einwirkenden Verhältnisse für die drei Hauptarbeitsperioden anzunehmen sein: Für die Frühjahrsperiode von Mitte März oder Anfang April bis Mitte Mai auf 50--60; für die Sommerperiode von Anfang Juni bis Ende August auf 65--80; und für die Herbstperiode von Anfang Sep- tember bis Ende Oktober oder Mitte oder Ende November auf 55--75 Arbeitstage. Für den Winter sind bloss die darin zu verrichtenden Ar- beiten, wie Dünger-, Holz-, Markt-, Baufuhren u. s. w. zu bemerken." (F. Kirchhof, Handbuch der landwirthschaftlichen Betriebslehre. Dresden 1852. S. 160.)
Je ungünstiger daher das Klima, desto mehr drängt sich die Ar- beitsperiode der Landwirthschaft, und daher die Auslage in Kapital und Arbeit, auf kurzen Zeitraum zusammen. Z. B. Russland. Dort ist in einigen nördlichen Gegenden Feldarbeit nur möglich während 130--150 Tagen im Jahr. Man begreift, welchen Verlust Russland erleiden würde, wenn 50 aus den 65 Millionen seiner europäischen Bevölkrung ohne Be- schäftigung blieben während der sechs oder acht Wintermonate, wo alle Feldarbeit aufhören muss. Ausser den 200,000 Bauern, welche in den 10,500 Fabriken Russlands arbeiten, haben sich überall auf den Dörfern eigne Hausindustrien entwickelt. So gibt es Dörfer. worin alle Bauern seit Generationen Weber, Gerber, Schuhmacher, Schlosser, Messerschmiede etc. sind; besonders ist dies der Fall in den Gouvernements Moskau, Wladi- mir, Kaluga, Kostroma und Petersburg. Beiläufig wird diese Hausindustrie schon mehr und mehr in den Dienst der kapitalistischen Produktion ge- presst; den Webern z. B. Kette und Einschlag von Kaufleuten direkt oder durch Vermittlung von Faktoren geliefert. (Abgekürzt nach: Reports by H. M. Secretaries of Embassy and Legation, on the Manufactures, Commerce etc. No. 8, 1865. p. 86, 87.) Man sieht hier, wie das Auseinanderfallen von Produktionsperiode und Arbeitsperiode, welche letztre nur einen Theil der erstren bildet, die natürliche Grundlage der Ver- einigung der Agrikultur mit ländlicher Nebenindustrie bildet, wie andrer- seits letztre wieder Anhaltspunkt wird für den Kapitalisten, der sich zu- nächst als Kaufmann dazwischendrängt. Indem die kapitalistische Pro- duktion dann später die Scheidung zwischen Manufaktur und Agrikultur vollzieht, wird der Landarbeiter immer mehr von bloss zufälliger Neben- beschäftigung abhängig und seine Lage dadurch verschlechtert. Für das
einwirkenden Verhältnisse für die drei Hauptarbeitsperioden anzunehmen sein: Für die Frühjahrsperiode von Mitte März oder Anfang April bis Mitte Mai auf 50—60; für die Sommerperiode von Anfang Juni bis Ende August auf 65—80; und für die Herbstperiode von Anfang Sep- tember bis Ende Oktober oder Mitte oder Ende November auf 55—75 Arbeitstage. Für den Winter sind bloss die darin zu verrichtenden Ar- beiten, wie Dünger-, Holz-, Markt-, Baufuhren u. s. w. zu bemerken.“ (F. Kirchhof, Handbuch der landwirthschaftlichen Betriebslehre. Dresden 1852. S. 160.)
