Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

eine andre Kapitalistensorte, sagt er: "Kein gleiches Kapital setzt eine
größre Menge produktiver Arbeit in Bewegung als das des Pächters.
Nicht nur sein Arbeitsgesinde, auch sein Arbeitsvieh besteht aus produk-
tiven Arbeitern." [Angenehmes Kompliment für das Arbeitsgesinde!] "Im
Ackerbau arbeitet auch die Natur neben den Menschen; und obgleich
ihre Arbeit keine Auslage kostet, so hat ihr Produkt doch seinen
Werth, ebensogut wie das der kostspieligsten Arbeiter. Die
wichtigsten Operationen des Ackerbaus scheinen darauf gerichtet, die
Fruchtbarkeit der Natur nicht so sehr zu vermehren -- obgleich sie das
auch thun -- als sie auf die Produktion der dem Menschen nützlichsten
Pflanzen hinzulenken. Ein mit Dornen und Ranken überwachsnes Feld
liefert oft genug eine ebenso große Menge Pflanzenwuchs wie das best-
bebaute Weinstück oder Kornfeld. Bepflanzung und Kultur wirken oft
mehr zur Regulirung als zur Belebung der aktiven Fruchtbarkeit der
Natur; und nachdem jene alle ihre Arbeit erschöpft, bleibt für diese
stets noch ein großes Stück Werk zu thun. Die Arbeiter und das Arbeitsvieh (!)
die im Ackerbau beschäftigt werden, bewirken also nicht nur, wie die Arbeiter
in den Manufakturen, die Reproduktion eines Werths der gleich ist ihrer eignen
Konsumtion und dem sie beschäftigenden Kapital nebst dem Profit des Ka-
pitalisten, sondern die eines weit grössern Werths. Ueber das Kapital des
Pächters und all seinen Profit hinaus bewirken sie auch noch regelmäßig die
Reproduktion der Rente des Grundbesitzers. Die Rente kann betrachtet
werden als das Produkt der Naturkräfte, deren Gebrauch der Grund-
besitzer dem Pächter leiht. Sie ist grösser oder geringer, je nach dem
angenommenen Höhegrad dieser Kräfte, in andren Worten, je nach der
angenommenen, natürlichen oder künstlich bewirkten Fruchtbarkeit des
Bodens. Sie ist das Werk der Natur, welches übrig bleibt, nach Abzug
oder Ersatz alles dessen was als Menschenwerk betrachtet werden kann.
Sie ist selten weniger als ein Viertel, und oft mehr als ein Drittel des Ge-
sammtprodukts. Keine gleiche Menge produktiver Arbeit, angewandt in
der Manufaktur, kann je eine so große Reproduktion bewirken. In der
Manufaktur thut die Natur nichts, der Mensch alles; und die Reproduk-
tion muss immer proportionell sein der Stärke der Agenten die sie durch-
führen. Daher setzt das im Ackerbau angelegte Kapital nicht nur eine
grössre Menge produktiver Arbeit in Bewegung als irgend welches gleich
große in der Manufaktur angewandte Kapital; sondern es fügt auch, im

eine andre Kapitalistensorte, sagt er: „Kein gleiches Kapital setzt eine
größre Menge produktiver Arbeit in Bewegung als das des Pächters.
Nicht nur sein Arbeitsgesinde, auch sein Arbeitsvieh besteht aus produk-
tiven Arbeitern.“ [Angenehmes Kompliment für das Arbeitsgesinde!] „Im
Ackerbau arbeitet auch die Natur neben den Menschen; und obgleich
ihre Arbeit keine Auslage kostet, so hat ihr Produkt doch seinen
Werth, ebensogut wie das der kostspieligsten Arbeiter. Die
wichtigsten Operationen des Ackerbaus scheinen darauf gerichtet, die
Fruchtbarkeit der Natur nicht so sehr zu vermehren — obgleich sie das
auch thun — als sie auf die Produktion der dem Menschen nützlichsten
Pflanzen hinzulenken. Ein mit Dornen und Ranken überwachsnes Feld
liefert oft genug eine ebenso große Menge Pflanzenwuchs wie das best-
bebaute Weinstück oder Kornfeld. Bepflanzung und Kultur wirken oft
mehr zur Regulirung als zur Belebung der aktiven Fruchtbarkeit der
Natur; und nachdem jene alle ihre Arbeit erschöpft, bleibt für diese
stets noch ein großes Stück Werk zu thun. Die Arbeiter und das Arbeitsvieh (!)
