menden Umfang des bereits in Funktion begriffenen Kapitals, und da endlich, unter besonderem Sporn des Bereicherungstriebs, wie z. B. Oeffnung neuer Märkte, neuer Sphären der Kapitalanlage in Folge neu entwickelter gesell- schaftlicher Bedürfnisse u. s. w., die Stufenleiter der Accumulation plötzlich ausdehnbar ist durch bloss veränderte Theilung des Mehr- werths oder Mehrprodukts in Kapital und Revenue, so treten hier Knotenpunkte ein, wo das Wachsthum der Arbeitskraft oder der Arbeiter- anzahl überflügelt wird von den Accumulationsbedürfnissen des Kapitals, und daher der Preis der Arbeit steigt. Klage hierüber ertönt in England wäh- rend der ganzen ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. Die mehr oder minder günstigen Umstände, worunter sich die Lohnarbeiter repro- duciren und vermehren, ändern jedoch nichts an dem Verhältniss selbst. Wie die einfache Reproduktion fortwährend das Kapitalver- hältniss selbst reproducirt, Kapitalisten auf der einen Seite, Lohn- arbeiter auf der andern, so reproducirt die Reproduktion auf er- weiterter Stufenleiter oder die Accumulation das Kapi- talverhältniss auf erweiterter Stufenleiter, mehr Kapita- listen oder grössere Kapitalisten auf diesem Pol, mehr Lohnarbeiter auf jenem. Man sah früher bereits: Die Reproduktion der Arbeitskraft, die sich dem Kapital unaufhörlich als Verwerthungsmittel einverleiben muss, nicht von ihm loskommen kann, und deren Hörigkeit zum Kapital nur ver- steckt wird durch den Wechsel der individuellen Kapitalisten, woran sie sich verkauft, bildet in der That ein Moment der Reproduktion des Kapi- tals selbst. Accumulation des Kapitals ist also Vermeh- rung des Proletariats71).
71)Karl Marx l. c. "A egalite d'oppression des masses, plus un pays a de proletaires et plus il est riche." (Colins: "L'Economie Politique. Source des Revolutions et des Utopies pretendues Socialistes. Paris 1857", t. III, p. 331.) Unter "Proletarier" ist ökonomisch nichts zu ver- stehn als der Lohnarbeiter, der "Kapital" producirt und verwerthet und aufs Pflaster geworfen wird, sobald er für die Verwerthungsbedürfnisse des "Mon- sieur Kapital", wie Dr. Pecqueur diese Person nennt, überflüssig ist. "Der kränkliche Proletarier des Urwalds" ist ein schönes Roscher'- sches Phantom. Der Urwäldler ist Eigenthümer des Urwalds, und behandelt den Urwald, ganz so ungenirt wie der Orang Utang, als sein Eigenthum. Er ist also nicht Proletarier. Diess wäre nur der Fall, wenn der Urwald ihn, statt er den
menden Umfang des bereits in Funktion begriffenen Kapitals, und da endlich, unter besonderem Sporn des Bereicherungstriebs, wie z. B. Oeffnung neuer Märkte, neuer Sphären der Kapitalanlage in Folge neu entwickelter gesell- schaftlicher Bedürfnisse u. s. w., die Stufenleiter der Accumulation plötzlich ausdehnbar ist durch bloss veränderte Theilung des Mehr- werths oder Mehrprodukts in Kapital und Revenue, so treten hier Knotenpunkte ein, wo das Wachsthum der Arbeitskraft oder der Arbeiter- anzahl überflügelt wird von den Accumulationsbedürfnissen des Kapitals, und daher der Preis der Arbeit steigt. Klage hierüber ertönt in England wäh- rend der ganzen ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. Die mehr oder minder günstigen Umstände, worunter sich die Lohnarbeiter repro- duciren und vermehren, ändern jedoch nichts an dem Verhältniss selbst. Wie die einfache Reproduktion fortwährend das Kapitalver- hältniss selbst reproducirt, Kapitalisten auf der einen Seite, Lohn- arbeiter auf der andern, so reproducirt die Reproduktion auf er- weiterter Stufenleiter oder die Accumulation das Kapi- talverhältniss auf erweiterter Stufenleiter, mehr Kapita- listen oder grössere Kapitalisten auf diesem Pol, mehr Lohnarbeiter auf jenem. Man sah früher bereits: Die Reproduktion der Arbeitskraft, die sich dem Kapital unaufhörlich als Verwerthungsmittel einverleiben muss, nicht von ihm loskommen kann, und deren Hörigkeit zum Kapital nur ver- steckt wird durch den Wechsel der individuellen Kapitalisten, woran sie sich verkauft, bildet in der That ein Moment der Reproduktion des Kapi- tals selbst. Accumulation des Kapitals ist also Vermeh- rung des Proletariats71).
