Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

schieden von den in der Naturalform von Produktionsmitteln bestehenden
Elementen desselben. Während des Processes setzt der Arbeiter den von
ihm in Produkt verwandelten Produktionsmitteln einen Werth zu, durch
Verausgabung seiner Arbeitskraft, gleich dem Werth seiner Arbeitskraft
(abgesehn vom Mehrwerth); er reproducirt also für den Kapitalisten in
Waarenform den von letztrem ihm in Arbeitslohn vorgeschossnen oder
vorzuschiessenden Theil seines Kapitals; producirt ihm ein Aequivalent des
letztren; er producirt also für den Kapitalisten das Kapital, das dieser
von neuem im Ankauf von Arbeitskraft "vorschiessen" kann.

Drittens: Bei Verkauf der Waare ersetzt also ein Theil ihres Ver-
kaufspreises dem Kapitalisten das von ihm vorgeschossne variable Kapital,
befähigt daher sowohl ihn, von neuem Arbeitskraft zu kaufen, wie den
Arbeiter, sie von neuem zu verkaufen.

Bei allen Waarenkäufen und -Verkäufen -- soweit nur diese Trans-
aktionen selbst betrachtet werden -- ist es vollständig gleichgültig, was
in der Hand des Verkäufers aus dem für seine Waare gelösten Geld, und
was in der Hand des Käufers aus dem von ihm gekauften Gebrauchs-
artikel wird. Es ist also, soweit der blosse Cirkulationsprocess in Betracht
kommt, auch völlig gleichgültig, dass die vom Kapitalisten gekaufte Ar-
beitskraft für ihn Kapitalwerth reproducirt, und dass andrerseits das als
Kaufpreis der Arbeitskraft gelöste Geld für den Arbeiter Revenue bildet.
Die Werthgröße des Handelsartikels des Arbeiters, seiner Arbeitskraft,
wird weder dadurch afficirt, dass sie "Revenue" für ihn bildet, noch da-
durch, dass der Gebrauch seines Handelsartikels durch den Käufer diesem
Käufer Kapitalwerth reproducirt.

Weil der Werth der Arbeitskraft -- d. h. der adäquate Verkaufs-
preis der Waare -- durch die zu ihrer Reproduktion nöthige Arbeitsmenge
bestimmt ist, diese Arbeitsmenge selbst aber hier bestimmt ist durch die
zur Produktion der nöthigen Lebensmittel des Arbeiters, also zur Er-
haltung seines Lebens erheischte Arbeitsmenge, wird der Arbeitslohn zur
Revenue, wovon der Arbeiter zu leben hat.

Es ist total falsch, was A. Smith sagt (p. 223): "Der Theil des
Kapitals
, der angelegt wird im Unterhalt produktiver Arbeit, . . . .
nachdem er ihm" [dem Kapitalisten] "in der Funktion eines Kapitals ge-
dient hat, . . . . bildet eine Revenue für sie" [die Arbeiter]. Das Geld
womit der Kapitalist die von ihm gekaufte Arbeitskraft zahlt, "dient ihm

schieden von den in der Naturalform von Produktionsmitteln bestehenden
Elementen desselben. Während des Processes setzt der Arbeiter den von
ihm in Produkt verwandelten Produktionsmitteln einen Werth zu, durch
Verausgabung seiner Arbeitskraft, gleich dem Werth seiner Arbeitskraft
(abgesehn vom Mehrwerth); er reproducirt also für den Kapitalisten in
Waarenform den von letztrem ihm in Arbeitslohn vorgeschossnen oder
vorzuschiessenden Theil seines Kapitals; producirt ihm ein Aequivalent des
letztren; er producirt also für den Kapitalisten das Kapital, das dieser
von neuem im Ankauf von Arbeitskraft „vorschiessen“ kann.

Drittens: Bei Verkauf der Waare ersetzt also ein Theil ihres Ver-
kaufspreises dem Kapitalisten das von ihm vorgeschossne variable Kapital,
befähigt daher sowohl ihn, von neuem Arbeitskraft zu kaufen, wie den
Arbeiter, sie von neuem zu verkaufen.

