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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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die Auswanderung so einen der einträglichsten Zweige seines Exportge-
schäfts. Endlich ist diess ein systematischer Prozess, der nicht etwa ein
vorübergehendes Loch in die Volksmasse bohrt, sondern jährlich mehr
Menschen aus ihr auspumpt als der Nachwuchs ersetzt, so dass das ab-
solute Bevölkerungsniveau von Jahr zu Jahr sinkt.

Welches waren die Folgen für die zurückbleibende, von der "Sur-
pluspopulation" befreite Arbeiterbevölkerung Irlands? Dass die rela-
tive
Uebervölkerung heute so gross ist wie vor 1846, dass der Arbeits-
lohn eben so niedrig steht und die Arbeitsplackerei zugenommen hat,
dass die Misere auf dem Land wieder zu einer neuen Krise drängt. Die
Ursachen sind einfach. Die Revolution in der Agrikultur hielt Schritt mit der
Emigration. Die Produktion der relativen Uebervölkerung hielt mehr
als Schritt mit der absoluten Entvölkerung. Ein Blick auf Tabelle C
zeigt, wie die Verwandlung von Ackerbau in Viehweide in Irland noch
akuter wirken muss als in England. Hier wächst mit der Viehzucht der
Bau von Grünfrucht, dort nimmt er ab. Während grosse Massen früher
bestellter Aecker brachgelegt oder in permanentes Grasland verwandelt
werden, wird ein grosser Theil des früher unbenutzten wüsten Landes und
Bog's zur Ausdehnung der Viehzucht benutzt. Die kleineren und mittle-
ren Pächter -- ich rechne dazu alle, die nicht über 100 Acres bebauen
-- haben immer noch ungefähr des irischen Bodens inne. Sie wer-
den progressiv in ganz anderem Grad als zuvor von der Konkurrenz des
kapitalistisch betriebenen Ackerbaus erdrückt und liefern daher der eigent-
lichen Arbeiterklasse beständig neue Rekruten. Die einzige grosse In-
dustrie Irlands, die Leinenfabrikation, braucht verhältnissmässig wenig er-
wachsne männliche Arbeiter und beschäftigt überhaupt, trotz ihrer Expan-
sion seit der Vertheurung der Baumwolle, nur einen verhältnissmässig un-
bedeutenden Theil der Arbeitermasse. Gleich jeder andern grossen In-
dustrie producirt sie durch die beständigen Schwankungen in ihrer eignen
Sphäre beständig eine relative Uebervölkerung, selbst bei absolutem Wachs-
thum der von ihr absorbirten Arbeiterzahl. Die Misere des Landvolks
bildet das Piedestal riesenhafter Hemdenfabriken u. s. w., deren Arbeiter-
armee zum grössten Theil über das flache Land zerstreut ist. Wir finden
hier das früher geschilderte System der Hausarbeit wieder, welches in
Unterzahlung und Ueberarbeit seine methodischen Mittel der "Ueberzäh-
ligmachung" besitzt. Endlich, obschon die Entvölkerung nicht so zer-

die Auswanderung so einen der einträglichsten Zweige seines Exportge-
schäfts. Endlich ist diess ein systematischer Prozess, der nicht etwa ein
vorübergehendes Loch in die Volksmasse bohrt, sondern jährlich mehr
Menschen aus ihr auspumpt als der Nachwuchs ersetzt, so dass das ab-
solute Bevölkerungsniveau von Jahr zu Jahr sinkt.

