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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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wendig eine solche Negation aller Delikatesse, so schmutzige Konfusion
von Körpern und körperlichen Verrichtungen, solche Blossstellung ge-
schlechtlicher Nacktheit, die bestial, nicht menschlich sind. Diesen Ein-
flüssen unterworfen zu sein ist eine Degradation, die sich vertieft, je länger
sie fortwirkt. Für die Kinder, die unter diesem Fluch geboren sind, ist er
Taufe in Infamie ("baptism into infamy"). Und über alles
Mass hoffnungslos ist der Wunsch, dass unter solche Umstände gestellte
Personen in andern Rücksichten nach jener Atmosphäre der Civilisation
aufstreben sollten, die ihr Wesen in physischer und moralischer Reinheit
besitzt"116).

Den ersten Rang in überfüllten oder auch für menschliche Behausung
absolut unmöglichen Wohnlichkeiten nimmt London ein. "Zwei Punkte",
sagt Dr. Hunter, "sind sicher; erstens, dass es ungefähr 20 grosse
Kolonieen in London giebt, jede ungefähr 10,000 Personen stark, deren
elende Lage alles übersteigt, was jemals anderswo in England gesehn
worden ist, und sie ist fast ganz das Resultat ihrer schlechten Hausaccom-
modation; und zweitens, dass der überfüllte und verfallene Zustand der
Häuser dieser Kolonieen viel schlechter ist als 20 Jahre zu-
vor
"117). "Es ist nicht zu viel zu sagen, dass das Leben in vielen
Theilen von London und Newcastle infernal ist"118).

Auch der besser gestellte Theil der Arbeiterklasse, zusammt
Kleinkrämern und andern Elementen der kleinen Mittelklasse, fällt in
London mehr und mehr unter den Fluch dieser nichtswürdigen Behausungsver-
hältnisse, im Masse, wie die "Verbesserungen" und mit ihnen die Niederreis-
sung alter Strassen und Häuser fortschreiten, wie Fabriken und Menschenzu-
strom in der Metropole wachsen, endlich die Hausmiethen mit der städtischen
Grundrente steigen. "Die Hausmiethen sind so übermässig geworden, dass

116) "Public Health. Eight Report. Lond. 1866", p. 14, Note.
117) l. c. p. 89. Mit Bezug auf die Kinder in diesen Kolonieen sagt
Dr. Hunter: "Wir wissen nicht, wie Kinder vor diesem Zeitalter dichter Agglo-
meration der Armen aufgebracht wurden, und er wäre ein kühner Prophet, der
vorhersagen wollte, welches Betragen zu erwarten von Kindern, die unter Zu-
ständen ohne Parallele in diesem Land jetzt ihre Erziehung für künftige Praxis als
gefährliche Klassen durchmachen, indem sie die halbe Nacht aufsitzen mit
Personen jeden Alters, trunken, obscön und zanksüchtig." (l. c. p. 56.)
118) l. c. p. 62.

wendig eine solche Negation aller Delikatesse, so schmutzige Konfusion
von Körpern und körperlichen Verrichtungen, solche Blossstellung ge-
schlechtlicher Nacktheit, die bestial, nicht menschlich sind. Diesen Ein-
flüssen unterworfen zu sein ist eine Degradation, die sich vertieft, je länger
sie fortwirkt. Für die Kinder, die unter diesem Fluch geboren sind, ist er
Taufe in Infamie („baptism into infamy“). Und über alles
Mass hoffnungslos ist der Wunsch, dass unter solche Umstände gestellte
Personen in andern Rücksichten nach jener Atmosphäre der Civilisation
aufstreben sollten, die ihr Wesen in physischer und moralischer Reinheit
besitzt“116).

Den ersten Rang in überfüllten oder auch für menschliche Behausung
absolut unmöglichen Wohnlichkeiten nimmt London ein. „Zwei Punkte“,
sagt Dr. Hunter, „sind sicher; erstens, dass es ungefähr 20 grosse
Kolonieen in London giebt, jede ungefähr 10,000 Personen stark, deren
elende Lage alles übersteigt, was jemals anderswo in England gesehn
worden ist, und sie ist fast ganz das Resultat ihrer schlechten Hausaccom-
modation; und zweitens, dass der überfüllte und verfallene Zustand der
Häuser dieser Kolonieen viel schlechter ist als 20 Jahre zu-
vor
117). „Es ist nicht zu viel zu sagen, dass das Leben in vielen
Theilen von London und Newcastle infernal ist“118).

