Unterschieds von fixem und cirkulirendem Kapital, ist es ebenso gleich- gültig, in welchen Verhältnissen ein gegebnes Werthquantum cirkulirenden Kapitals sich in Arbeitsmaterial und Arbeitslohn theilt. Von dem einen Standpunkt rangirt das Arbeitsmaterial in derselben Kategorie mit den Arbeitsmitteln, im Gegensatz zu dem in Arbeitskraft ausgelegten Kapital- werth. Von dem andern Standpunkt rangirt der in Arbeitskraft aus- gelegte Kapitaltheil zusammen mit dem in Arbeitsmaterial ausgelegten, im Gegensatz zu dem in Arbeitsmitteln ausgelegten Kapitaltheil.
Daher erscheint bei Ricardo der in Arbeitsmaterial (Roh- und Hülfs- stoffen) ausgelegte Werththeil des Kapitals auf keiner Seite. Er verschwindet ganz. Er passt nämlich nicht auf die Seite des fixen Kapitals, weil er in seiner Cirkulationsweise ganz mit dem in Arbeitskraft ausgelegten Kapitaltheil zusammenfällt. Und er darf andrerseits nicht auf Seite des cirkulirenden Kapitals gestellt werden, weil damit die von A. Smith über- tragne und stillschweigend durchlaufende Gleichstellung des Gegensatzes: fixes und cirkulirendes Kapital, mit dem Gegensatz: konstantes und variables Kapital, sich selbst aufhöbe. Ricardo hat zu viel logischen Instinkt, um das nicht zu fühlen, und daher verschwindet ihm dieser Kapitaltheil ganz und gar.
Es ist hier zu bemerken, dass der Kapitalist das in Arbeitslohn ausgelegte Kapital in verschiednen Terminen, in der Sprachweise der politischen Oekonomie, vorschiesst, jenachdem er diesen Lohn z. B. wöchentlich, monatlich oder dreimonatlich zahlt. In der That verhält sich die Sache um- gekehrt. Der Arbeiter schiesst dem Kapitalisten seine Arbeit auf eine Woche, einen Monat, drei Monate vor, jenachdem er wöchentlich, monat- lich oder dreimonatlich bezahlt wird. Kaufte der Kapitalist die Arbeits- kraft, statt sie zu bezahlen, zahlte er also dem Arbeiter den Arbeitslohn per Tag, Woche, Monat oder drei Monate voraus, so könnte von einem Vorschuss für diese Termine gesprochen werden. Da er aber zahlt, nach- dem die Arbeit Tage, Wochen, Monate gedauert hat, statt sie zu kaufen und zu zahlen für den Termin, den sie dauern soll, so ist das Ganze ein kapitalistisches quid pro quo und der Vorschuss, der dem Kapitalisten vom Arbeiter in Arbeit gegeben wird, wird in einen Vorschuss verwandelt, den der Kapitalist in Geld dem Arbeiter gibt. Es ändert durchaus nichts an der Sache, dass der Kapitalist das Produkt selbst oder dessen Werth -- je nach der verschiednen Zeitdauer, die seine Herstellung erfordert,
Unterschieds von fixem und cirkulirendem Kapital, ist es ebenso gleich- gültig, in welchen Verhältnissen ein gegebnes Werthquantum cirkulirenden Kapitals sich in Arbeitsmaterial und Arbeitslohn theilt. Von dem einen Standpunkt rangirt das Arbeitsmaterial in derselben Kategorie mit den Arbeitsmitteln, im Gegensatz zu dem in Arbeitskraft ausgelegten Kapital- werth. Von dem andern Standpunkt rangirt der in Arbeitskraft aus- gelegte Kapitaltheil zusammen mit dem in Arbeitsmaterial ausgelegten, im Gegensatz zu dem in Arbeitsmitteln ausgelegten Kapitaltheil.
Daher erscheint bei Ricardo der in Arbeitsmaterial (Roh- und Hülfs- stoffen) ausgelegte Werththeil des Kapitals auf keiner Seite. Er verschwindet ganz. Er passt nämlich nicht auf die Seite des fixen Kapitals, weil er in seiner Cirkulationsweise ganz mit dem in Arbeitskraft ausgelegten Kapitaltheil zusammenfällt. Und er darf andrerseits nicht auf Seite des cirkulirenden Kapitals gestellt werden, weil damit die von A. Smith über- tragne und stillschweigend durchlaufende Gleichstellung des Gegensatzes: fixes und cirkulirendes Kapital, mit dem Gegensatz: konstantes und variables Kapital, sich selbst aufhöbe. Ricardo hat zu viel logischen Instinkt, um das nicht zu fühlen, und daher verschwindet ihm dieser Kapitaltheil ganz und gar.
