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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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toren, Ingenieuren, Advokaten etc. bereichert sich. Sie verursachen starke
konsumtive Nachfrage auf dem Markt, daneben steigen die Arbeitslöhne.
Mit Bezug auf Nahrungsmittel wird dadurch allerdings auch der Land-
wirthschaft ein Sporn gegeben. Da jedoch diese Nahrungsmittel nicht
plötzlich, innerhalb des Jahres zu vermehren sind, wächst ihre Einfuhr,
wie überhaupt die Einfuhr der exotischen Nahrungsmittel (Kaffee, Zucker,
Wein etc.) und der Luxusgegenstände. Daher Uebereinfuhr und Speku-
lation in diesem Theil des Importgeschäfts. Andrerseits in den Industrie-
zweigen, worin die Produktion rasch vermehrt werden kann (eigentliche
Manufaktur, Bergbau etc.), bewirkt das Steigen der Preise plötzliche Aus-
dehnung, der bald der Zusammenbruch folgt. Dieselbe Wirkung findet
statt auf dem Arbeitsmarkt, um grosse Massen der latenten relativen
Uebervölkerung, und selbst der beschäftigten Arbeiter, für die neuen Ge-
schäftszweige heranzuziehn. Ueberhaupt entziehn solche Unternehmungen
auf grosser Stufenleiter, wie Eisenbahnen, dem Arbeitsmarkt ein bestimmtes
Quantum Kräfte, das nur aus gewissen Zweigen, wie Landwirthschaft etc.,
herkommen kann, wo ausschliesslich starke Burschen gebraucht werden.
Dies findet noch statt, selbst nachdem die neuen Unternehmungen schon
stehender Betriebszweig geworden sind und daher die für sie nöthige
wandernde Arbeiterklasse bereits gebildet ist. Sobald z. B. der Eisen-
bahnbau momentan auf einer grössren als der Durchschnitts-Stufenleiter
betrieben wird. Ein Theil der Arbeiter-Reservearmee wird absorbirt,
deren Druck den Lohn niedriger hielt. Die Löhne steigen allgemein,
selbst in den bisher gut beschäftigten Theilen des Arbeitsmarkts. Dies
dauert so lange, bis der unvermeidliche Krach die Reservearmee von Ar-
beitern wieder freisetzt, und die Löhne wieder auf ihr Minimum und dar-
unter herabgedrückt werden.32)

Soweit die grössre oder geringre Länge der Umschlagsperiode abhängt
von der Arbeitsperiode im eigentlichen Sinn, d. h. der Periode, nöthig
um das Produkt für den Markt fertig zu machen, beruht sie auf den

32) Im Manuskript ist hier die folgende Notiz für künftige Ausführung
eingeschaltet: "Widerspruch in der kapitalistischen Produktionsweise: Die
Arbeiter als Käufer von Waare sind wichtig für den Markt. Aber als Ver-
käufer ihrer Waare -- der Arbeitskraft -- hat die kapitalistische Gesellschaft
die Tendenz, sie auf das Minimum des Preises zu beschränken. -- Fernerer
Widerspruch: Die Epochen, worin die kapitalistische Produktion alle ihre Po-

toren, Ingenieuren, Advokaten etc. bereichert sich. Sie verursachen starke
konsumtive Nachfrage auf dem Markt, daneben steigen die Arbeitslöhne.
Mit Bezug auf Nahrungsmittel wird dadurch allerdings auch der Land-
wirthschaft ein Sporn gegeben. Da jedoch diese Nahrungsmittel nicht
plötzlich, innerhalb des Jahres zu vermehren sind, wächst ihre Einfuhr,
wie überhaupt die Einfuhr der exotischen Nahrungsmittel (Kaffee, Zucker,
Wein etc.) und der Luxusgegenstände. Daher Uebereinfuhr und Speku-
lation in diesem Theil des Importgeschäfts. Andrerseits in den Industrie-
zweigen, worin die Produktion rasch vermehrt werden kann (eigentliche
Manufaktur, Bergbau etc.), bewirkt das Steigen der Preise plötzliche Aus-
dehnung, der bald der Zusammenbruch folgt. Dieselbe Wirkung findet
statt auf dem Arbeitsmarkt, um grosse Massen der latenten relativen
Uebervölkerung, und selbst der beschäftigten Arbeiter, für die neuen Ge-
schäftszweige heranzuziehn. Ueberhaupt entziehn solche Unternehmungen
auf grosser Stufenleiter, wie Eisenbahnen, dem Arbeitsmarkt ein bestimmtes
Quantum Kräfte, das nur aus gewissen Zweigen, wie Landwirthschaft etc.,
herkommen kann, wo ausschliesslich starke Burschen gebraucht werden.
Dies findet noch statt, selbst nachdem die neuen Unternehmungen schon
stehender Betriebszweig geworden sind und daher die für sie nöthige
wandernde Arbeiterklasse bereits gebildet ist. Sobald z. B. der Eisen-
bahnbau momentan auf einer grössren als der Durchschnitts-Stufenleiter
betrieben wird. Ein Theil der Arbeiter-Reservearmee wird absorbirt,
deren Druck den Lohn niedriger hielt. Die Löhne steigen allgemein,
selbst in den bisher gut beschäftigten Theilen des Arbeitsmarkts. Dies
dauert so lange, bis der unvermeidliche Krach die Reservearmee von Ar-
beitern wieder freisetzt, und die Löhne wieder auf ihr Minimum und dar-
unter herabgedrückt werden.32)

