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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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tem Verhältniss zur Grösse des von ihr auf das Machwerk übertragenen
Werthbestandtheils. Je länger die Periode, worin sie funktionirt, desto
grösser die Produktenmasse, worüber sich der von ihr zugesetzte Werth
vertheilt, und desto kleiner der Werththeil, den sie der einzelnen Waare zu-
fügt. Die aktive Lebensperiode der Maschinerie ist aber offenbar bestimmt
durch die Länge des Arbeitstags oder die Dauer des täglichen Ar-
beitsprozesses, multiplicirt mit der Anzahl Tage, worin er sich wie-
derholt.

Der Maschinenverschleiss entspricht keineswegs exakt mathematisch
ihrer Benutzungszeit. Und selbst diess vorausgesetzt, umfasst eine Ma-
schine, die während 71/2 Jahren täglich 16 Stunden dient, eine ebenso
grosse Produktionsperiode und setzt dem Gesammtprodukt nicht mehr
Werth zu als dieselbe Maschine, die während 15 Jahren nur 8 Stunden
täglich dient. Im erstern Fall aber wäre der Maschinenwerth doppelt so
rasch reproducirt als im letztern und der Kapitalist hätte vermittelst der-
selben in 71/2 Jahren so viel Mehrarbeit eingeschluckt als sonst in 15.

Der materielle Verschleiss der Maschine ist doppelt. Der eine ent-
springt aus ihrem Gebrauch, wie Geldstücke durch Cirkulation verschleis-
sen, der andre aus ihrem Nichtgebrauch, wie ein unthätig Schwert in der
Scheide verrostet. Es ist diess ihr Verzehr durch die Elemente. Der
Verschleiss erster Art steht mehr oder minder in direktem Verhältniss,
der letztere, zu gewissem Grad, in umgekehrtem Verhältniss zu ihrem
Gebrauch145).

Neben dem materiellen unterliegt die Maschine aber auch einem so
zu sagen moralischen Verschleiss. Sie verliert Tauschwerth im

dent of the hands, and that, having once established the custom by means of the
miserable materials they had procured in this way, they could impose it on their
neighbours with the greater facility." (J. Fielden: "The Curse of the
Factory System. Lond
. 1836.") Mit Bezug auf Weiberarbeit sagt Fabrik-
inspektor Saunders im Fabrikbericht von 1844: "Unter den Arbeiterinnen giebt
es Frauen, die hinter einander für viele Wochen, mit Ausfall nur weniger Tage,
von 6 Uhr Morgens bis 12 Uhr Nachts beschäftigt werden, mit weniger als 2 Stun-
den für Mahlzeiten, so dass ihnen für 5 Tage in der Woche von den 24 Tages-
stunden nur 6 bleiben, um von und nach Haus zu gehn und im Bett auszuruhn."
145) "Le domage que cause l'inaction des machines a des pieces de metal
mobiles et delicates." (Ure l. c. t. II, p. 8.)

tem Verhältniss zur Grösse des von ihr auf das Machwerk übertragenen
Werthbestandtheils. Je länger die Periode, worin sie funktionirt, desto
grösser die Produktenmasse, worüber sich der von ihr zugesetzte Werth
vertheilt, und desto kleiner der Werththeil, den sie der einzelnen Waare zu-
fügt. Die aktive Lebensperiode der Maschinerie ist aber offenbar bestimmt
durch die Länge des Arbeitstags oder die Dauer des täglichen Ar-
beitsprozesses, multiplicirt mit der Anzahl Tage, worin er sich wie-
derholt.

Der Maschinenverschleiss entspricht keineswegs exakt mathematisch
ihrer Benutzungszeit. Und selbst diess vorausgesetzt, umfasst eine Ma-
schine, die während 7½ Jahren täglich 16 Stunden dient, eine ebenso
grosse Produktionsperiode und setzt dem Gesammtprodukt nicht mehr
Werth zu als dieselbe Maschine, die während 15 Jahren nur 8 Stunden
täglich dient. Im erstern Fall aber wäre der Maschinenwerth doppelt so
rasch reproducirt als im letztern und der Kapitalist hätte vermittelst der-
selben in 7½ Jahren so viel Mehrarbeit eingeschluckt als sonst in 15.

