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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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ständen, der Umfang des Waarenvorraths. Er wird ebenso rasch erneuert
und absorbirt, aber sein Umfang ist grösser. Der durch die Cirkulations-
stockung schwellende Umfang des Waarenvorraths kann also für ein
Symptom der Erweitrung des Reproduktionsprocesses versehn werden,
namentlich, sobald mit der Entwicklung des Kreditsystems die wirkliche
Bewegung mystificirt werden kann.

Die Kosten der Vorrathbildung bestehn 1) aus quantitativer Abnahme
der Produktmasse (z. B. bei Mehlvorrath; 2) Verderb der Qualität; 3) aus
der vergegenständlichten und lebendigen Arbeit, welche die Erhaltung des
Vorraths erheischt.

III. Transportkosten.

Es ist nicht nöthig, hier auf alle Details der Cirkulationskosten ein-
zugehn, wie z. B. Verpackung, Sortirung etc. Das allgemeine Gesetz ist,
dass alle Cirkulationskosten, die nur aus der Formverwand-
lung der Waare entspringen, dieser letztren keinen Werth
hinzusetzen
. Es sind bloss Kosten zur Realisirung des Werths oder
zu seiner Uebersetzung aus einer Form in die andre. Das in diesen
Kosten ausgelegte Kapital (eingeschlossen die von ihm kommandirte Ar-
beit) gehört zu den faux frais der kapitalistischen Produktion. Der Er-
satz derselben muss aus dem Mehrprodukt geschehn und bildet, die
ganze Kapitalistenklasse betrachtet, einen Abzug vom Mehrwerth oder
Mehrprodukt, ganz wie für einen Arbeiter die Zeit, die er zum Einkauf
seiner Lebensmittel braucht, verlorne Zeit ist. Die Transportkosten spielen
aber eine zu wichtige Rolle, um sie hier nicht noch kurz zu betrachten.

Innerhalb des Kreislaufs des Kapitals und der Waarenmetamorphose,
welche einen Abschnitt desselben bildet, vollzieht sich der Stoffwechsel
der gesellschaftlichen Arbeit. Dieser Stoffwechsel mag den Raumwechsel
der Produkte bedingen, ihre wirkliche Bewegung von einem Ort zum
andren. Cirkulation von Waaren kann aber stattfinden ohne ihre physische
Bewegung und Produktentransport ohne Waarencirkulation, und selbst
ohne unmittelbaren Produktenaustausch. Ein Haus, welches A an B ver-
kauft, cirkulirt als Waare, aber es geht nicht spazieren. Bewegliche
Waarenwerthe, wie Baumwolle oder Roheisen, hocken auf demselben Waaren-
lager, zur selben Zeit, wo sie Dutzende von Cirkulationsprocessen durch-
laufen, gekauft und wieder verkauft werden von den Spekulanten.17) Was

17) Storch nennt letztres Circulation factice.

ständen, der Umfang des Waarenvorraths. Er wird ebenso rasch erneuert
und absorbirt, aber sein Umfang ist grösser. Der durch die Cirkulations-
stockung schwellende Umfang des Waarenvorraths kann also für ein
Symptom der Erweitrung des Reproduktionsprocesses versehn werden,
namentlich, sobald mit der Entwicklung des Kreditsystems die wirkliche
Bewegung mystificirt werden kann.

Die Kosten der Vorrathbildung bestehn 1) aus quantitativer Abnahme
der Produktmasse (z. B. bei Mehlvorrath; 2) Verderb der Qualität; 3) aus
der vergegenständlichten und lebendigen Arbeit, welche die Erhaltung des
Vorraths erheischt.

III. Transportkosten.

Es ist nicht nöthig, hier auf alle Details der Cirkulationskosten ein-
zugehn, wie z. B. Verpackung, Sortirung etc. Das allgemeine Gesetz ist,
dass alle Cirkulationskosten, die nur aus der Formverwand-
lung der Waare entspringen, dieser letztren keinen Werth
hinzusetzen
. Es sind bloss Kosten zur Realisirung des Werths oder
zu seiner Uebersetzung aus einer Form in die andre. Das in diesen
Kosten ausgelegte Kapital (eingeschlossen die von ihm kommandirte Ar-
beit) gehört zu den faux frais der kapitalistischen Produktion. Der Er-
satz derselben muss aus dem Mehrprodukt geschehn und bildet, die
ganze Kapitalistenklasse betrachtet, einen Abzug vom Mehrwerth oder
Mehrprodukt, ganz wie für einen Arbeiter die Zeit, die er zum Einkauf
seiner Lebensmittel braucht, verlorne Zeit ist. Die Transportkosten spielen
aber eine zu wichtige Rolle, um sie hier nicht noch kurz zu betrachten.

