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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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verwandte Arbeitszeit abnimmt. Dieser Wechsel des Stücklohns, soweit rein
nominell
, ruft beständige Kämpfe zwischen Kapitalist und Arbeiter
hervor. Entweder, weil der Kapitalist den Vorwand benutzt, um wirklich
den Preis der Arbeit herabzusetzen. Oder weil die gesteigerte Produktiv-
kraft der Arbeit von gesteigerter Intensivität derselben begleitet ist.
Oder, weil der Arbeiter den Schein des Stücklohns, als ob ihm sein
Produkt gezahlt werde und nicht seine Arbeitskraft, ernst nimmt und sich
daher gegen eine Lohnherabsetzung sträubt, welcher die Herabsetzung im
Verkaufspreis der Waare nicht entspricht. "Die Arbeiter überwachen sorg-
fältig den Preis des Rohmaterials und den Preis der fabricirten Güter und
sind so fähig die Profite ihrer Meister genau zu veranschlagen"61). Sol-
chen Anspruch fertigt das Kapital mit Recht als groben Irrthum über die
Natur der Lohnarbeit ab62). Es zetert über diese Anmassung Steuern
auf den Fortschritt der Industrie zu legen und erklärt rundweg, dass die
Produktivität der Arbeit den Arbeiter überhaupt nichts angeht63).

Im zweiten Abschnitt dieses Kapitels beschäftigten uns die mannig-
fachen Kombinationen, welche ein Wechsel in der absoluten oder relativen
(d. h. mit dem Mehrwerth verglichenen) Werthgrösse der Arbeitskraft her-
vorbringen kann, während andrerseits wieder das Quantum von Lebens-
mitteln, worin der Preis der Arbeitskraft realisirt wird, von dem

61) H. Fawcett: "The Economic Position of the British La-
bourer". Cambridge and London
1865, p. 178.
62) Im Londoner Standard vom 26. October 1861 findet man Bericht über
einen Prozess der Firma John Brightet Co. vor den Rochdale Magistrates "to
prosecute for intimidation the agents of the Carpet Weavers Trades'
Union
. Bright's partners had introduced new machinery which would turn out
240 yards of carpet in the time and with the labour (!) previously required to produce
160 yards. The workmen had no claim whatever to share in the profits made by
the investment of their employer's capital in mechanical improvements. Accord-
ingly, Mssrs. Bright proposed to lower the rate of pay from 11/2 d. per yard to
1 d., leaving the earnings of the men exactly the same as before for the same
labour. But there was a nominal reduction, of which the operatives, it is asserted,
had not fair warning before hand."
63) "Trades Unions in ihrer Sucht den Arbeitslohn aufrecht zu halten, suchen
an dem Profit verbesserter Maschinerie Theil zu nehmen! (Quelle horreur!)
... sie verlangen höheren Lohn, weil die Arbeit verkürzt ist ... in anderen Worten,
sie streben eine Steuer auf industrielle Verbesserungen zu legen." ("On Com-
bination of Trades. New Edit. Lond
. 1834", p. 42.)
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verwandte Arbeitszeit abnimmt. Dieser Wechsel des Stücklohns, soweit rein
nominell
, ruft beständige Kämpfe zwischen Kapitalist und Arbeiter
hervor. Entweder, weil der Kapitalist den Vorwand benutzt, um wirklich
den Preis der Arbeit herabzusetzen. Oder weil die gesteigerte Produktiv-
kraft der Arbeit von gesteigerter Intensivität derselben begleitet ist.
Oder, weil der Arbeiter den Schein des Stücklohns, als ob ihm sein
Produkt gezahlt werde und nicht seine Arbeitskraft, ernst nimmt und sich
daher gegen eine Lohnherabsetzung sträubt, welcher die Herabsetzung im
Verkaufspreis der Waare nicht entspricht. „Die Arbeiter überwachen sorg-
fältig den Preis des Rohmaterials und den Preis der fabricirten Güter und
sind so fähig die Profite ihrer Meister genau zu veranschlagen“61). Sol-
chen Anspruch fertigt das Kapital mit Recht als groben Irrthum über die
Natur der Lohnarbeit ab62). Es zetert über diese Anmassung Steuern
auf den Fortschritt der Industrie zu legen und erklärt rundweg, dass die
Produktivität der Arbeit den Arbeiter überhaupt nichts angeht63).

