Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

es haust nun drei Wochen in der Cirkulationsperiode. Der neue Produk-
tionstermin kann also erst wieder beginnen Anfang der 13. Woche, und
die Produktion wäre für drei Wochen stillgesetzt, oder für ein Viertel
der ganzen Umschlagsperiode. Es ist wieder gleichgültig ob man voraus-
setzt, es daure im Durchschnitt so lange bis die Waare verkauft ist
oder es sei diese Zeit durch die Entfernung des Markts bedingt oder
durch die Zahlungstermine für die verkaufte Waare. Während je 3 Mo-
naten stände die Produktion 3 Wochen still, also während des Jahres
4 x 3 = 12 Wochen = 3 Monaten = 1/4 der jährlichen Umschlags-
periode. Soll die Produktion daher kontinuirlich sein und Woche aus
Woche ein auf demselben Maßstab betrieben werden, so ist nur zweierlei
möglich.

Entweder muss der Maßstab der Produktion verkürzt werden, sodass also
die 900 £ reichen um die Arbeit in Gang zu halten sowohl während der Arbeits-
periode wie während der Umlaufszeit des ersten Umschlags. Mit der 10. Woche
wird dann eine zweite Arbeitsperiode, also auch Umschlagsperiode, eröffnet,
bevor die erste Umschlagsperiode beendet ist, denn die Umschlagsperiode
ist zwölfwöchentlich, die Arbeitsperiode neunwöchentlich. 900 £ auf 12
Wochen vertheilt gibt 75 £ wöchentlich. Zunächst ist klar, dass eine
solche verkürzte Stufenleiter des Geschäfts veränderte Dimensionen des
fixen Kapitals, also überhaupt eine verkürzte Geschäftsanlage voraussetzt.
Zweitens ist es fraglich, ob diese Verkürzung überhaupt stattfinden kann,
da der Entwicklung der Produktion in den verschiednen Geschäften gemäß
ein Normalminimum der Kapitalanlage besteht, unterhalb dessen das ein-
zelne Geschäft konkurrenzunfähig wird. Dies Normalminimum selbst
wächst beständig mit der kapitalistischen Entwicklung der Produktion,
ist also kein fixes. Zwischen dem jedesmal gegebnen Normalminimum
und dem sich stets ausdehnenden Normalmaximum finden aber zahlreiche
Zwischenstufen statt -- eine Mitte, die sehr verschiedne Grade der Kapi-
talanlage zulässt. Innerhalb der Grenzen dieser Mitte kann daher auch
Verkürzung stattfinden, deren Grenze das jedesmalige Normalminimum
selbst ist. -- Bei Hemmung der Produktion, Ueberfüllung der Märkte,
Theurung des Rohstoffs etc. findet Beschränkung der normalen Auslage
von cirkulirendem Kapital bei gegebner Grundlage des fixen Kapitals statt
durch Beschränkung der Arbeitszeit, indem z. B. nur halbe Tage gear-
beitet wird; wie ebenso in Zeiten der Prosperität auf gegebner Grundlage

Marx, Kapital II. 16

es haust nun drei Wochen in der Cirkulationsperiode. Der neue Produk-
tionstermin kann also erst wieder beginnen Anfang der 13. Woche, und
die Produktion wäre für drei Wochen stillgesetzt, oder für ein Viertel
der ganzen Umschlagsperiode. Es ist wieder gleichgültig ob man voraus-
setzt, es daure im Durchschnitt so lange bis die Waare verkauft ist
oder es sei diese Zeit durch die Entfernung des Markts bedingt oder
durch die Zahlungstermine für die verkaufte Waare. Während je 3 Mo-
naten stände die Produktion 3 Wochen still, also während des Jahres
4 × 3 = 12 Wochen = 3 Monaten = ¼ der jährlichen Umschlags-
periode. Soll die Produktion daher kontinuirlich sein und Woche aus
Woche ein auf demselben Maßstab betrieben werden, so ist nur zweierlei
möglich.

