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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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kraft277). Andrerseits, um im Raum zu gewinnen, was in der Zeit verloren geht,
findet Streckung der gemeinschaftlich vernutzten Produktionsmittel statt, der
Oefen, Baulichkeiten u. s. w., also in einem Wort grössere Koncentration der
Produktionsmittel und entsprechende grössere Konglomeration von Arbeitern.
Der leidenschaftlich wiederholte Haupteinwand jeder mit dem Fabrikgesetz
bedrohten Manufaktur ist in der That die Nothwendigkeit grösserer Kapital-
auslage, um das Geschäft in seinem alten Umfang fortzuführen. Was aber die
Zwischenformen zwischen Manufaktur und Hausarbeit und letztre selbst
betrifft, so versinkt ihr Boden mit der Schranke des Arbeitstags und der
Kinderarbeit. Schrankenlose Ausbeutung wohlfeiler Arbeitskräfte
bildet die einzige Grundlage ihrer Konkurrenzfähigkeit.

Wesentliche Bedingung des Fabrikbetriebs, namentlich sobald er der
Regulation des Arbeitstags unterliegt, ist normale Sicherheit des Re-
sultats, d. h. Produktion eines bestimmten Quantums Waare oder eines
bezweckten Nutzeffekts in gegebnem Zeitraum. Die gesetzlichen Pausen
des regulirten Arbeitstags unterstellen ferner plötzlichen und periodischen
Stillstand der Arbeit ohne Schaden für das im Produktionsprozess befind-
liche Machwerk. Diese Sicherheit des Resultats und Unterbrechungs-
fähigkeit der Arbeit sind natürlich in rein mechanischen Gewerken leichter
erzielbar als dort wo chemische und andere physische Prozesse eine Rolle
spielen, wie z. B. in Töpferei, Bleicherei, Färberei, Bäckerei, den meisten
Metallmanufakturen. Mit dem Schlendrian des unbeschränkten Arbeits-
tags, der Nachtarbeit, und freier Menschenverwüstung, gilt jedes natur-
wüchsige Hinderniss bald für eine ewige "Naturschranke" der Pro-
duktion. Kein Gift vertilgt Ungeziefer sichrer als das Fabrikgesetz solche
"Naturschranken". Niemand schrie lauter über "Unmöglichkeiten" als
die Herren von der Töpferei. 1864 wurde ihnen das Fabrikgesetz
oktroyirt und alle Unmöglichkeiten waren schon 16 Monate später ver-
schwunden. "Die" durch das Fabrikgesetz hervorgerufene "verbesserte
Methode Schliff durch Druck statt durch Ausdünstung zu machen, die neue
Konstruktion der Oefen zum Trocknen der frischen Waare u. s. w. sind
Ereignisse von grosser Wichtigkeit in der Kunst der Töpferei und bezeich-

of Fact. 31. Oct. 1865", p. 13.) "Die Wirkung des Fabrikakts ist zu weiterer
Einführung von Maschinerie zu treiben." (l. c. p. 13, 14.)
277) So nach Einführung des Fabrikakts in die Töpferei grosse Zunahme der
power jiggers statt der handmoved jiggers.
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kraft277). Andrerseits, um im Raum zu gewinnen, was in der Zeit verloren geht,
findet Streckung der gemeinschaftlich vernutzten Produktionsmittel statt, der
Oefen, Baulichkeiten u. s. w., also in einem Wort grössere Koncentration der
Produktionsmittel und entsprechende grössere Konglomeration von Arbeitern.
Der leidenschaftlich wiederholte Haupteinwand jeder mit dem Fabrikgesetz
bedrohten Manufaktur ist in der That die Nothwendigkeit grösserer Kapital-
auslage, um das Geschäft in seinem alten Umfang fortzuführen. Was aber die
Zwischenformen zwischen Manufaktur und Hausarbeit und letztre selbst
betrifft, so versinkt ihr Boden mit der Schranke des Arbeitstags und der
Kinderarbeit. Schrankenlose Ausbeutung wohlfeiler Arbeitskräfte
bildet die einzige Grundlage ihrer Konkurrenzfähigkeit.

