einen neuen Bestandtheil des Geldmarkts. Sie befanden sich zwar perio- disch schon früher in der Form von freigesetztem Geldkapital und von zuschüssigem Produktivkapital, aber diese latenten Zustände selbst waren Bedingung für die Ausführung, weil für die Kontinuität, des Produktions- processes. Jetzt sind sie nicht mehr dazu nöthig und bilden deswegen neues Geldkapital und einen Bestandtheil des Geldmarkts, obgleich sie durchaus weder ein zuschüssiges Element des vorhandnen gesellschaft- lichen Geldvorraths bilden (denn sie existirten beim Beginn des Geschäfts und wurden durch es in die Cirkulation geworfen) noch einen neuakku- mulirten Schatz.
Diese 100 £ sind jetzt in der That der Cirkulation entzogen, so- weit sie ein Theil des vorgeschossnen Geldkapitals sind, der nicht mehr in demselben Geschäft angewandt wird. Aber diese Entziehung ist nur möglich, weil die Verwandlung des Waarenkapitals in Geld und dieses Geldes in produktives Kapital, W' -- G -- W, um eine Woche beschleu- nigt, also auch der Umlauf des in diesem Process thätigen Geldes be- schleunigt ist. Sie sind ihr entzogen, weil sie nicht mehr zum Umschlag des Kapitals X nöthig.
Es ist hier angenommen, dass das vorgeschossne Kapital seinem Anwender gehört. Wäre es geborgt, so änderte das nichts. Mit der Verkürzung der Umlaufszeit hätte er statt 900 £ nur noch 800 £ geborgtes Kapital nöthig. 100 £ dem Borger zurückgegeben, bilden nach wie vor 100 £ neues Geldkapital, nur in der Hand von Y statt in der Hand von X. Erhält ferner Kapitalist X seine Produktionsstoffe zum Werth von 480 £ auf Kredit, sodass er nur 120 £ in Geld für Arbeitslohn selbst vorzuschiessen hat, so würde er jetzt für 80 £ we- niger Produktionstoffe auf Kredit zu beziehn haben, diese also überschüs- siges Waarenkapital für den Kredit gebenden Kapitalisten bilden, während Kapitalist X 20 £ in Geld ausgeschieden hätte.
Der zuschüssige Produktionsvorrath ist jetzt reducirt um 1/3 . Er war, als 4/5 von 300 £, dem zuschüssigen Kapital II, = 240 £, er ist jetzt nur = 160 £; d. h. zuschüssiger Vorrath für 2 Wochen statt für 3. Er wird jetzt alle 2 Wochen erneuert statt alle 3, aber auch nur für 2 Wochen statt für 3. Die Einkäufe, z. B. auf dem Baum- wollmarkt, wiederholen sich so häufiger und in kleineren Portionen. Die- selbe Portion Baumwolle wird dem Markt entzogen, denn die Masse des
einen neuen Bestandtheil des Geldmarkts. Sie befanden sich zwar perio- disch schon früher in der Form von freigesetztem Geldkapital und von zuschüssigem Produktivkapital, aber diese latenten Zustände selbst waren Bedingung für die Ausführung, weil für die Kontinuität, des Produktions- processes. Jetzt sind sie nicht mehr dazu nöthig und bilden deswegen neues Geldkapital und einen Bestandtheil des Geldmarkts, obgleich sie durchaus weder ein zuschüssiges Element des vorhandnen gesellschaft- lichen Geldvorraths bilden (denn sie existirten beim Beginn des Geschäfts und wurden durch es in die Cirkulation geworfen) noch einen neuakku- mulirten Schatz.
Diese 100 £ sind jetzt in der That der Cirkulation entzogen, so- weit sie ein Theil des vorgeschossnen Geldkapitals sind, der nicht mehr in demselben Geschäft angewandt wird. Aber diese Entziehung ist nur möglich, weil die Verwandlung des Waarenkapitals in Geld und dieses Geldes in produktives Kapital, W' — G — W, um eine Woche beschleu- nigt, also auch der Umlauf des in diesem Process thätigen Geldes be- schleunigt ist. Sie sind ihr entzogen, weil sie nicht mehr zum Umschlag des Kapitals X nöthig.
