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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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1 Pfd. St. per Arbeiter. Mit dem Maschinenbetrieb verwandelt sich die
Zusammensetzung des Gesammtkapitals. Es zerfällt jetzt z. B. in 4/5
constanten und 1/5 variablen Bestandtheil, oder es werden nur noch 100
Pfd. St. in Arbeitskraft ausgelegt. Zwei Drittel der früher beschäftigten
Arbeiter werden also entlassen. Dehnt sich dieser Fabrikbetrieb aus und
wächst, bei sonst gleichbleibenden Produktionsbedingungen, das ange-
wandte Gesammtkapital von 500 auf 1500, so werden jetzt 300 Arbeiter
beschäftigt, so viele wie vor der industriellen Revolution. Wächst das
angewandte Kapital weiter auf 2000, so werden 400 Arbeiter beschäf-
tigt, also 1/3 mehr als mit der alten Betriebsweise. Absolut ist die an-
gewandte Arbeiterzahl um 100 gestiegen, relativ, d. h. im Verhältniss
zum vorgeschossnen Gesammtkapital, ist sie um 800 gefallen, denn das
Kapital von 2000 Pfd. St. hätte in der alten Betriebsweise 1200 statt
400 Arbeiter beschäftigt. Relative Abnahme der beschäftigten Ar-
beiterzahl verträgt sich also mit ihrer absoluten Zunahme. Es
wurde oben angenommen, dass mit dem Wachsthum des Gesammtkapitals
seine Zusammensetzung constant bleibt, weil die Produktionsbedingungen.
Man weiss aber bereits, dass mit jedem Fortschritt des Maschinenwesens
der constante, aus Maschinerie, Rohmaterial u. s. w. bestehende Kapital-
theil wächst, während der variable, in Arbeitskraft ausgelegte fällt, und
man weiss zugleich, dass in keiner Betriebsweise die Verbesserung so con-
stant, daher die Zusammensetzung des Gesammtkapitals so variabel ist.
Dieser beständige Wechsel ist aber ebenso beständig unterbrochen durch
Ruhepunkte und bloss quantitative Ausdehnung auf gegebner tech-
nologischer Grundlage
. Damit wächst die Anzahl der beschäftigten Ar-
beiter. So betrug die Anzahl aller Arbeiter in den Baumwoll-, Woll-,
Worsted-, Flachs- und Seidenfabriken des Vereinigten Königreichs 1835 nur
354,684, während 1861 allein die Zahl der Dampfweber (beiderlei Ge-
schlechts und der verschiedensten Altersstufen vom 8. Jahr an) 230,654
betrug. Allerdings erscheint diess Wachsthum minder gross, wenn man
erwägt, dass die britischen Handbaumwollweber mit den von ihnen selbst
beschäftigten Familien 1838 noch 800,000 zählten230), ganz abgesehn
von den in Asien und auf dem europäischen Kontinent Deplacirten.


230) "Die Leiden der Handweber (von Baumwolle und mit Baumwolle ge-
mischten Stoffen) waren Gegenstand der Untersuchung durch eine königl. Kom-

1 Pfd. St. per Arbeiter. Mit dem Maschinenbetrieb verwandelt sich die
Zusammensetzung des Gesammtkapitals. Es zerfällt jetzt z. B. in ⅘
constanten und ⅕ variablen Bestandtheil, oder es werden nur noch 100
Pfd. St. in Arbeitskraft ausgelegt. Zwei Drittel der früher beschäftigten
Arbeiter werden also entlassen. Dehnt sich dieser Fabrikbetrieb aus und
wächst, bei sonst gleichbleibenden Produktionsbedingungen, das ange-
wandte Gesammtkapital von 500 auf 1500, so werden jetzt 300 Arbeiter
beschäftigt, so viele wie vor der industriellen Revolution. Wächst das
angewandte Kapital weiter auf 2000, so werden 400 Arbeiter beschäf-
tigt, also ⅓ mehr als mit der alten Betriebsweise. Absolut ist die an-
gewandte Arbeiterzahl um 100 gestiegen, relativ, d. h. im Verhältniss
zum vorgeschossnen Gesammtkapital, ist sie um 800 gefallen, denn das
Kapital von 2000 Pfd. St. hätte in der alten Betriebsweise 1200 statt
400 Arbeiter beschäftigt. Relative Abnahme der beschäftigten Ar-
beiterzahl verträgt sich also mit ihrer absoluten Zunahme. Es
wurde oben angenommen, dass mit dem Wachsthum des Gesammtkapitals
seine Zusammensetzung constant bleibt, weil die Produktionsbedingungen.
Man weiss aber bereits, dass mit jedem Fortschritt des Maschinenwesens
der constante, aus Maschinerie, Rohmaterial u. s. w. bestehende Kapital-
theil wächst, während der variable, in Arbeitskraft ausgelegte fällt, und
man weiss zugleich, dass in keiner Betriebsweise die Verbesserung so con-
stant, daher die Zusammensetzung des Gesammtkapitals so variabel ist.
Dieser beständige Wechsel ist aber ebenso beständig unterbrochen durch
Ruhepunkte und bloss quantitative Ausdehnung auf gegebner tech-
nologischer Grundlage
. Damit wächst die Anzahl der beschäftigten Ar-
beiter. So betrug die Anzahl aller Arbeiter in den Baumwoll-, Woll-,
Worsted-, Flachs- und Seidenfabriken des Vereinigten Königreichs 1835 nur
354,684, während 1861 allein die Zahl der Dampfweber (beiderlei Ge-
schlechts und der verschiedensten Altersstufen vom 8. Jahr an) 230,654
betrug. Allerdings erscheint diess Wachsthum minder gross, wenn man
erwägt, dass die britischen Handbaumwollweber mit den von ihnen selbst
beschäftigten Familien 1838 noch 800,000 zählten230), ganz abgesehn
von den in Asien und auf dem europäischen Kontinent Deplacirten.