Entweder muss der Maßstab der Produktion verkürzt werden, sodass also
die 900 £ reichen um die Arbeit in Gang zu halten sowohl während der Arbeits-
periode wie während der Umlaufszeit des ersten Umschlags. Mit der 10. Woche
wird dann eine zweite Arbeitsperiode, also auch Umschlagsperiode, eröffnet,
bevor die erste Umschlagsperiode beendet ist, denn die Umschlagsperiode
ist zwölfwöchentlich, die Arbeitsperiode neunwöchentlich. 900 £ auf 12
Wochen vertheilt gibt 75 £ wöchentlich. Zunächst ist klar, dass eine
solche verkürzte Stufenleiter des Geschäfts veränderte Dimensionen des
fixen Kapitals, also überhaupt eine verkürzte Geschäftsanlage voraussetzt.
Zweitens ist es fraglich, ob diese Verkürzung überhaupt stattfinden kann,
da der Entwicklung der Produktion in den verschiednen Geschäften gemäß
ein Normalminimum der Kapitalanlage besteht, unterhalb dessen das ein-
zelne Geschäft konkurrenzunfähig wird. Dies Normalminimum selbst
wächst beständig mit der kapitalistischen Entwicklung der Produktion,
ist also kein fixes. Zwischen dem jedesmal gegebnen Normalminimum
und dem sich stets ausdehnenden Normalmaximum finden aber zahlreiche
Zwischenstufen statt — eine Mitte, die sehr verschiedne Grade der Kapi-
talanlage zulässt. Innerhalb der Grenzen dieser Mitte kann daher auch
Verkürzung stattfinden, deren Grenze das jedesmalige Normalminimum
selbst ist. — Bei Hemmung der Produktion, Ueberfüllung der Märkte,
Theurung des Rohstoffs etc. findet Beschränkung der normalen Auslage
von cirkulirendem Kapital bei gegebner Grundlage des fixen Kapitals statt
durch Beschränkung der Arbeitszeit, indem z. B. nur halbe Tage gear-
beitet wird; wie ebenso in Zeiten der Prosperität auf gegebner Grundlage