Es ist hier angenommen, dass das vorgeschossne Kapital seinem Anwender gehört. Wäre es geborgt, so änderte das nichts. Mit der Verkürzung der Umlaufszeit hätte er statt 900 £ nur noch 800 £ geborgtes Kapital nöthig. 100 £ dem Borger zurückgegeben, bilden nach wie vor 100 £ neues Geldkapital, nur in der Hand von Y statt in der Hand von X. Erhält ferner Kapitalist X seine Produktionsstoffe zum Werth von 480 £ auf Kredit, sodass er nur 120 £ in Geld für Arbeitslohn selbst vorzuschiessen hat, so würde er jetzt für 80 £ we- niger Produktionstoffe auf Kredit zu beziehn haben, diese also überschüs- siges Waarenkapital für den Kredit gebenden Kapitalisten bilden, während Kapitalist X 20 £ in Geld ausgeschieden hätte.
Der zuschüssige Produktionsvorrath ist jetzt reducirt um ⅓. Er war, als ⅘ von 300 £, dem zuschüssigen Kapital II, = 240 £, er ist jetzt nur = 160 £; d. h. zuschüssiger Vorrath für 2 Wochen statt für 3. Er wird jetzt alle 2 Wochen erneuert statt alle 3, aber auch nur für 2 Wochen statt für 3. Die Einkäufe, z. B. auf dem Baum- wollmarkt, wiederholen sich so häufiger und in kleineren Portionen. Die- selbe Portion Baumwolle wird dem Markt entzogen, denn die Masse des
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einen neuen Bestandtheil des Geldmarkts. Sie befanden sich zwar perio-
disch schon früher in der Form von freigesetztem Geldkapital und von
zuschüssigem Produktivkapital, aber diese latenten Zustände selbst waren
Bedingung für die Ausführung, weil für die Kontinuität, des Produktions-
processes. Jetzt sind sie nicht mehr dazu nöthig und bilden deswegen
neues Geldkapital und einen Bestandtheil des Geldmarkts, obgleich sie
durchaus weder ein zuschüssiges Element des vorhandnen gesellschaft-
lichen Geldvorraths bilden (denn sie existirten beim Beginn des Geschäfts
und wurden durch es in die Cirkulation geworfen) noch einen neuakku-
mulirten Schatz.
Diese 100 £ sind jetzt in der That der Cirkulation entzogen, so-
weit sie ein Theil des vorgeschossnen Geldkapitals sind, der nicht mehr
in demselben Geschäft angewandt wird. Aber diese Entziehung ist nur
möglich, weil die Verwandlung des Waarenkapitals in Geld und dieses
Geldes in produktives Kapital, W' — G — W, um eine Woche beschleu-
nigt, also auch der Umlauf des in diesem Process thätigen Geldes be-
schleunigt ist. Sie sind ihr entzogen, weil sie nicht mehr zum Umschlag
des Kapitals X nöthig.
Es ist hier angenommen, dass das vorgeschossne Kapital seinem
Anwender gehört. Wäre es geborgt, so änderte das nichts. Mit der
Verkürzung der Umlaufszeit hätte er statt 900 £ nur noch 800 £
geborgtes Kapital nöthig. 100 £ dem Borger zurückgegeben, bilden
nach wie vor 100 £ neues Geldkapital, nur in der Hand von Y statt
in der Hand von X. Erhält ferner Kapitalist X seine Produktionsstoffe
zum Werth von 480 £ auf Kredit, sodass er nur 120 £ in Geld für
Arbeitslohn selbst vorzuschiessen hat, so würde er jetzt für 80 £ we-
niger Produktionstoffe auf Kredit zu beziehn haben, diese also überschüs-
siges Waarenkapital für den Kredit gebenden Kapitalisten bilden, während
Kapitalist X 20 £ in Geld ausgeschieden hätte.
Der zuschüssige Produktionsvorrath ist jetzt reducirt um ⅓. Er
war, als ⅘ von 300 £, dem zuschüssigen Kapital II, = 240 £, er
ist jetzt nur = 160 £; d. h. zuschüssiger Vorrath für 2 Wochen statt
für 3. Er wird jetzt alle 2 Wochen erneuert statt alle 3, aber auch
nur für 2 Wochen statt für 3. Die Einkäufe, z. B. auf dem Baum-
wollmarkt, wiederholen sich so häufiger und in kleineren Portionen. Die-
selbe Portion Baumwolle wird dem Markt entzogen, denn die Masse des
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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/308>, abgerufen am 22.11.2024.
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