Die Produktionsmittel, der gegenständliche Theil des produktiven Kapitals, müssen also dem Arbeiter schon als solche, als Kapital gegen- überstehn, bevor der Akt G -- A ein allgemein gesellschaftlicher Akt werden kann.
Wir haben früher gesehn, dass die kapitalistische Produktion, einmal etablirt, in ihrer Entwicklung nicht nur diese Trennung reproducirt, sondern sie auf stets grössern Umfang erweitert, bis sie der allgemein herrschende gesellschaftliche Zustand geworden. Die Sache bietet aber noch eine andre Seite dar. Damit das Kapital sich bilden und sich der Produktion be- mächtigen kann, ist eine gewisse Entwicklungsstufe des Handels voraus- gesetzt, also auch der Waarencirkulation und damit der Waarenproduktion; denn es können nicht Artikel als Waaren in die Cirkulation eingehn, so- fern sie nicht für den Verkauf, also als Waaren, producirt werden. Als normaler, herrschender Charakter der Produktion erscheint die Waaren- produktion aber erst auf Grundlage der kapitalistischen Produktion.
Die russischen Grundeigenthümer, die in Folge der sogen. Bauern- emancipation ihre Landwirthschaft jetzt mit Lohnarbeitern statt mit leibeignen Zwangsarbeitern betreiben, klagen über zweierlei: Erstens über Mangel an Geldkapital. So heisst es z. B.: Bevor man die Ernte verkauft, habe man Lohnarbeitern in grösserem Umfang zu zahlen, und da fehle es an der ersten Bedingung, an Baarem. Kapital in der Form von Geld muss gerade zur Zahlung des Arbeitslohns beständig vorhanden sein, um die Produktion kapitalistisch zu betreiben. Doch darüber mögen sich die Grundbesitzer trösten. Mit der Zeit pflückt man Rosen, und verfügt der industrielle Kapitalist nicht nur über sein eignes Geld, sondern auch über l'argent des autres.
Charakteristischer aber ist die zweite Klage, nämlich: dass wenn man auch Geld habe, man nicht in hinreichendem Umfang und zu be- liebiger Zeit die zu kaufenden Arbeitskräfte disponibel finde, indem der russische Landarbeiter in Folge des Gemeineigenthums der Dorfgemeinde an Grund und Boden noch nicht völlig von seinen Produktionsmitteln ge- trennt, daher noch kein "freier Lohnarbeiter" im vollen Sinne des Worts ist. Aber das Vorhandensein des letztren auf gesellschaftlicher Stufen- leiter ist unerlässliche Bedingung damit G -- W, Verwandlung von Geld in Waare, als Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital, dar- stellbar sei.
Die Produktionsmittel, der gegenständliche Theil des produktiven Kapitals, müssen also dem Arbeiter schon als solche, als Kapital gegen- überstehn, bevor der Akt G — A ein allgemein gesellschaftlicher Akt werden kann.
Wir haben früher gesehn, dass die kapitalistische Produktion, einmal etablirt, in ihrer Entwicklung nicht nur diese Trennung reproducirt, sondern sie auf stets grössern Umfang erweitert, bis sie der allgemein herrschende gesellschaftliche Zustand geworden. Die Sache bietet aber noch eine andre Seite dar. Damit das Kapital sich bilden und sich der Produktion be- mächtigen kann, ist eine gewisse Entwicklungsstufe des Handels voraus- gesetzt, also auch der Waarencirkulation und damit der Waarenproduktion; denn es können nicht Artikel als Waaren in die Cirkulation eingehn, so- fern sie nicht für den Verkauf, also als Waaren, producirt werden. Als normaler, herrschender Charakter der Produktion erscheint die Waaren- produktion aber erst auf Grundlage der kapitalistischen Produktion.
Die russischen Grundeigenthümer, die in Folge der sogen. Bauern- emancipation ihre Landwirthschaft jetzt mit Lohnarbeitern statt mit leibeignen Zwangsarbeitern betreiben, klagen über zweierlei: Erstens über Mangel an Geldkapital. So heisst es z. B.: Bevor man die Ernte verkauft, habe man Lohnarbeitern in grösserem Umfang zu zahlen, und da fehle es an der ersten Bedingung, an Baarem. Kapital in der Form von Geld muss gerade zur Zahlung des Arbeitslohns beständig vorhanden sein, um die Produktion kapitalistisch zu betreiben. Doch darüber mögen sich die Grundbesitzer trösten. Mit der Zeit pflückt man Rosen, und verfügt der industrielle Kapitalist nicht nur über sein eignes Geld, sondern auch über l’argent des autres.