Bei allen Waarenkäufen und -Verkäufen — soweit nur diese Trans-
aktionen selbst betrachtet werden — ist es vollständig gleichgültig, was
in der Hand des Verkäufers aus dem für seine Waare gelösten Geld, und
was in der Hand des Käufers aus dem von ihm gekauften Gebrauchs-
artikel wird. Es ist also, soweit der blosse Cirkulationsprocess in Betracht
kommt, auch völlig gleichgültig, dass die vom Kapitalisten gekaufte Ar-
beitskraft für ihn Kapitalwerth reproducirt, und dass andrerseits das als
Kaufpreis der Arbeitskraft gelöste Geld für den Arbeiter Revenue bildet.
Die Werthgröße des Handelsartikels des Arbeiters, seiner Arbeitskraft,
wird weder dadurch afficirt, dass sie „Revenue“ für ihn bildet, noch da-
durch, dass der Gebrauch seines Handelsartikels durch den Käufer diesem
Käufer Kapitalwerth reproducirt.

Weil der Werth der Arbeitskraft — d. h. der adäquate Verkaufs-
preis der Waare — durch die zu ihrer Reproduktion nöthige Arbeitsmenge
bestimmt ist, diese Arbeitsmenge selbst aber hier bestimmt ist durch die
zur Produktion der nöthigen Lebensmittel des Arbeiters, also zur Er-
haltung seines Lebens erheischte Arbeitsmenge, wird der Arbeitslohn zur
Revenue, wovon der Arbeiter zu leben hat.

Es ist total falsch, was A. Smith sagt (p. 223): „Der Theil des
Kapitals
, der angelegt wird im Unterhalt produktiver Arbeit, . . . .
nachdem er ihm“ [dem Kapitalisten] „in der Funktion eines Kapitals ge-
dient hat, . . . . bildet eine Revenue für sie“ [die Arbeiter]. Das Geld
womit der Kapitalist die von ihm gekaufte Arbeitskraft zahlt, „dient ihm

