Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

Kapitals bestimmt wird, sondern der in den Lebensmitteln des Arbeiters
ausgelegte Werth, wird das Begreifen des Unterschieds von variablem und
und konstantem Kapital, also das Begreifen des kapitalistischen Pro-
duktionsprocesses überhaupt, unmöglich gemacht. Die Bestimmung dieses
Kapitaltheils, variables Kapital zu sein im Gegensatz zu dem in gegen-
ständlichen Produktbildnern ausgelegten, konstanten Kapital, wird begraben
unter der Bestimmung, dass der in Arbeitskraft ausgelegte Kapitaltheil
mit Bezug auf den Umschlag zum flüssigen Theil des produktiven Kapi-
tals gehört. Das Begräbniss wird vollständig gemacht, indem an Stelle
der Arbeitskraft die Lebensmittel des Arbeiters als Element des produk-
tiven Kapitals aufgezählt werden. Ob der Werth der Arbeitskraft in Geld
oder direkt in Lebensmitteln vorgeschossen wird, ist gleichgültig. Obgleich
natürlich das Letztre auf Basis der kapitalistischen Produktion nur Aus-
nahme sein kann.24)

Dadurch dass so die Bestimmung des cirkulirenden Kapitals durch
A. Smith als das Entscheidende für den in Arbeitskraft ausgelegten Ka-
pitalwerth fixirt wurde -- diese physiokratische Bestimmung ohne die Vor-
aussetzung der Physiokraten -- hat Smith bei seinen Nachfolgern glück-
lich die Erkenntniss des in Arbeitskraft ausgelegten Kapitaltheils als
variablen unmöglich gemacht. Die tiefern und richtigen Entwicklungen,
die er anderswo selbst gegeben, siegten nicht, wohl aber dieser sein Ver-
stoss. Ja, spätere Schriftsteller sind weiter gegangen, sie haben es nicht
nur zur entscheidenden Besstimmung des in Arbeitskraft ausgelegten Ka-
pitaltheils gemacht, cirkulirendes -- im Gegensatz zu fixem -- Kapital
zu sein; sie haben es zur wesentlichen Bestimmung des cirkulirenden Ka-
pitals gemacht, in Lebensmitteln für die Arbeiter ausgelegt zu werden.
Daran schloss sich naturgemäss die Lehre von dem aus nothwendigen
Lebensmitteln bestehenden Arbeitsfonds als einer gegebnen Grösse, welche
einerseits die Grenzen des Antheils der Arbeiter am gesellschaftlichen Pro-

24) Wie sehr A. Smith sich selbst den Weg versperrt hat zum Ver-
ständniss der Rolle der Arbeitskraft im Verwerthungsprocess, beweist folgen-
der Satz, der die Arbeit der Arbeiter nach physiokratischer Weise mit der
des Arbeitsviehs auf gleiche Stufe stellt: "Not only his (the farmer's) la-
bouring servants but his labouring cattle are productive labourers." (Book II,
chap. V, p. 243.)

Kapitals bestimmt wird, sondern der in den Lebensmitteln des Arbeiters
ausgelegte Werth, wird das Begreifen des Unterschieds von variablem und
und konstantem Kapital, also das Begreifen des kapitalistischen Pro-
duktionsprocesses überhaupt, unmöglich gemacht. Die Bestimmung dieses
Kapitaltheils, variables Kapital zu sein im Gegensatz zu dem in gegen-
ständlichen Produktbildnern ausgelegten, konstanten Kapital, wird begraben
unter der Bestimmung, dass der in Arbeitskraft ausgelegte Kapitaltheil
mit Bezug auf den Umschlag zum flüssigen Theil des produktiven Kapi-
tals gehört. Das Begräbniss wird vollständig gemacht, indem an Stelle
der Arbeitskraft die Lebensmittel des Arbeiters als Element des produk-
tiven Kapitals aufgezählt werden. Ob der Werth der Arbeitskraft in Geld
oder direkt in Lebensmitteln vorgeschossen wird, ist gleichgültig. Obgleich
natürlich das Letztre auf Basis der kapitalistischen Produktion nur Aus-
nahme sein kann.24)

