Geldes, das als Geldform des variablen Kapitals in Zahlung der Arbeits- kraft vom industriellen Kapitalisten vorgeschossen, in den Händen der Arbeiter -- seiner großen Masse nach -- nur als Cirkulationsmittel (Kaufmittel) fungirt. Es ist dies ganz im Gegensatz zur Naturalwirth- schaft, wie sie vorwiegt auf Basis jedes Hörigkeitssystems (Leibeigen- schaft eingeschlossen) und noch mehr auf der mehr oder weniger primitiver Gemeinwesen, ob diese nun mit Hörigkeits- oder Sklavereiverhältnissen versetzt seien oder nicht.
Im Sklavensystem spielt das Geldkapital, das im Ankauf der Arbeits- kraft ausgelegt wird, die Rolle von Geldform des fixen Kapitals, das nur allmälig ersetzt wird, nach Ablauf der aktiven Lebensperiode des Sklaven. Bei den Athenern wird daher der Gewinn, den ein Sklavenbesitzer direkt durch industrielle Verwendung seines Sklaven, oder indirekt durch Ver- miethung desselben an andre industrielle Verwender (z. B. für Bergwerks- arbeit) zieht, auch nur betrachtet als Zins (nebst Amortisation) des vor- geschossnen Geldkapitals, ganz wie in der kapitalistischen Produktion der industrielle Kapitalist ein Stück des Mehrwerths, plus dem Verschleiss des fixen Kapitals, als Zins und Ersatz seines fixen Kapitals in Rechnung setzt; wie dies auch Regel ist bei den, fixes Kapital (Häuser, Maschinen etc.) vermiethenden Kapitalisten. Blosse Haussklaven, sei es, dass sie zur Leistung nothwendiger Dienste oder bloss zur Luxusparade dienen, kommen hier nicht in Betracht, sie entsprechen unsrer dienenden Klasse. Aber auch das Sklavensystem -- sofern es in Agrikultur, Manufaktur, Schiffs- betrieb etc., die herrschende Form der produktiven Arbeit ist, wie in den entwickelten Staaten Griechenlands und in Rom -- behält ein Element der Naturalwirthschaft bei. Der Sklavenmarkt selbst erhält beständig Zufuhr seiner Arbeitskraft-Waare durch Krieg, Seeraub etc., und dieser Raub ist seinerseits nicht durch einen Cirkulationsprocess vermittelt, son- dern Naturalaneignung fremder Arbeitskraft durch direkten physischen Zwang. Selbst in den Vereinigten Staaten, nachdem das Zwischengebiet zwischen den Lohnarbeits-Staaten des Nordens und den Sklaven-Staaten des Südens sich in ein Sklavenzuchtgebiet für den Süden verwandelt, wo also der auf den Sklavenmarkt geworfne Sklave selbst ein Element der jährlichen Reproduktion geworden, genügte das für längre Zeit nicht, sondern wurde noch möglichst lange afrikanischer Sklavenhandel zur Füllung des Markts fortgetrieben.
Geldes, das als Geldform des variablen Kapitals in Zahlung der Arbeits- kraft vom industriellen Kapitalisten vorgeschossen, in den Händen der Arbeiter — seiner großen Masse nach — nur als Cirkulationsmittel (Kaufmittel) fungirt. Es ist dies ganz im Gegensatz zur Naturalwirth- schaft, wie sie vorwiegt auf Basis jedes Hörigkeitssystems (Leibeigen- schaft eingeschlossen) und noch mehr auf der mehr oder weniger primitiver Gemeinwesen, ob diese nun mit Hörigkeits- oder Sklavereiverhältnissen versetzt seien oder nicht.