230) „Die Leiden der Handweber (von Baumwolle und mit Baumwolle ge-
mischten Stoffen) waren Gegenstand der Untersuchung durch eine königl. Kom-
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[440/0459] 1 Pfd. St. per Arbeiter. Mit dem Maschinenbetrieb verwandelt sich die Zusammensetzung des Gesammtkapitals. Es zerfällt jetzt z. B. in ⅘ constanten und ⅕ variablen Bestandtheil, oder es werden nur noch 100 Pfd. St. in Arbeitskraft ausgelegt. Zwei Drittel der früher beschäftigten Arbeiter werden also entlassen. Dehnt sich dieser Fabrikbetrieb aus und wächst, bei sonst gleichbleibenden Produktionsbedingungen, das ange- wandte Gesammtkapital von 500 auf 1500, so werden jetzt 300 Arbeiter beschäftigt, so viele wie vor der industriellen Revolution. Wächst das angewandte Kapital weiter auf 2000, so werden 400 Arbeiter beschäf- tigt, also ⅓ mehr als mit der alten Betriebsweise. Absolut ist die an- gewandte Arbeiterzahl um 100 gestiegen, relativ, d. h. im Verhältniss zum vorgeschossnen Gesammtkapital, ist sie um 800 gefallen, denn das Kapital von 2000 Pfd. St. hätte in der alten Betriebsweise 1200 statt 400 Arbeiter beschäftigt. Relative Abnahme der beschäftigten Ar- beiterzahl verträgt sich also mit ihrer absoluten Zunahme. Es wurde oben angenommen, dass mit dem Wachsthum des Gesammtkapitals seine Zusammensetzung constant bleibt, weil die Produktionsbedingungen. Man weiss aber bereits, dass mit jedem Fortschritt des Maschinenwesens der constante, aus Maschinerie, Rohmaterial u. s. w. bestehende Kapital- theil wächst, während der variable, in Arbeitskraft ausgelegte fällt, und man weiss zugleich, dass in keiner Betriebsweise die Verbesserung so con- stant, daher die Zusammensetzung des Gesammtkapitals so variabel ist. Dieser beständige Wechsel ist aber ebenso beständig unterbrochen durch Ruhepunkte und bloss quantitative Ausdehnung auf gegebner tech- nologischer Grundlage. Damit wächst die Anzahl der beschäftigten Ar- beiter. So betrug die Anzahl aller Arbeiter in den Baumwoll-, Woll-, Worsted-, Flachs- und Seidenfabriken des Vereinigten Königreichs 1835 nur 354,684, während 1861 allein die Zahl der Dampfweber (beiderlei Ge- schlechts und der verschiedensten Altersstufen vom 8. Jahr an) 230,654 betrug. Allerdings erscheint diess Wachsthum minder gross, wenn man erwägt, dass die britischen Handbaumwollweber mit den von ihnen selbst beschäftigten Familien 1838 noch 800,000 zählten 230), ganz abgesehn von den in Asien und auf dem europäischen Kontinent Deplacirten. 230) „Die Leiden der Handweber (von Baumwolle und mit Baumwolle ge- mischten Stoffen) waren Gegenstand der Untersuchung durch eine königl. Kom-

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/459>, abgerufen am 06.06.2024.