Dadurch dass so die Bestimmung des cirkulirenden Kapitals durch
A. Smith als das Entscheidende für den in Arbeitskraft ausgelegten Ka-
pitalwerth fixirt wurde — diese physiokratische Bestimmung ohne die Vor-
aussetzung der Physiokraten — hat Smith bei seinen Nachfolgern glück-
lich die Erkenntniss des in Arbeitskraft ausgelegten Kapitaltheils als
variablen unmöglich gemacht. Die tiefern und richtigen Entwicklungen,
die er anderswo selbst gegeben, siegten nicht, wohl aber dieser sein Ver-
stoss. Ja, spätere Schriftsteller sind weiter gegangen, sie haben es nicht
nur zur entscheidenden Besstimmung des in Arbeitskraft ausgelegten Ka-
pitaltheils gemacht, cirkulirendes — im Gegensatz zu fixem — Kapital
zu sein; sie haben es zur wesentlichen Bestimmung des cirkulirenden Ka-
pitals gemacht, in Lebensmitteln für die Arbeiter ausgelegt zu werden.
Daran schloss sich naturgemäss die Lehre von dem aus nothwendigen
Lebensmitteln bestehenden Arbeitsfonds als einer gegebnen Grösse, welche
einerseits die Grenzen des Antheils der Arbeiter am gesellschaftlichen Pro-