die im Ackerbau beschäftigt werden, bewirken also nicht nur, wie die Arbeiter
in den Manufakturen, die Reproduktion eines Werths der gleich ist ihrer eignen
Konsumtion und dem sie beschäftigenden Kapital nebst dem Profit des Ka-
pitalisten, sondern die eines weit grössern Werths. Ueber das Kapital des
Pächters und all seinen Profit hinaus bewirken sie auch noch regelmäßig die
Reproduktion der Rente des Grundbesitzers. Die Rente kann betrachtet
werden als das Produkt der Naturkräfte, deren Gebrauch der Grund-
besitzer dem Pächter leiht. Sie ist grösser oder geringer, je nach dem
angenommenen Höhegrad dieser Kräfte, in andren Worten, je nach der
angenommenen, natürlichen oder künstlich bewirkten Fruchtbarkeit des
Bodens. Sie ist das Werk der Natur, welches übrig bleibt, nach Abzug
oder Ersatz alles dessen was als Menschenwerk betrachtet werden kann.
Sie ist selten weniger als ein Viertel, und oft mehr als ein Drittel des Ge-
sammtprodukts. Keine gleiche Menge produktiver Arbeit, angewandt in
der Manufaktur, kann je eine so große Reproduktion bewirken. In der
Manufaktur thut die Natur nichts, der Mensch alles; und die Reproduk-
tion muss immer proportionell sein der Stärke der Agenten die sie durch-
führen. Daher setzt das im Ackerbau angelegte Kapital nicht nur eine
grössre Menge produktiver Arbeit in Bewegung als irgend welches gleich
große in der Manufaktur angewandte Kapital; sondern es fügt auch, im

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0386" n="352"/>
eine andre Kapitalistensorte, sagt er: &#x201E;Kein gleiches Kapital setzt eine<lb/>
größre Menge produktiver Arbeit in Bewegung als das des Pächters.<lb/>
Nicht nur sein Arbeitsgesinde, auch sein Arbeitsvieh besteht aus produk-<lb/>
tiven Arbeitern.&#x201C; [Angenehmes Kompliment für das Arbeitsgesinde!] &#x201E;Im<lb/>
Ackerbau <hi rendition="#g">arbeitet</hi> auch die Natur neben den Menschen; und obgleich<lb/><hi rendition="#g">ihre Arbeit keine Auslage kostet</hi>, so hat ihr Produkt doch seinen<lb/><hi rendition="#g">Werth, ebensogut wie das der kostspieligsten Arbeiter</hi>. Die<lb/>
wichtigsten Operationen des Ackerbaus scheinen darauf gerichtet, die<lb/>
Fruchtbarkeit der Natur nicht so sehr zu vermehren &#x2014; obgleich sie das<lb/>
auch thun &#x2014; als sie auf die Produktion der dem Menschen nützlichsten<lb/>
Pflanzen hinzulenken. Ein mit Dornen und Ranken überwachsnes Feld<lb/>
liefert oft genug eine ebenso große Menge Pflanzenwuchs wie das best-<lb/>
bebaute Weinstück oder Kornfeld. Bepflanzung und Kultur wirken oft<lb/>
mehr zur Regulirung als zur Belebung der aktiven Fruchtbarkeit der<lb/>
Natur; und nachdem jene alle ihre Arbeit erschöpft, bleibt für diese<lb/>
stets noch ein großes Stück Werk zu thun. Die Arbeiter und das Arbeitsvieh (!)<lb/>
die im Ackerbau beschäftigt werden, bewirken also nicht nur, wie die Arbeiter<lb/>
in den Manufakturen, die Reproduktion eines Werths der gleich ist ihrer eignen<lb/>
Konsumtion und dem sie beschäftigenden Kapital nebst dem Profit des Ka-<lb/>
pitalisten, sondern die eines weit grössern Werths. Ueber das Kapital des<lb/>
Pächters und all seinen Profit hinaus bewirken sie auch noch regelmäßig die<lb/>
Reproduktion der Rente des Grundbesitzers. Die Rente kann betrachtet<lb/>
werden als das Produkt der Naturkräfte, deren Gebrauch der Grund-<lb/>
besitzer dem Pächter leiht. Sie ist grösser oder geringer, je nach dem<lb/>
angenommenen Höhegrad dieser Kräfte, in andren Worten, je nach der<lb/>
angenommenen, natürlichen oder künstlich bewirkten Fruchtbarkeit des<lb/>
