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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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Sobald der gesammte Kapitalwerth, den ein individueller Kapitalist
in einem beliebigen Produktionszweig anlegt, den Kreislauf seiner Bewegung
beschrieben hat, befindet er sich wieder in seiner Anfangsform und kann
nun denselben Process wiederholen. Er muss ihn wiederholen, soll der
Werth sich als Kapitalwerth verewigen und verwerthen. Der einzelne
Kreislauf bildet im Leben des Kapitals nur einen Abschnitt, der sich be-
ständig wiederholt, also eine Periode. Am Abschluss der Periode G ... G'
befindet sich das Kapital wieder in der Form des Geldkapitals, das die
Reihe der Formverwandlungen, worin sein Reproduktions-, resp. Ver-
werthungsprocess einbegriffen ist, von neuem durchläuft. Beim Abschluss
der Periode P ... P befindet das Kapital sich wieder in der Form der
Produktionselemente, welche die Voraussetzung seines erneuerten Kreis-
laufs bilden. Der Kreislauf des Kapitals, nicht als vereinzelter Vorgang,
sondern als periodischer Process bestimmt, heisst sein Umschlag. Die
Dauer dieses Umschlags ist gegeben durch die Summe seiner Produktions-
zeit und seiner Umlaufszeit. Diese Zeitsumme bildet die Umschlagszeit
des Kapitals. Sie mißt daher den Zwischenraum zwischen einer Kreis-
laufsperiode des gesammten Kapitalwerths und der nächstfolgenden; die
Periodicität im Lebensprocess des Kapitals, oder wenn man will, die Zeit
der Erneurung, Wiederholung des Verwerthungs-, resp. Produktions-
processes desselben Kapitalwerths.

Abgesehn von den individuellen Abenteuern, die für ein einzelnes
Kapital die Umschlagszeit beschleunigen oder abkürzen mögen, ist die
Umschlagszeit der Kapitale verschieden je nach ihren verschiednen An-
lagesphären.

Wie der Arbeitstag die natürliche Maßeinheit für die Funktion der
Arbeitskraft, bildet das Jahr die natürliche Maßeinheit für die Umschläge
des processirenden Kapitals. Die Naturbasis dieser Maßeinheit liegt
darin, dass die wichtigsten Erdfrüchte der gemäßigten Zone, welche das
Mutterland der kapitalistischen Produktion ist, jährliche Produkte sind.

Nennen wir das Jahr als Maßeinheit der Umschlagszeit U, die Um-
schlagszeit eines bestimmten Kapitals u, die Anzahl seiner Umschläge n,
so ist . Beträgt also z. B. die Umschlagszeit u 3 Monate, so n =
= 4; das Kapital vollzieht 4 Umschläge im Jahr oder schlägt vier-
mal um. Ist u = 18 Monate, so n = = 2/3 oder das Kapital legt in

Sobald der gesammte Kapitalwerth, den ein individueller Kapitalist
in einem beliebigen Produktionszweig anlegt, den Kreislauf seiner Bewegung
beschrieben hat, befindet er sich wieder in seiner Anfangsform und kann
nun denselben Process wiederholen. Er muss ihn wiederholen, soll der
Werth sich als Kapitalwerth verewigen und verwerthen. Der einzelne
Kreislauf bildet im Leben des Kapitals nur einen Abschnitt, der sich be-
ständig wiederholt, also eine Periode. Am Abschluss der Periode G … G'
befindet sich das Kapital wieder in der Form des Geldkapitals, das die
Reihe der Formverwandlungen, worin sein Reproduktions-, resp. Ver-
werthungsprocess einbegriffen ist, von neuem durchläuft. Beim Abschluss
der Periode P … P befindet das Kapital sich wieder in der Form der
Produktionselemente, welche die Voraussetzung seines erneuerten Kreis-
laufs bilden. Der Kreislauf des Kapitals, nicht als vereinzelter Vorgang,
sondern als periodischer Process bestimmt, heisst sein Umschlag. Die
Dauer dieses Umschlags ist gegeben durch die Summe seiner Produktions-
zeit und seiner Umlaufszeit. Diese Zeitsumme bildet die Umschlagszeit
des Kapitals. Sie mißt daher den Zwischenraum zwischen einer Kreis-
laufsperiode des gesammten Kapitalwerths und der nächstfolgenden; die
Periodicität im Lebensprocess des Kapitals, oder wenn man will, die Zeit
der Erneurung, Wiederholung des Verwerthungs-, resp. Produktions-
processes desselben Kapitalwerths.

