Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

bareren bei andren Theilen der Bahn, lässt sich vergleichen mit den seku-
lären und periodischen Ungleichheiten in der Bewegung der Weltkörper.
Die Wirkung der Zeit auf die massivren Konstruktionen einer Bahn, Brücken,
Tunnel, Viadukte etc. liefert Beispiele von dem, was man einen sekulären
Verschleiss nennen kann. Die schnellere und sichtbarere Entwerthung, die
in kürzern Zeiträumen durch Reparaturen oder Ersatz gutgemacht wird,
ist den periodischen Ungleichheiten analog. In die jährlichen Reparatur-
kosten wird auch der Ersatz des zufälligen Schadens eingeschlossen, den
die Aussenseite auch der dauerhafteren Konstruktionen von Zeit zu Zeit
erleidet; aber auch unabhängig von diesen Reparaturen geht das Alter
nicht wirkungslos an ihnen vorbei, und wie entfernt sie auch immer sei,
die Zeit muss kommen, in der ihr Zustand einen Neubau nöthig macht.
In finanzieller und ökonomischer Beziehung mag diese Zeit allerdings viel
zu entfernt sein, um sie in praktische Rechnung zu ziehn." (Lardner,
l. c., p. 38, 39.)

Es gilt dies für alle solche Werke von sekulärer Dauer, bei welchen
also nicht das in ihnen vorgeschossne Kapital ihrem Verschleiss entsprechend
allmälig zu ersetzen ist, sondern nur die jährlichen Durchschnittskosten
der Erhaltung und Reparatur auf den Preis des Produkts zu über-
tragen sind.

Obgleich, wie wir gesehn, ein grössrer Theil des zum Ersatz des
Verschleisses des fixen Kapitals zurückfliessenden Geldes jährlich, oder
selbst in kürzern Zeiträumen, wieder in seine Naturalform rückverwandelt
wird, ist dennoch für jeden einzelnen Kapitalisten ein Amortisationsfonds
nöthig für den Theil des fixen Kapitals, der nur nach Verlauf von Jahren
auf einmal in seinen Reproduktionstermin tritt und dann ganz zu ersetzen
ist. Ein bedeutender Bestandtheil des fixen Kapitals schliesst durch seine
Beschaffenheit die stückweise Reproduktion aus. Ausserdem, wo die Re-
produktion stückweis in der Weise geschieht, dass in kürzern Intervallen
dem entwertheten Bestand neuer zugefügt wird, ist je nach dem specifischen
Charakter des Produktionszweigs eine vorherige Geldakkumulation von
grössrem oder geringrem Umfang nöthig, bevor dieser Ersatz stattfinden
kann. Nicht jede beliebige Geldsumme reicht dazu hin, es wird eine Geld-
summe von bestimmtem Umfang dazu erheischt.

Betrachten wir dies bloss unter der Voraussetzung der einfachen
Geldcirkulation, ohne alle Rücksicht auf das erst später zu entwickelnde

bareren bei andren Theilen der Bahn, lässt sich vergleichen mit den seku-
lären und periodischen Ungleichheiten in der Bewegung der Weltkörper.
Die Wirkung der Zeit auf die massivren Konstruktionen einer Bahn, Brücken,
Tunnel, Viadukte etc. liefert Beispiele von dem, was man einen sekulären
Verschleiss nennen kann. Die schnellere und sichtbarere Entwerthung, die
in kürzern Zeiträumen durch Reparaturen oder Ersatz gutgemacht wird,
ist den periodischen Ungleichheiten analog. In die jährlichen Reparatur-
kosten wird auch der Ersatz des zufälligen Schadens eingeschlossen, den
die Aussenseite auch der dauerhafteren Konstruktionen von Zeit zu Zeit
erleidet; aber auch unabhängig von diesen Reparaturen geht das Alter
nicht wirkungslos an ihnen vorbei, und wie entfernt sie auch immer sei,
die Zeit muss kommen, in der ihr Zustand einen Neubau nöthig macht.
In finanzieller und ökonomischer Beziehung mag diese Zeit allerdings viel
zu entfernt sein, um sie in praktische Rechnung zu ziehn.“ (Lardner,
l. c., p. 38, 39.)

