gung als er kontinuirlich leisten kann. Es ereignet sich oft, dass der Fabri- kant in seiner Hast die Bewegung zu sehr beschleunigt. Brüche und schlechtes Machwerk wiegen dann die Geschwindigkeit mehr als auf und er ist gezwungen den Gang der Maschinerie zu mässigen. Ich schloss daher, da ein aktiver und einsichtsvoller Fabrikant das sichre Maximum ausfindet, dass es unmöglich ist in 11 Stunden so viel zu produciren als in 12. Ich nahm ausserdem an, dass der per Stücklohn bezahlte Arbeiter sich auf's äusserste anstrengt, soweit er denselben Arbeitsgrad kontinuir- lich aushalten kann"166). Horner schloss daher, trotz der Experimente von Gardner u. s. w., dass eine weitere Herabsetzung des Ar- beitstags unter 12 Stunden die Quantität des Produkts vermindern müsse167). Er selbst citirt 10 Jahre später sein Be- denken von 1845 zum Beweis, wie wenig er damals noch die Elastici- tät der Maschinerie und der menschlichen Arbeitskraft, die beide gleichmässig durch die zwangsweise Verkürzung des Ar- beitstags aufs Höchste gespannt werden, begriffen habe.
Kommen wir nun zur Periode nach 1847, seit Einführung des Zehnstundengesetzes in die englischen Baumwoll-, Woll-, Seiden- und Flachsfabriken.
"Die Geschwindigkeit der Spindeln ist auf Throstles um 500, auf Mules um 1000 Drehungen in einer Minute gewachsen, d. h. die Geschwin- digkeit der Throstlespindel, die 1839 4500 Drehungen in einer Minute zählte, beträgt nun (1862) 5000, und die der Mulespindel, die 5000 zählte, beträgt jetzt 6000 in der Minute; diess beläuft sich im ersten Fall auf und im zweiten auf 1/5 zusätzlicher Geschwindigkeit"168). Jos. Nasmyth, der berühmte Civilingenieur von Paticroft, bei Manchester, setzte 1852 in einem Brief an Leonhard Horner die von 1848--1852 gemachten Verbesserungen in der Dampfmaschine auseinander. Nachdem er bemerkt, dass die Dampfpferdekraft, in der officiellen Fabrikstatistik fortwährend geschätzt nach ihrer Wirkung im Jahr 1828169), nur noch
166) "Reports of Insp. of Fact. for 1845", p. 20.
167) l. c. p. 22.
168) "Reports of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1862", p. 62.
169) Diess hat sich geändert mit dem "Parliamentary Return" von 1862. Hier tritt die wirkliche Dampfpferdekraft der modernen Dampfmaschinen und Wasserräder an die Stelle der nominellen. Auch sind die Dublirspindeln nicht
gung als er kontinuirlich leisten kann. Es ereignet sich oft, dass der Fabri- kant in seiner Hast die Bewegung zu sehr beschleunigt. Brüche und schlechtes Machwerk wiegen dann die Geschwindigkeit mehr als auf und er ist gezwungen den Gang der Maschinerie zu mässigen. Ich schloss daher, da ein aktiver und einsichtsvoller Fabrikant das sichre Maximum ausfindet, dass es unmöglich ist in 11 Stunden so viel zu produciren als in 12. Ich nahm ausserdem an, dass der per Stücklohn bezahlte Arbeiter sich auf’s äusserste anstrengt, soweit er denselben Arbeitsgrad kontinuir- lich aushalten kann“166). Horner schloss daher, trotz der Experimente von Gardner u. s. w., dass eine weitere Herabsetzung des Ar- beitstags unter 12 Stunden die Quantität des Produkts vermindern müsse167). Er selbst citirt 10 Jahre später sein Be- denken von 1845 zum Beweis, wie wenig er damals noch die Elastici- tät der Maschinerie und der menschlichen Arbeitskraft, die beide gleichmässig durch die zwangsweise Verkürzung des Ar- beitstags aufs Höchste gespannt werden, begriffen habe.
Kommen wir nun zur Periode nach 1847, seit Einführung des Zehnstundengesetzes in die englischen Baumwoll-, Woll-, Seiden- und Flachsfabriken.