Im Sklavensystem spielt das Geldkapital, das im Ankauf der Arbeits- kraft ausgelegt wird, die Rolle von Geldform des fixen Kapitals, das nur allmälig ersetzt wird, nach Ablauf der aktiven Lebensperiode des Sklaven. Bei den Athenern wird daher der Gewinn, den ein Sklavenbesitzer direkt durch industrielle Verwendung seines Sklaven, oder indirekt durch Ver- miethung desselben an andre industrielle Verwender (z. B. für Bergwerks- arbeit) zieht, auch nur betrachtet als Zins (nebst Amortisation) des vor- geschossnen Geldkapitals, ganz wie in der kapitalistischen Produktion der industrielle Kapitalist ein Stück des Mehrwerths, plus dem Verschleiss des fixen Kapitals, als Zins und Ersatz seines fixen Kapitals in Rechnung setzt; wie dies auch Regel ist bei den, fixes Kapital (Häuser, Maschinen etc.) vermiethenden Kapitalisten. Blosse Haussklaven, sei es, dass sie zur Leistung nothwendiger Dienste oder bloss zur Luxusparade dienen, kommen hier nicht in Betracht, sie entsprechen unsrer dienenden Klasse. Aber auch das Sklavensystem — sofern es in Agrikultur, Manufaktur, Schiffs- betrieb etc., die herrschende Form der produktiven Arbeit ist, wie in den entwickelten Staaten Griechenlands und in Rom — behält ein Element der Naturalwirthschaft bei. Der Sklavenmarkt selbst erhält beständig Zufuhr seiner Arbeitskraft-Waare durch Krieg, Seeraub etc., und dieser Raub ist seinerseits nicht durch einen Cirkulationsprocess vermittelt, son- dern Naturalaneignung fremder Arbeitskraft durch direkten physischen Zwang. Selbst in den Vereinigten Staaten, nachdem das Zwischengebiet zwischen den Lohnarbeits-Staaten des Nordens und den Sklaven-Staaten des Südens sich in ein Sklavenzuchtgebiet für den Süden verwandelt, wo also der auf den Sklavenmarkt geworfne Sklave selbst ein Element der jährlichen Reproduktion geworden, genügte das für längre Zeit nicht, sondern wurde noch möglichst lange afrikanischer Sklavenhandel zur Füllung des Markts fortgetrieben.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0513"n="479"/>
Geldes, das als Geldform des variablen Kapitals in Zahlung der Arbeits-<lb/>
kraft vom industriellen Kapitalisten vorgeschossen, in den Händen der<lb/>
Arbeiter — seiner großen Masse nach — nur als Cirkulationsmittel<lb/>
(Kaufmittel) fungirt. Es ist dies ganz im Gegensatz zur Naturalwirth-<lb/>
schaft, wie sie vorwiegt auf Basis jedes Hörigkeitssystems (Leibeigen-<lb/>
schaft eingeschlossen) und noch mehr auf der mehr oder weniger primitiver<lb/>
Gemeinwesen, ob diese nun mit Hörigkeits- oder Sklavereiverhältnissen<lb/>
versetzt seien oder nicht.</p><lb/><p>Im Sklavensystem spielt das Geldkapital, das im Ankauf der Arbeits-<lb/>
kraft ausgelegt wird, die Rolle von Geldform des fixen Kapitals, das nur<lb/>
allmälig ersetzt wird, nach Ablauf der aktiven Lebensperiode des Sklaven.<lb/>
Bei den Athenern wird daher der Gewinn, den ein Sklavenbesitzer direkt<lb/>
durch industrielle Verwendung seines Sklaven, oder indirekt durch Ver-<lb/>
miethung desselben an andre industrielle Verwender (z. B. für Bergwerks-<lb/>
arbeit) zieht, auch nur betrachtet als Zins (nebst Amortisation) des vor-<lb/>
geschossnen Geldkapitals, ganz wie in der kapitalistischen Produktion der<lb/>
industrielle Kapitalist ein Stück des Mehrwerths, plus dem Verschleiss des<lb/>
fixen Kapitals, als Zins und Ersatz seines fixen Kapitals in Rechnung<lb/>
setzt; wie dies auch Regel ist bei den, fixes Kapital (Häuser, Maschinen<lb/>
etc.) vermiethenden Kapitalisten. Blosse Haussklaven, sei es, dass sie zur<lb/>
Leistung nothwendiger Dienste oder bloss zur Luxusparade dienen, kommen<lb/>
hier nicht in Betracht, sie entsprechen unsrer dienenden Klasse. Aber<lb/>