Auch der besser gestellte Theil der Arbeiterklasse, zusammt
Kleinkrämern und andern Elementen der kleinen Mittelklasse, fällt in
London mehr und mehr unter den Fluch dieser nichtswürdigen Behausungsver-
hältnisse, im Masse, wie die „Verbesserungen“ und mit ihnen die Niederreis-
sung alter Strassen und Häuser fortschreiten, wie Fabriken und Menschenzu-
strom in der Metropole wachsen, endlich die Hausmiethen mit der städtischen
Grundrente steigen. „Die Hausmiethen sind so übermässig geworden, dass

116)Public Health. Eight Report. Lond. 1866“, p. 14, Note.
117) l. c. p. 89. Mit Bezug auf die Kinder in diesen Kolonieen sagt
Dr. Hunter: „Wir wissen nicht, wie Kinder vor diesem Zeitalter dichter Agglo-
meration der Armen aufgebracht wurden, und er wäre ein kühner Prophet, der
vorhersagen wollte, welches Betragen zu erwarten von Kindern, die unter Zu-
ständen ohne Parallele in diesem Land jetzt ihre Erziehung für künftige Praxis als
gefährliche Klassen durchmachen, indem sie die halbe Nacht aufsitzen mit
Personen jeden Alters, trunken, obscön und zanksüchtig.“ (l. c. p. 56.)
118) l. c. p. 62.
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[647/0666] wendig eine solche Negation aller Delikatesse, so schmutzige Konfusion von Körpern und körperlichen Verrichtungen, solche Blossstellung ge- schlechtlicher Nacktheit, die bestial, nicht menschlich sind. Diesen Ein- flüssen unterworfen zu sein ist eine Degradation, die sich vertieft, je länger sie fortwirkt. Für die Kinder, die unter diesem Fluch geboren sind, ist er Taufe in Infamie („baptism into infamy“). Und über alles Mass hoffnungslos ist der Wunsch, dass unter solche Umstände gestellte Personen in andern Rücksichten nach jener Atmosphäre der Civilisation aufstreben sollten, die ihr Wesen in physischer und moralischer Reinheit besitzt“ 116). Den ersten Rang in überfüllten oder auch für menschliche Behausung absolut unmöglichen Wohnlichkeiten nimmt London ein. „Zwei Punkte“, sagt Dr. Hunter, „sind sicher; erstens, dass es ungefähr 20 grosse Kolonieen in London giebt, jede ungefähr 10,000 Personen stark, deren elende Lage alles übersteigt, was jemals anderswo in England gesehn worden ist, und sie ist fast ganz das Resultat ihrer schlechten Hausaccom- modation; und zweitens, dass der überfüllte und verfallene Zustand der Häuser dieser Kolonieen viel schlechter ist als 20 Jahre zu- vor“ 117). „Es ist nicht zu viel zu sagen, dass das Leben in vielen Theilen von London und Newcastle infernal ist“ 118). Auch der besser gestellte Theil der Arbeiterklasse, zusammt Kleinkrämern und andern Elementen der kleinen Mittelklasse, fällt in London mehr und mehr unter den Fluch dieser nichtswürdigen Behausungsver- hältnisse, im Masse, wie die „Verbesserungen“ und mit ihnen die Niederreis- sung alter Strassen und Häuser fortschreiten, wie Fabriken und Menschenzu- strom in der Metropole wachsen, endlich die Hausmiethen mit der städtischen Grundrente steigen. „Die Hausmiethen sind so übermässig geworden, dass 116) „Public Health. Eight Report. Lond. 1866“, p. 14, Note. 117) l. c. p. 89. Mit Bezug auf die Kinder in diesen Kolonieen sagt Dr. Hunter: „Wir wissen nicht, wie Kinder vor diesem Zeitalter dichter Agglo- meration der Armen aufgebracht wurden, und er wäre ein kühner Prophet, der vorhersagen wollte, welches Betragen zu erwarten von Kindern, die unter Zu- ständen ohne Parallele in diesem Land jetzt ihre Erziehung für künftige Praxis als gefährliche Klassen durchmachen, indem sie die halbe Nacht aufsitzen mit Personen jeden Alters, trunken, obscön und zanksüchtig.“ (l. c. p. 56.) 118) l. c. p. 62.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 647. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/666>, abgerufen am 29.11.2024.