Der materielle Verschleiss der Maschine ist doppelt. Der eine ent-
springt aus ihrem Gebrauch, wie Geldstücke durch Cirkulation verschleis-
sen, der andre aus ihrem Nichtgebrauch, wie ein unthätig Schwert in der
Scheide verrostet. Es ist diess ihr Verzehr durch die Elemente. Der
Verschleiss erster Art steht mehr oder minder in direktem Verhältniss,
der letztere, zu gewissem Grad, in umgekehrtem Verhältniss zu ihrem
Gebrauch145).

Neben dem materiellen unterliegt die Maschine aber auch einem so
zu sagen moralischen Verschleiss. Sie verliert Tauschwerth im

dent of the hands, and that, having once established the custom by means of the
miserable materials they had procured in this way, they could impose it on their
neighbours with the greater facility.“ (J. Fielden: „The Curse of the
Factory System. Lond
. 1836.“) Mit Bezug auf Weiberarbeit sagt Fabrik-
inspektor Saunders im Fabrikbericht von 1844: „Unter den Arbeiterinnen giebt
es Frauen, die hinter einander für viele Wochen, mit Ausfall nur weniger Tage,
von 6 Uhr Morgens bis 12 Uhr Nachts beschäftigt werden, mit weniger als 2 Stun-
den für Mahlzeiten, so dass ihnen für 5 Tage in der Woche von den 24 Tages-
stunden nur 6 bleiben, um von und nach Haus zu gehn und im Bett auszuruhn.“
145) „Le domage que cause l’inaction des machines à des pièces de metal
mobiles et délicates.“ (Ure l. c. t. II, p. 8.)
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[393/0412] tem Verhältniss zur Grösse des von ihr auf das Machwerk übertragenen Werthbestandtheils. Je länger die Periode, worin sie funktionirt, desto grösser die Produktenmasse, worüber sich der von ihr zugesetzte Werth vertheilt, und desto kleiner der Werththeil, den sie der einzelnen Waare zu- fügt. Die aktive Lebensperiode der Maschinerie ist aber offenbar bestimmt durch die Länge des Arbeitstags oder die Dauer des täglichen Ar- beitsprozesses, multiplicirt mit der Anzahl Tage, worin er sich wie- derholt. Der Maschinenverschleiss entspricht keineswegs exakt mathematisch ihrer Benutzungszeit. Und selbst diess vorausgesetzt, umfasst eine Ma- schine, die während 7½ Jahren täglich 16 Stunden dient, eine ebenso grosse Produktionsperiode und setzt dem Gesammtprodukt nicht mehr Werth zu als dieselbe Maschine, die während 15 Jahren nur 8 Stunden täglich dient. Im erstern Fall aber wäre der Maschinenwerth doppelt so rasch reproducirt als im letztern und der Kapitalist hätte vermittelst der- selben in 7½ Jahren so viel Mehrarbeit eingeschluckt als sonst in 15. Der materielle Verschleiss der Maschine ist doppelt. Der eine ent- springt aus ihrem Gebrauch, wie Geldstücke durch Cirkulation verschleis- sen, der andre aus ihrem Nichtgebrauch, wie ein unthätig Schwert in der Scheide verrostet. Es ist diess ihr Verzehr durch die Elemente. Der Verschleiss erster Art steht mehr oder minder in direktem Verhältniss, der letztere, zu gewissem Grad, in umgekehrtem Verhältniss zu ihrem Gebrauch 145). Neben dem materiellen unterliegt die Maschine aber auch einem so zu sagen moralischen Verschleiss. Sie verliert Tauschwerth im 144) 145) „Le domage que cause l’inaction des machines à des pièces de metal mobiles et délicates.“ (Ure l. c. t. II, p. 8.) 144) dent of the hands, and that, having once established the custom by means of the miserable materials they had procured in this way, they could impose it on their neighbours with the greater facility.“ (J. Fielden: „The Curse of the Factory System. Lond. 1836.“) Mit Bezug auf Weiberarbeit sagt Fabrik- inspektor Saunders im Fabrikbericht von 1844: „Unter den Arbeiterinnen giebt es Frauen, die hinter einander für viele Wochen, mit Ausfall nur weniger Tage, von 6 Uhr Morgens bis 12 Uhr Nachts beschäftigt werden, mit weniger als 2 Stun- den für Mahlzeiten, so dass ihnen für 5 Tage in der Woche von den 24 Tages- stunden nur 6 bleiben, um von und nach Haus zu gehn und im Bett auszuruhn.“

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/412>, abgerufen am 22.11.2024.