Charakteristischer aber ist die zweite Klage, nämlich: dass wenn man auch Geld habe, man nicht in hinreichendem Umfang und zu be- liebiger Zeit die zu kaufenden Arbeitskräfte disponibel finde, indem der russische Landarbeiter in Folge des Gemeineigenthums der Dorfgemeinde an Grund und Boden noch nicht völlig von seinen Produktionsmitteln ge- trennt, daher noch kein „freier Lohnarbeiter“ im vollen Sinne des Worts ist. Aber das Vorhandensein des letztren auf gesellschaftlicher Stufen- leiter ist unerlässliche Bedingung damit G — W, Verwandlung von Geld in Waare, als Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital, dar- stellbar sei.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0044"n="10"/><p>Die Produktionsmittel, der gegenständliche Theil des produktiven<lb/>
Kapitals, müssen also dem Arbeiter schon als solche, als Kapital gegen-<lb/>
überstehn, bevor der Akt G — A ein allgemein gesellschaftlicher Akt<lb/>
werden kann.</p><lb/><p>Wir haben früher gesehn, dass die kapitalistische Produktion, einmal<lb/>
etablirt, in ihrer Entwicklung nicht nur diese Trennung reproducirt, sondern<lb/>
sie auf stets grössern Umfang erweitert, bis sie der allgemein herrschende<lb/>
gesellschaftliche Zustand geworden. Die Sache bietet aber noch eine andre<lb/>
Seite dar. Damit das Kapital sich bilden und sich der Produktion be-<lb/>
mächtigen kann, ist eine gewisse Entwicklungsstufe des Handels voraus-<lb/>
gesetzt, also auch der Waarencirkulation und damit der Waarenproduktion;<lb/>
denn es können nicht Artikel als Waaren in die Cirkulation eingehn, so-<lb/>
fern sie nicht für den Verkauf, also als Waaren, producirt werden. Als<lb/>
normaler, herrschender Charakter der Produktion erscheint die Waaren-<lb/>
produktion aber erst auf Grundlage der kapitalistischen Produktion.</p><lb/><p>Die russischen Grundeigenthümer, die in Folge der sogen. Bauern-<lb/>
emancipation ihre Landwirthschaft jetzt mit Lohnarbeitern statt mit leibeignen<lb/>
Zwangsarbeitern betreiben, klagen über zweierlei: Erstens über Mangel an<lb/>
Geldkapital. So heisst es z. B.: Bevor man die Ernte verkauft, habe man<lb/>
Lohnarbeitern in grösserem Umfang zu zahlen, und da fehle es an der<lb/>
ersten Bedingung, an Baarem. Kapital in der Form von Geld muss<lb/>
gerade zur Zahlung des Arbeitslohns beständig vorhanden sein, um die<lb/>
Produktion kapitalistisch zu betreiben. Doch darüber mögen sich die<lb/>
Grundbesitzer trösten. Mit der Zeit pflückt man Rosen, und verfügt der<lb/>
industrielle Kapitalist nicht nur über sein eignes Geld, sondern auch über<lb/>
l’argent des autres.</p><lb/><p>Charakteristischer aber ist die zweite Klage, nämlich: dass wenn<lb/>
man auch Geld habe, man nicht in hinreichendem Umfang und zu be-<lb/>
liebiger Zeit die zu kaufenden Arbeitskräfte disponibel finde, indem der<lb/>
russische Landarbeiter <choice><sic>iu</sic><corr>in</corr></choice> Folge des Gemeineigenthums der Dorfgemeinde<lb/>
an Grund und Boden noch nicht völlig von seinen Produktionsmitteln ge-<lb/>
trennt, daher noch kein „freier Lohnarbeiter“ im vollen Sinne des Worts<lb/>
ist. Aber das Vorhandensein des letztren auf gesellschaftlicher Stufen-<lb/>
leiter ist unerlässliche Bedingung damit G — W, Verwandlung von Geld<lb/>
in Waare, als Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital, dar-<lb/>
stellbar sei.</p><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[10/0044]
Die Produktionsmittel, der gegenständliche Theil des produktiven
Kapitals, müssen also dem Arbeiter schon als solche, als Kapital gegen-
überstehn, bevor der Akt G — A ein allgemein gesellschaftlicher Akt
werden kann.
Wir haben früher gesehn, dass die kapitalistische Produktion, einmal
etablirt, in ihrer Entwicklung nicht nur diese Trennung reproducirt, sondern
sie auf stets grössern Umfang erweitert, bis sie der allgemein herrschende
gesellschaftliche Zustand geworden. Die Sache bietet aber noch eine andre
Seite dar. Damit das Kapital sich bilden und sich der Produktion be-
mächtigen kann, ist eine gewisse Entwicklungsstufe des Handels voraus-
gesetzt, also auch der Waarencirkulation und damit der Waarenproduktion;
denn es können nicht Artikel als Waaren in die Cirkulation eingehn, so-
fern sie nicht für den Verkauf, also als Waaren, producirt werden. Als
normaler, herrschender Charakter der Produktion erscheint die Waaren-
produktion aber erst auf Grundlage der kapitalistischen Produktion.
Die russischen Grundeigenthümer, die in Folge der sogen. Bauern-
emancipation ihre Landwirthschaft jetzt mit Lohnarbeitern statt mit leibeignen
Zwangsarbeitern betreiben, klagen über zweierlei: Erstens über Mangel an
Geldkapital. So heisst es z. B.: Bevor man die Ernte verkauft, habe man
Lohnarbeitern in grösserem Umfang zu zahlen, und da fehle es an der
ersten Bedingung, an Baarem. Kapital in der Form von Geld muss
gerade zur Zahlung des Arbeitslohns beständig vorhanden sein, um die
Produktion kapitalistisch zu betreiben. Doch darüber mögen sich die
Grundbesitzer trösten. Mit der Zeit pflückt man Rosen, und verfügt der
industrielle Kapitalist nicht nur über sein eignes Geld, sondern auch über
l’argent des autres.
Charakteristischer aber ist die zweite Klage, nämlich: dass wenn
man auch Geld habe, man nicht in hinreichendem Umfang und zu be-
liebiger Zeit die zu kaufenden Arbeitskräfte disponibel finde, indem der
russische Landarbeiter in Folge des Gemeineigenthums der Dorfgemeinde
an Grund und Boden noch nicht völlig von seinen Produktionsmitteln ge-
trennt, daher noch kein „freier Lohnarbeiter“ im vollen Sinne des Worts
ist. Aber das Vorhandensein des letztren auf gesellschaftlicher Stufen-
leiter ist unerlässliche Bedingung damit G — W, Verwandlung von Geld
in Waare, als Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital, dar-
stellbar sei.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/44>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.