Es gilt dies für alle solche Werke von sekulärer Dauer, bei welchen
also nicht das in ihnen vorgeschossne Kapital ihrem Verschleiss entsprechend
allmälig zu ersetzen ist, sondern nur die jährlichen Durchschnittskosten
der Erhaltung und Reparatur auf den Preis des Produkts zu über-
tragen sind.

Obgleich, wie wir gesehn, ein grössrer Theil des zum Ersatz des
Verschleisses des fixen Kapitals zurückfliessenden Geldes jährlich, oder
selbst in kürzern Zeiträumen, wieder in seine Naturalform rückverwandelt
wird, ist dennoch für jeden einzelnen Kapitalisten ein Amortisationsfonds
nöthig für den Theil des fixen Kapitals, der nur nach Verlauf von Jahren
auf einmal in seinen Reproduktionstermin tritt und dann ganz zu ersetzen
ist. Ein bedeutender Bestandtheil des fixen Kapitals schliesst durch seine
Beschaffenheit die stückweise Reproduktion aus. Ausserdem, wo die Re-
produktion stückweis in der Weise geschieht, dass in kürzern Intervallen
dem entwertheten Bestand neuer zugefügt wird, ist je nach dem specifischen
Charakter des Produktionszweigs eine vorherige Geldakkumulation von
grössrem oder geringrem Umfang nöthig, bevor dieser Ersatz stattfinden
kann. Nicht jede beliebige Geldsumme reicht dazu hin, es wird eine Geld-
summe von bestimmtem Umfang dazu erheischt.

Betrachten wir dies bloss unter der Voraussetzung der einfachen
Geldcirkulation, ohne alle Rücksicht auf das erst später zu entwickelnde

