Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite
Nachtrag zu den Noten des ersten Buchs.

I) ad Kapitel III, n. 86. In einem der unterdrücktesten Agri-
kulturdistrikte Englands, in Buckinghamshire haben die Lohnar-
beiter, März 1867, einen grossen Strike zur Erhöhung des Wochen-
lohns von 9--10 auf 12 sh. gemacht.

II) ad Kapitel III, n. 87. Durch einen Strike erzwangen die
Heizer, Lokomotivenführer u. s. w. der Brighton Eisenbahn, Ende März
1867, die Beschränkung des Normalarbeitstags auf 10 Stunden, nebst an-
deren Koncessionen. Dieselbe Bewegung hat in diesem Augenblicke
(6. April 1867) fast alle anderen englischen Eisenbahnen ergriffen.

III) ad Kapitel IV, n. 175. Die Gesetze zum Schutz gegen ge-
fährliche Maschinerie haben wohlthätig gewirkt. "Aber ... es existiren
jetzt neue Quellen von Unglücksfällen, die vor 20 Jahren nicht existirt
haben, namentlich die vermehrte Geschwindigkeit der Maschinerie. Räder,
Walzen, Spindeln und Webstühle werden jetzt mit vermehrter und
stets noch wachsender Gewalt getrieben; die Finger müssen rascher und
kühner den gebrochnen Faden anpacken, denn, wenn mit Zaudern oder
Unvorsicht angelegt, sind sie geopfert ... Eine grosse Anzahl Unglücks-
fälle wird verursacht durch den Eifer der Arbeiter ihr Werk rasch auszu-
führen. Man muss sich erinnern, dass es für die Fabrikanten von der
höchsten Wichtigkeit ist ihre Maschinerie ununterbrochen in Bewegung zu
halten, d. h. Garn und Geweb zu produciren. Jeder Stillstand von einer
Minute ist nicht nur ein Verlust an Triebkraft, sondern an Produktion.
Die Arbeiter werden daher durch Arbeitsaufseher, interessirt in der Quanti-
tät des Machwerks, dazu gehetzt, die Maschinerie in Bewegung zu halten;
und es ist diess nicht minder wichtig für Arbeiter, die nach Gewicht oder
Stück gezahlt werden. Obgleich es daher in den meisten Fabriken formell
verboten ist, Maschinerie während ihrer Bewegung zu reinigen, ist diese
Praxis allgemein. Diese Ursache allein hat während der letzten 6 Monate
906 Unglücksfälle producirt ... Obgleich das Reinigungsgeschäft Tag
aus Tag ein vorgeht, ist der Sonnabend jedoch meist der für gründliche

Nachtrag zu den Noten des ersten Buchs.

I) ad Kapitel III, n. 86. In einem der unterdrücktesten Agri-
kulturdistrikte Englands, in Buckinghamshire haben die Lohnar-
beiter, März 1867, einen grossen Strike zur Erhöhung des Wochen-
lohns von 9—10 auf 12 sh. gemacht.

II) ad Kapitel III, n. 87. Durch einen Strike erzwangen die
Heizer, Lokomotivenführer u. s. w. der Brighton Eisenbahn, Ende März
1867, die Beschränkung des Normalarbeitstags auf 10 Stunden, nebst an-
deren Koncessionen. Dieselbe Bewegung hat in diesem Augenblicke
(6. April 1867) fast alle anderen englischen Eisenbahnen ergriffen.

III) ad Kapitel IV, n. 175. Die Gesetze zum Schutz gegen ge-
fährliche Maschinerie haben wohlthätig gewirkt. „Aber … es existiren
jetzt neue Quellen von Unglücksfällen, die vor 20 Jahren nicht existirt
haben, namentlich die vermehrte Geschwindigkeit der Maschinerie. Räder,
Walzen, Spindeln und Webstühle werden jetzt mit vermehrter und
stets noch wachsender Gewalt getrieben; die Finger müssen rascher und
kühner den gebrochnen Faden anpacken, denn, wenn mit Zaudern oder
Unvorsicht angelegt, sind sie geopfert … Eine grosse Anzahl Unglücks-
fälle wird verursacht durch den Eifer der Arbeiter ihr Werk rasch auszu-
führen. Man muss sich erinnern, dass es für die Fabrikanten von der
höchsten Wichtigkeit ist ihre Maschinerie ununterbrochen in Bewegung zu
halten, d. h. Garn und Geweb zu produciren. Jeder Stillstand von einer
Minute ist nicht nur ein Verlust an Triebkraft, sondern an Produktion.
Die Arbeiter werden daher durch Arbeitsaufseher, interessirt in der Quanti-
tät des Machwerks, dazu gehetzt, die Maschinerie in Bewegung zu halten;
und es ist diess nicht minder wichtig für Arbeiter, die nach Gewicht oder
Stück gezahlt werden. Obgleich es daher in den meisten Fabriken formell
verboten ist, Maschinerie während ihrer Bewegung zu reinigen, ist diese
Praxis allgemein. Diese Ursache allein hat während der letzten 6 Monate
906 Unglücksfälle producirt … Obgleich das Reinigungsgeschäft Tag
aus Tag ein vorgeht, ist der Sonnabend jedoch meist der für gründliche

