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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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die zur Erhaltung des individuellen erwachsnen Arbeiters, sondern durch
die zur Erhaltung der Arbeitsfamilie nöthige Arbeitszeit. Indem die
Maschinerie alle Glieder der Arbeiterfamilie auf den Arbeitsmarkt wirft,
vertheilt sie den Werth der Arbeitskraft des Mannes über seine ganze Fa-
milie. Sie entwerthet daher seine Arbeitskraft. Der Ankauf der in
4 Arbeitskräfte z. B. parcellirten Familie kostet vielleicht mehr als früher
der Ankauf der Arbeitskraft des Familienhaupts, aber dafür treten 4 Ar-
beitstage an die Stelle von Einem, und ihr Preis fällt im Verhältniss zum
Ueberschuss der Mehrarbeit der Vier über die Mehrarbeit des Einen. Vier
müssen nun nicht nur Arbeit, sondern Mehrarbeit für das Kapital liefern,
damit eine Familie lebe. So erweitert die Maschinerie von vorn herein
mit dem menschlichen Exploitationsmaterial, dem eigensten
Ausbeutungsfeld des Kapitals121), zugleich den Exploitationsgrad.

Sie revolutionirt eben so von Grund aus die formelle Vermittlung des
Kapitalverhältnisses, den Kontrakt zwischen Arbeiter und Kapitalist.
Auf Grundlage des Waarenaustausches war es erste Voraussetzung, dass
sich Kapitalist und Arbeiter als freie Personen, als unabhängige Waa-
renbesitzer, der eine Besitzer von Geld und Produktionsmitteln, der andre
Besitzer von Arbeitskraft, gegenübertraten. Aber jetzt kauft das Kapital
Unmündige oder Halbmündige. Der Arbeiter verkaufte früher seine eigne

121) "The numerical increase of labourers has been great, through the grow-
ing substitution of female for male, and above all of childish for adult, labour.
Three girls of 13, at wages from of 6 sh. to 8 sh. a week, have replaced the one
man of mature age, of wages varying from 18 sh. to 45 sh." (Th. de Quin-
cey
: "The Logic of Politic. Econ. Lond. 1845", Note zu p. 147.)
Da gewisse Funktionen der Familie, z. B. Warten und Säugen der Kinder u. s. w.,
nicht ganz unterdrückt werden können, müssen die vom Kapital konfiscirten Fa-
milienmütter mehr oder minder Stellvertreter dingen. Die Arbeiten, welche der
Familienkonsum erheischt, wie Nähen, Flicken u. s. w., müssen durch Kauf fer-
tiger Waaren ersetzt werden. Der verminderten Ausgabe von häuslicher Arbeit ent-
spricht also vermehrte Geldausgabe. Die Produktionskosten der Arbeiterfamilie
wachsen daher und balanciren die Mehreinnahme. Es kommt hinzu, dass Oeko-
nomie
und Zweckmässigkeit in Vernutzung und Bereitung der Lebensmittel
unmöglich werden. Ueber diese von der officiellen politischen Oekonomie ver-
heimlichten Thatsachen findet man reichliches Material in den "Reports" der
Fabrikinspektoren, der "Children's Employment Commission" und
namentlich auch des "Board of Health".

die zur Erhaltung des individuellen erwachsnen Arbeiters, sondern durch
die zur Erhaltung der Arbeitsfamilie nöthige Arbeitszeit. Indem die
Maschinerie alle Glieder der Arbeiterfamilie auf den Arbeitsmarkt wirft,
vertheilt sie den Werth der Arbeitskraft des Mannes über seine ganze Fa-
milie. Sie entwerthet daher seine Arbeitskraft. Der Ankauf der in
4 Arbeitskräfte z. B. parcellirten Familie kostet vielleicht mehr als früher
der Ankauf der Arbeitskraft des Familienhaupts, aber dafür treten 4 Ar-
beitstage an die Stelle von Einem, und ihr Preis fällt im Verhältniss zum
Ueberschuss der Mehrarbeit der Vier über die Mehrarbeit des Einen. Vier
müssen nun nicht nur Arbeit, sondern Mehrarbeit für das Kapital liefern,
damit eine Familie lebe. So erweitert die Maschinerie von vorn herein
mit dem menschlichen Exploitationsmaterial, dem eigensten
Ausbeutungsfeld des Kapitals121), zugleich den Exploitationsgrad.