24) Wie sehr A. Smith sich selbst den Weg versperrt hat zum Ver-
ständniss der Rolle der Arbeitskraft im Verwerthungsprocess, beweist folgen-
der Satz, der die Arbeit der Arbeiter nach physiokratischer Weise mit der
des Arbeitsviehs auf gleiche Stufe stellt: „Not only his (the farmer’s) la-
bouring servants but his labouring cattle are productive labourers.“ (Book II,
chap. V, p. 243.)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0228" n="194"/>
Kapitals bestimmt wird, sondern der in den Lebensmitteln des Arbeiters<lb/>
ausgelegte Werth, wird das Begreifen des Unterschieds von variablem und<lb/>
und konstantem Kapital, also das Begreifen des kapitalistischen Pro-<lb/>
duktionsprocesses überhaupt, unmöglich gemacht. Die Bestimmung dieses<lb/>
Kapitaltheils, variables Kapital zu sein im Gegensatz zu dem in gegen-<lb/>
ständlichen Produktbildnern ausgelegten, konstanten Kapital, wird begraben<lb/>
unter der Bestimmung, dass der in Arbeitskraft ausgelegte Kapitaltheil<lb/>
mit Bezug auf den Umschlag zum flüssigen Theil des produktiven Kapi-<lb/>
tals gehört. Das Begräbniss wird vollständig gemacht, indem an Stelle<lb/>
der Arbeitskraft die Lebensmittel des Arbeiters als Element des produk-<lb/>
tiven Kapitals aufgezählt werden. Ob der Werth der Arbeitskraft in Geld<lb/>
oder direkt in Lebensmitteln vorgeschossen wird, ist gleichgültig. Obgleich<lb/>
natürlich das Letztre auf Basis der kapitalistischen Produktion nur Aus-<lb/>
nahme sein kann.<note place="foot" n="24)">Wie sehr A. Smith sich selbst den Weg versperrt hat zum Ver-<lb/>
ständniss der Rolle der Arbeitskraft im Verwerthungsprocess, beweist folgen-<lb/>
der Satz, der die Arbeit der Arbeiter nach physiokratischer Weise mit der<lb/>
des Arbeitsviehs auf gleiche Stufe stellt: &#x201E;Not only his (the farmer&#x2019;s) la-<lb/>
bouring servants but his labouring cattle are productive labourers.&#x201C; (Book II,<lb/>
chap. V, p. 243.)</note></p><lb/>
            <p>Dadurch dass so die Bestimmung des cirkulirenden Kapitals durch<lb/>
A. Smith als das Entscheidende für den in Arbeitskraft ausgelegten Ka-<lb/>
pitalwerth fixirt wurde &#x2014; diese physiokratische Bestimmung ohne die Vor-<lb/>
aussetzung der Physiokraten &#x2014; hat Smith bei seinen Nachfolgern glück-<lb/>
lich die Erkenntniss des in Arbeitskraft ausgelegten Kapitaltheils als<lb/>
variablen unmöglich gemacht. Die tiefern und richtigen Entwicklungen,<lb/>
die er anderswo selbst gegeben, siegten nicht, wohl aber dieser sein Ver-<lb/>
stoss. Ja, spätere Schriftsteller sind weiter gegangen, sie haben es nicht<lb/>
nur zur entscheidenden Besstimmung des in Arbeitskraft ausgelegten Ka-<lb/>
pitaltheils gemacht, cirkulirendes &#x2014; im Gegensatz zu fixem &#x2014; Kapital<lb/>
zu sein; sie haben es zur wesentlichen Bestimmung des cirkulirenden Ka-<lb/>
pitals gemacht, in Lebensmitteln für die Arbeiter ausgelegt zu werden.<lb/>
Daran schloss sich naturgemäss die Lehre von dem aus nothwendigen<lb/>
Lebensmitteln bestehenden Arbeitsfonds als einer gegebnen Grösse, welche<lb/>
einerseits die Grenzen des Antheils der Arbeiter am gesellschaftlichen Pro-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0228] Kapitals bestimmt wird, sondern der in den Lebensmitteln des Arbeiters ausgelegte Werth, wird das Begreifen des Unterschieds von variablem und und konstantem Kapital, also das Begreifen des kapitalistischen Pro- duktionsprocesses überhaupt, unmöglich gemacht. Die Bestimmung dieses Kapitaltheils, variables Kapital zu sein im Gegensatz zu dem in gegen- ständlichen Produktbildnern ausgelegten, konstanten Kapital, wird begraben unter der Bestimmung, dass der in Arbeitskraft ausgelegte Kapitaltheil mit Bezug auf den Umschlag zum flüssigen Theil des produktiven Kapi- tals gehört. Das Begräbniss wird vollständig gemacht, indem an Stelle der Arbeitskraft die Lebensmittel des Arbeiters als Element des produk- tiven Kapitals aufgezählt werden. Ob der Werth der Arbeitskraft in Geld oder direkt in Lebensmitteln vorgeschossen wird, ist gleichgültig. Obgleich natürlich das Letztre auf Basis der kapitalistischen Produktion nur Aus- nahme sein kann. 24) Dadurch dass so die Bestimmung des cirkulirenden Kapitals durch A. Smith als das Entscheidende für den in Arbeitskraft ausgelegten Ka- pitalwerth fixirt wurde — diese physiokratische Bestimmung ohne die Vor- aussetzung der Physiokraten — hat Smith bei seinen Nachfolgern glück- lich die Erkenntniss des in Arbeitskraft ausgelegten Kapitaltheils als variablen unmöglich gemacht. Die tiefern und richtigen Entwicklungen, die er anderswo selbst gegeben, siegten nicht, wohl aber dieser sein Ver- stoss. Ja, spätere Schriftsteller sind weiter gegangen, sie haben es nicht nur zur entscheidenden Besstimmung des in Arbeitskraft ausgelegten Ka- pitaltheils gemacht, cirkulirendes — im Gegensatz zu fixem — Kapital zu sein; sie haben es zur wesentlichen Bestimmung des cirkulirenden Ka- pitals gemacht, in Lebensmitteln für die Arbeiter ausgelegt zu werden. Daran schloss sich naturgemäss die Lehre von dem aus nothwendigen Lebensmitteln bestehenden Arbeitsfonds als einer gegebnen Grösse, welche einerseits die Grenzen des Antheils der Arbeiter am gesellschaftlichen Pro- 24) Wie sehr A. Smith sich selbst den Weg versperrt hat zum Ver- ständniss der Rolle der Arbeitskraft im Verwerthungsprocess, beweist folgen- der Satz, der die Arbeit der Arbeiter nach physiokratischer Weise mit der des Arbeitsviehs auf gleiche Stufe stellt: „Not only his (the farmer’s) la- bouring servants but his labouring cattle are productive labourers.“ (Book II, chap. V, p. 243.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/228
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/228>, abgerufen am 03.12.2024.