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0407" n="373"/>
schieden von den in der Naturalform von Produktionsmitteln bestehenden<lb/>
Elementen desselben. Während des Processes setzt der Arbeiter den von<lb/>
ihm in Produkt verwandelten Produktionsmitteln einen Werth zu, durch<lb/>
Verausgabung seiner Arbeitskraft, gleich dem Werth seiner Arbeitskraft<lb/>
(abgesehn vom Mehrwerth); er reproducirt also für den Kapitalisten in<lb/>
Waarenform den von letztrem ihm in Arbeitslohn vorgeschossnen oder<lb/>
vorzuschiessenden Theil seines Kapitals; producirt ihm ein Aequivalent des<lb/>
letztren; er producirt also für den Kapitalisten das Kapital, das dieser<lb/>
von neuem im Ankauf von Arbeitskraft &#x201E;vorschiessen&#x201C; kann.</p><lb/>
                <p>Drittens: Bei Verkauf der Waare ersetzt also ein Theil ihres Ver-<lb/>
kaufspreises dem Kapitalisten das von ihm vorgeschossne variable Kapital,<lb/>
befähigt daher sowohl ihn, von neuem Arbeitskraft zu kaufen, wie den<lb/>
Arbeiter, sie von neuem zu verkaufen.</p><lb/>
                <p>Bei allen Waarenkäufen und -Verkäufen &#x2014; soweit nur diese Trans-<lb/>
aktionen selbst betrachtet werden &#x2014; ist es vollständig gleichgültig, was<lb/>
in der Hand des Verkäufers aus dem für seine Waare gelösten Geld, und<lb/>
was in der Hand des Käufers aus dem von ihm gekauften Gebrauchs-<lb/>
artikel wird. Es ist also, soweit der blosse Cirkulationsprocess in Betracht<lb/>
kommt, auch völlig gleichgültig, dass die vom Kapitalisten gekaufte Ar-<lb/>
beitskraft für ihn Kapitalwerth reproducirt, und dass andrerseits das als<lb/>
Kaufpreis der Arbeitskraft gelöste Geld für den Arbeiter Revenue bildet.<lb/>
Die Werthgröße des Handelsartikels des Arbeiters, seiner Arbeitskraft,<lb/>
wird weder dadurch afficirt, dass sie &#x201E;Revenue&#x201C; für ihn bildet, noch da-<lb/>
durch, dass der Gebrauch seines Handelsartikels durch den Käufer diesem<lb/>
Käufer Kapitalwerth reproducirt.</p><lb/>
                <p>Weil der Werth der Arbeitskraft &#x2014; d. h. der adäquate Verkaufs-<lb/>
preis der Waare &#x2014; durch die zu ihrer Reproduktion nöthige Arbeitsmenge<lb/>
bestimmt ist, diese Arbeitsmenge selbst aber hier bestimmt ist durch die<lb/>
zur Produktion der nöthigen Lebensmittel des Arbeiters, also zur Er-<lb/>
haltung seines Lebens erheischte Arbeitsmenge, wird der Arbeitslohn zur<lb/>
Revenue, wovon der Arbeiter zu leben hat.</p><lb/>
                <p>Es ist total falsch, was A. Smith sagt (p. 223): &#x201E;<hi rendition="#g">Der Theil des<lb/>
Kapitals</hi>, der angelegt wird im Unterhalt produktiver Arbeit, . . . .<lb/>
nachdem er ihm&#x201C; [dem Kapitalisten] &#x201E;in der Funktion eines Kapitals ge-<lb/>
dient hat, . . . . bildet eine Revenue für sie&#x201C; [die Arbeiter]. Das <hi rendition="#g">Geld</hi><lb/>
womit der Kapitalist die von ihm gekaufte Arbeitskraft zahlt, &#x201E;dient ihm<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[373/0407] schieden von den in der Naturalform von Produktionsmitteln bestehenden Elementen desselben. Während des Processes setzt der Arbeiter den von ihm in Produkt verwandelten Produktionsmitteln einen Werth zu, durch Verausgabung seiner Arbeitskraft, gleich dem Werth seiner Arbeitskraft (abgesehn vom Mehrwerth); er reproducirt also für den Kapitalisten in Waarenform den von letztrem ihm in Arbeitslohn vorgeschossnen oder vorzuschiessenden Theil seines Kapitals; producirt ihm ein Aequivalent des letztren; er producirt also für den Kapitalisten das Kapital, das dieser von neuem im Ankauf von Arbeitskraft „vorschiessen“ kann. Drittens: Bei Verkauf der Waare ersetzt also ein Theil ihres Ver- kaufspreises dem Kapitalisten das von ihm vorgeschossne variable Kapital, befähigt daher sowohl ihn, von neuem Arbeitskraft zu kaufen, wie den Arbeiter, sie von neuem zu verkaufen. Bei allen Waarenkäufen und -Verkäufen — soweit nur diese Trans- aktionen selbst betrachtet werden — ist es vollständig gleichgültig, was in der Hand des Verkäufers aus dem für seine Waare gelösten Geld, und was in der Hand des Käufers aus dem von ihm gekauften Gebrauchs- artikel wird. Es ist also, soweit der blosse Cirkulationsprocess in Betracht kommt, auch völlig gleichgültig, dass die vom Kapitalisten gekaufte Ar- beitskraft für ihn Kapitalwerth reproducirt, und dass andrerseits das als Kaufpreis der Arbeitskraft gelöste Geld für den Arbeiter Revenue bildet. Die Werthgröße des Handelsartikels des Arbeiters, seiner Arbeitskraft, wird weder dadurch afficirt, dass sie „Revenue“ für ihn bildet, noch da- durch, dass der Gebrauch seines Handelsartikels durch den Käufer diesem Käufer Kapitalwerth reproducirt. Weil der Werth der Arbeitskraft — d. h. der adäquate Verkaufs- preis der Waare — durch die zu ihrer Reproduktion nöthige Arbeitsmenge bestimmt ist, diese Arbeitsmenge selbst aber hier bestimmt ist durch die zur Produktion der nöthigen Lebensmittel des Arbeiters, also zur Er- haltung seines Lebens erheischte Arbeitsmenge, wird der Arbeitslohn zur Revenue, wovon der Arbeiter zu leben hat. Es ist total falsch, was A. Smith sagt (p. 223): „Der Theil des Kapitals, der angelegt wird im Unterhalt produktiver Arbeit, . . . . nachdem er ihm“ [dem Kapitalisten] „in der Funktion eines Kapitals ge- dient hat, . . . . bildet eine Revenue für sie“ [die Arbeiter]. Das Geld womit der Kapitalist die von ihm gekaufte Arbeitskraft zahlt, „dient ihm

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/407
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/407>, abgerufen am 22.11.2024.