auch das Sklavensystem — sofern es in Agrikultur, Manufaktur, Schiffs-<lb/>
betrieb etc., die herrschende Form der produktiven Arbeit ist, wie in den<lb/>
entwickelten Staaten Griechenlands und in Rom — behält ein Element<lb/>
der Naturalwirthschaft bei. Der Sklavenmarkt selbst erhält beständig<lb/>
Zufuhr seiner Arbeitskraft-Waare durch Krieg, Seeraub etc., und dieser<lb/>
Raub ist seinerseits nicht durch einen Cirkulationsprocess vermittelt, son-<lb/>
dern Naturalaneignung fremder Arbeitskraft durch direkten physischen<lb/>
Zwang. Selbst in den Vereinigten Staaten, nachdem das Zwischengebiet<lb/>
zwischen den Lohnarbeits-Staaten des Nordens und den Sklaven-Staaten<lb/>
des Südens sich in ein Sklavenzuchtgebiet für den Süden verwandelt, wo<lb/>
also der auf den Sklavenmarkt geworfne Sklave selbst ein Element der<lb/>
jährlichen Reproduktion geworden, genügte das für längre Zeit nicht,<lb/>
sondern wurde noch möglichst lange afrikanischer Sklavenhandel zur<lb/>
Füllung des Markts fortgetrieben.</p><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[479/0513]
Geldes, das als Geldform des variablen Kapitals in Zahlung der Arbeits-
kraft vom industriellen Kapitalisten vorgeschossen, in den Händen der
Arbeiter — seiner großen Masse nach — nur als Cirkulationsmittel
(Kaufmittel) fungirt. Es ist dies ganz im Gegensatz zur Naturalwirth-
schaft, wie sie vorwiegt auf Basis jedes Hörigkeitssystems (Leibeigen-
schaft eingeschlossen) und noch mehr auf der mehr oder weniger primitiver
Gemeinwesen, ob diese nun mit Hörigkeits- oder Sklavereiverhältnissen
versetzt seien oder nicht.
Im Sklavensystem spielt das Geldkapital, das im Ankauf der Arbeits-
kraft ausgelegt wird, die Rolle von Geldform des fixen Kapitals, das nur
allmälig ersetzt wird, nach Ablauf der aktiven Lebensperiode des Sklaven.
Bei den Athenern wird daher der Gewinn, den ein Sklavenbesitzer direkt
durch industrielle Verwendung seines Sklaven, oder indirekt durch Ver-
miethung desselben an andre industrielle Verwender (z. B. für Bergwerks-
arbeit) zieht, auch nur betrachtet als Zins (nebst Amortisation) des vor-
geschossnen Geldkapitals, ganz wie in der kapitalistischen Produktion der
industrielle Kapitalist ein Stück des Mehrwerths, plus dem Verschleiss des
fixen Kapitals, als Zins und Ersatz seines fixen Kapitals in Rechnung
setzt; wie dies auch Regel ist bei den, fixes Kapital (Häuser, Maschinen
etc.) vermiethenden Kapitalisten. Blosse Haussklaven, sei es, dass sie zur
Leistung nothwendiger Dienste oder bloss zur Luxusparade dienen, kommen
hier nicht in Betracht, sie entsprechen unsrer dienenden Klasse. Aber
auch das Sklavensystem — sofern es in Agrikultur, Manufaktur, Schiffs-
betrieb etc., die herrschende Form der produktiven Arbeit ist, wie in den
entwickelten Staaten Griechenlands und in Rom — behält ein Element
der Naturalwirthschaft bei. Der Sklavenmarkt selbst erhält beständig
Zufuhr seiner Arbeitskraft-Waare durch Krieg, Seeraub etc., und dieser
Raub ist seinerseits nicht durch einen Cirkulationsprocess vermittelt, son-
dern Naturalaneignung fremder Arbeitskraft durch direkten physischen
Zwang. Selbst in den Vereinigten Staaten, nachdem das Zwischengebiet
zwischen den Lohnarbeits-Staaten des Nordens und den Sklaven-Staaten
des Südens sich in ein Sklavenzuchtgebiet für den Süden verwandelt, wo
also der auf den Sklavenmarkt geworfne Sklave selbst ein Element der
jährlichen Reproduktion geworden, genügte das für längre Zeit nicht,
sondern wurde noch möglichst lange afrikanischer Sklavenhandel zur
Füllung des Markts fortgetrieben.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/513>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.