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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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producirt sind. In diesem Fall ist der Marktwerth oder der ge-
sellschaftliche Werth der Waarenmasse -- die nothwendig in ihnen
enthaltne Arbeitszeit -- bestimmt durch den Werth der grossen
mittlern Masse.

Nimm dagegen an, die Gesammtmenge der auf den Markt ge-
brachten fraglichen Waare bleibe dieselbe, aber der Werth der
unter den schlechtern Bedingungen producirten Waaren gleiche
sich nicht aus mit dem Werth der unter den bessern Bedingungen
producirten, sodass der unter den schlechtern Bedingungen pro-
ducirte Massentheil eine relativ bedeutende Grösse bilde, sowohl
gegen die mittlere Masse wie gegen das andre Extrem: dann regelt
die unter den schlechtern Bedingungen producirte Masse den Markt-
werth oder den gesellschaftlichen Werth.

Nimm endlich an, die unter bessern als den mittlern Bedingungen
producirte Waarenmasse übertreffe bedeutend die unter den schlech-
tern Bedingungen producirte und bilde selbst eine bedeutende
Grösse gegen die unter mittlern Verhältnissen producirte; dann
regulirt der unter den besten Bedingungen producirte Theil den
Marktwerth. Es wird hier abgesehn von Ueberführung des Marktes,
wo immer der unter den besten Bedingungen producirte Theil den
Marktpreis regelt; aber hier haben wir es nicht mit dem Markt-
preis zu thun, soweit er verschieden von dem Marktwerth, sondern
mit den verschiednen Bestimmungen des Marktwerths selbst.30)

In der That, ganz streng genommen (was natürlich in der Wirk-
lichkeit nur annähernd und tausendfach modificirt vorkommt) ist
im Fall I der durch die mittlern Werthe geregelte Marktwerth
der ganzen Masse gleich der Summe ihrer individuellen Werthe;

30) Der Streit zwischen Storch und Ricardo bei Gelegenheit der Grund-
rente (ein Streit nur der Sache nach: in der That nehmen sie beide keine
Rücksicht auf einander), ob der Marktwerth (bei ihnen vielmehr der Markt-
resp. Produktionspreis) durch die unter den ungünstigsten Bedingungen
(Ricardo) oder unter den günstigsten (Storch) producirten Waaren regulirt
werde, löst sich also dahin auf, dass beide recht haben und beide unrecht,
und dass ebenso beide den mittlern Fall ganz ausser Acht gelassen haben.
Vergleiche Corbett über die Fälle, wo der Preis regulirt wird durch die
unter den besten Bedingungen producirten Waaren. -- It is not meant to be
asserted by him (Ricardo) that two particular lots of two different articles,
as a hat and a pair of shoes, exchange with one another when those two
particular lots were produced by equal quantities of labour. By "commo-
dity" we must here understand the "description of commodity", not a par-
ticular individual hat, pair of shoes etc. The whole labour which produces
all the hats in England is to be considered, for this purpose, as divided
among all the hats. This seems to me not to have been expressed at first,
and in the general statements of this doctrine. (Observations on some verbal
disputes in Pol. Econ. etc. London 1821. p. 53, 54.)

producirt sind. In diesem Fall ist der Marktwerth oder der ge-
sellschaftliche Werth der Waarenmasse — die nothwendig in ihnen
enthaltne Arbeitszeit — bestimmt durch den Werth der grossen
mittlern Masse.

Nimm dagegen an, die Gesammtmenge der auf den Markt ge-
brachten fraglichen Waare bleibe dieselbe, aber der Werth der
unter den schlechtern Bedingungen producirten Waaren gleiche
sich nicht aus mit dem Werth der unter den bessern Bedingungen
producirten, sodass der unter den schlechtern Bedingungen pro-
ducirte Massentheil eine relativ bedeutende Grösse bilde, sowohl
gegen die mittlere Masse wie gegen das andre Extrem: dann regelt
die unter den schlechtern Bedingungen producirte Masse den Markt-
werth oder den gesellschaftlichen Werth.