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0194" n="160"/>
bareren bei andren Theilen der Bahn, lässt sich vergleichen mit den seku-<lb/>
lären und periodischen Ungleichheiten in der Bewegung der Weltkörper.<lb/>
Die Wirkung der Zeit auf die massivren Konstruktionen einer Bahn, Brücken,<lb/>
Tunnel, Viadukte etc. liefert Beispiele von dem, was man einen sekulären<lb/>
Verschleiss nennen kann. Die schnellere und sichtbarere Entwerthung, die<lb/>
in kürzern Zeiträumen durch Reparaturen oder Ersatz gutgemacht wird,<lb/>
ist den periodischen Ungleichheiten analog. In die jährlichen Reparatur-<lb/>
kosten wird auch der Ersatz des zufälligen Schadens eingeschlossen, den<lb/>
die Aussenseite auch der dauerhafteren Konstruktionen von Zeit zu Zeit<lb/>
erleidet; aber auch unabhängig von diesen Reparaturen geht das Alter<lb/>
nicht wirkungslos an ihnen vorbei, und wie entfernt sie auch immer sei,<lb/>
die Zeit muss kommen, in der ihr Zustand einen Neubau nöthig macht.<lb/>
In finanzieller und ökonomischer Beziehung mag diese Zeit allerdings viel<lb/>
zu entfernt sein, um sie in praktische Rechnung zu ziehn.&#x201C; (Lardner,<lb/>
l. c., p. 38, 39.)</p><lb/>
              <p>Es gilt dies für alle solche Werke von sekulärer Dauer, bei welchen<lb/>
also nicht das in ihnen vorgeschossne Kapital ihrem Verschleiss entsprechend<lb/>
allmälig zu ersetzen ist, sondern nur die jährlichen Durchschnittskosten<lb/>
der Erhaltung und Reparatur auf den Preis des Produkts zu über-<lb/>
tragen sind.</p><lb/>
              <p>Obgleich, wie wir gesehn, ein grössrer Theil des zum Ersatz des<lb/>
Verschleisses des fixen Kapitals zurückfliessenden Geldes jährlich, oder<lb/>
selbst in kürzern Zeiträumen, wieder in seine Naturalform rückverwandelt<lb/>
wird, ist dennoch für jeden einzelnen Kapitalisten ein Amortisationsfonds<lb/>
nöthig für den Theil des fixen Kapitals, der nur nach Verlauf von Jahren<lb/>
auf einmal in seinen Reproduktionstermin tritt und dann ganz zu ersetzen<lb/>
ist. Ein bedeutender Bestandtheil des fixen Kapitals schliesst durch seine<lb/>
Beschaffenheit die stückweise Reproduktion aus. Ausserdem, wo die Re-<lb/>
produktion stückweis in der Weise geschieht, dass in kürzern Intervallen<lb/>
dem entwertheten Bestand neuer zugefügt wird, ist je nach dem specifischen<lb/>
Charakter des Produktionszweigs eine vorherige Geldakkumulation von<lb/>
grössrem oder geringrem Umfang nöthig, bevor dieser Ersatz stattfinden<lb/>
kann. Nicht jede beliebige Geldsumme reicht dazu hin, es wird eine Geld-<lb/>
summe von bestimmtem Umfang dazu erheischt.</p><lb/>
              <p>Betrachten wir dies bloss unter der Voraussetzung der einfachen<lb/>
Geldcirkulation, ohne alle Rücksicht auf das erst später zu entwickelnde<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[160/0194] bareren bei andren Theilen der Bahn, lässt sich vergleichen mit den seku- lären und periodischen Ungleichheiten in der Bewegung der Weltkörper. Die Wirkung der Zeit auf die massivren Konstruktionen einer Bahn, Brücken, Tunnel, Viadukte etc. liefert Beispiele von dem, was man einen sekulären Verschleiss nennen kann. Die schnellere und sichtbarere Entwerthung, die in kürzern Zeiträumen durch Reparaturen oder Ersatz gutgemacht wird, ist den periodischen Ungleichheiten analog. In die jährlichen Reparatur- kosten wird auch der Ersatz des zufälligen Schadens eingeschlossen, den die Aussenseite auch der dauerhafteren Konstruktionen von Zeit zu Zeit erleidet; aber auch unabhängig von diesen Reparaturen geht das Alter nicht wirkungslos an ihnen vorbei, und wie entfernt sie auch immer sei, die Zeit muss kommen, in der ihr Zustand einen Neubau nöthig macht. In finanzieller und ökonomischer Beziehung mag diese Zeit allerdings viel zu entfernt sein, um sie in praktische Rechnung zu ziehn.“ (Lardner, l. c., p. 38, 39.) Es gilt dies für alle solche Werke von sekulärer Dauer, bei welchen also nicht das in ihnen vorgeschossne Kapital ihrem Verschleiss entsprechend allmälig zu ersetzen ist, sondern nur die jährlichen Durchschnittskosten der Erhaltung und Reparatur auf den Preis des Produkts zu über- tragen sind. Obgleich, wie wir gesehn, ein grössrer Theil des zum Ersatz des Verschleisses des fixen Kapitals zurückfliessenden Geldes jährlich, oder selbst in kürzern Zeiträumen, wieder in seine Naturalform rückverwandelt wird, ist dennoch für jeden einzelnen Kapitalisten ein Amortisationsfonds nöthig für den Theil des fixen Kapitals, der nur nach Verlauf von Jahren auf einmal in seinen Reproduktionstermin tritt und dann ganz zu ersetzen ist. Ein bedeutender Bestandtheil des fixen Kapitals schliesst durch seine Beschaffenheit die stückweise Reproduktion aus. Ausserdem, wo die Re- produktion stückweis in der Weise geschieht, dass in kürzern Intervallen dem entwertheten Bestand neuer zugefügt wird, ist je nach dem specifischen Charakter des Produktionszweigs eine vorherige Geldakkumulation von grössrem oder geringrem Umfang nöthig, bevor dieser Ersatz stattfinden kann. Nicht jede beliebige Geldsumme reicht dazu hin, es wird eine Geld- summe von bestimmtem Umfang dazu erheischt. Betrachten wir dies bloss unter der Voraussetzung der einfachen Geldcirkulation, ohne alle Rücksicht auf das erst später zu entwickelnde

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/194
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/194>, abgerufen am 04.12.2024.