Im zweiten Abschnitt dieses Kapitels beschäftigten uns die mannig-
fachen Kombinationen, welche ein Wechsel in der absoluten oder relativen
(d. h. mit dem Mehrwerth verglichenen) Werthgrösse der Arbeitskraft her-
vorbringen kann, während andrerseits wieder das Quantum von Lebens-
mitteln, worin der Preis der Arbeitskraft realisirt wird, von dem

61) H. Fawcett: „The Economic Position of the British La-
bourer“. Cambridge and London
1865, p. 178.
62) Im Londoner Standard vom 26. October 1861 findet man Bericht über
einen Prozess der Firma John Brightet Co. vor den Rochdale Magistrates „to
prosecute for intimidation the agents of the Carpet Weavers Trades’
Union
. Bright’s partners had introduced new machinery which would turn out
240 yards of carpet in the time and with the labour (!) previously required to produce
160 yards. The workmen had no claim whatever to share in the profits made by
the investment of their employer’s capital in mechanical improvements. Accord-
ingly, Mssrs. Bright proposed to lower the rate of pay from 1½ d. per yard to
1 d., leaving the earnings of the men exactly the same as before for the same
labour. But there was a nominal reduction, of which the operatives, it is asserted,
had not fair warning before hand.“
63) „Trades Unions in ihrer Sucht den Arbeitslohn aufrecht zu halten, suchen
an dem Profit verbesserter Maschinerie Theil zu nehmen! (Quelle horreur!)
… sie verlangen höheren Lohn, weil die Arbeit verkürzt ist … in anderen Worten,
sie streben eine Steuer auf industrielle Verbesserungen zu legen.“ („On Com-
bination of Trades. New Edit. Lond
. 1834“, p. 42.)
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[547/0566] verwandte Arbeitszeit abnimmt. Dieser Wechsel des Stücklohns, soweit rein nominell, ruft beständige Kämpfe zwischen Kapitalist und Arbeiter hervor. Entweder, weil der Kapitalist den Vorwand benutzt, um wirklich den Preis der Arbeit herabzusetzen. Oder weil die gesteigerte Produktiv- kraft der Arbeit von gesteigerter Intensivität derselben begleitet ist. Oder, weil der Arbeiter den Schein des Stücklohns, als ob ihm sein Produkt gezahlt werde und nicht seine Arbeitskraft, ernst nimmt und sich daher gegen eine Lohnherabsetzung sträubt, welcher die Herabsetzung im Verkaufspreis der Waare nicht entspricht. „Die Arbeiter überwachen sorg- fältig den Preis des Rohmaterials und den Preis der fabricirten Güter und sind so fähig die Profite ihrer Meister genau zu veranschlagen“ 61). Sol- chen Anspruch fertigt das Kapital mit Recht als groben Irrthum über die Natur der Lohnarbeit ab 62). Es zetert über diese Anmassung Steuern auf den Fortschritt der Industrie zu legen und erklärt rundweg, dass die Produktivität der Arbeit den Arbeiter überhaupt nichts angeht 63). Im zweiten Abschnitt dieses Kapitels beschäftigten uns die mannig- fachen Kombinationen, welche ein Wechsel in der absoluten oder relativen (d. h. mit dem Mehrwerth verglichenen) Werthgrösse der Arbeitskraft her- vorbringen kann, während andrerseits wieder das Quantum von Lebens- mitteln, worin der Preis der Arbeitskraft realisirt wird, von dem 61) H. Fawcett: „The Economic Position of the British La- bourer“. Cambridge and London 1865, p. 178. 62) Im Londoner Standard vom 26. October 1861 findet man Bericht über einen Prozess der Firma John Brightet Co. vor den Rochdale Magistrates „to prosecute for intimidation the agents of the Carpet Weavers Trades’ Union. Bright’s partners had introduced new machinery which would turn out 240 yards of carpet in the time and with the labour (!) previously required to produce 160 yards. The workmen had no claim whatever to share in the profits made by the investment of their employer’s capital in mechanical improvements. Accord- ingly, Mssrs. Bright proposed to lower the rate of pay from 1½ d. per yard to 1 d., leaving the earnings of the men exactly the same as before for the same labour. But there was a nominal reduction, of which the operatives, it is asserted, had not fair warning before hand.“ 63) „Trades Unions in ihrer Sucht den Arbeitslohn aufrecht zu halten, suchen an dem Profit verbesserter Maschinerie Theil zu nehmen! (Quelle horreur!) … sie verlangen höheren Lohn, weil die Arbeit verkürzt ist … in anderen Worten, sie streben eine Steuer auf industrielle Verbesserungen zu legen.“ („On Com- bination of Trades. New Edit. Lond. 1834“, p. 42.) 35*

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 547. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/566>, abgerufen am 22.11.2024.