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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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Waare zu cirkuliren, wird sie Bestandtheil des produktiven Kapitals:
variables Kapital als Quelle des Mehrwerths, flüssiger Bestandtheil des
produktiven Kapitals in Bezug auf den Umschlag des in ihr ausgelegten
Kapitalwerths. Da Smith hier das flüssige Kapital mit Waarenkapital
verwechselt, kann er die Arbeitskraft nicht unterbringen unter seine Ru-
brik des cirkulirenden Kapitals. Das variable Kapital tritt daher hier
auf in der Form der Waaren, die der Arbeiter mit seinem Lohn kauft,
der Lebensmittel. In dieser Form soll der in Arbeitslohn ausgelegte
Kapitalwerth zum cirkulirenden Kapital gehören. Was dem Produktions-
process einverleibt wird, ist die Arbeitskraft, der Arbeiter selbst, nicht
die Lebensmittel, wodurch sich der Arbeiter erhält. Allerdings haben wir
gesehn (Buch I, Kap. XXI), dass, gesellschaftlich betrachtet, auch die
Reproduktion des Arbeiters selbst durch seinen individuellen Konsum zum
Reproduktionsprocess des gesellschaftlichen Kapitals gehört. Aber dies
gilt nicht für den einzelnen in sich abgeschlossnen Produktionsprocess,
den wir hier betrachten. Die acquired and useful abilities (p. 187),
die Smith unter der Rubrik des fixen Kapitals aufführt, bilden im Gegentheil
Bestandtheile des flüssigen Kapitals, sobald sie abilities des Lohnarbeiters
sind und dieser seine Arbeit mitsammt ihren abilities verkauft hat.

Es ist ein grosser Fehler Smith's, dass er den ganzen gesellschaft-
lichen Reichthum eintheilt in 1) unmittelbaren Konsumtionsfonds, 2) fixes
Kapital, 3) cirkulirendes Kapital. Hiernach wäre der Reichthum einzu-
theilen in 1) den Konsumtionsfonds, der keinen Theil des fungirenden
gesellschaftlichen Kapitals bildet, obgleich Theile desselben beständig als
Kapital fungiren können; und 2) in Kapital. Ein Theil des Reichthums
fungirt hiernach als Kapital, der andre Theil als Nichtkapital oder Kon-
sumtionsfonds. Und es erscheint hier als eine unumgängliche Nothwen-
digkeit für alles Kapital, entweder fix zu sein oder flüssig, etwa wie es
für ein Säugethier eine Naturnothwendigkeit ist, entweder männlich zu
sein oder weiblich. Wir haben aber gesehn, dass der Gegensatz von fix
und flüssig nur anwendbar ist auf die Elemente des produktiven Ka-
pitals, dass es also neben diesem noch eine sehr bedeutende Menge Ka-
pital -- Waarenkapital und Geldkapital -- gibt, die sich in einer Form
befindet in der sie weder fix noch flüssig sein kann.

Da mit Ausnahme des Theils der Produkte, der in Naturalform von
den einzelnen kapitalistischen Producenten selbst, direkt ohne Verkauf oder

Waare zu cirkuliren, wird sie Bestandtheil des produktiven Kapitals:
variables Kapital als Quelle des Mehrwerths, flüssiger Bestandtheil des
produktiven Kapitals in Bezug auf den Umschlag des in ihr ausgelegten
Kapitalwerths. Da Smith hier das flüssige Kapital mit Waarenkapital
verwechselt, kann er die Arbeitskraft nicht unterbringen unter seine Ru-
brik des cirkulirenden Kapitals. Das variable Kapital tritt daher hier
auf in der Form der Waaren, die der Arbeiter mit seinem Lohn kauft,
der Lebensmittel. In dieser Form soll der in Arbeitslohn ausgelegte
Kapitalwerth zum cirkulirenden Kapital gehören. Was dem Produktions-
process einverleibt wird, ist die Arbeitskraft, der Arbeiter selbst, nicht
die Lebensmittel, wodurch sich der Arbeiter erhält. Allerdings haben wir
gesehn (Buch I, Kap. XXI), dass, gesellschaftlich betrachtet, auch die
Reproduktion des Arbeiters selbst durch seinen individuellen Konsum zum
Reproduktionsprocess des gesellschaftlichen Kapitals gehört. Aber dies
gilt nicht für den einzelnen in sich abgeschlossnen Produktionsprocess,
den wir hier betrachten. Die acquired and useful abilities (p. 187),
die Smith unter der Rubrik des fixen Kapitals aufführt, bilden im Gegentheil
Bestandtheile des flüssigen Kapitals, sobald sie abilities des Lohnarbeiters
sind und dieser seine Arbeit mitsammt ihren abilities verkauft hat.