Marx, Kapital II. 16
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0275" n="241"/>
es haust nun drei Wochen in der Cirkulationsperiode. Der neue Produk-<lb/>
tionstermin kann also erst wieder beginnen Anfang der 13. Woche, und<lb/>
die Produktion wäre für drei Wochen stillgesetzt, oder für ein Viertel<lb/>
der ganzen Umschlagsperiode. Es ist wieder gleichgültig ob man voraus-<lb/>
setzt, es daure im Durchschnitt so lange bis die Waare verkauft ist<lb/>
oder es sei diese Zeit durch die Entfernung des Markts bedingt oder<lb/>
durch die Zahlungstermine für die verkaufte Waare. Während je 3 Mo-<lb/>
naten stände die Produktion 3 Wochen still, also während des Jahres<lb/>
4 × 3 = 12 Wochen = 3 Monaten = ¼ der jährlichen Umschlags-<lb/>
periode. Soll die Produktion daher kontinuirlich sein und Woche aus<lb/>
Woche ein auf demselben Maßstab betrieben werden, so ist nur zweierlei<lb/>
möglich.</p><lb/>
            <p>Entweder muss der Maßstab der Produktion verkürzt werden, sodass also<lb/>
die 900 <hi rendition="#i">£</hi> reichen um die Arbeit in Gang zu halten sowohl während der Arbeits-<lb/>
periode wie während der Umlaufszeit des ersten Umschlags. Mit der 10. Woche<lb/>
wird dann eine zweite Arbeitsperiode, also auch Umschlagsperiode, eröffnet,<lb/>
bevor die erste Umschlagsperiode beendet ist, denn die Umschlagsperiode<lb/>
ist zwölfwöchentlich, die Arbeitsperiode neunwöchentlich. 900 <hi rendition="#i">£</hi> auf 12<lb/>
Wochen vertheilt gibt 75 <hi rendition="#i">£</hi> wöchentlich. Zunächst ist klar, dass eine<lb/>
solche verkürzte Stufenleiter des Geschäfts veränderte Dimensionen des<lb/>
fixen Kapitals, also überhaupt eine verkürzte Geschäftsanlage voraussetzt.<lb/>
Zweitens ist es fraglich, ob diese Verkürzung überhaupt stattfinden kann,<lb/>
da der Entwicklung der Produktion in den verschiednen Geschäften gemäß<lb/>
ein Normalminimum der Kapitalanlage besteht, unterhalb dessen das ein-<lb/>
zelne Geschäft konkurrenzunfähig wird. Dies Normalminimum selbst<lb/>
wächst beständig mit der kapitalistischen Entwicklung der Produktion,<lb/>
ist also kein fixes. Zwischen dem jedesmal gegebnen Normalminimum<lb/>
und dem sich stets ausdehnenden Normalmaximum finden aber zahlreiche<lb/>
Zwischenstufen statt &#x2014; eine Mitte, die sehr verschiedne Grade der Kapi-<lb/>
talanlage zulässt. Innerhalb der Grenzen dieser Mitte kann daher auch<lb/>
Verkürzung stattfinden, deren Grenze das jedesmalige Normalminimum<lb/>
selbst ist. &#x2014; Bei Hemmung der Produktion, Ueberfüllung der Märkte,<lb/>
Theurung des Rohstoffs etc. findet Beschränkung der normalen Auslage<lb/>
von cirkulirendem Kapital bei gegebner Grundlage des fixen Kapitals statt<lb/>
durch Beschränkung der Arbeitszeit, indem z. B. nur halbe Tage gear-<lb/>
beitet wird; wie ebenso in Zeiten der Prosperität auf gegebner Grundlage<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Marx</hi>, Kapital II. 16</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[241/0275] es haust nun drei Wochen in der Cirkulationsperiode. Der neue Produk- tionstermin kann also erst wieder beginnen Anfang der 13. Woche, und die Produktion wäre für drei Wochen stillgesetzt, oder für ein Viertel der ganzen Umschlagsperiode. Es ist wieder gleichgültig ob man voraus- setzt, es daure im Durchschnitt so lange bis die Waare verkauft ist oder es sei diese Zeit durch die Entfernung des Markts bedingt oder durch die Zahlungstermine für die verkaufte Waare. Während je 3 Mo- naten stände die Produktion 3 Wochen still, also während des Jahres 4 × 3 = 12 Wochen = 3 Monaten = ¼ der jährlichen Umschlags- periode. Soll die Produktion daher kontinuirlich sein und Woche aus Woche ein auf demselben Maßstab betrieben werden, so ist nur zweierlei möglich. Entweder muss der Maßstab der Produktion verkürzt werden, sodass also die 900 £ reichen um die Arbeit in Gang zu halten sowohl während der Arbeits- periode wie während der Umlaufszeit des ersten Umschlags. Mit der 10. Woche wird dann eine zweite Arbeitsperiode, also auch Umschlagsperiode, eröffnet, bevor die erste Umschlagsperiode beendet ist, denn die Umschlagsperiode ist zwölfwöchentlich, die Arbeitsperiode neunwöchentlich. 900 £ auf 12 Wochen vertheilt gibt 75 £ wöchentlich. Zunächst ist klar, dass eine solche verkürzte Stufenleiter des Geschäfts veränderte Dimensionen des fixen Kapitals, also überhaupt eine verkürzte Geschäftsanlage voraussetzt. Zweitens ist es fraglich, ob diese Verkürzung überhaupt stattfinden kann, da der Entwicklung der Produktion in den verschiednen Geschäften gemäß ein Normalminimum der Kapitalanlage besteht, unterhalb dessen das ein- zelne Geschäft konkurrenzunfähig wird. Dies Normalminimum selbst wächst beständig mit der kapitalistischen Entwicklung der Produktion, ist also kein fixes. Zwischen dem jedesmal gegebnen Normalminimum und dem sich stets ausdehnenden Normalmaximum finden aber zahlreiche Zwischenstufen statt — eine Mitte, die sehr verschiedne Grade der Kapi- talanlage zulässt. Innerhalb der Grenzen dieser Mitte kann daher auch Verkürzung stattfinden, deren Grenze das jedesmalige Normalminimum selbst ist. — Bei Hemmung der Produktion, Ueberfüllung der Märkte, Theurung des Rohstoffs etc. findet Beschränkung der normalen Auslage von cirkulirendem Kapital bei gegebner Grundlage des fixen Kapitals statt durch Beschränkung der Arbeitszeit, indem z. B. nur halbe Tage gear- beitet wird; wie ebenso in Zeiten der Prosperität auf gegebner Grundlage Marx, Kapital II. 16

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/275
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/275>, abgerufen am 25.11.2024.