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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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Wohnungsliefern an die Arbeiter, sodass sein Kapitalist zugleich sein
Hausvermiether, ein Zweig unter vielen ist.

Derselbe Drummond, dessen schöne Seele für die kapitalistischen
Hebungsversuche der Arbeiterklasse schwärmt, erzählt in demselben Be-
richt unter andrem über die Baumwollmusterfabriken der Lowell und
Lawrence Mills. Die Kost- und Logirhäuser für die Fabrikmädchen ge-
hören der Aktiengesellschaft, die die Fabrikbesitzerin ist; die Vorstehe-
rinnen dieser Häuser stehn im Dienst dieser selben Gesellschaft, die ihnen
Verhaltungsregeln vorschreibt; kein Mädchen darf nach 10 Uhr Nachts
nach Haus kommen. Aber nun die Perle: Eine Specialpolizei der Ge-
sellschaft patrouillirt die Gegend ab um die Uebertretung dieser Haus-
ordnung zu verhindern. Nach 10 Uhr Abends wird kein Mädchen weder
aus- noch eingelassen. Kein Mädchen darf anderswo logiren als auf dem
der Gesellschaft gehörigen Terrain, auf dem jedes Haus ihr ungefähr 10
Doll. Wochenmiethe einbringt; und nun sehn wir in voller Glorie den
rationellen Konsumenten: "Da sich jedoch das allgegenwärtige Piano in
vielen der besten Logirhäuser für Arbeiterinnen vorfindet, spielt Musik,
Gesang und Tanz eine bedeutende Rolle wenigstens bei denen, die nach
zehnstündiger stetiger Arbeit am Webstuhl mehr Abwechslung nach der
Monotonie nöthig haben als wirkliches Ausruhn." (p. 412.) Das Haupt-
geheimniss aber, wie aus dem Arbeiter ein rationeller Konsument zu
machen, kommt erst. Herr Drummond besucht die Messerwaarenfabrik
von Turner's Falls (Connecticut River), und Herr Oakman, der Schatz-
meister der Aktiengesellschaft, nachdem er ihm erzählt, dass namentlich
die amerikanische Tischmesserwaare die englische in der Qualität schlägt,
fährt fort: "Auch in den Preisen werden wir England schlagen; wir
sind ihm voraus in der Qualität schon jetzt, das ist anerkannt; aber wir
müssen niedrigere Preise haben, und die bekommen wir, sowie wir unser
Stahl wohlfeiler erhalten und unsre Arbeit heruntergebracht haben!"
(p. 427.) Herabsetzung des Arbeitslohns und lange Arbeitsstunden, das
ist der Kern des rationellen und gesunden Verfahrens, das den Arbeiter
erheben soll zur Würde eines rationellen Konsumenten, damit er einen
Markt schaffe für die Masse von Gegenständen, die die Kultur und der
Fortschritt der Erfindung ihm zugänglich gemacht haben.



Wohnungsliefern an die Arbeiter, sodass sein Kapitalist zugleich sein
Hausvermiether, ein Zweig unter vielen ist.