Es ist ein grosser Fehler Smith’s, dass er den ganzen gesellschaft-
lichen Reichthum eintheilt in 1) unmittelbaren Konsumtionsfonds, 2) fixes
Kapital, 3) cirkulirendes Kapital. Hiernach wäre der Reichthum einzu-
theilen in 1) den Konsumtionsfonds, der keinen Theil des fungirenden
gesellschaftlichen Kapitals bildet, obgleich Theile desselben beständig als
Kapital fungiren können; und 2) in Kapital. Ein Theil des Reichthums
fungirt hiernach als Kapital, der andre Theil als Nichtkapital oder Kon-
sumtionsfonds. Und es erscheint hier als eine unumgängliche Nothwen-
digkeit für alles Kapital, entweder fix zu sein oder flüssig, etwa wie es
für ein Säugethier eine Naturnothwendigkeit ist, entweder männlich zu
sein oder weiblich. Wir haben aber gesehn, dass der Gegensatz von fix
und flüssig nur anwendbar ist auf die Elemente des produktiven Ka-
pitals, dass es also neben diesem noch eine sehr bedeutende Menge Ka-
pital — Waarenkapital und Geldkapital — gibt, die sich in einer Form
befindet in der sie weder fix noch flüssig sein kann.

Da mit Ausnahme des Theils der Produkte, der in Naturalform von
den einzelnen kapitalistischen Producenten selbst, direkt ohne Verkauf oder

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[187/0221] Waare zu cirkuliren, wird sie Bestandtheil des produktiven Kapitals: variables Kapital als Quelle des Mehrwerths, flüssiger Bestandtheil des produktiven Kapitals in Bezug auf den Umschlag des in ihr ausgelegten Kapitalwerths. Da Smith hier das flüssige Kapital mit Waarenkapital verwechselt, kann er die Arbeitskraft nicht unterbringen unter seine Ru- brik des cirkulirenden Kapitals. Das variable Kapital tritt daher hier auf in der Form der Waaren, die der Arbeiter mit seinem Lohn kauft, der Lebensmittel. In dieser Form soll der in Arbeitslohn ausgelegte Kapitalwerth zum cirkulirenden Kapital gehören. Was dem Produktions- process einverleibt wird, ist die Arbeitskraft, der Arbeiter selbst, nicht die Lebensmittel, wodurch sich der Arbeiter erhält. Allerdings haben wir gesehn (Buch I, Kap. XXI), dass, gesellschaftlich betrachtet, auch die Reproduktion des Arbeiters selbst durch seinen individuellen Konsum zum Reproduktionsprocess des gesellschaftlichen Kapitals gehört. Aber dies gilt nicht für den einzelnen in sich abgeschlossnen Produktionsprocess, den wir hier betrachten. Die acquired and useful abilities (p. 187), die Smith unter der Rubrik des fixen Kapitals aufführt, bilden im Gegentheil Bestandtheile des flüssigen Kapitals, sobald sie abilities des Lohnarbeiters sind und dieser seine Arbeit mitsammt ihren abilities verkauft hat. Es ist ein grosser Fehler Smith’s, dass er den ganzen gesellschaft- lichen Reichthum eintheilt in 1) unmittelbaren Konsumtionsfonds, 2) fixes Kapital, 3) cirkulirendes Kapital. Hiernach wäre der Reichthum einzu- theilen in 1) den Konsumtionsfonds, der keinen Theil des fungirenden gesellschaftlichen Kapitals bildet, obgleich Theile desselben beständig als Kapital fungiren können; und 2) in Kapital. Ein Theil des Reichthums fungirt hiernach als Kapital, der andre Theil als Nichtkapital oder Kon- sumtionsfonds. Und es erscheint hier als eine unumgängliche Nothwen- digkeit für alles Kapital, entweder fix zu sein oder flüssig, etwa wie es für ein Säugethier eine Naturnothwendigkeit ist, entweder männlich zu sein oder weiblich. Wir haben aber gesehn, dass der Gegensatz von fix und flüssig nur anwendbar ist auf die Elemente des produktiven Ka- pitals, dass es also neben diesem noch eine sehr bedeutende Menge Ka- pital — Waarenkapital und Geldkapital — gibt, die sich in einer Form befindet in der sie weder fix noch flüssig sein kann. Da mit Ausnahme des Theils der Produkte, der in Naturalform von den einzelnen kapitalistischen Producenten selbst, direkt ohne Verkauf oder

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/221>, abgerufen am 08.05.2024.