71)Karl Marx l. c. „A égalité d’oppression des masses, plus un pays a de prolétaires et plus il est riche.“ (Colins: „L’Economie Politique. Source des Révolutions et des Utopies prétendues Socialistes. Paris 1857“, t. III, p. 331.) Unter „Proletarier“ ist ökonomisch nichts zu ver- stehn als der Lohnarbeiter, der „Kapital“ producirt und verwerthet und aufs Pflaster geworfen wird, sobald er für die Verwerthungsbedürfnisse des „Mon- sieur Kapital“, wie Dr. Pecqueur diese Person nennt, überflüssig ist. „Der kränkliche Proletarier des Urwalds“ ist ein schönes Roscher’- sches Phantom. Der Urwäldler ist Eigenthümer des Urwalds, und behandelt den Urwald, ganz so ungenirt wie der Orang Utang, als sein Eigenthum. Er ist also nicht Proletarier. Diess wäre nur der Fall, wenn der Urwald ihn, statt er den
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Märkte, neuer Sphären der Kapitalanlage in Folge neu entwickelter gesell-
schaftlicher Bedürfnisse u. s. w., die Stufenleiter der Accumulation
plötzlich ausdehnbar ist durch bloss veränderte Theilung des Mehr-
werths oder Mehrprodukts in Kapital und Revenue, so treten hier
Knotenpunkte ein, wo das Wachsthum der Arbeitskraft oder der Arbeiter-
anzahl überflügelt wird von den Accumulationsbedürfnissen des Kapitals, und
daher der Preis der Arbeit steigt. Klage hierüber ertönt in England wäh-
rend der ganzen ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. Die mehr
oder minder günstigen Umstände, worunter sich die Lohnarbeiter repro-
duciren und vermehren, ändern jedoch nichts an dem Verhältniss selbst.
Wie die einfache Reproduktion fortwährend das Kapitalver-
hältniss selbst reproducirt, Kapitalisten auf der einen Seite, Lohn-
arbeiter auf der andern, so reproducirt die Reproduktion auf er-
weiterter Stufenleiter oder die Accumulation das Kapi-
talverhältniss auf erweiterter Stufenleiter, mehr Kapita-
listen oder grössere Kapitalisten auf diesem Pol, mehr Lohnarbeiter auf
jenem. Man sah früher bereits: Die Reproduktion der Arbeitskraft, die
sich dem Kapital unaufhörlich als Verwerthungsmittel einverleiben muss,
nicht von ihm loskommen kann, und deren Hörigkeit zum Kapital nur ver-
steckt wird durch den Wechsel der individuellen Kapitalisten, woran sie
sich verkauft, bildet in der That ein Moment der Reproduktion des Kapi-
tals selbst. Accumulation des Kapitals ist also Vermeh-
rung des Proletariats 71).
71) Karl Marx l. c. „A égalité d’oppression des masses, plus un pays a de
prolétaires et plus il est riche.“ (Colins: „L’Economie Politique.
Source des Révolutions et des Utopies prétendues Socialistes.
Paris 1857“, t. III, p. 331.) Unter „Proletarier“ ist ökonomisch nichts zu ver-
stehn als der Lohnarbeiter, der „Kapital“ producirt und verwerthet und aufs
Pflaster geworfen wird, sobald er für die Verwerthungsbedürfnisse des „Mon-
sieur Kapital“, wie Dr. Pecqueur diese Person nennt, überflüssig ist.
„Der kränkliche Proletarier des Urwalds“ ist ein schönes Roscher’-
sches Phantom. Der Urwäldler ist Eigenthümer des Urwalds, und behandelt den
Urwald, ganz so ungenirt wie der Orang Utang, als sein Eigenthum. Er ist also
nicht Proletarier. Diess wäre nur der Fall, wenn der Urwald ihn, statt er den
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 600. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/619>, abgerufen am 24.11.2024.
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