Anders verhält es sich dagegen mit den cirkulirenden Bestandtheilen des vorgeschossnen Kapitals. Die für diese Woche gekaufte Arbeitskraft ist verausgabt während dieser Woche und hat sich im Produkt vergegenständ- licht. Sie muss Ende dieser Woche bezahlt werden. Und diese Kapital- auslage in Arbeitskraft wiederholt sich wöchentlich während der drei Mo- nate, ohne dass die Verausgabung dieses Kapitaltheils in der einen Woche den Kapitalisten befähige den Ankauf der Arbeit in der nächsten Woche zu bestreiten. Es muss wöchentlich neues zuschüssiges Kapital in Zahlung von Arbeitskraft verausgabt werden und, wenn wir von allen Kreditver- hältnissen absehn, muss der Kapitalist fähig sein, für die Zeit von drei Monaten Arbeitslohn auszulegen, obgleich er ihn nur in wöchentlichen Dosen zahlt. Ebenso mit dem andern Theil des cirkulirenden Kapitals, den Roh- und Hülfsstoffen. Eine Schicht von Arbeit nach der andern lagert sich auf dem Produkt ab. Nicht nur der Werth der verausgabten Arbeitskraft, sondern auch Mehrwerth wird beständig während des Arbeits- processes auf das Produkt übertragen, aber auf unfertiges Produkt, das noch nicht die Gestalt der fertigen Waare hat, also noch nicht cirkula- tionsfähig ist. Dasselbe gilt von dem in Roh- und Hülfsstoffen schicht- weis auf das Produkt übertragnen Kapitalwerth.
Je nach der längern oder kürzern Dauer der Arbeitsperiode, welche die specifische Natur des Produkts oder des zu erreichenden Nutzeffekts zu ihrer Herstellung beansprucht, ist eine beständige, zuschüssige Aus- gabe von cirkulirendem Kapital (Arbeitslohn, Roh- und Hülfsstoffen) er- fordert, wovon kein Theil sich in einer cirkulationsfähigen Form befindet und daher zur Erneuerung derselben Operation dienen könnte; jeder Theil vielmehr successive als Bestandtheil des werdenden Produkts innerhalb der Produktionsphäre festgelegt, in Form von produktivem Kapital gebunden ist. Die Umschlagszeit ist aber gleich der Summe der Produktionszeit und der Cirkulationszeit des Kapitals. Eine Verlängrung der Produk- tionszeit vermindert also ebensosehr die Umschlagsgeschwindigkeit wie eine Verlängerung der Cirkulationszeit. In dem vorliegenden Fall ist aber Doppeltes zu bemerken:
Erstens: der verlängerte Aufenthalt in der Produktionssphäre. Das z. B. in der ersten Woche in Arbeit, Rohmaterial etc. vorgeschossne Kapital, ebenso wie die vom fixen Kapital an das Produkt abgegebnen Werththeile, bleiben für den ganzen Termin von drei Monaten in die Pro-
Anders verhält es sich dagegen mit den cirkulirenden Bestandtheilen des vorgeschossnen Kapitals. Die für diese Woche gekaufte Arbeitskraft ist verausgabt während dieser Woche und hat sich im Produkt vergegenständ- licht. Sie muss Ende dieser Woche bezahlt werden. Und diese Kapital- auslage in Arbeitskraft wiederholt sich wöchentlich während der drei Mo- nate, ohne dass die Verausgabung dieses Kapitaltheils in der einen Woche den Kapitalisten befähige den Ankauf der Arbeit in der nächsten Woche zu bestreiten. Es muss wöchentlich neues zuschüssiges Kapital in Zahlung von Arbeitskraft verausgabt werden und, wenn wir von allen Kreditver- hältnissen absehn, muss der Kapitalist fähig sein, für die Zeit von drei Monaten Arbeitslohn auszulegen, obgleich er ihn nur in wöchentlichen Dosen zahlt. Ebenso mit dem andern Theil des cirkulirenden Kapitals, den Roh- und Hülfsstoffen. Eine Schicht von Arbeit nach der andern lagert sich auf dem Produkt ab. Nicht nur der Werth der verausgabten Arbeitskraft, sondern auch Mehrwerth wird beständig während des Arbeits- processes auf das Produkt übertragen, aber auf unfertiges Produkt, das noch nicht die Gestalt der fertigen Waare hat, also noch nicht cirkula- tionsfähig ist. Dasselbe gilt von dem in Roh- und Hülfsstoffen schicht- weis auf das Produkt übertragnen Kapitalwerth.
