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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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schen Form Kapitalauslagen -- die nicht in die Produktbildung selbst ein-
gehn, also Abzüge vom Produkt. Sie sind nothwendig, Unkosten des
gesellschaftlichen Reichthums. Sie sind die Erhaltungskosten des ge-
sellschaftlichen Produkts, ob seine Existenz als Element des Waarenvor-
raths nun bloss der gesellschaftlichen Form der Produktion, also der
Waarenform und ihrer nothwendigen Formverwandlung entspringe, oder
ob wir den Waarenvorrath nur als eine Specialform des Produktenvor-
raths betrachten, der allen Gesellschaften gemeinsam, wenn auch nicht
in der Form des Waarenvorraths, dieser dem Cirkulationsprocess angehörigen
Form desselben.

Es fragt sich nun, wie weit diese Kosten in den Werth der Waaren
eingehn.

Wenn der Kapitalist sein in Produktionsmitteln und Arbeitskraft
vorgeschossnes Kapital in Produkt verwandelt hat, in eine fertige zum
Verkauf bestimmte Waarenmasse, und diese bleibt unverkäuflich lagern,
so stockt nicht nur der Verwerthungsprocess seines Kapitals während
dieser Zeit. Die Ausgaben, welche die Erhaltung dieses Vorraths in
Baulichkeiten, zusätzlicher Arbeit etc. erheischt, bilden positiven Verlust.
Der schliessliche Käufer würde ihn auslachen, wenn er sagte: Meine
Waare war während sechs Monaten unverkaufbar und ihre Erhaltung wäh-
rend dieser sechs Monate hat mir nicht nur so und so viel Kapital brach-
gelegt, sondern ausserdem x = Unkosten verursacht. Tant pis pour vous,
sagt der Käufer. Da neben Euch steht ein andrer Verkäufer, dessen
Waare erst vorgestern fertig geworden ist. Eure Waare ist ein Laden-
hüter und wahrscheinlich mehr oder minder angenagt vom Zahn der Zeit.
Ihr müsst also wohlfeiler verkaufen als Euer Rival. -- Ob der Waaren-
producent der wirkliche Producent seiner Waare, oder ihr kapitalistischer
Producent, in der That also nur Repräsentant ihrer wirklichen Produ-
centen, ändert nichts an den Lebensbedingungen der Waare. Er hat seine
Sache in Geld zu verwandeln. Die Unkosten, die ihre Fixirung in ihrer
Waarenform ihm verursacht, gehören zu seinen individuellen Abenteuern,
die den Käufer der Waare nichts angehn. Dieser zahlt ihm nicht die
Cirkulationszeit seiner Waare. Selbst wenn der Kapitalist seine Waare
absichtlich vom Markt zurückhält, in Zeiten wirklicher oder vermutheter
Werthrevolution, so hängt es ab vom Eintreffen dieser Werthrevolution,
von der Richtigkeit oder Unrichtigkeit seiner Spekulation, ob er die zu-

schen Form Kapitalauslagen — die nicht in die Produktbildung selbst ein-
gehn, also Abzüge vom Produkt. Sie sind nothwendig, Unkosten des
gesellschaftlichen Reichthums. Sie sind die Erhaltungskosten des ge-
sellschaftlichen Produkts, ob seine Existenz als Element des Waarenvor-
raths nun bloss der gesellschaftlichen Form der Produktion, also der
Waarenform und ihrer nothwendigen Formverwandlung entspringe, oder
ob wir den Waarenvorrath nur als eine Specialform des Produktenvor-
raths betrachten, der allen Gesellschaften gemeinsam, wenn auch nicht
in der Form des Waarenvorraths, dieser dem Cirkulationsprocess angehörigen
Form desselben.

Es fragt sich nun, wie weit diese Kosten in den Werth der Waaren
eingehn.