Abgesehn von den individuellen Abenteuern, die für ein einzelnes
Kapital die Umschlagszeit beschleunigen oder abkürzen mögen, ist die
Umschlagszeit der Kapitale verschieden je nach ihren verschiednen An-
lagesphären.

Wie der Arbeitstag die natürliche Maßeinheit für die Funktion der
Arbeitskraft, bildet das Jahr die natürliche Maßeinheit für die Umschläge
des processirenden Kapitals. Die Naturbasis dieser Maßeinheit liegt
darin, dass die wichtigsten Erdfrüchte der gemäßigten Zone, welche das
Mutterland der kapitalistischen Produktion ist, jährliche Produkte sind.

Nennen wir das Jahr als Maßeinheit der Umschlagszeit U, die Um-
schlagszeit eines bestimmten Kapitals u, die Anzahl seiner Umschläge n,
so ist . Beträgt also z. B. die Umschlagszeit u 3 Monate, so n =
= 4; das Kapital vollzieht 4 Umschläge im Jahr oder schlägt vier-
mal um. Ist u = 18 Monate, so n = = ⅔ oder das Kapital legt in

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[133/0167] Sobald der gesammte Kapitalwerth, den ein individueller Kapitalist in einem beliebigen Produktionszweig anlegt, den Kreislauf seiner Bewegung beschrieben hat, befindet er sich wieder in seiner Anfangsform und kann nun denselben Process wiederholen. Er muss ihn wiederholen, soll der Werth sich als Kapitalwerth verewigen und verwerthen. Der einzelne Kreislauf bildet im Leben des Kapitals nur einen Abschnitt, der sich be- ständig wiederholt, also eine Periode. Am Abschluss der Periode G … G' befindet sich das Kapital wieder in der Form des Geldkapitals, das die Reihe der Formverwandlungen, worin sein Reproduktions-, resp. Ver- werthungsprocess einbegriffen ist, von neuem durchläuft. Beim Abschluss der Periode P … P befindet das Kapital sich wieder in der Form der Produktionselemente, welche die Voraussetzung seines erneuerten Kreis- laufs bilden. Der Kreislauf des Kapitals, nicht als vereinzelter Vorgang, sondern als periodischer Process bestimmt, heisst sein Umschlag. Die Dauer dieses Umschlags ist gegeben durch die Summe seiner Produktions- zeit und seiner Umlaufszeit. Diese Zeitsumme bildet die Umschlagszeit des Kapitals. Sie mißt daher den Zwischenraum zwischen einer Kreis- laufsperiode des gesammten Kapitalwerths und der nächstfolgenden; die Periodicität im Lebensprocess des Kapitals, oder wenn man will, die Zeit der Erneurung, Wiederholung des Verwerthungs-, resp. Produktions- processes desselben Kapitalwerths. Abgesehn von den individuellen Abenteuern, die für ein einzelnes Kapital die Umschlagszeit beschleunigen oder abkürzen mögen, ist die Umschlagszeit der Kapitale verschieden je nach ihren verschiednen An- lagesphären. Wie der Arbeitstag die natürliche Maßeinheit für die Funktion der Arbeitskraft, bildet das Jahr die natürliche Maßeinheit für die Umschläge des processirenden Kapitals. Die Naturbasis dieser Maßeinheit liegt darin, dass die wichtigsten Erdfrüchte der gemäßigten Zone, welche das Mutterland der kapitalistischen Produktion ist, jährliche Produkte sind. Nennen wir das Jahr als Maßeinheit der Umschlagszeit U, die Um- schlagszeit eines bestimmten Kapitals u, die Anzahl seiner Umschläge n, so ist [FORMEL]. Beträgt also z. B. die Umschlagszeit u 3 Monate, so n = [FORMEL] = 4; das Kapital vollzieht 4 Umschläge im Jahr oder schlägt vier- mal um. Ist u = 18 Monate, so n = [FORMEL] = ⅔ oder das Kapital legt in

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/167>, abgerufen am 20.04.2024.