Es ist hier zu bemerken, dass der Kapitalist das in Arbeitslohn ausgelegte Kapital in verschiednen Terminen, in der Sprachweise der politischen Oekonomie, vorschiesst, jenachdem er diesen Lohn z. B. wöchentlich, monatlich oder dreimonatlich zahlt. In der That verhält sich die Sache um- gekehrt. Der Arbeiter schiesst dem Kapitalisten seine Arbeit auf eine Woche, einen Monat, drei Monate vor, jenachdem er wöchentlich, monat- lich oder dreimonatlich bezahlt wird. Kaufte der Kapitalist die Arbeits- kraft, statt sie zu bezahlen, zahlte er also dem Arbeiter den Arbeitslohn per Tag, Woche, Monat oder drei Monate voraus, so könnte von einem Vorschuss für diese Termine gesprochen werden. Da er aber zahlt, nach- dem die Arbeit Tage, Wochen, Monate gedauert hat, statt sie zu kaufen und zu zahlen für den Termin, den sie dauern soll, so ist das Ganze ein kapitalistisches quid pro quo und der Vorschuss, der dem Kapitalisten vom Arbeiter in Arbeit gegeben wird, wird in einen Vorschuss verwandelt, den der Kapitalist in Geld dem Arbeiter gibt. Es ändert durchaus nichts an der Sache, dass der Kapitalist das Produkt selbst oder dessen Werth — je nach der verschiednen Zeitdauer, die seine Herstellung erfordert,
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Unterschieds von fixem und cirkulirendem Kapital, ist es ebenso gleich-
gültig, in welchen Verhältnissen ein gegebnes Werthquantum cirkulirenden
Kapitals sich in Arbeitsmaterial und Arbeitslohn theilt. Von dem einen
Standpunkt rangirt das Arbeitsmaterial in derselben Kategorie mit den
Arbeitsmitteln, im Gegensatz zu dem in Arbeitskraft ausgelegten Kapital-
werth. Von dem andern Standpunkt rangirt der in Arbeitskraft aus-
gelegte Kapitaltheil zusammen mit dem in Arbeitsmaterial ausgelegten,
im Gegensatz zu dem in Arbeitsmitteln ausgelegten Kapitaltheil.
Daher erscheint bei Ricardo der in Arbeitsmaterial (Roh- und Hülfs-
stoffen) ausgelegte Werththeil des Kapitals auf keiner Seite. Er verschwindet
ganz. Er passt nämlich nicht auf die Seite des fixen Kapitals, weil er
in seiner Cirkulationsweise ganz mit dem in Arbeitskraft ausgelegten
Kapitaltheil zusammenfällt. Und er darf andrerseits nicht auf Seite des
cirkulirenden Kapitals gestellt werden, weil damit die von A. Smith über-
tragne und stillschweigend durchlaufende Gleichstellung des Gegensatzes:
fixes und cirkulirendes Kapital, mit dem Gegensatz: konstantes und variables
Kapital, sich selbst aufhöbe. Ricardo hat zu viel logischen Instinkt, um
das nicht zu fühlen, und daher verschwindet ihm dieser Kapitaltheil ganz
und gar.
Es ist hier zu bemerken, dass der Kapitalist das in Arbeitslohn
ausgelegte Kapital in verschiednen Terminen, in der Sprachweise der
politischen Oekonomie, vorschiesst, jenachdem er diesen Lohn z. B. wöchentlich,
monatlich oder dreimonatlich zahlt. In der That verhält sich die Sache um-
gekehrt. Der Arbeiter schiesst dem Kapitalisten seine Arbeit auf eine
Woche, einen Monat, drei Monate vor, jenachdem er wöchentlich, monat-
lich oder dreimonatlich bezahlt wird. Kaufte der Kapitalist die Arbeits-
kraft, statt sie zu bezahlen, zahlte er also dem Arbeiter den Arbeitslohn
per Tag, Woche, Monat oder drei Monate voraus, so könnte von einem
Vorschuss für diese Termine gesprochen werden. Da er aber zahlt, nach-
dem die Arbeit Tage, Wochen, Monate gedauert hat, statt sie zu kaufen
und zu zahlen für den Termin, den sie dauern soll, so ist das Ganze
ein kapitalistisches quid pro quo und der Vorschuss, der dem Kapitalisten
vom Arbeiter in Arbeit gegeben wird, wird in einen Vorschuss verwandelt,
den der Kapitalist in Geld dem Arbeiter gibt. Es ändert durchaus nichts
an der Sache, dass der Kapitalist das Produkt selbst oder dessen Werth
— je nach der verschiednen Zeitdauer, die seine Herstellung erfordert,
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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/231>, abgerufen am 06.01.2025.
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