich in widersprechenden Ver-
suchen ab, es zu deuten. Bei der grossen Wichtigkeit aber, die
dies Gesetz für die kapitalistische Produktion hat, kann man sagen,
dass es das Mysterium bildet, um dessen Lösung sich die ganze
politische Oekonomie seit Adam Smith dreht, und dass der Unter-
schied zwischen den verschiednen Schulen seit A. Smith in den
verschiednen Versuchen zu seiner Lösung besteht. Erwägt man
aber andrerseits, dass die bisherige politische Oekonomie um den
Unterschied von konstantem und variablem Kapital zwar herum-
tappte, ihn aber nie bestimmt zu formuliren verstand; dass sie
den Mehrwerth nie getrennt vom Profit und den Profit überhaupt
nie rein, im Unterschied von seinen verschiednen gegen einander
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/227>, abgerufen am 24.11.2024.
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