„Die Geschwindigkeit der Spindeln ist auf Throstles um 500, auf Mules um 1000 Drehungen in einer Minute gewachsen, d. h. die Geschwin- digkeit der Throstlespindel, die 1839 4500 Drehungen in einer Minute zählte, beträgt nun (1862) 5000, und die der Mulespindel, die 5000 zählte, beträgt jetzt 6000 in der Minute; diess beläuft sich im ersten Fall auf ⅒ und im zweiten auf ⅕ zusätzlicher Geschwindigkeit“168). Jos. Nasmyth, der berühmte Civilingenieur von Paticroft, bei Manchester, setzte 1852 in einem Brief an Leonhard Horner die von 1848—1852 gemachten Verbesserungen in der Dampfmaschine auseinander. Nachdem er bemerkt, dass die Dampfpferdekraft, in der officiellen Fabrikstatistik fortwährend geschätzt nach ihrer Wirkung im Jahr 1828169), nur noch
166) „Reports of Insp. of Fact. for 1845“, p. 20.
167) l. c. p. 22.
168) „Reports of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1862“, p. 62.
169) Diess hat sich geändert mit dem „Parliamentary Return“ von 1862. Hier tritt die wirkliche Dampfpferdekraft der modernen Dampfmaschinen und Wasserräder an die Stelle der nominellen. Auch sind die Dublirspindeln nicht
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schlechtes Machwerk wiegen dann die Geschwindigkeit mehr als auf und
er ist gezwungen den Gang der Maschinerie zu mässigen. Ich schloss
daher, da ein aktiver und einsichtsvoller Fabrikant das sichre Maximum
ausfindet, dass es unmöglich ist in 11 Stunden so viel zu produciren als
in 12. Ich nahm ausserdem an, dass der per Stücklohn bezahlte Arbeiter
sich auf’s äusserste anstrengt, soweit er denselben Arbeitsgrad kontinuir-
lich aushalten kann“ 166). Horner schloss daher, trotz der Experimente
von Gardner u. s. w., dass eine weitere Herabsetzung des Ar-
beitstags unter 12 Stunden die Quantität des Produkts
vermindern müsse 167). Er selbst citirt 10 Jahre später sein Be-
denken von 1845 zum Beweis, wie wenig er damals noch die Elastici-
tät der Maschinerie und der menschlichen Arbeitskraft, die beide
gleichmässig durch die zwangsweise Verkürzung des Ar-
beitstags aufs Höchste gespannt werden, begriffen habe.
Kommen wir nun zur Periode nach 1847, seit Einführung des
Zehnstundengesetzes in die englischen Baumwoll-, Woll-, Seiden-
und Flachsfabriken.
„Die Geschwindigkeit der Spindeln ist auf Throstles um 500, auf
Mules um 1000 Drehungen in einer Minute gewachsen, d. h. die Geschwin-
digkeit der Throstlespindel, die 1839 4500 Drehungen in einer Minute
zählte, beträgt nun (1862) 5000, und die der Mulespindel, die 5000
zählte, beträgt jetzt 6000 in der Minute; diess beläuft sich im ersten Fall
auf ⅒ und im zweiten auf ⅕ zusätzlicher Geschwindigkeit“ 168). Jos.
Nasmyth, der berühmte Civilingenieur von Paticroft, bei Manchester,
setzte 1852 in einem Brief an Leonhard Horner die von 1848—1852
gemachten Verbesserungen in der Dampfmaschine auseinander. Nachdem
er bemerkt, dass die Dampfpferdekraft, in der officiellen Fabrikstatistik
fortwährend geschätzt nach ihrer Wirkung im Jahr 1828 169), nur noch
166) „Reports of Insp. of Fact. for 1845“, p. 20.
167) l. c. p. 22.
168) „Reports of Insp. of Fact. for 31st Oct. 1862“, p. 62.
169) Diess hat sich geändert mit dem „Parliamentary Return“ von 1862.
Hier tritt die wirkliche Dampfpferdekraft der modernen Dampfmaschinen und
Wasserräder an die Stelle der nominellen. Auch sind die Dublirspindeln nicht
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/424>, abgerufen am 22.11.2024.
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