Sie revolutionirt eben so von Grund aus die formelle Vermittlung des
Kapitalverhältnisses, den Kontrakt zwischen Arbeiter und Kapitalist.
Auf Grundlage des Waarenaustausches war es erste Voraussetzung, dass
sich Kapitalist und Arbeiter als freie Personen, als unabhängige Waa-
renbesitzer, der eine Besitzer von Geld und Produktionsmitteln, der andre
Besitzer von Arbeitskraft, gegenübertraten. Aber jetzt kauft das Kapital
Unmündige oder Halbmündige. Der Arbeiter verkaufte früher seine eigne

121) „The numerical increase of labourers has been great, through the grow-
ing substitution of female for male, and above all of childish for adult, labour.
Three girls of 13, at wages from of 6 sh. to 8 sh. a week, have replaced the one
man of mature age, of wages varying from 18 sh. to 45 sh.“ (Th. de Quin-
cey
: „The Logic of Politic. Econ. Lond. 1845“, Note zu p. 147.)
Da gewisse Funktionen der Familie, z. B. Warten und Säugen der Kinder u. s. w.,
nicht ganz unterdrückt werden können, müssen die vom Kapital konfiscirten Fa-
milienmütter mehr oder minder Stellvertreter dingen. Die Arbeiten, welche der
Familienkonsum erheischt, wie Nähen, Flicken u. s. w., müssen durch Kauf fer-
tiger Waaren ersetzt werden. Der verminderten Ausgabe von häuslicher Arbeit ent-
spricht also vermehrte Geldausgabe. Die Produktionskosten der Arbeiterfamilie
wachsen daher und balanciren die Mehreinnahme. Es kommt hinzu, dass Oeko-
nomie
und Zweckmässigkeit in Vernutzung und Bereitung der Lebensmittel
unmöglich werden. Ueber diese von der officiellen politischen Oekonomie ver-
heimlichten Thatsachen findet man reichliches Material in den „Reports“ der
Fabrikinspektoren, der „Children’s Employment Commission“ und
namentlich auch des „Board of Health“.
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[383/0402] die zur Erhaltung des individuellen erwachsnen Arbeiters, sondern durch die zur Erhaltung der Arbeitsfamilie nöthige Arbeitszeit. Indem die Maschinerie alle Glieder der Arbeiterfamilie auf den Arbeitsmarkt wirft, vertheilt sie den Werth der Arbeitskraft des Mannes über seine ganze Fa- milie. Sie entwerthet daher seine Arbeitskraft. Der Ankauf der in 4 Arbeitskräfte z. B. parcellirten Familie kostet vielleicht mehr als früher der Ankauf der Arbeitskraft des Familienhaupts, aber dafür treten 4 Ar- beitstage an die Stelle von Einem, und ihr Preis fällt im Verhältniss zum Ueberschuss der Mehrarbeit der Vier über die Mehrarbeit des Einen. Vier müssen nun nicht nur Arbeit, sondern Mehrarbeit für das Kapital liefern, damit eine Familie lebe. So erweitert die Maschinerie von vorn herein mit dem menschlichen Exploitationsmaterial, dem eigensten Ausbeutungsfeld des Kapitals 121), zugleich den Exploitationsgrad. Sie revolutionirt eben so von Grund aus die formelle Vermittlung des Kapitalverhältnisses, den Kontrakt zwischen Arbeiter und Kapitalist. Auf Grundlage des Waarenaustausches war es erste Voraussetzung, dass sich Kapitalist und Arbeiter als freie Personen, als unabhängige Waa- renbesitzer, der eine Besitzer von Geld und Produktionsmitteln, der andre Besitzer von Arbeitskraft, gegenübertraten. Aber jetzt kauft das Kapital Unmündige oder Halbmündige. Der Arbeiter verkaufte früher seine eigne 121) „The numerical increase of labourers has been great, through the grow- ing substitution of female for male, and above all of childish for adult, labour. Three girls of 13, at wages from of 6 sh. to 8 sh. a week, have replaced the one man of mature age, of wages varying from 18 sh. to 45 sh.“ (Th. de Quin- cey: „The Logic of Politic. Econ. Lond. 1845“, Note zu p. 147.) Da gewisse Funktionen der Familie, z. B. Warten und Säugen der Kinder u. s. w., nicht ganz unterdrückt werden können, müssen die vom Kapital konfiscirten Fa- milienmütter mehr oder minder Stellvertreter dingen. Die Arbeiten, welche der Familienkonsum erheischt, wie Nähen, Flicken u. s. w., müssen durch Kauf fer- tiger Waaren ersetzt werden. Der verminderten Ausgabe von häuslicher Arbeit ent- spricht also vermehrte Geldausgabe. Die Produktionskosten der Arbeiterfamilie wachsen daher und balanciren die Mehreinnahme. Es kommt hinzu, dass Oeko- nomie und Zweckmässigkeit in Vernutzung und Bereitung der Lebensmittel unmöglich werden. Ueber diese von der officiellen politischen Oekonomie ver- heimlichten Thatsachen findet man reichliches Material in den „Reports“ der Fabrikinspektoren, der „Children’s Employment Commission“ und namentlich auch des „Board of Health“.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/402>, abgerufen am 22.11.2024.