Wenn der Kapitalist sein in Produktionsmitteln und Arbeitskraft
vorgeschossnes Kapital in Produkt verwandelt hat, in eine fertige zum
Verkauf bestimmte Waarenmasse, und diese bleibt unverkäuflich lagern,
so stockt nicht nur der Verwerthungsprocess seines Kapitals während
dieser Zeit. Die Ausgaben, welche die Erhaltung dieses Vorraths in
Baulichkeiten, zusätzlicher Arbeit etc. erheischt, bilden positiven Verlust.
Der schliessliche Käufer würde ihn auslachen, wenn er sagte: Meine
Waare war während sechs Monaten unverkaufbar und ihre Erhaltung wäh-
rend dieser sechs Monate hat mir nicht nur so und so viel Kapital brach-
gelegt, sondern ausserdem x = Unkosten verursacht. Tant pis pour vous,
sagt der Käufer. Da neben Euch steht ein andrer Verkäufer, dessen
Waare erst vorgestern fertig geworden ist. Eure Waare ist ein Laden-
hüter und wahrscheinlich mehr oder minder angenagt vom Zahn der Zeit.
Ihr müsst also wohlfeiler verkaufen als Euer Rival. — Ob der Waaren-
producent der wirkliche Producent seiner Waare, oder ihr kapitalistischer
Producent, in der That also nur Repräsentant ihrer wirklichen Produ-
centen, ändert nichts an den Lebensbedingungen der Waare. Er hat seine
Sache in Geld zu verwandeln. Die Unkosten, die ihre Fixirung in ihrer
Waarenform ihm verursacht, gehören zu seinen individuellen Abenteuern,
die den Käufer der Waare nichts angehn. Dieser zahlt ihm nicht die
Cirkulationszeit seiner Waare. Selbst wenn der Kapitalist seine Waare
absichtlich vom Markt zurückhält, in Zeiten wirklicher oder vermutheter
Werthrevolution, so hängt es ab vom Eintreffen dieser Werthrevolution,
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[122/0156] schen Form Kapitalauslagen — die nicht in die Produktbildung selbst ein- gehn, also Abzüge vom Produkt. Sie sind nothwendig, Unkosten des gesellschaftlichen Reichthums. Sie sind die Erhaltungskosten des ge- sellschaftlichen Produkts, ob seine Existenz als Element des Waarenvor- raths nun bloss der gesellschaftlichen Form der Produktion, also der Waarenform und ihrer nothwendigen Formverwandlung entspringe, oder ob wir den Waarenvorrath nur als eine Specialform des Produktenvor- raths betrachten, der allen Gesellschaften gemeinsam, wenn auch nicht in der Form des Waarenvorraths, dieser dem Cirkulationsprocess angehörigen Form desselben. Es fragt sich nun, wie weit diese Kosten in den Werth der Waaren eingehn. Wenn der Kapitalist sein in Produktionsmitteln und Arbeitskraft vorgeschossnes Kapital in Produkt verwandelt hat, in eine fertige zum Verkauf bestimmte Waarenmasse, und diese bleibt unverkäuflich lagern, so stockt nicht nur der Verwerthungsprocess seines Kapitals während dieser Zeit. Die Ausgaben, welche die Erhaltung dieses Vorraths in Baulichkeiten, zusätzlicher Arbeit etc. erheischt, bilden positiven Verlust. Der schliessliche Käufer würde ihn auslachen, wenn er sagte: Meine Waare war während sechs Monaten unverkaufbar und ihre Erhaltung wäh- rend dieser sechs Monate hat mir nicht nur so und so viel Kapital brach- gelegt, sondern ausserdem x = Unkosten verursacht. Tant pis pour vous, sagt der Käufer. Da neben Euch steht ein andrer Verkäufer, dessen Waare erst vorgestern fertig geworden ist. Eure Waare ist ein Laden- hüter und wahrscheinlich mehr oder minder angenagt vom Zahn der Zeit. Ihr müsst also wohlfeiler verkaufen als Euer Rival. — Ob der Waaren- producent der wirkliche Producent seiner Waare, oder ihr kapitalistischer Producent, in der That also nur Repräsentant ihrer wirklichen Produ- centen, ändert nichts an den Lebensbedingungen der Waare. Er hat seine Sache in Geld zu verwandeln. Die Unkosten, die ihre Fixirung in ihrer Waarenform ihm verursacht, gehören zu seinen individuellen Abenteuern, die den Käufer der Waare nichts angehn. Dieser zahlt ihm nicht die Cirkulationszeit seiner Waare. Selbst wenn der Kapitalist seine Waare absichtlich vom Markt zurückhält, in Zeiten wirklicher oder vermutheter Werthrevolution, so hängt es ab vom Eintreffen dieser Werthrevolution, von der Richtigkeit oder Unrichtigkeit seiner Spekulation, ob er die zu-

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/156>, abgerufen am 19.04.2024.