Wesentliche Bedingung des Fabrikbetriebs, namentlich sobald er der
Regulation des Arbeitstags unterliegt, ist normale Sicherheit des Re-
sultats, d. h. Produktion eines bestimmten Quantums Waare oder eines
bezweckten Nutzeffekts in gegebnem Zeitraum. Die gesetzlichen Pausen
des regulirten Arbeitstags unterstellen ferner plötzlichen und periodischen
Stillstand der Arbeit ohne Schaden für das im Produktionsprozess befind-
liche Machwerk. Diese Sicherheit des Resultats und Unterbrechungs-
fähigkeit der Arbeit sind natürlich in rein mechanischen Gewerken leichter
erzielbar als dort wo chemische und andere physische Prozesse eine Rolle
spielen, wie z. B. in Töpferei, Bleicherei, Färberei, Bäckerei, den meisten
Metallmanufakturen. Mit dem Schlendrian des unbeschränkten Arbeits-
tags, der Nachtarbeit, und freier Menschenverwüstung, gilt jedes natur-
wüchsige Hinderniss bald für eine ewigeNaturschranke“ der Pro-
duktion. Kein Gift vertilgt Ungeziefer sichrer als das Fabrikgesetz solche
„Naturschranken“. Niemand schrie lauter über „Unmöglichkeiten“ als
die Herren von der Töpferei. 1864 wurde ihnen das Fabrikgesetz
oktroyirt und alle Unmöglichkeiten waren schon 16 Monate später ver-
schwunden. „Die“ durch das Fabrikgesetz hervorgerufene „verbesserte
Methode Schliff durch Druck statt durch Ausdünstung zu machen, die neue
Konstruktion der Oefen zum Trocknen der frischen Waare u. s. w. sind
Ereignisse von grosser Wichtigkeit in der Kunst der Töpferei und bezeich-

of Fact. 31. Oct. 1865“, p. 13.) „Die Wirkung des Fabrikakts ist zu weiterer
Einführung von Maschinerie zu treiben.“ (l. c. p. 13, 14.)
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[467/0486] kraft 277). Andrerseits, um im Raum zu gewinnen, was in der Zeit verloren geht, findet Streckung der gemeinschaftlich vernutzten Produktionsmittel statt, der Oefen, Baulichkeiten u. s. w., also in einem Wort grössere Koncentration der Produktionsmittel und entsprechende grössere Konglomeration von Arbeitern. Der leidenschaftlich wiederholte Haupteinwand jeder mit dem Fabrikgesetz bedrohten Manufaktur ist in der That die Nothwendigkeit grösserer Kapital- auslage, um das Geschäft in seinem alten Umfang fortzuführen. Was aber die Zwischenformen zwischen Manufaktur und Hausarbeit und letztre selbst betrifft, so versinkt ihr Boden mit der Schranke des Arbeitstags und der Kinderarbeit. Schrankenlose Ausbeutung wohlfeiler Arbeitskräfte bildet die einzige Grundlage ihrer Konkurrenzfähigkeit. Wesentliche Bedingung des Fabrikbetriebs, namentlich sobald er der Regulation des Arbeitstags unterliegt, ist normale Sicherheit des Re- sultats, d. h. Produktion eines bestimmten Quantums Waare oder eines bezweckten Nutzeffekts in gegebnem Zeitraum. Die gesetzlichen Pausen des regulirten Arbeitstags unterstellen ferner plötzlichen und periodischen Stillstand der Arbeit ohne Schaden für das im Produktionsprozess befind- liche Machwerk. Diese Sicherheit des Resultats und Unterbrechungs- fähigkeit der Arbeit sind natürlich in rein mechanischen Gewerken leichter erzielbar als dort wo chemische und andere physische Prozesse eine Rolle spielen, wie z. B. in Töpferei, Bleicherei, Färberei, Bäckerei, den meisten Metallmanufakturen. Mit dem Schlendrian des unbeschränkten Arbeits- tags, der Nachtarbeit, und freier Menschenverwüstung, gilt jedes natur- wüchsige Hinderniss bald für eine ewige „Naturschranke“ der Pro- duktion. Kein Gift vertilgt Ungeziefer sichrer als das Fabrikgesetz solche „Naturschranken“. Niemand schrie lauter über „Unmöglichkeiten“ als die Herren von der Töpferei. 1864 wurde ihnen das Fabrikgesetz oktroyirt und alle Unmöglichkeiten waren schon 16 Monate später ver- schwunden. „Die“ durch das Fabrikgesetz hervorgerufene „verbesserte Methode Schliff durch Druck statt durch Ausdünstung zu machen, die neue Konstruktion der Oefen zum Trocknen der frischen Waare u. s. w. sind Ereignisse von grosser Wichtigkeit in der Kunst der Töpferei und bezeich- 276) 277) So nach Einführung des Fabrikakts in die Töpferei grosse Zunahme der power jiggers statt der handmoved jiggers. 276) of Fact. 31. Oct. 1865“, p. 13.) „Die Wirkung des Fabrikakts ist zu weiterer Einführung von Maschinerie zu treiben.“ (l. c. p. 13, 14.) 30*

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/486>, abgerufen am 06.06.2024.