Derselbe Drummond, dessen schöne Seele für die kapitalistischen
Hebungsversuche der Arbeiterklasse schwärmt, erzählt in demselben Be-
richt unter andrem über die Baumwollmusterfabriken der Lowell und
Lawrence Mills. Die Kost- und Logirhäuser für die Fabrikmädchen ge-
hören der Aktiengesellschaft, die die Fabrikbesitzerin ist; die Vorstehe-
rinnen dieser Häuser stehn im Dienst dieser selben Gesellschaft, die ihnen
Verhaltungsregeln vorschreibt; kein Mädchen darf nach 10 Uhr Nachts
nach Haus kommen. Aber nun die Perle: Eine Specialpolizei der Ge-
sellschaft patrouillirt die Gegend ab um die Uebertretung dieser Haus-
ordnung zu verhindern. Nach 10 Uhr Abends wird kein Mädchen weder
aus- noch eingelassen. Kein Mädchen darf anderswo logiren als auf dem
der Gesellschaft gehörigen Terrain, auf dem jedes Haus ihr ungefähr 10
Doll. Wochenmiethe einbringt; und nun sehn wir in voller Glorie den
rationellen Konsumenten: „Da sich jedoch das allgegenwärtige Piano in
vielen der besten Logirhäuser für Arbeiterinnen vorfindet, spielt Musik,
Gesang und Tanz eine bedeutende Rolle wenigstens bei denen, die nach
zehnstündiger stetiger Arbeit am Webstuhl mehr Abwechslung nach der
Monotonie nöthig haben als wirkliches Ausruhn.“ (p. 412.) Das Haupt-
geheimniss aber, wie aus dem Arbeiter ein rationeller Konsument zu
machen, kommt erst. Herr Drummond besucht die Messerwaarenfabrik
von Turner’s Falls (Connecticut River), und Herr Oakman, der Schatz-
meister der Aktiengesellschaft, nachdem er ihm erzählt, dass namentlich
die amerikanische Tischmesserwaare die englische in der Qualität schlägt,
fährt fort: „Auch in den Preisen werden wir England schlagen; wir
sind ihm voraus in der Qualität schon jetzt, das ist anerkannt; aber wir
müssen niedrigere Preise haben, und die bekommen wir, sowie wir unser
Stahl wohlfeiler erhalten und unsre Arbeit heruntergebracht haben!“
(p. 427.) Herabsetzung des Arbeitslohns und lange Arbeitsstunden, das
ist der Kern des rationellen und gesunden Verfahrens, das den Arbeiter
erheben soll zur Würde eines rationellen Konsumenten, damit er einen
Markt schaffe für die Masse von Gegenständen, die die Kultur und der
Fortschritt der Erfindung ihm zugänglich gemacht haben.



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[519/0553] Wohnungsliefern an die Arbeiter, sodass sein Kapitalist zugleich sein Hausvermiether, ein Zweig unter vielen ist. Derselbe Drummond, dessen schöne Seele für die kapitalistischen Hebungsversuche der Arbeiterklasse schwärmt, erzählt in demselben Be- richt unter andrem über die Baumwollmusterfabriken der Lowell und Lawrence Mills. Die Kost- und Logirhäuser für die Fabrikmädchen ge- hören der Aktiengesellschaft, die die Fabrikbesitzerin ist; die Vorstehe- rinnen dieser Häuser stehn im Dienst dieser selben Gesellschaft, die ihnen Verhaltungsregeln vorschreibt; kein Mädchen darf nach 10 Uhr Nachts nach Haus kommen. Aber nun die Perle: Eine Specialpolizei der Ge- sellschaft patrouillirt die Gegend ab um die Uebertretung dieser Haus- ordnung zu verhindern. Nach 10 Uhr Abends wird kein Mädchen weder aus- noch eingelassen. Kein Mädchen darf anderswo logiren als auf dem der Gesellschaft gehörigen Terrain, auf dem jedes Haus ihr ungefähr 10 Doll. Wochenmiethe einbringt; und nun sehn wir in voller Glorie den rationellen Konsumenten: „Da sich jedoch das allgegenwärtige Piano in vielen der besten Logirhäuser für Arbeiterinnen vorfindet, spielt Musik, Gesang und Tanz eine bedeutende Rolle wenigstens bei denen, die nach zehnstündiger stetiger Arbeit am Webstuhl mehr Abwechslung nach der Monotonie nöthig haben als wirkliches Ausruhn.“ (p. 412.) Das Haupt- geheimniss aber, wie aus dem Arbeiter ein rationeller Konsument zu machen, kommt erst. Herr Drummond besucht die Messerwaarenfabrik von Turner’s Falls (Connecticut River), und Herr Oakman, der Schatz- meister der Aktiengesellschaft, nachdem er ihm erzählt, dass namentlich die amerikanische Tischmesserwaare die englische in der Qualität schlägt, fährt fort: „Auch in den Preisen werden wir England schlagen; wir sind ihm voraus in der Qualität schon jetzt, das ist anerkannt; aber wir müssen niedrigere Preise haben, und die bekommen wir, sowie wir unser Stahl wohlfeiler erhalten und unsre Arbeit heruntergebracht haben!“ (p. 427.) Herabsetzung des Arbeitslohns und lange Arbeitsstunden, das ist der Kern des rationellen und gesunden Verfahrens, das den Arbeiter erheben soll zur Würde eines rationellen Konsumenten, damit er einen Markt schaffe für die Masse von Gegenständen, die die Kultur und der Fortschritt der Erfindung ihm zugänglich gemacht haben.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/553>, abgerufen am 23.11.2024.