Je nach der längern oder kürzern Dauer der Arbeitsperiode, welche die specifische Natur des Produkts oder des zu erreichenden Nutzeffekts zu ihrer Herstellung beansprucht, ist eine beständige, zuschüssige Aus- gabe von cirkulirendem Kapital (Arbeitslohn, Roh- und Hülfsstoffen) er- fordert, wovon kein Theil sich in einer cirkulationsfähigen Form befindet und daher zur Erneuerung derselben Operation dienen könnte; jeder Theil vielmehr successive als Bestandtheil des werdenden Produkts innerhalb der Produktionsphäre festgelegt, in Form von produktivem Kapital gebunden ist. Die Umschlagszeit ist aber gleich der Summe der Produktionszeit und der Cirkulationszeit des Kapitals. Eine Verlängrung der Produk- tionszeit vermindert also ebensosehr die Umschlagsgeschwindigkeit wie eine Verlängerung der Cirkulationszeit. In dem vorliegenden Fall ist aber Doppeltes zu bemerken:
Erstens: der verlängerte Aufenthalt in der Produktionssphäre. Das z. B. in der ersten Woche in Arbeit, Rohmaterial etc. vorgeschossne Kapital, ebenso wie die vom fixen Kapital an das Produkt abgegebnen Werththeile, bleiben für den ganzen Termin von drei Monaten in die Pro-
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Anders verhält es sich dagegen mit den cirkulirenden Bestandtheilen
des vorgeschossnen Kapitals. Die für diese Woche gekaufte Arbeitskraft
ist verausgabt während dieser Woche und hat sich im Produkt vergegenständ-
licht. Sie muss Ende dieser Woche bezahlt werden. Und diese Kapital-
auslage in Arbeitskraft wiederholt sich wöchentlich während der drei Mo-
nate, ohne dass die Verausgabung dieses Kapitaltheils in der einen Woche
den Kapitalisten befähige den Ankauf der Arbeit in der nächsten Woche
zu bestreiten. Es muss wöchentlich neues zuschüssiges Kapital in Zahlung
von Arbeitskraft verausgabt werden und, wenn wir von allen Kreditver-
hältnissen absehn, muss der Kapitalist fähig sein, für die Zeit von drei
Monaten Arbeitslohn auszulegen, obgleich er ihn nur in wöchentlichen
Dosen zahlt. Ebenso mit dem andern Theil des cirkulirenden Kapitals,
den Roh- und Hülfsstoffen. Eine Schicht von Arbeit nach der andern
lagert sich auf dem Produkt ab. Nicht nur der Werth der verausgabten
Arbeitskraft, sondern auch Mehrwerth wird beständig während des Arbeits-
processes auf das Produkt übertragen, aber auf unfertiges Produkt, das
noch nicht die Gestalt der fertigen Waare hat, also noch nicht cirkula-
tionsfähig ist. Dasselbe gilt von dem in Roh- und Hülfsstoffen schicht-
weis auf das Produkt übertragnen Kapitalwerth.
Je nach der längern oder kürzern Dauer der Arbeitsperiode, welche
die specifische Natur des Produkts oder des zu erreichenden Nutzeffekts
zu ihrer Herstellung beansprucht, ist eine beständige, zuschüssige Aus-
gabe von cirkulirendem Kapital (Arbeitslohn, Roh- und Hülfsstoffen) er-
fordert, wovon kein Theil sich in einer cirkulationsfähigen Form befindet
und daher zur Erneuerung derselben Operation dienen könnte; jeder Theil
vielmehr successive als Bestandtheil des werdenden Produkts innerhalb der
Produktionsphäre festgelegt, in Form von produktivem Kapital gebunden
ist. Die Umschlagszeit ist aber gleich der Summe der Produktionszeit
und der Cirkulationszeit des Kapitals. Eine Verlängrung der Produk-
tionszeit vermindert also ebensosehr die Umschlagsgeschwindigkeit wie
eine Verlängerung der Cirkulationszeit. In dem vorliegenden Fall ist aber
Doppeltes zu bemerken:
Erstens: der verlängerte Aufenthalt in der Produktionssphäre. Das
z. B. in der ersten Woche in Arbeit, Rohmaterial etc. vorgeschossne
Kapital, ebenso wie die vom fixen Kapital an das Produkt abgegebnen
Werththeile, bleiben für den ganzen Termin von drei Monaten in die Pro-
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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/247>, abgerufen am 23.11.2024.
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