Soweit die grössre oder geringre Länge der Umschlagsperiode abhängt
von der Arbeitsperiode im eigentlichen Sinn, d. h. der Periode, nöthig
um das Produkt für den Markt fertig zu machen, beruht sie auf den

32) Im Manuskript ist hier die folgende Notiz für künftige Ausführung
eingeschaltet: „Widerspruch in der kapitalistischen Produktionsweise: Die
Arbeiter als Käufer von Waare sind wichtig für den Markt. Aber als Ver-
käufer ihrer Waare — der Arbeitskraft — hat die kapitalistische Gesellschaft
die Tendenz, sie auf das Minimum des Preises zu beschränken. — Fernerer
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[303/0337] toren, Ingenieuren, Advokaten etc. bereichert sich. Sie verursachen starke konsumtive Nachfrage auf dem Markt, daneben steigen die Arbeitslöhne. Mit Bezug auf Nahrungsmittel wird dadurch allerdings auch der Land- wirthschaft ein Sporn gegeben. Da jedoch diese Nahrungsmittel nicht plötzlich, innerhalb des Jahres zu vermehren sind, wächst ihre Einfuhr, wie überhaupt die Einfuhr der exotischen Nahrungsmittel (Kaffee, Zucker, Wein etc.) und der Luxusgegenstände. Daher Uebereinfuhr und Speku- lation in diesem Theil des Importgeschäfts. Andrerseits in den Industrie- zweigen, worin die Produktion rasch vermehrt werden kann (eigentliche Manufaktur, Bergbau etc.), bewirkt das Steigen der Preise plötzliche Aus- dehnung, der bald der Zusammenbruch folgt. Dieselbe Wirkung findet statt auf dem Arbeitsmarkt, um grosse Massen der latenten relativen Uebervölkerung, und selbst der beschäftigten Arbeiter, für die neuen Ge- schäftszweige heranzuziehn. Ueberhaupt entziehn solche Unternehmungen auf grosser Stufenleiter, wie Eisenbahnen, dem Arbeitsmarkt ein bestimmtes Quantum Kräfte, das nur aus gewissen Zweigen, wie Landwirthschaft etc., herkommen kann, wo ausschliesslich starke Burschen gebraucht werden. Dies findet noch statt, selbst nachdem die neuen Unternehmungen schon stehender Betriebszweig geworden sind und daher die für sie nöthige wandernde Arbeiterklasse bereits gebildet ist. Sobald z. B. der Eisen- bahnbau momentan auf einer grössren als der Durchschnitts-Stufenleiter betrieben wird. Ein Theil der Arbeiter-Reservearmee wird absorbirt, deren Druck den Lohn niedriger hielt. Die Löhne steigen allgemein, selbst in den bisher gut beschäftigten Theilen des Arbeitsmarkts. Dies dauert so lange, bis der unvermeidliche Krach die Reservearmee von Ar- beitern wieder freisetzt, und die Löhne wieder auf ihr Minimum und dar- unter herabgedrückt werden. 32) Soweit die grössre oder geringre Länge der Umschlagsperiode abhängt von der Arbeitsperiode im eigentlichen Sinn, d. h. der Periode, nöthig um das Produkt für den Markt fertig zu machen, beruht sie auf den 32) Im Manuskript ist hier die folgende Notiz für künftige Ausführung eingeschaltet: „Widerspruch in der kapitalistischen Produktionsweise: Die Arbeiter als Käufer von Waare sind wichtig für den Markt. Aber als Ver- käufer ihrer Waare — der Arbeitskraft — hat die kapitalistische Gesellschaft die Tendenz, sie auf das Minimum des Preises zu beschränken. — Fernerer Widerspruch: Die Epochen, worin die kapitalistische Produktion alle ihre Po-

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/337>, abgerufen am 22.11.2024.