Welches waren die Folgen für die zurückbleibende, von der „Sur-
pluspopulation“ befreite Arbeiterbevölkerung Irlands? Dass die rela-
tive
Uebervölkerung heute so gross ist wie vor 1846, dass der Arbeits-
lohn eben so niedrig steht und die Arbeitsplackerei zugenommen hat,
dass die Misère auf dem Land wieder zu einer neuen Krise drängt. Die
Ursachen sind einfach. Die Revolution in der Agrikultur hielt Schritt mit der
Emigration. Die Produktion der relativen Uebervölkerung hielt mehr
als Schritt mit der absoluten Entvölkerung. Ein Blick auf Tabelle C
zeigt, wie die Verwandlung von Ackerbau in Viehweide in Irland noch
akuter wirken muss als in England. Hier wächst mit der Viehzucht der
Bau von Grünfrucht, dort nimmt er ab. Während grosse Massen früher
bestellter Aecker brachgelegt oder in permanentes Grasland verwandelt
werden, wird ein grosser Theil des früher unbenutzten wüsten Landes und
Bog’s zur Ausdehnung der Viehzucht benutzt. Die kleineren und mittle-
ren Pächter — ich rechne dazu alle, die nicht über 100 Acres bebauen
— haben immer noch ungefähr des irischen Bodens inne. Sie wer-
den progressiv in ganz anderem Grad als zuvor von der Konkurrenz des
kapitalistisch betriebenen Ackerbaus erdrückt und liefern daher der eigent-
lichen Arbeiterklasse beständig neue Rekruten. Die einzige grosse In-
dustrie Irlands, die Leinenfabrikation, braucht verhältnissmässig wenig er-
wachsne männliche Arbeiter und beschäftigt überhaupt, trotz ihrer Expan-
sion seit der Vertheurung der Baumwolle, nur einen verhältnissmässig un-
bedeutenden Theil der Arbeitermasse. Gleich jeder andern grossen In-
dustrie producirt sie durch die beständigen Schwankungen in ihrer eignen
Sphäre beständig eine relative Uebervölkerung, selbst bei absolutem Wachs-
thum der von ihr absorbirten Arbeiterzahl. Die Misère des Landvolks
bildet das Piedestal riesenhafter Hemdenfabriken u. s. w., deren Arbeiter-
armee zum grössten Theil über das flache Land zerstreut ist. Wir finden
hier das früher geschilderte System der Hausarbeit wieder, welches in
Unterzahlung und Ueberarbeit seine methodischen Mittel der „Ueberzäh-
ligmachung“ besitzt. Endlich, obschon die Entvölkerung nicht so zer-

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[695/0714] die Auswanderung so einen der einträglichsten Zweige seines Exportge- schäfts. Endlich ist diess ein systematischer Prozess, der nicht etwa ein vorübergehendes Loch in die Volksmasse bohrt, sondern jährlich mehr Menschen aus ihr auspumpt als der Nachwuchs ersetzt, so dass das ab- solute Bevölkerungsniveau von Jahr zu Jahr sinkt. Welches waren die Folgen für die zurückbleibende, von der „Sur- pluspopulation“ befreite Arbeiterbevölkerung Irlands? Dass die rela- tive Uebervölkerung heute so gross ist wie vor 1846, dass der Arbeits- lohn eben so niedrig steht und die Arbeitsplackerei zugenommen hat, dass die Misère auf dem Land wieder zu einer neuen Krise drängt. Die Ursachen sind einfach. Die Revolution in der Agrikultur hielt Schritt mit der Emigration. Die Produktion der relativen Uebervölkerung hielt mehr als Schritt mit der absoluten Entvölkerung. Ein Blick auf Tabelle C zeigt, wie die Verwandlung von Ackerbau in Viehweide in Irland noch akuter wirken muss als in England. Hier wächst mit der Viehzucht der Bau von Grünfrucht, dort nimmt er ab. Während grosse Massen früher bestellter Aecker brachgelegt oder in permanentes Grasland verwandelt werden, wird ein grosser Theil des früher unbenutzten wüsten Landes und Bog’s zur Ausdehnung der Viehzucht benutzt. Die kleineren und mittle- ren Pächter — ich rechne dazu alle, die nicht über 100 Acres bebauen — haben immer noch ungefähr [FORMEL] des irischen Bodens inne. Sie wer- den progressiv in ganz anderem Grad als zuvor von der Konkurrenz des kapitalistisch betriebenen Ackerbaus erdrückt und liefern daher der eigent- lichen Arbeiterklasse beständig neue Rekruten. Die einzige grosse In- dustrie Irlands, die Leinenfabrikation, braucht verhältnissmässig wenig er- wachsne männliche Arbeiter und beschäftigt überhaupt, trotz ihrer Expan- sion seit der Vertheurung der Baumwolle, nur einen verhältnissmässig un- bedeutenden Theil der Arbeitermasse. Gleich jeder andern grossen In- dustrie producirt sie durch die beständigen Schwankungen in ihrer eignen Sphäre beständig eine relative Uebervölkerung, selbst bei absolutem Wachs- thum der von ihr absorbirten Arbeiterzahl. Die Misère des Landvolks bildet das Piedestal riesenhafter Hemdenfabriken u. s. w., deren Arbeiter- armee zum grössten Theil über das flache Land zerstreut ist. Wir finden hier das früher geschilderte System der Hausarbeit wieder, welches in Unterzahlung und Ueberarbeit seine methodischen Mittel der „Ueberzäh- ligmachung“ besitzt. Endlich, obschon die Entvölkerung nicht so zer-

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 695. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/714>, abgerufen am 25.11.2024.