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0776" n="757"/>
        <div n="2">
          <head>Nachtrag zu den Noten des ersten Buchs.</head><lb/>
          <p>I) <hi rendition="#g">ad Kapitel</hi> III, n. 86. In einem der unterdrücktesten Agri-<lb/>
kulturdistrikte Englands, in <hi rendition="#g">Buckinghamshire</hi> haben die Lohnar-<lb/>
beiter, März 1867, einen grossen <hi rendition="#g">Strike</hi> zur Erhöhung des Wochen-<lb/>
lohns von 9&#x2014;10 auf 12 sh. gemacht.</p><lb/>
          <p>II) <hi rendition="#g">ad Kapitel</hi> III, n. 87. Durch einen <hi rendition="#g">Strike</hi> erzwangen die<lb/>
Heizer, Lokomotivenführer u. s. w. der Brighton Eisenbahn, Ende März<lb/>
1867, die Beschränkung des Normalarbeitstags auf 10 Stunden, nebst an-<lb/>
deren Koncessionen. Dieselbe Bewegung hat in diesem Augenblicke<lb/>
(6. April 1867) fast alle anderen englischen Eisenbahnen ergriffen.</p><lb/>
          <p>III) <hi rendition="#g">ad Kapitel</hi> IV, n. 175. Die Gesetze zum Schutz gegen ge-<lb/>
fährliche Maschinerie haben wohlthätig gewirkt. &#x201E;Aber &#x2026; es existiren<lb/>
jetzt neue Quellen von Unglücksfällen, die vor 20 Jahren nicht existirt<lb/>
haben, namentlich die vermehrte Geschwindigkeit der Maschinerie. Räder,<lb/>
Walzen, Spindeln und Webstühle werden jetzt mit vermehrter und<lb/>
stets noch wachsender Gewalt getrieben; die Finger müssen rascher und<lb/>
kühner den gebrochnen Faden anpacken, denn, wenn mit Zaudern oder<lb/>
Unvorsicht angelegt, sind sie geopfert &#x2026; Eine grosse Anzahl Unglücks-<lb/>
fälle wird verursacht durch den Eifer der Arbeiter ihr Werk rasch auszu-<lb/>
führen. Man muss sich erinnern, dass es für die Fabrikanten von der<lb/>
höchsten Wichtigkeit ist ihre Maschinerie ununterbrochen in Bewegung zu<lb/>
halten, d. h. Garn und Geweb zu produciren. Jeder Stillstand von einer<lb/>
Minute ist nicht nur ein Verlust an Triebkraft, sondern an Produktion.<lb/>
Die Arbeiter werden daher durch Arbeitsaufseher, interessirt in der Quanti-<lb/>
tät des Machwerks, dazu gehetzt, die Maschinerie in Bewegung zu halten;<lb/>
und es ist diess nicht minder wichtig für Arbeiter, die nach Gewicht oder<lb/>
Stück gezahlt werden. Obgleich es daher in den meisten Fabriken formell<lb/>
verboten ist, Maschinerie während ihrer Bewegung zu reinigen, ist diese<lb/>
Praxis allgemein. Diese Ursache allein hat während der letzten 6 Monate<lb/>
906 Unglücksfälle producirt &#x2026; Obgleich das Reinigungsgeschäft Tag<lb/>
aus Tag ein vorgeht, ist der Sonnabend jedoch meist der für gründliche<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[757/0776] Nachtrag zu den Noten des ersten Buchs. I) ad Kapitel III, n. 86. In einem der unterdrücktesten Agri- kulturdistrikte Englands, in Buckinghamshire haben die Lohnar- beiter, März 1867, einen grossen Strike zur Erhöhung des Wochen- lohns von 9—10 auf 12 sh. gemacht. II) ad Kapitel III, n. 87. Durch einen Strike erzwangen die Heizer, Lokomotivenführer u. s. w. der Brighton Eisenbahn, Ende März 1867, die Beschränkung des Normalarbeitstags auf 10 Stunden, nebst an- deren Koncessionen. Dieselbe Bewegung hat in diesem Augenblicke (6. April 1867) fast alle anderen englischen Eisenbahnen ergriffen. III) ad Kapitel IV, n. 175. Die Gesetze zum Schutz gegen ge- fährliche Maschinerie haben wohlthätig gewirkt. „Aber … es existiren jetzt neue Quellen von Unglücksfällen, die vor 20 Jahren nicht existirt haben, namentlich die vermehrte Geschwindigkeit der Maschinerie. Räder, Walzen, Spindeln und Webstühle werden jetzt mit vermehrter und stets noch wachsender Gewalt getrieben; die Finger müssen rascher und kühner den gebrochnen Faden anpacken, denn, wenn mit Zaudern oder Unvorsicht angelegt, sind sie geopfert … Eine grosse Anzahl Unglücks- fälle wird verursacht durch den Eifer der Arbeiter ihr Werk rasch auszu- führen. Man muss sich erinnern, dass es für die Fabrikanten von der höchsten Wichtigkeit ist ihre Maschinerie ununterbrochen in Bewegung zu halten, d. h. Garn und Geweb zu produciren. Jeder Stillstand von einer Minute ist nicht nur ein Verlust an Triebkraft, sondern an Produktion. Die Arbeiter werden daher durch Arbeitsaufseher, interessirt in der Quanti- tät des Machwerks, dazu gehetzt, die Maschinerie in Bewegung zu halten; und es ist diess nicht minder wichtig für Arbeiter, die nach Gewicht oder Stück gezahlt werden. Obgleich es daher in den meisten Fabriken formell verboten ist, Maschinerie während ihrer Bewegung zu reinigen, ist diese Praxis allgemein. Diese Ursache allein hat während der letzten 6 Monate 906 Unglücksfälle producirt … Obgleich das Reinigungsgeschäft Tag aus Tag ein vorgeht, ist der Sonnabend jedoch meist der für gründliche

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/776
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 757. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/776>, abgerufen am 23.11.2024.