Nimm endlich an, die unter bessern als den mittlern Bedingungen
producirte Waarenmasse übertreffe bedeutend die unter den schlech-
tern Bedingungen producirte und bilde selbst eine bedeutende
Grösse gegen die unter mittlern Verhältnissen producirte; dann
regulirt der unter den besten Bedingungen producirte Theil den
Marktwerth. Es wird hier abgesehn von Ueberführung des Marktes,
wo immer der unter den besten Bedingungen producirte Theil den
Marktpreis regelt; aber hier haben wir es nicht mit dem Markt-
preis zu thun, soweit er verschieden von dem Marktwerth, sondern
mit den verschiednen Bestimmungen des Marktwerths selbst.30)

In der That, ganz streng genommen (was natürlich in der Wirk-
lichkeit nur annähernd und tausendfach modificirt vorkommt) ist
im Fall I der durch die mittlern Werthe geregelte Marktwerth
der ganzen Masse gleich der Summe ihrer individuellen Werthe;

30) Der Streit zwischen Storch und Ricardo bei Gelegenheit der Grund-
rente (ein Streit nur der Sache nach: in der That nehmen sie beide keine
Rücksicht auf einander), ob der Marktwerth (bei ihnen vielmehr der Markt-
resp. Produktionspreis) durch die unter den ungünstigsten Bedingungen
(Ricardo) oder unter den günstigsten (Storch) producirten Waaren regulirt
werde, löst sich also dahin auf, dass beide recht haben und beide unrecht,
und dass ebenso beide den mittlern Fall ganz ausser Acht gelassen haben.
Vergleiche Corbett über die Fälle, wo der Preis regulirt wird durch die
unter den besten Bedingungen producirten Waaren. — It is not meant to be
asserted by him (Ricardo) that two particular lots of two different articles,
as a hat and a pair of shoes, exchange with one another when those two
particular lots were produced by equal quantities of labour. By „commo-
dity“ we must here understand the „description of commodity“, not a par-
ticular individual hat, pair of shoes etc. The whole labour which produces
all the hats in England is to be considered, for this purpose, as divided
among all the hats. This seems to me not to have been expressed at first,
and in the general statements of this doctrine. (Observations on some verbal
disputes in Pol. Econ. etc. London 1821. p. 53, 54.)
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[162/0196] producirt sind. In diesem Fall ist der Marktwerth oder der ge- sellschaftliche Werth der Waarenmasse — die nothwendig in ihnen enthaltne Arbeitszeit — bestimmt durch den Werth der grossen mittlern Masse. Nimm dagegen an, die Gesammtmenge der auf den Markt ge- brachten fraglichen Waare bleibe dieselbe, aber der Werth der unter den schlechtern Bedingungen producirten Waaren gleiche sich nicht aus mit dem Werth der unter den bessern Bedingungen producirten, sodass der unter den schlechtern Bedingungen pro- ducirte Massentheil eine relativ bedeutende Grösse bilde, sowohl gegen die mittlere Masse wie gegen das andre Extrem: dann regelt die unter den schlechtern Bedingungen producirte Masse den Markt- werth oder den gesellschaftlichen Werth. Nimm endlich an, die unter bessern als den mittlern Bedingungen producirte Waarenmasse übertreffe bedeutend die unter den schlech- tern Bedingungen producirte und bilde selbst eine bedeutende Grösse gegen die unter mittlern Verhältnissen producirte; dann regulirt der unter den besten Bedingungen producirte Theil den Marktwerth. Es wird hier abgesehn von Ueberführung des Marktes, wo immer der unter den besten Bedingungen producirte Theil den Marktpreis regelt; aber hier haben wir es nicht mit dem Markt- preis zu thun, soweit er verschieden von dem Marktwerth, sondern mit den verschiednen Bestimmungen des Marktwerths selbst. 30) In der That, ganz streng genommen (was natürlich in der Wirk- lichkeit nur annähernd und tausendfach modificirt vorkommt) ist im Fall I der durch die mittlern Werthe geregelte Marktwerth der ganzen Masse gleich der Summe ihrer individuellen Werthe; 30) Der Streit zwischen Storch und Ricardo bei Gelegenheit der Grund- rente (ein Streit nur der Sache nach: in der That nehmen sie beide keine Rücksicht auf einander), ob der Marktwerth (bei ihnen vielmehr der Markt- resp. Produktionspreis) durch die unter den ungünstigsten Bedingungen (Ricardo) oder unter den günstigsten (Storch) producirten Waaren regulirt werde, löst sich also dahin auf, dass beide recht haben und beide unrecht, und dass ebenso beide den mittlern Fall ganz ausser Acht gelassen haben. Vergleiche Corbett über die Fälle, wo der Preis regulirt wird durch die unter den besten Bedingungen producirten Waaren. — It is not meant to be asserted by him (Ricardo) that two particular lots of two different articles, as a hat and a pair of shoes, exchange with one another when those two particular lots were produced by equal quantities of labour. By „commo- dity“ we must here understand the „description of commodity“, not a par- ticular individual hat, pair of shoes etc. The whole labour which produces all the hats in England is to be considered, for this purpose, as divided among all the hats. This seems to me not to have been expressed at first, and in the general statements of this doctrine. (Observations on some verbal disputes in Pol. Econ. etc. London 1821. p. 53, 54.)

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/196>, abgerufen am 25.04.2024.