Je ungünstiger daher das Klima, desto mehr drängt sich die Ar- beitsperiode der Landwirthschaft, und daher die Auslage in Kapital und Arbeit, auf kurzen Zeitraum zusammen. Z. B. Russland. Dort ist in einigen nördlichen Gegenden Feldarbeit nur möglich während 130—150 Tagen im Jahr. Man begreift, welchen Verlust Russland erleiden würde, wenn 50 aus den 65 Millionen seiner europäischen Bevölkrung ohne Be- schäftigung blieben während der sechs oder acht Wintermonate, wo alle Feldarbeit aufhören muss. Ausser den 200,000 Bauern, welche in den 10,500 Fabriken Russlands arbeiten, haben sich überall auf den Dörfern eigne Hausindustrien entwickelt. So gibt es Dörfer. worin alle Bauern seit Generationen Weber, Gerber, Schuhmacher, Schlosser, Messerschmiede etc. sind; besonders ist dies der Fall in den Gouvernements Moskau, Wladi- mir, Kaluga, Kostroma und Petersburg. Beiläufig wird diese Hausindustrie schon mehr und mehr in den Dienst der kapitalistischen Produktion ge- presst; den Webern z. B. Kette und Einschlag von Kaufleuten direkt oder durch Vermittlung von Faktoren geliefert. (Abgekürzt nach: Reports by H. M. Secretaries of Embassy and Legation, on the Manufactures, Commerce etc. No. 8, 1865. p. 86, 87.) Man sieht hier, wie das Auseinanderfallen von Produktionsperiode und Arbeitsperiode, welche letztre nur einen Theil der erstren bildet, die natürliche Grundlage der Ver- einigung der Agrikultur mit ländlicher Nebenindustrie bildet, wie andrer- seits letztre wieder Anhaltspunkt wird für den Kapitalisten, der sich zu- nächst als Kaufmann dazwischendrängt. Indem die kapitalistische Pro- duktion dann später die Scheidung zwischen Manufaktur und Agrikultur vollzieht, wird der Landarbeiter immer mehr von bloss zufälliger Neben- beschäftigung abhängig und seine Lage dadurch verschlechtert. Für das
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einwirkenden Verhältnisse für die drei Hauptarbeitsperioden anzunehmen
sein: Für die Frühjahrsperiode von Mitte März oder Anfang April bis
Mitte Mai auf 50—60; für die Sommerperiode von Anfang Juni bis
Ende August auf 65—80; und für die Herbstperiode von Anfang Sep-
tember bis Ende Oktober oder Mitte oder Ende November auf 55—75
Arbeitstage. Für den Winter sind bloss die darin zu verrichtenden Ar-
beiten, wie Dünger-, Holz-, Markt-, Baufuhren u. s. w. zu bemerken.“
(F. Kirchhof, Handbuch der landwirthschaftlichen Betriebslehre. Dresden
1852. S. 160.)
Je ungünstiger daher das Klima, desto mehr drängt sich die Ar-
beitsperiode der Landwirthschaft, und daher die Auslage in Kapital und
Arbeit, auf kurzen Zeitraum zusammen. Z. B. Russland. Dort ist in
einigen nördlichen Gegenden Feldarbeit nur möglich während 130—150
Tagen im Jahr. Man begreift, welchen Verlust Russland erleiden würde,
wenn 50 aus den 65 Millionen seiner europäischen Bevölkrung ohne Be-
schäftigung blieben während der sechs oder acht Wintermonate, wo alle
Feldarbeit aufhören muss. Ausser den 200,000 Bauern, welche in den
10,500 Fabriken Russlands arbeiten, haben sich überall auf den Dörfern
eigne Hausindustrien entwickelt. So gibt es Dörfer. worin alle Bauern
seit Generationen Weber, Gerber, Schuhmacher, Schlosser, Messerschmiede etc.
sind; besonders ist dies der Fall in den Gouvernements Moskau, Wladi-
mir, Kaluga, Kostroma und Petersburg. Beiläufig wird diese Hausindustrie
schon mehr und mehr in den Dienst der kapitalistischen Produktion ge-
presst; den Webern z. B. Kette und Einschlag von Kaufleuten direkt oder
durch Vermittlung von Faktoren geliefert. (Abgekürzt nach: Reports
by H. M. Secretaries of Embassy and Legation, on the Manufactures,
Commerce etc. No. 8, 1865. p. 86, 87.) Man sieht hier, wie das
Auseinanderfallen von Produktionsperiode und Arbeitsperiode, welche letztre
nur einen Theil der erstren bildet, die natürliche Grundlage der Ver-
einigung der Agrikultur mit ländlicher Nebenindustrie bildet, wie andrer-
seits letztre wieder Anhaltspunkt wird für den Kapitalisten, der sich zu-
nächst als Kaufmann dazwischendrängt. Indem die kapitalistische Pro-
duktion dann später die Scheidung zwischen Manufaktur und Agrikultur
vollzieht, wird der Landarbeiter immer mehr von bloss zufälliger Neben-
beschäftigung abhängig und seine Lage dadurch verschlechtert. Für das
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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/257>, abgerufen am 22.11.2024.
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