Bodens. Sie ist das Werk der Natur, welches übrig bleibt, nach Abzug<lb/>
oder Ersatz alles dessen was als Menschenwerk betrachtet werden kann.<lb/>
Sie ist selten weniger als ein Viertel, und oft mehr als ein Drittel des Ge-<lb/>
sammtprodukts. Keine gleiche Menge produktiver Arbeit, angewandt in<lb/>
der Manufaktur, kann je eine so große Reproduktion bewirken. In der<lb/>
Manufaktur thut die Natur nichts, der Mensch alles; und die Reproduk-<lb/>
tion muss immer proportionell sein der Stärke der Agenten die sie durch-<lb/>
führen. Daher setzt das im Ackerbau angelegte Kapital nicht nur eine<lb/>
grössre Menge produktiver Arbeit in Bewegung als irgend welches gleich<lb/>
große in der Manufaktur angewandte Kapital; sondern es fügt auch, im<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[352/0386] eine andre Kapitalistensorte, sagt er: „Kein gleiches Kapital setzt eine größre Menge produktiver Arbeit in Bewegung als das des Pächters. Nicht nur sein Arbeitsgesinde, auch sein Arbeitsvieh besteht aus produk- tiven Arbeitern.“ [Angenehmes Kompliment für das Arbeitsgesinde!] „Im Ackerbau arbeitet auch die Natur neben den Menschen; und obgleich ihre Arbeit keine Auslage kostet, so hat ihr Produkt doch seinen Werth, ebensogut wie das der kostspieligsten Arbeiter. Die wichtigsten Operationen des Ackerbaus scheinen darauf gerichtet, die Fruchtbarkeit der Natur nicht so sehr zu vermehren — obgleich sie das auch thun — als sie auf die Produktion der dem Menschen nützlichsten Pflanzen hinzulenken. Ein mit Dornen und Ranken überwachsnes Feld liefert oft genug eine ebenso große Menge Pflanzenwuchs wie das best- bebaute Weinstück oder Kornfeld. Bepflanzung und Kultur wirken oft mehr zur Regulirung als zur Belebung der aktiven Fruchtbarkeit der Natur; und nachdem jene alle ihre Arbeit erschöpft, bleibt für diese stets noch ein großes Stück Werk zu thun. Die Arbeiter und das Arbeitsvieh (!) die im Ackerbau beschäftigt werden, bewirken also nicht nur, wie die Arbeiter in den Manufakturen, die Reproduktion eines Werths der gleich ist ihrer eignen Konsumtion und dem sie beschäftigenden Kapital nebst dem Profit des Ka- pitalisten, sondern die eines weit grössern Werths. Ueber das Kapital des Pächters und all seinen Profit hinaus bewirken sie auch noch regelmäßig die Reproduktion der Rente des Grundbesitzers. Die Rente kann betrachtet werden als das Produkt der Naturkräfte, deren Gebrauch der Grund- besitzer dem Pächter leiht. Sie ist grösser oder geringer, je nach dem angenommenen Höhegrad dieser Kräfte, in andren Worten, je nach der angenommenen, natürlichen oder künstlich bewirkten Fruchtbarkeit des Bodens. Sie ist das Werk der Natur, welches übrig bleibt, nach Abzug oder Ersatz alles dessen was als Menschenwerk betrachtet werden kann. Sie ist selten weniger als ein Viertel, und oft mehr als ein Drittel des Ge- sammtprodukts. Keine gleiche Menge produktiver Arbeit, angewandt in der Manufaktur, kann je eine so große Reproduktion bewirken. In der Manufaktur thut die Natur nichts, der Mensch alles; und die Reproduk- tion muss immer proportionell sein der Stärke der Agenten die sie durch- führen. Daher setzt das im Ackerbau angelegte Kapital nicht nur eine grössre Menge produktiver Arbeit in Bewegung als irgend welches gleich große in der Manufaktur angewandte Kapital; sondern es fügt auch, im

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/386
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/386>, abgerufen am 22.11.2024.