Innerhalb des Kreislaufs des Kapitals und der Waarenmetamorphose,
welche einen Abschnitt desselben bildet, vollzieht sich der Stoffwechsel
der gesellschaftlichen Arbeit. Dieser Stoffwechsel mag den Raumwechsel
der Produkte bedingen, ihre wirkliche Bewegung von einem Ort zum
andren. Cirkulation von Waaren kann aber stattfinden ohne ihre physische
Bewegung und Produktentransport ohne Waarencirkulation, und selbst
ohne unmittelbaren Produktenaustausch. Ein Haus, welches A an B ver-
kauft, cirkulirt als Waare, aber es geht nicht spazieren. Bewegliche
Waarenwerthe, wie Baumwolle oder Roheisen, hocken auf demselben Waaren-
lager, zur selben Zeit, wo sie Dutzende von Cirkulationsprocessen durch-
laufen, gekauft und wieder verkauft werden von den Spekulanten.17) Was

17) Storch nennt letztres Circulation factice.
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[126/0160] ständen, der Umfang des Waarenvorraths. Er wird ebenso rasch erneuert und absorbirt, aber sein Umfang ist grösser. Der durch die Cirkulations- stockung schwellende Umfang des Waarenvorraths kann also für ein Symptom der Erweitrung des Reproduktionsprocesses versehn werden, namentlich, sobald mit der Entwicklung des Kreditsystems die wirkliche Bewegung mystificirt werden kann. Die Kosten der Vorrathbildung bestehn 1) aus quantitativer Abnahme der Produktmasse (z. B. bei Mehlvorrath; 2) Verderb der Qualität; 3) aus der vergegenständlichten und lebendigen Arbeit, welche die Erhaltung des Vorraths erheischt. III. Transportkosten. Es ist nicht nöthig, hier auf alle Details der Cirkulationskosten ein- zugehn, wie z. B. Verpackung, Sortirung etc. Das allgemeine Gesetz ist, dass alle Cirkulationskosten, die nur aus der Formverwand- lung der Waare entspringen, dieser letztren keinen Werth hinzusetzen. Es sind bloss Kosten zur Realisirung des Werths oder zu seiner Uebersetzung aus einer Form in die andre. Das in diesen Kosten ausgelegte Kapital (eingeschlossen die von ihm kommandirte Ar- beit) gehört zu den faux frais der kapitalistischen Produktion. Der Er- satz derselben muss aus dem Mehrprodukt geschehn und bildet, die ganze Kapitalistenklasse betrachtet, einen Abzug vom Mehrwerth oder Mehrprodukt, ganz wie für einen Arbeiter die Zeit, die er zum Einkauf seiner Lebensmittel braucht, verlorne Zeit ist. Die Transportkosten spielen aber eine zu wichtige Rolle, um sie hier nicht noch kurz zu betrachten. Innerhalb des Kreislaufs des Kapitals und der Waarenmetamorphose, welche einen Abschnitt desselben bildet, vollzieht sich der Stoffwechsel der gesellschaftlichen Arbeit. Dieser Stoffwechsel mag den Raumwechsel der Produkte bedingen, ihre wirkliche Bewegung von einem Ort zum andren. Cirkulation von Waaren kann aber stattfinden ohne ihre physische Bewegung und Produktentransport ohne Waarencirkulation, und selbst ohne unmittelbaren Produktenaustausch. Ein Haus, welches A an B ver- kauft, cirkulirt als Waare, aber es geht nicht spazieren. Bewegliche Waarenwerthe, wie Baumwolle oder Roheisen, hocken auf demselben Waaren- lager, zur selben Zeit, wo sie Dutzende von Cirkulationsprocessen durch- laufen, gekauft und wieder verkauft werden von den Spekulanten. 17) Was 17) Storch nennt letztres Circulation factice.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/160>, abgerufen am 28.03.2024.